ürttemberg

9 - Mai. Vorerst kein Zusammen- b Landtags. Die Kommunisten hatten an den des Landtags den Antrag auf Einberufung des ^stellt, um zum Metallarbeiterstreik Stellung zu Präsident Walter hat den Antrag auf sofortige da er nicht von der erforderlichen An­zahl von Mitgliedern des Landtags gestellt wurde.

9. Mai. Verhaftete Verbrecher. Die Kriminalpolizei verhaftete den Mechaniker Fritz Schmidt, ^ ^ eine Wohnung der Weißenburgstraße eingsbrochen 'E und Schinucksachen im Wert von 600 000 ^ gestohlen AEe. Der Schmuck ist beigebracht. Zwei weitere Einbre­cher, die m Marburg, Mannheim und Heidelberg ihr Un­wesen getrieben haben und in deren Besitz Gold- und Sil- berwaren im Werk von 70 000k gefunden wurden, sind ÄrÄ. dmchesi gemacht. Der 23 Jahre alte Mechaniker Ualhelm Muhleisen von Steinbach OA. Eßlingen, der auf dem Hauptbahnhof schon lange das Gepäck bestahl, konnte endlich auf frischer Tat' betroffen werden. Ebenso wurde der Oberpostschaffner Friedrich Bader von Kirch- heim a. N. verhaftet, der seit eineinhalb Jahren Postsen­dungen beraubt hatte und in verschlossene Postwagen ein- gednmgen war. In seinem Gartenhaus beim Burgholzhof wurde ein großes Lager gestohlener Gegenstände beschlag­nahmt.

Der württembergische Arbeitersängerbund, der am

7. März 1897 gegründet wurde, zählt heute in 160 Gemein­den 180 Vereine mit 970 Sängern und rund 2000 Sänger­innen. Am 14. Mai werden von allen Vereinen Feiern der M jährigen Gründung veranstaltet.

Feuerbach, 9. Mai. Neue Industrie. In den letz­ten Tagen wurde durch Vermittlung der Stadlverwaltung mir den Rheinischen Stahlwerken in Duisburg ein Vertrag abgeschlossen, durch den dieses Werk 140 Ar Platz zwischen Proviantamt und den Gaugler'schen Häusern erwirkt. Die Stahlwerke Duisburg wollen dort ein großes Verwaltungs­gebäude und Lagerräume als Haupkniederlage für Süd­deutschland errichten. Der Quadratur. Platz kostete 60 Mk.

Vaihingen a. A.. 9. Mai. V e r u n g l ü ck t. Der 21 Jahre alte Metallarbeiter Wilhelm Iun g, der am Samstag abend mit dem Rad nach Stuttgart fahren wollte, geriet in der Nähe des Eisenbahnviadukts zwischen ein Lastauto und ein Holz- fuhrwerk, wobei er vom Rad stürzte. Das Hintere Rad des Autos ging ihm über den Kopf, so daß der Unglückliche aus der stelle tot blieb.

Korntal. 9. April. Unfall. Die 13jährige Tochter des Inspektors Vetfch lief beim Spielen einem Dienstmädchen in die Arme, das einen Kübel siedenden Wassers trug. Das Kind wurde schwer verbrüht, so daß feine Wiedergesundung zweifelhaft erscheint.

Lausten a. R-, 9. Mai. Beendeter Streik. Der Streik in den Zementwerken ist beigelegt und die Arbeit am heutigen Tage wieder ausgenommen worden.

Crailsheim, 9. Mai. Karkoffeldieb stahl. Dem Schmied Friedrich Hägelein Banzenweiher wurden durch nächtlichen Einbruch sämtliche Saatkartoffeln gestohlen.

Unterboihingen, 9. Mai. Ehrung. Pfarrer Gustav Treiber, der seit 25 Jahren hier als Seelsorger wirkt, wurde aus Anlaß des festlichen Tages von der bürgerlichen Gemeinde durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts ausgezeichnet.

Reutlingen, 9. Mai. ZumStreik. Die Metallarbeiter» fchaft nahm eine Entschließung an, daß nur auf der Grund­lage des Vorschlags des Reichsarbeitsministers Verhandlun­gen zu führen seien. Der Vergleichsvorschlag Lautenschlagers wurde einstimmig verworfen, die Streikunterstützung erhöht. Die Textilarbeiter veranstalteten eine Sympathiekundgebung für die streikenden Metallarbeiter. Gleichzeitig reichten sic neue Lohnforderungen ein. Den Streikenden wurden von der Verwaltung des Textilarbeiter-Verbands 10 000 ttt über­wiesen.

Göppingen, 9. Mai. ENtenteschnüffelei. In vergangener Woche erschien ein französischer Offizier in Begleitung eines deutschen Offiziers auf dem Rathaus, um sich' über die Zahl der hier angestellten Schutzleute zu unter-

richten. .

Langenau, 9. Mai. Diamantene Hochzeit. Das Ehepaar Johannes Baur und Frau Anna Magdalena geb. Senile, konnten gestern das seltene Fest der diaina n- tenen Hochzeit feiern.

Zum Mekallarbeikerstreik

Weingarten OA. Ravensburg, 9. Mai. Die 700 Mann starke Arbeiterschaft der Maschinenfabrik Weingarten vorm. H. Schah A.-G., hat die Arbeit unter der Bedingung der 48stündigen Arbeitswoche wieder ausgenommen.

Auf Grund der Mündigen Arbeitszeit wurde die Arbeit ferner in folgenden Betrieben ausgenommen: A. Bezner, Maschinenfabrik in Ravensburg (30 Arbeiter), Biberacher Metallwarenfabrik (170), Dollmerwerke in Blberach, Hau­eisen u. Sohn in Neuenbürg. Bei der Maschinenfabrik Escher-Wyß u. Cie. in Ravensburg arbeiten 70 Mann.

Stand der Feldfröchte in Württemberg

Das Statistische Landesamt schreibt über den Stand der ieldfrüchte in Württemberg zu Anfang des Monats Mai: für die Entwicklung der Wintersaat e n ist der naß^llte lpril ganz ungünstig gewesen; sie fmd im Wachstum noch so

wück,"'wie 'es"um diese Zeit in srüheren Jahren noch selten er Fall war. Nicht wenige Wintersaaten mußten bereits maepflügt werden oder müssen noch umgepflügt werden, so-

ald es die Bodenverhältnisse erlauben; denn mancherorts ist ie Nässe so stark, daß die Gespanntiere bis zum Bauch m en Aeckern einsinken. Auch ist häufig zu beobachten, daß as Unkraut sehr überhand mm,nt. Verhältnismäßig am esten hat sich bis jetzt unter den Winterfrüchten der Rag- e n entwickelt. Die bis jetzt umgepflügte Flache betragt im undesdurchschnitt in Winterweizen 12,9 Prozent, in Wm- -rdinkel 2,3 Prozent, Winterroggen 1,9 Prozent der Anbau- äche. Der naßkalte April ist auch schuld daran daß em roßer Teil der Aussaat der Sommerfruchte zu Anfang Mm och Nlchl vollzogen lvtlk. Ebenso lit bas üegen der Äarchs S? vereWt in den mildesten Gegenden bee^t. Der üee ist gleichfalls noch sehr zuruck und auch hier sind mel ach Umpflügungen notwendig; die bw letzt umgepslugte

esund aus, aber auch sie lassen e-nen richtigen Wuchs ver- ullen weil es an der Bodenwarme fehl - Der wrunsulrer

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ntfaltA- sie zieht sich aber langer hin als m normalen che, en: Frostschaden ist bis jetzt in nennenswertem Maße mch

erfolgt. In den Weln b ergen sind die Arbeiten nvch sehr zurück; der Bestand des Rebholzes ist im allgemeinm gut. Eine gute Wirkung hat der verflossene Monat insofern ge­habt. als genügende Feucht'gkeit in das infolge der vorjähri­gen Dürre ausgetrocknete Erdreich gekommen und mit den Feldmäusen gründlich aufgeräumt worden ist. In der übli­chen Stufenfolge der Landesdurchschnittsnoten (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel. 4 gleich gering) stellt sich der Stand der Feldfrüchte wie fchgl dar: Winterweizen 3,4 (im Vormonat 3,2), Winterdinfel 3,2 (.3,1), Winterroggen 2,8 (2,7), Klee 3.4, Luzerne 2,9, Wiesen 3,0.

Baden.

Karlsruhe, 9. Mai. Letzter Tage fand hier die erste Tagung der B e zirks p o stgew e rkschaft statt, zu der die Vertreter sämtlicher augeschlossenen Verbände aus dem Bezirk der Oberpostdirektion Karlsruhe erschienen waren. Zum ersten Vorsitzenden wurde Herr Waldecker, der Vertreter des Reichsverbandes gewählt, dem zur Führung der Geschäfte s? ein Vertreter des Verbandes Deutscher Post- und Telegraphenbeamteu und der Ge­werkschaft Deutscher Post- und Telegraphenbeamten zur Seite gestellt wurde. Die Verhandlungen ergaben die Nostvendigk.it engsten Zusammcn'chlusses sämtlicher Post- uud Telegraphenbeamten ohne Unterschied der Partei­zugehörigkeit und Weltanschauung zur Wahrung der ge­meinsamen Interessen. Tie schweren wirtschaftlichen Sor­gen und die Erbitterung über die ungerechte Behandlung der gesamten Postbeamtenschaft bei der Einstufung und der Personalreform fanden in einstimmig angenommenen Entschließungen ihren Ausdruck, die die Einführung einer gleitenden Gehaltsskala in das System der Beamtenbesol- dung, schnelle und ausreichende Erhöhung der Teuerngs- zuschläge und die bei der Postbeamtenschaft herrschende Unzufriedenheit mit der Leitung des Reichspostministe­riums zum Gegenstand hatten. Mit Worten des Dankes an die Teilnehmer und der Aufforderung zu einmütiger unermüdlicher Mitarbeit in der Gewerkschaft zum Wohle der Postbeamtenschaft und zum Heil der Volksgemein­schaft schloß der Vorsitzende die an Arbeit und An­regungen reiche Tagung.

Karlsruhe, 9. Mai. Als die Franzosen nach Ab­schluß des Waffenstillstandes Elsaß-Lothringen besetzten, und die Verwaltung der bisherigen Reichseiscnbahnen in Elsaß-Lothrringen übernahmen, wurde im März 1919 in Karlsruhe die Reichseisenbahnzweigstelle geschaffen, die die Sorge für die Unterbringung der aus Elsaß- Lothringekl vertriebenen Reichseisenbahuer und die Ab- wickelungsgcschäfte der ehemaligen Rcichseisenbahn über­nahm. Nachdem der größte Teil der Geschäfte erledigt ist; wurde die Reichseisenbahnstelle aufgelöst, ihre Ge­schäfte gehen aus die Eisenbahn-Gencraldirektion über. Eisenbahnminister Gröner hat aus diesem Anlasse in einem Erlasse den Männern gedankt, die als Beamte sich Verdienste um das Eisenbahnwesen in Elsaß-Lothrin­gen erworben haben.

Karlsruhe, 9. Mai. In den letzten Tagen fand hier eine von sämtlichen deutschen Eisenbahndirektionen be­schickte Verkehrskonferenz zur Regelung der Bestimmun­gen von Fahrplänen für die im Sommer 1922 beab­sichtigten Ferien sonderzüge statt. Vorgesehen sind nicht nur während der eigentlichen Ferien diese Sonder« züge, sondern auch während eines längeren Zeitraums in den Sommermonaten. Tie Züge sollen Norddeutsch» land, Mitteldeutschland und das Rheinland mit Süd­deutschland und umgekehrt verbinden. Bayern will außer­dem auch Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen von der Pfalz über Baden nach München führen. Tie Gültig­keit der Rückfahrkarten für die Feriensonderzüge soll einen Zeitraum von 60 Tagen umfassen.

Pforzheim, 9. Mai. Der Redakteur derPforzh. Neuesten Nachrichten", Kurt Kaufs mann, hat seinem Le­ben durch Erhängen ein Ende gemacht. In der Nähe des Schvarwaldhauses hat man seine Leiche Sonntag früh im Walde aufgesunden. Was den allzeit heiteren und liebenswürdigen Mann in den Tod getrieben hat, ist unbekannt.

Epp in gen, 9. Mai. In Steinsfurt stürzte ein nahezu fertig gestellter Schuppen ein. Sechs Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Trei davon wurden schwer verletzt, während die 'drei anderen mit leichteren Verletzungen davonkamcn. In Rohrbach bei Eppingen wird die 37jährige Tochter des Landwirts Kvnrad Nebel seit über 14 Tagen vermißt. Zur Auffindung hat der Vater 1000 Mark Belohnung ausgesetzt.

Heidelberg, 9. Mai. Die Staatsanwaltschaft hat auf die Ergreifung der Täter, die an der Sprengung der Drahtseilbahn der Zementwerke Leimen beteiligt smd, eine Belohnung von 20 OM Mark ausgesetzt. In der Nacht zum Samstag war eine weitere Sprengung vorgenom­men. Wie wir berichtet hatten, erfolgte die Sprengung durch Streikende, um den Betrieb des Zementwerks Lei­men zu stören, der darauf auch eingestellt wurde.

Mannheim, 9. Mai. Tie Preise auf dem Wochen­markt sind trotz der besseren Witterung und des dadurch bedingten schnelleren Wachstums der Früchte immer noch sehr hoch. So kostet ein winziges Köpfchen Kopfsalat 815 Mk., eine Gurke 3640 Mk., Spinat das Pfund nahezu 6 Mk. Von einem Preisrückgang der Eier, von dem im Großhandel gesprochen wurde, ist auf den Wochen- inürkten noch nichts zu verspüren.

Villingen, 9. Mai. Die Generalversammlung der Badischen Bauernvereinsorganisation findet, nicht wie früher gemeldet am 11., sondern am 25. Juni in Villmgen

^ Walbshut, 9. Mai. Eine wertvolle Beute haben nach derVolksmacht" Langsinger in dem eine Stunde von hier gelegenen Filialörtchen Geiß gemacht. Nach der eigenen Angabe des Bestohlenen, eines Landwirts, sind ihm 220 Goldstücke gestohlen worden.

Konstanz, 9. Mai. Gestern nacht 1 Uhr brannte der große Kvhlenschlippcn der Firma Stromeyer-Lager- haus am Bahnhof Petershansen nieder. Er verbrannten große Mengen Holzkohlen, deren Werk auf 1 Million geschätzt wird, sowie Steinkohlen, Briketts, zwei Lastautos und verschiedene Maschinen. Tie Brandursache ist unbe­

kannt. Ter Schaden ist größtenteils durch Versicherung gedeckt. Viele Fensterscheiben der Nachbarschaft sind in­folge der Hitze zersprungen. Trotz später Stunde war :ine große Menschenmenge am Ort.

Allerlei

Trauriger Gedenktag. Am 8. Mai 1902 wurde auf der westindischen Insel Martinique (franz.) durch Ausbruch des Vulkans Monte Pele die 8 Kilometer entfernte Küstenstadt Saint Pierre in wenigen Minuten vollständig vertilgt. 30 000 Menschen wurden durch die sich abwärts wälzende Glutwocke von Gasen und Rauchschwaden erstickt oder ver­brannt.

Tod durch Deslnfektionsgifi. In einem großen Hotel in Dresden wurden in voriger Woche ein aus Berlin zugereister Kaufmann in einem Zimmer tot aufgefunden, das vorher durch einen sogenannten Kammerjäger gegen Ungeziefer des­infiziert worden war. Am Sonntag wurde nun abermals in Dresden eine Haushälterin in einem Zimmer entseelt gefun­den, das man in gleicher Weise gereinigt hatte. Es besteht der Verdacht, daß der plötzliche'Tod durch Vergiftung infolge der Desinfizierung herbeigeführt wurde.

Felssturz. An dem Felskegel, auf dein die bekannte Marksburg bei Braubach am Rhein, eme der schönsten Rheinburgen, steht, sind große Felsmaisen nach der dem Strom zugewandten Westseite abgestürzt. Mehrere Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, weitere Häuser werden wegen der Sturzgefahr geräumt werden müssen. Vor zwei Jahren setzten sich bekanntlich bei Lorch a. Rh. an der Burg Nollich große Fels- und Erdmassen in Bewegung, die etwa 10 Häuser zerstörten.

In der italienischen Stadt Carrato (Prcw. Bari) ist ein Block von 30 Häusern infolge Unterwaschung des Bodens zu­sammengestürzt. Die Bewohner waren vorher gewarnt und hatten die Häuser verlassen.

Millionendiebstaht. In einer Fabrik bei Dresden wur­den 8 Wechsel auf je 812 000 gestohlen.

Der Arbeiter H. Koch in Leipzig bandelte mit einem Zim­mermädchen ein Verhältnis an, um mit ihrer Hilfe die Dienst- Herrschaft zu bestehlen. Er benützte eine Reise der Familie, um Schmuck und Silbersachen im Wert von 900 000 Mk. zu stehlen, die er zum großen Teil an Frankfurter Händler ver­kaufte. Von den gestohlenen Gegenständen waren nur für etwa 350 000 Mark zurückzubringen. Koch wurde zu vier Jahren Zuchthaus, das Mädchen zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt.

Heber eine auffallende Pünklichkeit des Storches berichtet in der JagdzeitungWild und Hund" Oberstlt. a. D. Clausius aus dem Kreis Wehlau (Ostpr.): Als ich am 1. Februar 1920 aufs Land nach Ostpreußen kam, sagte einer meiner ältesten Jnftmänner unter Hinweis auf das vorhandene Storchnest: Die kommen jedes Jahr am 1. April." Auf meinen Ein­wand, daß sich die Ankunft der Störche doch wohl nach dem Wetter richten würde, meinte er:Die kommen bestimmt am 1. April, das hat mit unserem Wetter nichts zu tun." Der Mann sollte tatsächlich recht behalten. Als ich am 1. April 1920 um 5.3h vormittags aus den Hof trat, klapperte der am Abend zuvor schon auf seinem Nest bemerkte Storch seiner ankommenden Ehehälfte entgegen. Am 1. April 1921 stand das Storchenpaar um 6 Uhr vormittags wieder zum eisten Male auf dem Nest. Und mitten im hartnäckigen Nachwinter 1922 stand abermals das Storchenpaar am 1. April um 5.15 morgens klappernd zum ersten Male auf dem Nest. In den Jahren 1920 und 1921 hatten wir ein sehr frühes Frühjahr, während wir jetzt noch Winter haben. Wie ist das Verhalten zu erklären?

Ende eines allen Brauchs in Gibraltar. Seit dem 1. Mai ist in Gibraltar ein alter Brauch abgeschafft worden, der eine gewisse Romantik verkörperte. An jedem Morgen wurde zur Begrüßung des Sonnenaufgangs von der Höhe der Sig- naistation auf dem Gipfel des Felsens von Gibraltar von den Engländern sin Kanonenschuß gelöst, der zugleich das Zeichen für die Oeffnung und Schließung des Festungstores gab. Das Geschütz wird jetzt für immer schweigen, und zwar, weil England anfängt zu sparen.

Echt amerikanisch. Im Süden Frankreichs liegt in der Nähe von Avignon die Ruine einer alten Burg, genannt Belle Croix, deren Entstehung ungefähr bis in das Jahr 1350 zurückreicht. Diese Burgruine ist kürzlich von einem Amerika­ner gekauft worden, der sie von Frankreich nach seinem Hei­matort verpflanzen will. Die Bewohner der nahegelsgenen Orte haben begreiflicherweise sehr scharf Einspruch gegen diese Absicht erhoben, da sie die Ruine nicht missen mögen, insbe­sondere nicht einen wundervoll gemeißelten Torbogen, üer wahrscheinlich die Eingangstür einer Kapelle bildete. Dse Amerikaner ist aber bei seiner Absicht geblieben und ist gegen­wärtig ' damit beschäftigt, feinen Plan auszuführen. Die Ruine ist zunächst in allen ihren Einzelheiten photographiert worden. Zurzeit wird sie abgebrochen, und Stein für Stein sorgfältig verpackt. Der Bahnhof von Avignon ist mit Kisten und Kästen, die die einzelnen Teile der Ruine nach-Amerika befördern sollen, überfüllt. Nach den genau aufgenommenen photographischen Plänen soll die Ruine dann in Amerika wieder aufgebaut werden.

Regulierung des TNissisippi. Der amerikanische Kongreß hat eine Million Dollar bewilligt, um Pläne für die Regu­lierung des Mississippi ausarbeiten zu lassen. Der Fluß ist in seinem jetzigen' Zustand eine ständige Hochflutgesahr sür die Anwohner.

Aus der Heimat.

Wildbad, den 10. Mai 1922.

Auslandszucker für Bienen. Wegen Zuckerknappheit wird Heuer kein Julaudszucker zur Bienenfütterung abgegeben. Das Arbeitsministerium empfahl dringend die Bestellung von Auslandszucker. Die Imker müssen bei Bestellung innerhalb der Vereine für das Pfund Zucker eine Anzahlung von 20 ttl machen. Da die llebcrwinterung der Bienen bei dem lang andauernden Winter keine gute war, sind die Aussichten für die Imker sehr trübe. Der Honig wird sehr teuer werden.

Neuenbürg, 8. Mai. Montag vormittag stürzte an dem Glasermeister Bentelschen Wohnhause an der Wild­bader Straße das daselbst angebrachte Gerüst plötzlich voll­ständig in sich zusammen. Die auf demselben befindlichen Arbeiter, welche sich nicht mehr retten konnten, kamen mit Ausnahme des Gipsers Bischer von Conweiler mit dem Schrecken davon. Letzterer erlitt durch den Sturz Verletzungen im Gesicht und den Bruch einiger Rippen, was seine alsbaldige Ueberführung ins Bezirkskrankenhaus nötig machte. Ob der Unfall auf Fahrlässigkeit oder auf Witterungseinflüsse zurllckzuführen ist, dürfte die Unter­suchung ergeben.