! schätze nach Bollengdung der Bahn auch wirklich, wenigstens zmn Teil, den Deutschen zugefallen. Freilich hat schon 1912 ein englischer Staatsmann erklärt, England werde die Festsetzung deutscher Interessen in. Mesopotamien nicht dulden und es werde den Versuch zu verhindern wissen. Das ist durch den Weltkrieg geschehen, der sich immer mehr als ein Werk der Großstnanz enthüllt.
Von der Konferenz in Genua
Französische Verschleppungsversuche ' Genna, 14. Mai. Barthou erhielt aus Paris die Weisung die Behandlung der russ. Frage solle dem grohen poli- tischen Ausschuß übertragen werden statt einem Unteraus- schüß der Sachverständigen, es sei denn, daß dieser nur Angehörige des Großen und Kleinen Verbands enthalte. Außerdem soll der Hauptausschuß nicht selbst entscheiden, sondern . nur den Verbandsregierungen Vorschläge machen.
Lloyd George ist, entgegen der französischen Forderung der Ansicht, daß der Vorschlag der Sowjetvertrrter, eine besondere Kommission zu berufen, die einzige Möglichkeit zu einer etwaigen Verständigung biete, und zwar sollen die Russen beigezogen werden. Wenn es zu einem Bruch mit Rußland käme, so würde die Gefahr neuer kriegerischer Verwicklungen im Osten nahegerückt. Dagegen soll die Sowjetregierung sich verpflichten, inzwischen keine bolschewistischen Wühlereien zu treiben. Alle an der Konferenz beteiligten Staaten sollen bis zur Entscheidung Waffenstillstand halten. Der Standpunkt Lloyd Georges soll von Italien unterstützt werden.
In den Konserenzkreisen ging das Gerücht, die Konferenz solle bereits am nächsten Mittwoch geschlossen werden.
Lloyd George voll Hoffnung
London. 14. Mai. Der dem Ministerpräsidenten sehr nahestehende „Student of Politic" berichtet dem „Daily Chronicle" aus Genua, wenn alles gut gehe, müsse die Konferenz in zwei Wochen zu Ende fein. Die aufrichtige russische Note erheische eine Antwort und „man" hoffe, daß sie ein« endgültige Regelung fast zur Gewißheit mach«..
Rußland erkennt den Vertrag von Versailles nicht an.
Genua, 14. Mai. Di« Moskauer Sowjetregierung erklärt, sie werde den Friedensvertrag von Versailles nach wie vor nicht anerkennen: er sei ein Hindernis für die Völkerversöhnung. (Durch den Vertrag wurden bekanntlich u. a. Polen, Estland, Livland, Kurland, Litauen und Bessarabien vom russischen Reich losgerissen.)
Bedingungen für den Amerikanerkredit
Paris. 14. Mai. „Chicago Tribüne" erfährt, die größten Banken von Neuyork und Chicago haben an den in Genua, weilenden Neuyorker Finanzmann Morgan die Bitte gerichtet, er möge dafür wirken, daß Frankreich und Belgien
- sich verpflichten, den Einmarsch in Deutschland zu unterlassen und einen großen Teil des Besatzungsheeres aus dem Rheinland zurückzuziehen, wenn Amerika sich an der Entschädigungsanleihe für Deutschland beteiligen solle. Denn die Anleihe würde nicht gesichert fein, wenn Deutschland weiter so schwere Nebenkosten zu tragen hätte. — Dieser Standpunkt
- Morgans soll in Genua von der britischen und holländischen Vertretung geteilt werden.
Württemberg
Stuttgart, 13. Mai. (Wechsel in der Zentralstelle für die Landwirtschaft.) Oberregierungsrat Gauger und Regierungsrat Ströbele werden aus dem württ. Staatsdienst austreten. Gauger wird als Nachfolger des früheren Direktors der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und nachmaligen preußischen Landwirtschaftsministers, Professor Dr. Warmbold als Ministerialdirektor der Abteilung für Domänen und Forsten in das preußische Landwirtschaftsministerium eintreten. Ströbele hat eine Stelle als Direktor der landwirtschaftlichen Abteilung in der Badischen Anilin- und Sodasabrik in Ludwigshafen angenommen.
> Stuttgart. 14. Mai. Die Stadtverwaltung beab- 1. sichtigt, die Gebühren für Müllabfuhr usw. wieder einmal erheblich zu erhöhen. 3e mehr man aber bezahlen muß, desto mangelhafter wird die öffentliche Reinigung.
Betriebsschluß. Die hiesigen Metalürrdustriellen haben ihre Betriebe geschlossen, weil sie ihre Beamten und Angestellten
nicht den Gewalttätigkeiten der Streikenden ausfetzeN wolttft. Die Industriellen werden den Kampf durchführen.
Urteil gegen den Pfauhauser Schultheißen. 3m Prozeß gegen den Schultheißen Kuhn wurde am Freitag abend das Urteil gefällt. Die Geschworenen bejahten sämtliche Schuldfragen unter Verweigerung mildernder Umstände. Das Gericht verurteilte Kuhn zu 3 Jahren 8 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust.
Kokosfett ln Schokolade. Ein hiesiger , Schokoladefabrikant wurde zu 500 Mark Geldstrafe oerurteilt, weil er zu Schoko- lade statt Kakaobutter das geringer« Kokosfett verwendet hatte.
Bukker- und KSseausfuhr. Dort zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das für Bayern und Württemberg bestehende Ausfuhrverbot für Butter und Käse ist vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft über den 15. Mai 1922 hinaus verlängert werden. Ueber die Aufhebung des Verbots werden in Berlin noch weitere Verhandlungen geführt, bei denen Württemberg den Standpunkt vertritt, daß die Zeit für die Aufhebung der Ueberwachung noch nicht gekommen ist.
Beleidigung der Geschworenerl. Am 17. März waren vom Schwurgericht in Stuttgart zwei Angeklagte wegen eines politischen Artikels zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nach Schluß der Sitzung äußerte sich der Verteidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Eßlinger, Hu einem der Geschworenen: „Ihr seid Kerle, da gehören Handgranaten hinein!" Dieser Ausspruch war von einigen Geschworenen gehört worden, die ihn als Beleidigung auffaßten. Eine Er- klärung des Rechtsanwalts, daß er diese Aeußerung im Scherz getan habe, wurde als nicht genügende Entschuldigung angesehen. So kam diese Angelegenheit in Form einer Be- leidigungsklage vor das Schöffengericht und endete mit einer Verurteilung des Rechtsanwalts zu 1500 Geldstrafe.
Eßlingen a. N., 14. Mai. Wohnungsbau. Der Gemeinderat beschloß den Bau von 150 Wohnungen und zu dem Zweckt eine Anleihe von 20 Millionen aufzunehmen. Eine Dreizimmerwohnung kommt auf 220 bis 240 000 Mk. zu stehen. Die Zahl der Mohnungsuchenden beträgt über
Der Gemeinderat hat die Anschaffung einer Automobil- Drehleiter für die Feuerwehr mit einem Kostenaufwand von 1 320 000 Mark beschlossen.
Sindelfingen, 13. Mai. Finanznot. Frau Schmidt hat bekanntlich vor einiger Zeit eine große Summe zur Erstellung eines Krankenhauses gestiftet. Nun stellt sich heraus, daß der Bau recht teuer wird und die Stiftung nicht zureicht. Der Gemeinderat beschloß daher, das Gebäude nur im Rohbau ferkigzustellen, den Ausbau zu unterlassen und erst später zu entscheiden, was aus dem Haus werden soll.
Roktweil, 13. Mai. Schulhauseinbruch. In letzter Zeit wurde rm alten Gymnasium eingebrochen und aus dein physikalischen Kabinett wertvolle physikalische Bestandteile und Apparate entwendet.
Ulm, 14. Mai. Ungetreuer Beamter. Wegen Unterschlagung von Ausländsbriefen, in denen er Geldsendungen vermutete, wurde der Postschaffner Schnitzler in Aeu-Ulm verhaftet. Bis jetzt hat er fünf Fälle zugestanden.
MeitprechtS O.A. Waldsee, 14. Mal. Blitzschlag. Das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Benedikt Blank wurde durch Blitzschlag vollständig vernichtet, kaum konnte das Vieh gerettet werden. Sonst ist alles verbrannt, auch eine größere Geldsumme ging verloren.
Tettnang, 14. Mai. Verhaftungen. In das Amtsgefängnis wurden der 35 Jahre alte Postsekretär Otto Schütze und der Postpraktikant" Gustav Müller, beide vom Postamt in Friedrichshafen, unter dem dringenden Verdacht e'ingeliefert, etwa 8—10 Wertbriefe unterschlagen und ihren Inhalt sich angeeignet zu haben. Müller ist geständig, während Schütze seine Schuld in Abrede stellt.
Bargeldlose Steuerzahlung. Bon zuständiger Seite wird auf die bargeldlose Zahlung bei der Steuerenkrichtung hin- ewiesen, die im Interesse der Volkswirtschaft liege. Zahlarten hiezu seien bei den Post- und Finanzämtern zu erhalten. Man hofft dadurch^ der Vermehrung des Notenumlaufs entgegenzuwirken.
Wetter-Bericht
3m Vvkf von Biskaya ist ein neuer Luftwirbel erschienen, der den Einfluß des Hochdrucks im Osten zurückdrängt. Am Sonntag und Montag ist mildes, aber vielfach gewittriges Wetter zu erwarten.
I!
Heimatumrzeln.
Roman »on Han« >«n Hekethuse».
20 (Nachdruck »erbeten)
Einige Wochen später wurde das Grundstück gekauft, nachdem Herr von Bidau den Gedanken des Ankaufs noch einmal schroff abgelehnt hatte.
Was der Pastor zu dieser Ablehnung dachte, ver- schwieg er. Aber er nahm sich vor, jetzt aufzupassen. Es wollte ihm so scheinen, als trage sich die Seele dieses Mannes mit keinen guten Gedanken, als könne er, der bis dahin aus das Wohl des Guts recht bedacht gewesen war, jetzt in das Gegenteil Umschlagen . . .
Verletzte Eitelkeit und gekränkte Eigenliebe bringen bei unedlen Naturen plötzlich Härten und Schärfen an das Licht, die bis zum Hatz ausarten können. Und Menschen, die bis dahin nützlich waren, können dann dahin geraten, daß sie schaden möchten.
Gottfried Haller wehrte ftch gegen die Erkenntnis, daß Herr von Bidau seine Mündel gar nicht liebe, hier nur gewirtschaftet habe, um der Welt zu zeigen, was er lechen könne. Von dem Augenblick an, wo diese Leistun- gen vielleicht nicht mehr nötig waren, schien ein hämisches Gefühl in ihm die Oberhand zu gewinnen. Und in diesem würde er sich nicht scheuen, mit .iner gewissen Schadenfreude den — in semen Augen undankbaren und unvernünftigen — Kindern zu schaden.
Ja, Gottfried Haller wollte als guter Christ besser von dem Manne denken, aber seine praktische Welt- erfahrnng siegte Ui feinem eigenen Kummer über den guten Willen.
> Nachdem der Ankauf geschehen, teilte Gerda ihrem Vormund die Tatsache schriftlich mit.
° Er antwortete zunächst gar nicht, dann schrieb er -> Etwas gewunden, daß er über diese Eigenmächtigkeit allerdings sehr erstaunt sei. Es hieß dann wörtlich
„Diese Handlung führt mich zu dem Entschluß, mein Anit, Parnitz betreffend, hiermit niedsrzulegen. Jin Sinne Eurer verstorbenen Eltern ist das nicht. Aber das habt Ihr selbst verschuldet. In einen Konkurrenz, kamps mit Pastor Haller trete ich nicht, der ja bei Euch neuerdings eine große Rolle spielt."
Damit war der Bruch geschehen. Und keine gesellschaftliche Form fand sich vorläufig, um ihn wieder zu heilen.
Von Egon und Gerda wurde das stillschweigend hingenommen. Im Grunde galt ihnen die Lösung die- ser Fessel als eine Wohltat. Schon fast seit einem halben Jahr war ein Zusammensein mit dem Vormund nie ohne Unexguicklichkeiten und Reibereien abgegangen.
Nur/mit Hallers und FramRuhstrat wurde offen darüber gesprochen, daß mau über die Gestaltung der Dinge zufrieden war, wenngleich man bedauerte, daß es dabei zum Bruch in der persönlichen Beziehungen kommen mutzte.
Haller und Frau Ruhstrat konnten nicht umhin, ihre Befriedigung auszusprechen, speziell die gute alte Frau, me m Herrn von Bidau in etwas unklarem Zorn ihren Todsemd sah. Sne blieb dabei, er habe ihr den neuen Käufer von Tannenhof auf den Hals gehetzt, nur des- halb, weil er sie nie Habs leiden können.
Nur Tante Lamme seufzte und rang die Hände. Sie and es ungeheuer unklug von Egon und Gerda, sich den Vormund so entfremdet zu haben. Sie vermißte chn. Er hatte so eine witzige Art mit ihr gehabt die sie ur besonderes Wohlwollen hielt. Daß sie Zielscheibe emer Spottlust war, ahnte ihr kleiner Gehirnkasten mcyt, ebenso wie sie nicht empfand, wenn er sie aründlick aufzuziehen pflegte. ^
Tante Lammes Seufzer waren aber doch nicht so ganz unbegründet, obwohl das vorläufig in Parnitz nie- mand merkte.
Herr von Bidau verfehlte nicht, sehr viel und sehr oft darüber zu sprachen, welch ungeheurer Undank ihm
Allerlei
Hohes Alker. In Niesting, Gde. Pichl (Niederösterreich) starb die Witwe Maria Weidinger im Alter von 104 Jahren. Sie war 1818 in Pichl geboren. Obwohl seit clj Jahren blind, war sie immer gut gelaunt und bis in die letzten Monate bei vollen Geisteskräften.
Hirschfeld verhaftet. Nach amtlicher Mitteilung wurde der bekannte Gymnasiast Oltwig von Hirschfeld, nachdem ec aus der ärztlichen Behandlung der Irrenanstalt entlassen worden war, auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft zur völligen Abbüßung seiner Strafe wieder in das Gefängnis eingeliefert.
Der Erfinder der künstlichen Steinkohle, ein in München lebender Apotheker, hat sich als ein Schwindler entpuppt. Er hakte, um auf seine «Erfindung" Geld zu bekommen, einen Schein gefälscht und wurde nun verhaftet.
Millionen - Brandschaden. Auf dem Gut Ducherow (pomm. Kreis Anklam) des Grafen von Schwerin äscherte 'ine große Feuersdrunst vier große Stallungen ein, 200 Stück Rindvieh, 730 Schafe, 30 Fohlen und 4 Pferde gingen zugrunde. Der Schaden beträgt mehrere Millionen.
Erdölbrand. 3n den Oelfeldern von Baku (Kaukasus) sind mehrere Oelquellen in Brand geraten. Es wüket eine furchtbare Feuersbrunst. Brandstiftung wird vermutet.
Ein neues Zwergvolk entdeckt. In der Maiausgabe von „The Worlds Work" findet sich ein Bericht über ein Zwergvolk, das von einer Gesellschaft von Oelsuchern in den Bergen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela entdeckt worden ist. Die Leute sind von roter Hautfarbe, haben die heroorstehenden Backenknochen und schmalen Augen der mongolischen Rasse und sind höchstens 1,22 Meter hoch. Ihre Behausung ist nur ein Dach ohne Seitenwände, aus Blättern geflochten und mit nur schwachen unregelmäßig gestellten Stangen als Stütze. Jedes solches Dach gibt für 10 bis 15 Personen Schutz. An Waffen gibt es nur Bogen und Pfeile. Geistig stehen diese Zwerge, die fast unbekleidet sind, aus ziemlich niedriger Stufe. Sie können nicht über vier zählen und ihre Sprache ist nichts als ein Grunzen.
Der Ausstand der Bergarbeiter im Dortmunder Revier ist beendigt.
Eine Volksabstimmung über die von den bürgerlichen Parteien verlangten Neuwahlen in «ochsen findet vom v. bis 19. Juni statt.
Die Schulden der Skadk Berlin betrugen am 31. März ds. Js. 4,528 Milliarden Mark, sie haben seit dem Vorjahr um 400 Millionen zugenommen. Das Vermögen weist einen Ueberschuß von einer Milliarde auf.
Die bayerischen Königsschlssser. Nach einer Mitteilung des Negierungsvertreters im bayerischen Landtag hat die Regierung über den Verkauf der bayerischen Königsschlösser'noch keinen Beschluß gefaßt. Verhandlungen vermö- gensrechtlicher Art mit dem früheren Königshaus schweben noch.
Einfahrt verweigert. Wie das Vorarlberger. Tagblatk nachträglich berichtet, wollten am 1. Mai Bregenzer Eisenbahner mit bekränzter Lokomotive nach Lindau fahren. Bon dort wurde jedoch deutlich «abgewunken" und mitgeteilt, daß der- Zug mit bekränzter Lokomotive nicht einfahren dürfe. Nach einigen Verhandlungen mußten die Eisenbahner wohl oder übel die Maschine wieder abkränzen und der Zug fuhr anstandslos nach Lindau. — Das Eisenbahnmate- ria'l ist doch wohl nicht zum Privatvergnügen der Angestellten da.
Der Ausverkauf. Die Firma Gebr. Kanold in Gothenburg (Schweden) hat die bekannten Mundwasserfabriken „Odol", mit dem Hauptsitz in Dresden, um etwa 100 Millionen Mark aufgekauft.
Silberdiebstahl. In dem Silberbergwerk in Klausthal (preuß. Harz) wurden große Mengen Silber und andere wertvolle Metalle gestohlen.
Moskowitisches. Wegen Widerstands gegen die Beschlagnahme des Kirchenguts hat die Sowjetregierung 11 Popen (Geistliche) erschießen lassen, 6 wurden zu je 5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Me einbeinige Hose. Das Neueste der Pariser Mode ist die «elegante Damentoilette", die nur einen Aermel hak. Die eine Seite der Taille ist ganz ärmellos, die andere Schulter dagegen erscheint von einer zweiten Draperie umflossen, dis über den Arm herunkerfällt und in eine große Troddel ausläuft. Voraussichtlich wird, so glossiert eine Berliner Zeitung den Unfug, auch die elegante Herrenwelk sich den Grundgedanken dieser geschmackvollen Mode bald zu eigen
——, « W » Zu
vott selten sekner Mündel geschehen war.
Und es gab Menschen genug, die alles glaubten, was seine empörte Eitelkeit dabei zutage brachte.
Die Saat davon ging langsam auf. Aber die Geschwister lebten im ganzen so zurückgezogen, daß sie noch nichts davon empfanden.
Herr Bremmer war der erste, dem die veränderte Lage fühlbar werden sollte. Er hatte zur Frühjahrsbestellung in einer Maschinenfabrik zwei neue Pflüge bestellt. Mit dieser Fabrik stand das Gut Parnitz seit Jahren in geschäftlicher Verbindung. Sie war ein Privatunternehmen von den Besitzern der umliegenden Kreise, und Herr von Bidau bekleidete darin die Stelle des zweiten Auffichtsrats.
Solange er die Parnitzer Wirtschaft leitete, war die Geschäftsleitung der Fabrik in den Zahlungsbedingungen äußerst entgegenkommend gewesen, und man hatte den aus der Fabrik entnommenen Verbrauch gezahlt, je nachdem Geld vorhanden war. Jetzt schrieb der Direktor, er habe gehört, daß Herr von Bidau nicht mehr in Parnitz wirtschafte und da fiele natürlich der lang ausgedehnte Kredit fort, den sie bis dahin bewilligt hätten.
Die Pflüge und auch noch Reparaturrechnungen aus der Brennerei und über sonstige Maschinenteile mußten also sofort bezahlt werden. Auch Händler, wie Fleischer und Mehlabnehmer, verfehlten nicht, auf die Preise zu drücken mit Hinweis auf Herrn von Bidau, der ihnen stets zu viel abverlangt habe. Herr Bremmer war ein guter und rechtlicher Mensch. Aber um die jetzige ver- änderte Sachlage völlig zu übersehen, fehlte ihm die kaufmännische Kenntnis. Zunächst nahm er die ihm entgegentretenden Schwierigkeiten persönlich übsl. Vorläufig war er aber noch zu eitel, um sich Rat bei Pastor Haller zu bolen.
So nahm er denn den Kopf hoch und ließ sich verleiten, gereizte Antworten zu schreiben oder zu sagen, und verlor dadurch manche alte Geschäftsverbindung, statt abzuwarten und die Leute durch di« Tüchtigkeit seiner eigenen Leistungen zu überzeugen.