IM Berichtet, daß VSr StknMMsrer der württembergischen Abordnung im Reichstag, Gesandter Hildenbrand (S.), im Eegensetz zu der ihm von seiner Regierung erteilten An­weisung, für das Schutzgesetz gestimmt Habs.

Dazu w rd von zuständiger Seite initaeteilt, daß die würt- tembergischs Regierung allerdings den Reichsratsbevollmäch- ngten Hildenbrand angewiesen habe, eine Reihe von Ab­änderungsanträgen zum Gesetz zu stellen; eine An­weisung, gegen das Gesetz zu stimmen, habe die wllrttem- bergischs Regierung nicht erteilt.

Darauf scheint hervorzugehen, daß der Gesandte Hilden­brand allerdings gegen die Anweisungen der Regierung ge­handelt hat, sofern er die Reihe von Abänderungsantragen , nicht gestellt zu haben schemt, sonst würde dies wohl in der amtlichen Berichtigung erwähnt sein. Das Schutzgesetz ist vom Reichsrat mit 48 gegen 18 Stimmen angenommen wor­den, es hat also die für die Verfassungsändenrung notwendige > Zweidrittelmehrheit gefunden. Wenn nun aber die vier württembergischen Stimmen im Reichsrat ungültig oder der Gegenseite beizuzählen wären, so würde Las Abstim­mungsverhältnis 44 zu 22 sein.

Stuttgart, 6. Juli. Die Veflaggung des Rat­hauses. Anläßlich der Becrdiaungsseier für Rathenau war das Stuttgarter Rathaus nur mit Fahnen der württem­bergischen Landesfarben beflaggt. Dies gab den sozialdemo­kratischen Blattern Anlaß zum Tadel. Amtlich wird nun mitgeteilt, daß die einseitige Farbenwahl auf ein Mißver- ständnis zurückzuführen sei, man habe nämlich nicht ge­wußt, ob das städtische Hochbauamt, dem die Veflaggung ob­liegt, eine geeignete Fahne-in den neuen Reichsfarben besitze.

Dem Landtagsabg. Pflüger (Soz.) wurde eine Re- gierungsraksstelle im Arbeits- und Ernährungsministerium »vertragen. Pflüger war bisher Vorstand des Landesbrenn­stoffamts.

Stuttgart, 6. Juli. Diebesbande. Dreißig Mitglie­der einer Diebesbande haben sich z. Zt. bei der Strafkammer- hier zu verantworten. Der Prozeß dauert mehrere Tage Cs handelt sich dabei um die Einbrüche in den Güterbcchnhof Eßlingen, aus dem zahlreiche Güter und Gepäckstücke, Leder, Schraubstöcke u. a. entwendet worden war. Außerdem hat die Diebsgesellschaft Fabriken, Keller- und Bodenräume, sowie Gartenschuppen in der Gegend von Eßlingen bis Stuttgart heimgesucht, nichts war dabei sicher. Die dreißig Angeklagten stammen meist von Eßlingen und Umgebung.

Heilbronn, 6. Juli. Schwurgericht. Der 41 Jahre alte Schleifer und Eemeinderat August Bernhardt von Ensingen, OA. Vaihingen, hat am 6. Juni den von feiner Frau in die Ehe gebrachten 22jährigen Sohn im Streit er­stochen. Der Sohn hatte dem Adoptivvater öfters Geld ent­wendet und führte ein unordentliches Leben. Das Gericht verurteilte Bernhardt unter Zubilligung mildernder Um­stände zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis.

Reusten OA. Herrenberg, 6. Juli. Durch Blitzschlag wurde das Landwirtschaftsgebäude des Müller» Krauß ein­geäschert. Pferde und Vieh wurden gerettet.

Geislingen a. St.. 6. Juli. Der Mörder verhaftet. Auf seiner Arbeitsstätte in Donzdorf wurde gestern vormittag der IS Jahre alte Schlosser Albert Kibler von Winzingen verhaftet. Er hat eingestanden, die 13jährige Bauerntochter Maria Grimm von Winzingen in der Nähe von Donzdorf getötet zu haben. Der Mörder wurde heute nach Stuttgart befördert.

Mm. 6. Juli. Wucher. Der Kaufmann Richard Fritz »on Laupheim kaufte Oel und verkaufte es wieder mit 300 Prozent Zuschlag. Strafe: 2000 Mk. und Einzug de« Ueber- erlöses von 5000 Mk.

Waldsee. 6. -Juli. SO Jahre. Pfarrer Scherieb, der letztes Jahr sein goldene» Priesterjubiläum feierte, beging bei körperlicher und geistiger Frische seinen 80, Geburtstag.

Veizkofen. OA. Sanlgau, 6. Juli. Brand. Infolge Kurzschlufses ist am Hellen Mittag in der Scheuer des Michael Peck, genannt Schlegeldauer, ein Brand ausgebrochen. der binnen kurzer Zeit das ganze große Anwesen mit seinen be­trächtlichen Heuvorräten in Asche legte. Das Vieh konnte ge­rettet werden, daa/gen ist zahlreiches Mobiliar mitverbrannt. Das stark gefährdcie Wohnhaus sowie dis Nachbargebäudr wurden gerettet.

8. Hauptversammlung der Württ. Landwirtschafts- lammer

Stuttgart, 6. Juki.

Sestern nachmittag trat die Württ. Landwirtschaftskam- m» Stuttgart im Sitzungssaal der früheren Ersten Kammer i« Stuttgart ihrer 6. Hauptversammlung zusammen, die von dem Präsidenten der Kammer Adorno (Kaltenberg) eröffnet wurde. Er wies darauf hin, daß unsere wirtschaft­liche Lage sich nicht gebessert hat, worunter namentlich der Mittelstand schwer leidet. Die traurigen Ereignisse der letzten Tag« haben gezeigt, wohin unser« jetzigen Verhältnisse füh­ren. Auch ist der Gegensatz zwischen Stadt und Land sowie zwischen den einzelnen Klassen und Berufsgruppen immer größer geworden; es droht daher die Selbftzerfleischung. Die Frage, ob die Landwirte ihre Pflicht gegenüber der Allge­meinheit erfüllt haben, muß bejaht werden. Dafür spricht das Hilfswerk der deutschen Landwirtschaft, an dessen Bestrebun­gen auch der Klein- und Mittelbesitz Anteil hat. Trotz aller Anstrengungen der Landwirte und reichlicher Anwendung von Kunstdünger wird die Ernte doch nicht so ausfällen, wie es den Mühen entspricht; sie wird in manchen Gegenden viel geringer als im Vorjahr ausfallen. Dis Getreideumlage ist in einer weder die Allgemeinheit noch die Landwirtschaft be­friedigenden Weise geregelt worden.

An Stelle des verhinderten Ernährungsministers über­brachte dann Präsident v. Sting die Grüße des Ministers, ebenso sprach er auch für die Zentralstelle für Landwirtschaft.

Hierauf gab Direktor Ströbel eine Uebersicht über den Geschäftsbericht des Jahrs 1921, über den wir bereits berich­tet haben.

Die Kammer genehmigte den Geschäftsbericht und damit die Neuerwerbungen ohne Aussprache, auch den Kassenbericht von 1920, nach dem «ins Mehreinnahme von 1104 000 und ein Restvermögen auf 31. März 1921 von 879 000 »1t vorliegt. Direktor Ströbel berichtete dann über den Haushaltplan der Landwirtschaftskammer für 1922, der in fast allen Teilen u mdas Vierfache erhöht werden mußte. Er schließt mit 9 035 000 »tt in Ausgaben und Einnahmen ab. Der Umlagesatz soll auf 3 -ll für 100 -4k Steuerkapital fest­gesetzt werden, so daß sich 8 232 000 »1t Einnahmen ergeben. Der Etat wurde einstimmig genehmigt. ^ ^ ^ ^ ,

Don der Kammer sind ausgeschieden Geh. Rat Aereboe lHohenbeim), Ministerialdirektor Eaugsr (Stuttgart) und Stauß (Böblingen). Für Ganger wird Landesokonomierat Storz gewählt, die üdr.gen Wahlen verschonen. Zu relegier­ten zum Deutschen Landwirrschaftsrat für 1923 bis 1925 wer­den berufen Dr. Franck (Oocrlimpurg), Adlung Findlingen), Adorno (Kaltenberg). Pogt LGoMen), Strobel (Stuttgart).

Hierauf berichtete Dlkeklör Ströbel über Veit tSklkW- plan zur Förderung der Kaninchenzucht, der die Errichtung von Deck- und Zuchtstationen und Musterkaninchenhaltungen, sowie Veranstaltung von Ausstellungen und Förderung der genossenschaftlichen Fell- und Wollverwertung vorsieht. Der Plan wurde einstimmig genehmigt. Die Taggelder der Kammermitglieder wurden ab 1. Juni ds. Js. auf 180 -4k, die Uebernachtgslder auf 120 ttk. das Kilometergeld auf 2 -4k erhöht. Bei Reisen außerhalb Württembergs gelten doppelte Sätze. Der Bericht über die Eröffnung der Frauenschulen in Kupferzell und Blaubeuren wurde zur Kenntnis genommen und dem Vorschlag Hermann-Hohenmühringen, auch den Schwarzwaldkreis mit einer solchen Schule zu versehen, der Erwägung empfohlen. Im Laufe der Aussprache wurde auch mitgeteilt, daß die nächste Ausstellung der Deut­schen Landwirtschaftsgesellschaft im Jahr 1926 wohl mit Sicherheit nach Stuttgart komme, nach­dem das Land Baden zugunsten Württembergs verzichtet hat. In Wettbewerb steht noch Ulm. Die Stadt Stuttgart trage sich mit der Absicht, eine großzügig angelegte Aus- stellungshalle zu erbauen.

In der heutigen zweiten Sitzung begründete Schultheiß M a u n z-Altheim die Forderung, eine reine Landwirt­schaftskasse für Real- und Personalkredit zu errichten, von der gelte: Alles Geld für die Landwirtschaft von der Land­wirtschaft. In diese Kasse mühten die Landwirte alle ihre verfügbaren Mittel bringen; die Regierung müßte für die Kasse das Bankgeheimnis und den Depotzwany aufheben.

Ernährungsminister Keil suchte die, Notwendigkeit der neuen Getreideumlage zu begründen. Die württ. Regierung werde bestrebt sein, eine ungerechte Belastung der württ. Landwirte^zu verhüten. Es hieße aber Oel ins Feuer gießen, wenn ein Stand sich gegen ein Gesetz auflehnen wollte. (Er­regte Zurufe.)

Hermann-Hohenmühringen berichtet über die Ge- t r e i d e u m l a g e. Man hätte sie nicht wieder bringen dür­fen, denn sie gefährde das Hilfswerk der Landwirtschaft, außerdem sei sie eine schreiende Ungerechtigkeit. Das bis- berige Opfer der Landwirtschaft sei" groß genug gewesen. Warum denn die Linksparteien ihre Schneidigkeit nicht auch nach anderen Seiten zeigen? Redner-begründet eine Ent­schließung, die die Enttäuschung der Landwirte und die Er­wartung zum Ausdruck bringt, daß bi der Oberoerteilung der Umlage die ungünstige Ernte in Württemberg berücksichtigt wird und daß die Kunstdüngerpreise in ein richtiges Ver­hältnis zum Preis für das Umlaaegetreide gebracht werden.

Feilmayer-Ruittal stellt fest, wie sich die einzelnen Abgeordneten und Parteien zum Umlagegesetz verhalten ha­ben. Die Erwartung, daß es abgelehnt werde, habe sich nicht erfüllt. Jetzt werde der Landwirtschaft wieder ein unge­rechtes schweres Opfer zugemutet. Auf dem Lande sage man: Dafür, daß die Landwirte mit Kind und Kegel täglich 14 Stunden arbeiten, müssen sie denjenigen, die in S Stunden ihren Unterhalt verdienen, noch abgeben.

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 6. Juli.

In der gestern nwrgen fortgesetzten Aussprache über den Voranschlag deS Arbeitsministeriumsdank- te die Temokratin Frau Straub dem Arbeitsminister für seine Amtsführung. Ta daS Arbeitsministerimn viel zur Hebung der sozialen Not beigetragen hat, so möchten wir für seine Beibehaltung eintreten.

Abg. Hertle (Landbund) begründete einen Antrag aus Beseitigung der Grundgebühren bei der Elektrizitäts­versorgung und trat für Abbau deS ArbeitsministeriumS ein. ZVir fordern eine Ministerialabteilung für die Land­wirtschaft. Dieser Abteilung wäre die Landwrrtschafts- kammer anzngliedern.

Ter Sozialdemokrat Stock wirst der Landwiertschaft Eigenbrötelei vor. Gegen die Errichtung einer Land- wirtschaftsabteUung haben wir nichts einzuwenden.

Abg. Frau Fernay (T.V.) spricht ebenfalls für Bei­behaltung deS Arbeitsministeriums. Der Ausbau der Fürsorge ans dem Lande ist eine besondere Notwendigkeit.

Abg. Frau Blase (Soz.) trat vor ccklem für eine ausreichende Kinderfürsorge ein und begründete dann chren Antrag über die Aenderung deS NeichSversorjjungS- gesetze» im Sinne dessen sofortiger Revision.

Nächste Sitzung: Donnerstag, vorm, halb S Uhr.

Baden.

Karlsruhe, 6 . Juli. (To der fall.) Oberpostrat a.lv. Oster starb am Montag nach längerem Lei-- de«. Oster trat 1874 in den Postdienst ein.

Karlsruhe, S, Juli. (ZeitungSverbost) Ta» Ministerium des Innern hat dieBadische Wochen^ zeitung", Druck und Verlag der Buchdrucker« I. I. Reifs m Karlsruhe, auf Grund deS Artikels 3 der zwei­te« Verordnung zum Schutz der Republik vom 2S. Juni dS IS. auf die Dauer von S Monaten verboten.

Heidelberg, 6. Juli. (Stiftung.) Der in Eppm- aen verstorbene Fabrikant Wiesner hat der Stadt Heidelberg seine Melasse- und Spritfabrik in Richen hin­terlassen mit der Bestimmung, daß der Verkaufserlös, etwa 5 Millionen Mark, für die Gründung einer Heidel­berger Kinderheims verwendet werde.

Hirschhorn a. N., 6. Juli. (Berichtigung.) Kürz­lich wurde behauptet, die beiden hi sigen Staatsförstereien hätten anläßlich der Trauerfeier für den Minister Tr. Rathenau erst auf Drängen einer Arbeiterabordnung ge­flaggt. Diese Behauptung ist frei erfunden. Beide Ober­förstereien haben der Anordnung ihrer Regierung ent­sprechend ihre Tienstflaagen zur rechten Zeit auf Halb­mast gesetzt. Ein Druck von irgendeiner Arb iterabord- nung oder einer einzelnen Person hat nicht stattgefnnd n.

Baden-Baden, 6. Juli. (Verbands tag.) Im großen Gartcnsaal des Kurhauses fand der 42.Deutsche Fleischer-Verbandstag statt. Der Verbandsvorsitzende, Ehrenobermeister Lamertz, begrüßte die Vertreter und Gäste und führte in seiner Ansprache aus, daß der Ver­laus des Verbandstages und die aus ihm gefaßten Be­schlüsse die Reichsregierung und die Landesregierungen überzeugen werden, daß sich das Flerschergewerbe Deutsch­lands in einer außerordentlich schwierigen Lage befindet und »s wäre zu wünschen, daß die Reichs- und Staats­behörden alles tun, um die Wünsche des Gewerbe zu be­rücksichtigen. Nach Erlsdiguna der Hauptpunkte, wie

Fachschulwesen, VichWährschafTgesetz, Aufhebung deS Präservesalz-Verbots, Abschaffung des Lebendgewichts- Handels, Steuerlasten des Gewerbes, Lehrlingswesen, Zei­tungsfrage, der Verband beschloß, eine eigene Zeitung herauszugeben, wurden die sämtlichen Entschließungen einstimmig angenommen. Vom Reichsminister Fehr wur­de eine Erklärung vorgelescn, nach der die Fleischver­sorgung im wesentlichen abhängig sein wird von den diesjährigen Ernteverhältnissen: es sei kein Grund vor­handen, besonders schwarz in die Zukunft zu sehen. Auch der badische Minister des Innern Remmele wurde vom Verbandsvorsitzend.n begrüßt und der Vorsitzende erklärte dem Minister, daß das Fleischergewerbe an den gegen­wärtig hohen Fleischpreisen keine Schuld habe. Als Tagungsort des nächsten Verbandstages wurde Hannover gewählt.

Freiburg, 6 . Juli. (Schwere Explosion.) Ein schweres Explosionsunglück ereignete sich auf einem hie­sigen Meliorationsgelände, als Kinder mit einer in der Erde gefundenen Handgranate spielten, bis sich dieselbe entlud. Vier Kinder wurden teils schwer, teils leicht ver­letzt.

Freiburg, 6. Juli. (Tagung der süddeut­schen Handwerkskammern.) Im Kvrnhaussaal tagten gestern im Beisein von Regierungsvertretern die Abgesandten von 22 süddeutschen Handwerkskammern zur Besprechung wichtiger Fragen des Handwerks.

Gottenheim (Amt Breisach), 6. Juli. (Tödlicher Sturz.) Ter Landwirt Julius Heß siel beim Kirschen­brechen von der stürzenden Leiter. Ter 59jährige ver­heiratete Mann ist nach 2 Tagen an den erilttenen Ver­letzungen gestorben.

Emmeudingen, 6. Juli. (Zig eunerschl acht.) Zu einer Zigeunerschlacht kam es in dem Torfe Wasser. Tic Gendarmerie hatte bei einer Streife acht Zigeuner- far litten ausgestöbert, die nach Emmendingen zu ihrer Ei übernähme gebracht werden sollten. Als die Zigeuner das Torf Wasser passierten, stürzten sie aufeinander los und lieferten sich mit Messern und sonstigen Jnstru- emntcn eine Schlacht. Erft mit Gewalt konnten sie aus­einandergetrieben werden.

Engen, 6. Juli. (Brand.) Vorgestern vormittag ist bei Tengen das Wohnhaus der Frau Luise Hauser samt Oekonomiegebäude vollständig niedergebrannt. Vieh und Mobilion kvimlen gerettet werd n. Tie Brandursache ist unbekannt._

Allerlei

Di«Stillegung der Rotenpreft«-. Durch Leu Streik der Berliner Buchdruckergehilfen wurde auch die Notenpresse der Reichsbank betroffen; sie steht einstweilen noch still. Dafür macht sich aber auch im Großgeldverkehr bereit» ein Mangel «n Papiergeld erheblich bemerkbar.

Schwarz-rol-gold. In der Heraldik, der Wappenkunde, kommt die gelbe Farbe nicht vor; die Heraldik kennt nur Gold als Metallfarbe. So wäre es also eigentlich richtig, die nrue Beichsfahne schrvarz-rot-gold zu nennen. Allein in Wirklichkeit wird die Goldsarb« in den Reichsfahnen wohl kaum Verwendung finden, es sei denn ausnahmsweise ein­mal bei einer Prunkfahne in Brokat.Goldene" Fahnen­tuch« gibt es nicht, sondern für diese Farbenart nur gelbe, und daher fft es treffender, von der schwarz-rot-gelben Fahne zu reden, wie SiK det der gelb-roten Fahne Badens und Spaniens, der blau-gekbsn Fahne Braunschweigs von je üblich war. Es gibt in der Heraldik aber auch keine weiße Farbe, sondern statt dieser das S-IbP:. Man müßte dem­nach die früher« Reichsfahns schwarrFiDsr-rst nennen, nicht schwarz-wetß-rot. Niemand »A-b Ne» «infallen. Ebenso wird man aber auch bei der neuen Fahne «nbsdenklich schwarz-rot»aeö> sagen dürfen.

Vermächtnis. Dis in Paris verstorbene Baronin Salomo von Rothschild hat der Stadt Frankfurt a. M. 500 900 Kess. (18 Millionen Papiermark) vermacht.

Trotpreis in Berlin. Der Berliner Magistrat hat den Preis für Markenbrot vom 10. Juli an auf 17,50 ^k und für Lrötchen (Schrippen) auf 60 H festgesetzt.

Brand. Infolge einer Explosion im Lagerraum ist dstr große Norddeutsche Spritfabrik in Hamburg-Billwärder ab­gebrannt. Der Verlust allein an Branntwein wird auf min­destens 50 Millionen Mark geschätzt. Vier Personen sind umaekommen, acht verletzt worden.

Unwetter. Ein ungeheurer Wolkenbruch überschwemmte das ganze Nasodtalin Siebenbürgen. 40 Häuser wurden vollständig zerstört, 120 stark beschädigt. Unter den einstürzen­den Gebäuden wurden SO Menschen begraben, von denen bis jetzt 16 als Leichen geborgen sind. Die Gemeinde Sobor- sin ist vollständig überschwemmt, der ganze Viehstand und die Lebensmittelvorräte wurden vernichtet.

Gift in Taxusblättern. Dis Giftstoffs der Eibe oder des Taxus waren bisher nur wenig erforscht, obwohl die Land­wirtschaft di« schädlich« Wirkung der Taxusblätter an ihrem Lieh häufig feststellen mußte. Wie H. Heller in derNatur­wissenschaftlichen Wochenschrift" mitteilt, fft es nun zwei Forschem, Winterstein und Jatrides, gelungen, ein Alkaloid zu isolieren, dem sie den Namen Taxin gegeben haben. Die Darstellung des Stoffs war deshalb so schwierig, weil die Menge des in Form von Alkaloid gebundenen Stickstoffs in den Blättern des Taxus nur 0,04 Proz.. beträgt; reichlicher findet sich Laxin in den getrockneten Nadeln des Baum», nämlich in etwa 0,71,4 Proz. Der neue Giftstoff ist duft­los, hat einen stark bitteren Geschmack, ist unlöslich in Wasser und Petroläther, dagegen leicht löslich in Säuren sowie in den gebräuchlichen organischen Lösungsmitteln, lieber die Zusammensetzung dieses Stoffs wurde ermittelt, daß bei der Spaltung des Taxins mit verdünnten Säuren Zimt- und Essigsäure neben anderen nicht näher erkannten Stoffen ent­stehen. Die physiologische Untersuchung des neuen Stoffs er­gab, daß Taxin ein spezifisches Herzgist ist. Wird es einem Kaninchen zwischen die Venen «ingespritzt, so genügen bereits 0,0040,005 Gramm, um den Tod herbeizuführen. Zunächst tritt beschleunigter Atem und erhöhter Puls ein, bann verlangsamt sich k^r Herzschlag immer mehr, worauf der Tod unter Krämpfen und Vlutdrucksenkung rintritt. Diese Erscheinungen entsprechen im wesentlichen denen, die man auch sonst bei Eibcnoergiftungen beobachtet hat; man hat daher im Taxin das eigentliche Eist dieses Baums zu erblicken. ^ ....

Temperaturen und Lebensfähigkeit. Die wichtige Frag«, welche Temperaturen von Lebewesen ohne Schäl'jung er­tragen werden können, beantwortet Dr. G. Raym ouf Grund neuer eigener Forschungen in derUmschau". Die Grenze der böchsten Temperaturen fällt mit der Gerinnung der Eiweißkörper zusammen. Da aber die Temperatur, bei der di» verschiedenen Eiweißkörper gerinnen, durchaus mM