nichts am Willen der französischen Regierung ändern können. DieRadio-Agentur" verbreitet folgende Note: Wir glauben zu wissen, daß das Kriegs- und Finanzministerium gegen» wärtig einen Entwurf für die eventuelle Besetzung Ruhr prüfen. DieOeuvre" schreibt: Die französische Re­gierung hat offiziell bei der belgischen Regierung angefragt, wie die Haltung Belgiens wäre, wenn Frankreich militäri­st' ' Maßnahmen ergriffe. In gut unterrichteten Kreisen er­klärt man, daß die englische Regierung die Besetzung der Ruhr mit ausgesprochenen unfreundlichen Maßnahmen be­antworten werde.

Daily Chronicle" teilt mit, daß Lloyd George über die Pariser Verhandlungen stündlich aus dem Laufenden gehalten wird. Falls die Verhandlungen mißlingen oder Frankreich

zu einer Sonderaktion entschließt, wird Lloyd George so­fort nach London zurückkehren und einen Kabinettsrat einbe­rufen, da in diesem Falle eine außerordentliche Krisis geschaf­fen sei. Hiesige offizielle Kreise sind nicht sehr hoffnungsvoll.

Zugriff auf die deutschen Gold-Depots

Paris. 31. August. Es bestätigt sich, daß in den nichtamt­lichen Besprechungen der Versuch gemacht wurde, eine vor­läufige Regelung der nächsten fälligen deutschen Barzahlun­gen dadurch zu ermöglichen, daß Deutschland an Bel­gien, dem nach den alliierten Vereinbarungen der nächste Betrag zufallen sollte, 6 Monatswechsel geben soll. Für diese Wechsel verlangt Belgien die Unterschrift der Reichsbank, welche durch Golddepots in der voraussichtlichen Höhe von 270 Millionen Goldmark im Ausland garantiert werden sol­len. Die Reichsbank hat nicht geglaubt, für diese Goldabgabe die Verantwortung übernehmen zu können. ,,

Englische und französische Ansichten

London, 31. August. Die Berichte der englischen Korre­spondenten in Paris über die heute zu erwartende Entschei­dung in der Frage des Moratoriums lauten keineswegs sehr zuversichtlich. Bradbury erklärte, dem Berichterstatter des Daily Telegraph" zufolge, am Schluß der gestrigen Eröte- rungen: Wenn wir einen einstimmigen Beschluß erzielen, so wird das Ergebnis für jedermann befriedigend sein, wenn jedoch eine Entscheidung durch Mehrheitsbeschluß zustande kommen sollte, so wird sie nicht befriedigend sein. Der Fran­zose Dubais habe erklärt: Ich kann nicht sagen, daß unsere Eindrücke nach Anhörung der Deutschen schlecht sind.

Amerika ergreift das Wort

Paris, 81. August. Der amerikanische Delegierte Logan ergriff in der gestrigen Sitzung der Reparationskommission das Wort und erklärte, daß Amerika den belgischen Vermitt­lungsvorschlag unterstützen werde. Wenn dieser Vorschlag nicht angenommen werde, werde Amerika neue Vorschläge machen.

Amerika drängt aus Begleichung der Schulden

Paris, 31. August. Wie derMatin" mitteilt, haben die amerikanischen Delegierten von Frankreich verlangt, daß es die Regelung seiner während des Krieges aufgenommenen Schulden durch Abschluß von Vereinbarungen im Rahmen des Bundesgesetzes ins Auge fasse. Parmentier habe darauf hingewiesen, daß es der französischen Regierung, solange die Reparationsfrage nicht geregelt sei, unmöglich sei, derartige Vereinbarungen zu treffen. ^

Um Oesterreich "

Rom, 31. August. Das italienische Kabinett beschloß in seiner Sitzung, solange keine Truppen nach Oesterreich zu sen­den, als dessen territoriale Unversehrtheit von keiner Seite gefährdet sei. Falls aber Südslawen in Oesterreich einrück­ten, würde Italien eine gemeinsame Aktion der Mächte durch- zusetzen versuchen oder aber die Erlaubnis zu einer Sonder­aktion erbitten. Es deutet aber alles darauf hin, daß eine friedliche Lösung der Krisis erzielt wird. Man spricht in Rom davon, daß der südslawische Außenminister hieherkammt, um die Lage mit Schanzer zu erörtern.

Türkische Erfolg gegen die Griechen

Athen, 31. August. Der Kriegsminister Theotokis und der Minister des Innern Stratos sind vorgestern abend nach Smyrna abgereist, um sich mit dem Oberstkommandiersn- den zu beraten. Den Blättern zufolge vollzog sich die Räu­mung der griechischen Stellungen in vollkommener Ordnung. Alles Kriegsmaterial und Cisenbahnmaterial wurde in die neuen Stellungen herübergenommen, von wo die Artillerie die Stadt Karahissar beherrscht.

stonstankinopel, 31. August. Die Türken melden auch die Einnahme von E s k i s ch e h i r. Damit hat die neue Offen- sive der Kemalisten auch nach Norden in Richtung Dardanel­len Raum gewonnen, denn die genannte Stadt liegt nur noch etwa 150 Km. vom Marmarameer und 200 Km. von Kon- stantinopel entfernt. Die türkischen Blätter weisen deshalb auch darauf hin, daß letzten Endes die Bajonette der türki­schen Nationalisten raschere Arbeit als alle diplomatischen Konferenzen verrichten werden.

Adana, 31. August. Nach Mledungen aus Angora haben die Türken die griechischen Stellungen im Mäander-Abschnitt in Besitz genommen und zahlreiche Gefangene gemacht. Die Griechen ziehen sich im Abschnitt Karahissar (etwa 200 Ktlom. östlich Smyrna) zurück.

36. Deutscher lan-wirtschaftl. Genossenschaftstag

Stuttgart. 31. August. Bei äußerst zahlreicher Beteili- tzüng wurde heute im Kuppelsaal des Kunstgebäudes der 36. Deutsche landwirtschaftliche Genossenschaftstag durch den Vorsitzenden des Gesamtausschusses, Berbandsdirektor Lan- desökonomierat Iohannssen- Hannover, abgehalten. Als Ehrengäste waren u. a. erschienen der Württ. Staatsprä­sident Dr. Hieber. der Präsident des vorläufigen Reichs- rvirtfchaftsrats von Braun; ferner zahlreiche Vertreter von Landwirtschaftskammern und landwirtschaftlichen Kör­perschaften, sowie der landwirtschaftlichen Genossen schafts­verbände in Deutich-Oesterreich, Vorarlberg und Deutsch- Böhmen und von Holland. In seiner Eröffnungsansprache wies der Vorsitzende, Berbandsdirektor Johannss.-n, daraus hin, daß die deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften nun zum zweitenmal in Stuttgart lagen, erstmals im Jahr« 1893. Sn einem Ueberblick über die perzeitige wiMchaflstch« Laae Deutschlaitds kennzeichnete der Vorsitzende me katastro­phale Entwertung unseres Geldes in erster Lime als eine Folge des Schand- und Gewaltfriedens von Versailles und dessen unerbittlicher, von Haß und Bergeivalt-gungsabsichten erfüllter Ausführung: dazu kommt, daß wette schichten un­seres Volkes noch keine Ahnung zu haben scheinen von dem wirtschaftlichen Ruin, der uns bedroht. Unsere Volksernah- puna ist angesichts der wenia besriediaenden Ernte stark in

Fratze gestellt Dazu kdstmkt, büß auf der LanVWkWtzaft die Getreideumlage lastet, deren Durchführung für viele Landwirte unmöglich ist und die ungünstig auf unsere ganze Ernährungslage Zurückwirken muß. Es folgte dann eine Reihe von Begrüßungsansprachen. Namens der Württ. Staatsregierung hieß Staatspräsident Dr. Hieber den Reichsverband als die größte landwirtschaftliche Organisa­tion nicht nur Deutschlands, sondern der ganzen Welt in Stuttgart willkommen. Für das Reichsministerium für Er­nährung und Landwirtschaft sprach Ministerialrat Dr. Quassowski, für das Württ. Ernährungsministenum Staats­rat Rau, für den Deutschen Landwirtschaftsrat und die Preuß. Hauptlandwirtschaftskammer Oek.-Rat Dr. von Altrock, ferner ein Vertreter des Preuß. Ministerpräsidenten und des Preußischen Landwirtschaftsministers, sodann Bür­germeister Dr. Dollinger namens der Stadt Stuttgart und des Deutschen Sparkassenverbands, sowie des Württ. Spar­kassen- und Giroverbandes, außerdem sodann noch Direktor Ströbel für die Württ. Landwirtschaftskammer und der Rek­tor der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, Prof. Dr. Wacker. Nach einem Vortrag des Verbandsdirektors Oberregierungsrat Baier-Stuttgart über Stand und Entwick­lung des landwitschaftlichen Genossenschaftswesens in Wür- temberg dem Württ. Verband gehören zurzeit 1923 Ge­nossenschaften mit rund 175 000 Mitgliedern an, erstattete der Anwalt des Reichsverbands, Regierungsrat Gennes- Berlin, den Jahresbericht. Die Zahl der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Deutschland ist im Berichtsjahr Um 2591 gestiegen, eine Rekordzahl, wie wir sie bis jetzt nur einmal in der Geschichte des Genossenschaftswesens kennen. Einen schweren Druck auf die genossenschaftliche Arbeit übte die Steuergesetzgebung aus. Besonders ist dies hinsichtlich der Umsatzsteuer der Fall. Hinsichtlich der genossenschaftlichen Kreditorganisation des Reichsverbands hob der Vortragende hervor, daß der Gesamtumsatz der 25 Zentralkassen des Reichsverbands im Berichtsjahr von 140 auf 181 Milliarden gestiegen ist. Die Einzahlungen der Genossenschaften be­trugen 20,7, die Abhebungen 18,4 Milliarden Mark. Die landwirtschaftliche Genossenschaftsarbsit dient freilich nicht nur der Landwirtschaft, sondern der Gesamtheit des Volkes, welches jetzt eine Schicksalsgenossenschaft bildet. Um auch hier die notwendige Einheitsfront zu schaffen, gibt es kein besserer Bindemittel, als das Bekenntnis zur gemeinsamen genossen­schaftlichen Arbeit. In diesem Sinne ist die Genossenschafts­arbeit DienstfürsVaterland. Den Schluß des ersten Verhandlungstages bildete ein Vortrag des Generalsekretärs Brenning-Berlin vom Reichsverband der deutschen Land­wirtschaftlichen Genossenschaften über denGenossenschaft­lichen Nachwuchs". In den späteren Nachmittagsstunden fanden noch Führungen in die nähere Umgebung Stuttgarts in verschiedenen Gruppen statt. Morgen ist die zweite und letzte öffentliche Hauptversammlung des Deutschen Genossen­schaftstages.

Württemberg

Stuttgart, 81. August. FleischundMilch werden teurer. Die Stuttgarter Metzerinnung hat schon wieder eine Meischpreiserhöhung beschlossen: Ochsen- und Rind­fleisch 1. Sorte 94 ^t, 2. Sorte 8084 -4t, Kuhsleisch 58 bis 68 -4t, Kalbfleisch 106108 -4t, Schweinefleisch 160 -4t, Ham­melfleisch 96100 -4t. Wie das Städt. Nachrichtenamt mit­teilt, sind diese Preise unter Mitwirkung der Landespreis­stelle einer amtlichen Nachprüfung unterzogen und von dieser im Hinblick auf die abermalige starke Steigerung der Vieh- preise bei den zwei letzten Stuttgarter Viehmärkten nicht be­anstandet worden. Die am 1. September in Kraft tretende Steigerung der Milchfrachten macht eine Erhöhung des Prei­ses für Frischmilch um 40 L für das Liter notwendig. Der Preis beträgt demnach ab 1. September für 1 Liter Vollmiüh 14 -4t. Der Magermilchpreis bleibt unverändert.

Aalen, 31. August. Todesfall. Am Dienstag früh starb hier unerwartet rasch der Kgl. Forstmeister a. D. Hof­mann im Alter von 81 Jahren. Er entstammte einer alten angesehenen Familie in Ellwangen, verbrachte seine Dienst­zeit namentlich in Abtsgmünd und Aalen und lebte hier eine Reihe von Jahre» im Ruhestand. Mit ihm schied ein treuer, gewissenhafter Beamter von altem Schrot und Korn aus dem Leben.

Jütttingen, 81. August. Herr Pfarrer R 3 m? k verlaßt dieser Tage die hiesige Gemeinde, um die ihm übertragene Pfarrei Buoch bei Schorndorf zu übernehmen. Mit Rück­sicht auf den Ernst der Zeit hat er gebeten, von einer Ab­schiedsfeier abzusehen und verabschiedete er sich letzten Sonn­tag in der vollbesetzten Kirche durch sine zu Herzen gehende Predigt mit Ermahnungen. Der Kirchsngemeinderat sprach ihm nach dem Gottesdienst den Dank der Gemeinde aus für die Treue und große Hingebung, mit der er 11 Jahre lang seines Amts hier gewaltet Hst und überreichte ihm als An­denken ein wertvolles Geschenk. Die besten Wünsche der Ecmeinde begleiten den Scheidenden und feine Familie an seinen neuen Wirkungskreis und Heimat.

Ratzenried, OA. Wangen, 81. August. Wekkers Ha­ben. Der Schaden, den das Unwetter am 1. August ange­richtet hat, kann jetzt ungefähr berechnet werden. Er beträgt gegen 15 Millionen. Der Glasschaden beziffert sich allein auf mehrere Hunderttausend Mark. Am Pfarr- und Kap- lanethaus beträgt er 7338 Mk., Rat- und Schulhaus 7200 Mark, St. Iosephshaus 4317 Mk. Dis Gräfl. von Berel- dingsche Herrschaft hat über 100 000 Mk. Schaden an Schloß- Brauerei, Gärtnerei, deren Fensterbestand ganz zerschlagen wurde. Die Kirchenfenster der Südseite im Chor, Schiff und Sakristei müssen alle neu gemacht werden, was über 100 000 Mark kostet. Die Schätzungskommission hat den Frucht schaden fast überall auf 100 Prozent berechnet. In größeren Obstgärten lagen 100 und noch mehr Zentner Obst am Boden.

Laupheim, 31. August. Besitzwechsel. Dir Wirt­schaft zum Kaiser in der Pfeiffergasse ist um 200 000 Mk. in den Besitz der Aktiengesellschaft Steiger u. Cie. in Burg­rieden übergegangen. Die Lokalitäten werden zu Wohnun­gen umgebaut.

Friedrickshafen, 31. August. Fremdenverkehr. Am Bodensee ist der Fremdenverkehr noch immer sehr stark. Im besonderen werden die kleineren Landorte zum Kurauf­enthalt gewählt, wo man etwas billiger zu leben glaubt. Alle Gasthäuser und Restaurants sind bis auf den letzten Platz belegt. Unter den Fremden befinden sich auffallend viele Ausländer, die infolge der Marksntwertung Re hohen Pensionspreise ohne Achselzucken bezahlen. In den größeren Städten wie Friedrichshafen und Konstanz machen sich die Folgen der Markentwertung immer unangenehmer bemerk­bar. Die Preise steigen rapid in die Höhe. So kostei u. a. der Liter Vollmilch aus der Schweiz bereits über 140 Mk. uich der Liter Magermilch über 24 Mk. Auch bier lind die

TMYttstsyvuser von den zahlreichen oalrttastrAM Fretnden nahezu ausgekauft.

Schaffhausen, 31. August. Der n o rd ostschw ei- zerische Schiffahrtsverband. Der Schiffahrts- verband hielt in Schaffhausen eine stark besuchte Vorstands­sitzung ab, in der die Vertreter einer Reihe von Kantonen sowie die Führer der badisch-schweizerischen Rheinschiffahrts­kommission teilnahmen. Auf der Tagesordnung stand die Beratung der Frage der von dieser zwischenstaatlichen Kom­mission dem Schiffahrtsverband übertragenen endgültigen Projektierung für die Rheinstrecke von Eglisau bis oberhalb Schaffhausen. Die technische und juristische Unterkommission des Verbandes wurde zu einem Bericht über die Sommersche Denkschrift zur Bodenseeregulierung aufgefordert.

Friedrichshofen, 31. August. Föhnsturm. Gestern ruh halb 7 Uhr trat Südföhn aus dem Rh rin tat ein, der um, Mlb 8 Uhr mit außergewöhnlicher Stärke wütete, den Bodev- ee in seinen Grundwellen auswühlte und im städt. Gondet- an der Pontonbrücke und an den vielen dort liegenden Booten Schaden anrichtete, , ,

Allerlei

Ein neues Rerkehrsflugbook. Ein Dornierflugboot, her- gestellt in den Dormerwerken in Seemoos bei Friedrichshafen, wasserte vor dem Ueberlinger Pacht Hafen, geführt von Flieger Meiner. Das sehr gefällig und zweckmäßig gebaute Flugzeug wurde im Pachthafen verankert. Die Möglichkett, die Flügel zurückzulegen, gestattet bequeme Einfahrten und leichte Unter­bringungsmöglichkeiten. Das Flugzeug, völlig in Bootsform gehalten, ist zweisitzig und mit einem 50pferdigen Stand- Stern-Motor der Firma Siemens u. Halske ausgerüstet. Die Stundengeschwindigkeit beträgt 125 Kilometer. Das Flug­boot ist für Fahrten am Bodensee bestimmt. Im Laufe des Nachmittags kehrte das Flugboot wieder nach seinem Stand­ort zurück. Eine Fahrt von 10 Minuten Dauer kostet heute 1000 Mark.

Nachdenkliche Dockutageschichten. In derDeutschen Tages­zeitung" finden wir u. a. nachstehende, die traurig« Lage Deutschlands so besonders beleuchtende Berichte eines Aus­landsreisenden: Ich zögerte lange, ehe ich meine Kopenhagen- Reise antrat: es war zu teuer. Aus wichtigen Gründen fuhr ich dann aber schließlich. So schwer es auch war, die Summe aufzutreiben, nahm ich doch den, von der deutschen Finanzverwaltung höchstbewilligten Ausfuhr-Geldbetrag von 50 000 Mark mit; ich erhielt ja dafür (abzüglich 5000 Mark für die Fahrkarte) nur dreihundert Kronen. In Dänemark lebte ich bei Bekannten und verbrauchte für Kleinigkeiten (ich war nicht sehr sparsam) 100 Kronen. Nach drei Wochen kehrte ich zurück. Ich wechselte meinen Restbettag von 200 Kronen um und erhielt dafür 80 000 Mark. Ich hatte durch den Luxus einer Auslandsreise 30 000 Mark verdient und drei Wochen umsonst gelebt. (Denn für hundert Kronen kann man bei einiger, dem Durchschnittsdeutschen nicht ungewohn­ten Sparsamkeit in Dänemark drei Wochen hindurch den ge­samten Lebensbedarf bestreiten.) Auf der Heimreise be­zahlte ich für die Fahrt von Warnemünde bis Berlin in der zweiten Wagenklasse etwa 40 Oere; dafür kann man in Ko­penhagen zweimal mit der Straßenbahn fahren. Die Kopenhagener ZeitungBerlingske Tidende" brachte fol­genden, in Dänemark viel belachten Witz:Das Herz meines Mannes ist für Frankreich, sein Verstand für England."> Und wofür ist er am meisten?"Für Reichsmark." In Dänemark fand vor einiger Zeit eine Werbewoche flir einheimische Erzeugnisse statt. Es wurden sehr niedliche Danebrog-Fähnchen verkauft mit dem Aufdruck:Kaust keine Auslandswarenl Laßt Euer Geld den dänischen Arbeitern zukommen l" Die Fähnchen waren der Billigest halber aus Deutschland bezogen.. .

Diener Sleuer-Rekorde. Zur Deckung des gewaltigen städtischen Defizits wurde in den Wiener Hotels die Luxus­steuer auf Fremdenzimmer von bisher 10 v H. des Zimmer­preises bis zu 30 v. H. erhöht. Die Normalabgabe von 30 v. H. bleibt unverändert, so daß in den erstklassigen Hotels und Sanatorien eine Abgabe von 60 v H. zu entrichten sein wird. Die Lustbarkeitsabgabe wurde auch auf die Pro­gramm« und Garderoben erstreckt und die Pauschalsumme für einen Abend wird bis zu 10 Millionen Kronen hinauf­gesetzt werden. Die Autoabgabe wurde für das zweite Halb­jahr verzehnfacht: die Pferdeabgabe von 5000 auf 250 000 Kronen yeraufgesetzt. Die Luxuswarenabgabe wird von 7 auf 12 v. H. erhöht. Den Banken, Wechselstuben und Börsenkontors wird eine Erhöhung der Fürsorgeabgabe von vier aus acht v. H. auferlegt. Der Gemeindezuschlag der all­gemeinen staatlichen Erwerbssteuer wird von 300 auf 100 v. H. in der ersten und auf 800 v. H. in der zweiten Steuerklasse heraufgesetzt: die kleineren Betriebe werben ausgenommen. Der ungedeckte Betrag der Wiener Straßenbahn, der 125 Milliarden auf das Jahr erreicht haben würde, wird aus­zugleichen versucht durch die Erhöhung des Einzelfahrpreises auf 1000 Kronen (jetzt 450); der Abendfahrschein kostet 1300 Kronen, der Nachtfahrschein 2600 Kronen.

Russischer Kreuzer als Alteisen. Der russische Kreuzer Admiral Makarow ist in Reval etngetroffen und wird zum Abbruch nach Stettin gebracht werden, da er von der Sow- jettegierung als Alteisen nach Deutschland verkauft ist. Der Kreuzer ist vor 16 Jahren erbaut worden, hat 7890 Tonnen Deplazement und entwickelte 16 500 Pferdestärken.

Preissteigerungen während des Essens. Die Erhöhung der Preise von einem Tage zum andern sind alltägliche Er­scheinungen; aber es gibt ein Ziel und Maß. Ungewöhnlich war aber das, was in einem Innsbrucker Gasthofe vorgesal- len ist. Auf der Speisekarte war eine PortionGulasch" mit 2500 Kronen angeschrieben, nach Beendigung der Mahl­zeit, als es zum Zahlen kam, wurden 3800 Kronen verlangt, weil die österreichische Krone mittlerweile wieder einmal ge­fallen war!

Wetter-Bericht

Der Lufkwirbel zieht nach Dovdosten ab. Don Messen zeigt sich ein neuer Hochdruck, unter dessen Einfluß am Samstag und Sonn­tag immerhin noch vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten ist.

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Aus der Heimat.

WiljdBad, den 1. Sept. 1922.

Kirchen-Konzert. Das Kirchen-Konzert beginnt Punkt- lich zur angegebenen Stunde und wird nochmals jeder­mann wärmstens empfohlen.

Landes-Kurtheater. So wie an allen größeren Platzen des großen deutschen Dichters GerhardtHauptmann gedacht wurde, so soll auch hier anläßlich seines 60. Ge­burtstages gedacht werden. Die rührige.Direktion rüstet

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