land im ganzen 68 Milliarden, wovon zunächst 25 Milliarden unbedingt bezahlt werden müssen, die Frankreich für den Wiederaufbau bereits ausgegeben habe. Die Forderungen Frankreichs, abgesehen von der allgemeinen Kriegsentschädigung, seien mithin um 8 Milliarden Goldfranks größer als seine gesamten Schulden an die Verbündeten, und es brauche nur zu verlangen, daß alle Verbündeten, auch die Vereinigten Staaten, auf die restlose Erfüllung des Vertrags von Versailles dringen, dann brauche Amerika um sein Guthaben in Frankreich nicht bange zu sein.
Paris, 7. Mai. Der amerikanische Staatssekretär Hughes erklärte die Meldung, daß Frankreich seine Schulden an Amerika in 30 Jahren zurückzuzahlen habe, für gänzlich unbegründet.
Die Knebelung der deutschen Luftfahrt
Die neue Reichsverordnung über das deutsche Flugzeug- h^stn,, hre auf Grund der Note des Obersten Rats vom 14. April mit Frist bis 5. Mai erlassen werden mußte, dämmt die Antriebskraft für deutsche Flugzeuge auf Motoren von 60 PS (anfänglich hatte der Oberste Rat bezw. oie lseberwachungskommission nur 50 PS zugestehen wollen) ein. Was das bedeutet, zeigt ein Vergleich mit den Einsitzern der berühmten Richthofenschen Jagdstaffel im Krieg, die schon 1917 mit Motoren von 160 PS ausgerüstet waren;
Kriegs besaßen wir Flugzeuge mit 1225 und 1800 PS. Die deutschen Verkehrsflugzeuge, die )ie größten sein dürfen, sollen eine Höchstleistung von 4000 Meter Steighöhe bei einer Nutz-Vollast von 600 Kg. haben. In 2000 Meter Höhe soll kein Flugzeug mehr als 170 Kilometer in der Stunde zurücklegen. Der höchsterlaubte Wirkungsbereich ist auf 3^- bis Mündige Fahrt und auf rund 600 Kilometer Entfernung festgelegt. Von Berlin aus könnten alst, nicht einmal die Reichsgrenzen ohne Zwischenlandung erreicht werden. Luftschiffe zu bauen ist uns zwar wieder erlaubt, aber nur bis 30 000 Kubikmeter Gasinhalt. Keine Firma wird mehr ein solches Spielzeug Herstellen, es wäre unverkäuflich. Gegen Ende des Kriegs hatten wir Starrluftschiffe von 68 500 Kubikmeter und das vor einiger Zeir in England gebaute, dann an Amerika verkaufte und bei der Probefahrt oerunglückte Luftschiff „R 38" hatte 77 000 Kubikmeter. — Die deutsche Luftfahrt ist planmäßig erwürgt.
Württemberg
Stuttgart, 7. Mai. Zum M e t al l o r b e i t e r st r e i k. Die Funktionärkonferenz der streikenden Metallarbeiter beschloß, auf der Grundlage des Vermirtlungsvorschlags des Reichsarbeitsministeriums für eine Beendigung des Streiks einzutreten. Der Vorschlag sieht die 47stündige Wochenarbeitszeit mit einer im Bedarfsfall noch zu leistenden wöchentlichen Ueberstunde vor. Da der Vorschlag von den Arbeitgebern abgelehnt wird, fehlt noch immer der eigentliche Vermittlungsweg. Doch kann man Hoffnung haben, daß der Streik nunmehr seinem Ende zugeht.
Stuttgart, 6. Mai. Aufwandentschädigung für Lehrlinge. Der württ. Handwerkskammertag hat kürzlich die von den Landesverbänden festgelegten Mindestsätze für die Aufwandentschädigung für Lehrlinge genehmigt. Es handelt sich dabei um Richtlinien für solche Lehrlinge, die beim Lehrherrn weder Kost noch Wohnung erhalten. Den Lehrherrn steht frei, in Orten mit teueren Lebensverhältnissen und bei guter Führung und Leistung auch höhere Sätze zu gerdähren. Im allgemeinen ist unterschieden zwischen Lehrlingen in Groh-Stuttgart, in den übrigen Städten und für das ganze Land. Es erhalten z. V. Flaschner- und Installateurlehrlinge in Groß-Stuttgart im ersten Lehrjahr 30, im zweiten 50, im dritten 80, im vierten 120 -4c pro Woche. Malerlehrlinge sollen erhalten in Stuttgart im ersten Lehrjahr 40, im zweiten 60 und im dritten 80 -K, in den übrigen Städten 20, 40 und 60, auf dem Land 15,50 und 40 -Ä. Wird Kost und Wohnung gewährt, so besteht keine Verpflichtung zur Zahlung einer Aufwandentschädigung. Der' freien Vereinbarung wird es überlassen, ein Taschengeld festzusetzen. Die neuen Entschädigungssätze für alle Lehrlinge im Handwerksberuf traten am 1. Mai in Kraft.
Stuttgart. 7. Mai. Fleischpreisabschlag. Im Einvernehmen mit der städt. Preisprüfungsstelle hat die hiesige Fleischerinnung den Preis für Kalbfleisch von 45 auf 42 »st, den für Kuhfleisch auf 26—32 -st wieder herabgesetzt, der Fleischverbrauch war nach dem letzten.Aufschlag außerordentlich stark zurückgegangen.
Württ. Landeskheater. Die nächste Aufführung des „Ring des Nibelungen" in der neuen Jnszernierung, die letzte ln dieser Spielzeit, ist auf den 20., 21., 25. und 28. Mai festgesetzt worden. Für die aufgelegte Sondermiete findet der allgemeine Vorverkauf von Mittwoch, den 10. Mai bis einschließlich Freitag, den 12. Mai statt. Den Mitgliedern der Theatergemeinde steht das Vorbezugsrecht zu, sie können gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte schon Dienstag, den 9. Mai die Karte für diese Sondermiete beziehen.
tr. Reichcnbach a. Fils, 6. Mai. Fuhrwerk vom Schnellzug überfahren. Als heute mittag 12 Uhr der Schnellzug München—Stuttgart in voller Fahrt durch den hiesigen Bahnhof kam, stieß er beim Bahnübergang aus ein Kuhfuhrwerk. Eines der Tiere wurde von der Maschine mit voller Wucht weggeschleudert und war sofort tot, der Wagen ging in Trümmer. Die zweite Kuh wurde auf einen Puffer der Mafchine aufgespießt und hängend noch über 100 Meter fortgeschleppt, bis der Zug zum Halten gebracht wurde. Mit vieler Mühe konnte das Tier losgelöst werdendes war selbstverständlich auch tot. Der Wagenlenker war, durch da» Warnungszeichen der Lokomotive im letzten Augenblick noch aufmerksam gemacht, rechtzeitig zur Seite gesprungen. Nach viertelstündigem Aufenthalt konnte der Zug die Fahrt fortsetzen. — Das Unglück entstand dadurch,-daß die Schranke nicht geschlossen war und der Fuhrmann bei der starken Krümmung der Bahnlinie das Herannahen des Zugs nicht beobachten konnte.
Tübingen, 6. Mai. DonderUnkversität. Stadtpfarrer Lic. theol. Hermann Faber hat einen Rus als außerordentlicher Professor für systematische Theologie an der Universität Marburg erhalten und angenommen
Lauvbeim 7. Mai. Mehlversorgung. Die Stadtgemeinde hat 200 Ztr. Weißmehl un» 100 Ztr. Brotmehl gekauft und stellt es allen Versorgungsderechugren zur Verfügung. Weißmehl kostet das Pfund ao Händler oder Bak- ker 8.50 -st, Brotmehl 6 »st.
Biberach a. R.. 7. Mai. Brand. In Aufhofen brannte nachts das große landw. Anwesen des Landwrrts Glaser ab. Das Vieh konnte noch gerettet werden.
Vom Bodensee. 7. Mai. Unter, schwerem Verdacht. Ins Untersuchungsgefängnis emgeüeferr wurde der
Postsekretär Otto Sch. in Friedrichsharen, der im Verdacht steht, einen ausländischen Wertbrief geöffnet und von dem Inhalt sich angeeignet zu haben.
Wirtschaftliche Wochenschau
Geldmarkt. So oft die Verhandlungen in Genua eine Vereinsamung Frankreichs erhoffen lassen, wird die deutsche Mark im Ausland höher bewertet. Der Rückschlag tritt jedesmal ein, wenn der Anschein überwiegt, daß Frankreich seinen Willen gegen Deutschland durchsetzen werde. Dieses Spiel hat sich die ganze Berichtswoche hindurch auf dem Geldmarkt verfolgen lassen, dessen tägliche Schwankungen ein deutliches Bild von der Unsicherheit des Urteils über die politische und wirtschaftliche Lage gaben. Der Dollar bewegte sich innerhalb 8 Tagen zwischen 277 und 305; am 4. Mai stand er auf 288 -st. An diesem Tag« kosteten 100 deutsche Mark in Zürich 1,77 (1,83) Franken; in Amsterdam 0,89^4 (0,93X) Gulden: in Kopenhagen 1,65 (1,69), in Stockholm 1,35 (1,38) Kronen: in Wien 2820 (2770), in Prag 1780 (1820) Kronen und in Newyork 0,34 fünf Achtel, (0,35 drei Achtel) Dollar.
Börse. Auch die Börsenstimmung entsprach in dieser Woche genau den Valutaschwankungen. Einige Tage zeigten sich Ansätze zu einer neuen Haussebewegung, aber im allgemeinen überwog Lustlosigkeit, in den Kreisen des spekulierenden Pr'watpublikums Mißtrauen. Auch zeigen sich gewisse Schwierigkeiten in der Geldbeschaffung, obgleich der Ultimo verhältnismäßig gut überwunden wurde. Die Bankaktien hielten sich die Woche über zienmlich ruhig. In Industriepapieren gab es stärkere Schwankungen, besonders in Text-lwerten und einigen Spezial-Maschinenfabriken. Der Anlagemarkt war behauptet; 4prozentige Württemberger verharrten auf dem Kurs von 83.
Produktenmarkt. Die Preise haben in dieser Woche wieder angezogen. Aber die Tendenz war ziemlich ruhig. Am 4. Mai wurden in Berlin bezahlt für Weizen 740—745 (T 30—40), Roggen 538—540 (-5 20), Sommergerste 635 bis 650 (-l- 35), Haber 600—610 (-i- 50—60), Mais 480—485 (4-10) -st. An der Stuttgarter Landesproduktenbörse vom 1. Mai wurden die Heupreise um 40 -st auf 480—500 und Stroh um 30—40 -st auf 200—220 -st erhöht.
Warenmarkt. Kohlenmangel beginnt sich wieder zu zeigen, und zwar nicht nur bei der Hausbrandversorgung, die schwer darniederliegt, sondern auch bei der Industrie trotz etwas gebesserter Zufuhrverhältnisse. Die Folge ist eine ständige Verteuerung. Auch für Eisen besteht die preistreibende Tendenz weiter; nur Schrot bildet eine Ausnahme und hat etwa 1500 -st die Tonne eingebüßt. In der Preisbewegung der Textilsachen ist ein Stillstand eingetreten, der auch auf der letzten Industrie- und Handelsbörse in Stuttgart zum Ausdruck kam; aber von einem Preisabbau war keine Rede. Die Zellstoffpreise sind schon wiederum um annähernd 30 Prozent erhöht worden. Eine fast ebenso große Steigerung sollen die Stickstoffpreise erfahren. In Häuten und Leder war diese Woche die Geschäftstendenz ruhiger, aber immer noch fest, trotz 20prozentigen Abschlags auf der letzten Stuttgarter Auktion.
Viehmarkt. Die Preise blieben unverändert fest. Ein Paar Milchschweine kosteten neulich in Gerabronn 16 bis 2250 -st. Auch Schlachtvieh ist nahezu unbezahlbar und wird immer weniger zugetrieben, je näher die Zeit heranrückt, in der es Grünfutter gibt.
Holzmarkt. Lage unverändert.
Gemeinnütziges
Aufsrischen getragener Kleidungsstücke. Die heurige Tom- mermode ist nicht nur hübsch und bequem, sondern bietet vor allem auch weniger bemittelten Frauen Gelegenheit, sich der Mode entsprechend zu kleiden. Aus zwei alten, unmodernen Kleidern läßt sich mit etwas Geschick oder mit Hilfe der Hausschneiderin leicht ein modernes zweifarbiges Kleid Herstellen. Ebenso läßt die neue Mode der andersfarbigen Aermel, manch altes Kleid im neuen Glanz erstehen, sind es doch gerade die Aermel, welche gewöhnlich zuerst zerreißen oder unmodern werden. Die neuzuverarbeitenden, bereits getragenen Kleider und Stoffe müssen natürlich vorerst tadellos geputzt oder gewaschen werden; das bekannteste Verfahren ist das mit Ouillajarinde. Vor dem Waschen weickt man die Rinde 24—36 Stunden im kalten Wasser ein (am besten Regenwasser). Hierauf wird die Brühe durch ein Tuch geseiht und das schmutzige Kleidungsstück ungefähr 10—12 Stunden darin eingeweicht, kalt herausgewaschen, ohne auszudrücken aufgehängt, halb trocken in reine Tücher eingeschlagen und auf der verkehrten Seite gebügelt. Die Rinde braucht nicht gekocht oder abgebrüht zu werden, denn der Schmutz löst sich durch das lange Einweichen vollständig und die empfindlichsten Stoffe halten in dieser kalten Lauge ihre Farben prachtvoll. Die Quillarinde wird nach dem ersten Gebrauch ge- trocknet und kann mit einem kleinen Zusatz von neuer Rinde zur nächsten Wäsche nochmals verwendet werden. Seidene, wollene und baumwollene Stoffe, schwarze wie farbige, werden wie neu, wenn man sie in lauem Bohnenwasfer ohne Seife wäscht. Dürre, weiße Bohnen werden ohne Salz in Wasser weich gekocht. Maß und Verhältnis von Bohnen und Wasser hängt von der gewünschten Kraft der Brühe ab. Gewöhnlich genügt 1 Liter Bohnen auf 4—5 Liter Wasser. Nacy dem Waschen spült man zweimal mit lauem Wasser nach, drückt die Stoffe nur ganz leicht aus, hängt sie zum Trocknen auf und plättet sie noch bügelfeucht auf der verkehrten Seite. Tintenflecke, wenn sie nicht sehr veraltet oder von besonders ätzender T nie herrühren, Fettflecken, Rotweinflecken usw. verschwind-n bei diesem Verfahren vollständig. Die gekochten Bohnen kann man hierauf in der Küche noch gut verwenden. Entweder schwingt man sie in Fett und Petersilie, nachdem man das nötige Salz daran gegeben, oder man legt sie längere Zeit ins Salzwasser und verwendet sie dann als Salat. Weiß und schwarz karrierte Stoffe und die jetzt so modern gestreiften Flanell- und Wollröcke werden wie neu, wenn man sie in Kleienwasser ohne Seife wäscht. Entweder kocht man Weizenkleie in einem Säckchen oder brüht sie in dem- elben ab. In diesem Kleienwasser (A Kilogramm für ein ganzes Kleid) wäscht man das Kleidungsstück lauwarm und schwenkt es auch in lauem Wasser. Durch dieses Verfahren erhalten die Stoffe, wenn man sie halbfeucht bügelt, eine gewisse Steifigkeit.
K0 Jahre Deutsche Bauernvereine
Die Organisation der Deutschen Baurrnvere'ne blickt in diesem Jahr auf ein 60jähriges Bestehen zurück. Im Jahr 1862 rief der bekannte Freiherr Dr. v. Schorlemer- Alst in Westfalen den ersten Bauernverein ins Leben. Die preußische Regierung suchte damals mit allen Mitteln die Entwicklung dieser jungen Bauernorganisation zu hemmen, indem sie allen Staats- und Gemeind »beamten den Beitritt verbot und dem Verein alle möglichen Hindernisse in den Weg legte. Trotzdem machte der Gedanke der Organisation des Bauernstands rasche Fortschritte, und heute ist der Nährstand über das ganze Reich organisiert. Der Deutsche Bau- erntag in Ulm wird die größte Kundgebung des deutichen
Bauernstands sein, die das deutsche Landl n den letzteü Iäh?- zehnten gesehen hat. Als Redner werden Bauernführer aus Nord und Süd, aus Ost und West zu Worte kommen. Mitglieder aller Bauernvereinsorganisationen werden in großer Zahl auf der Tagung in Ulm vertreten sein.
Bekämpfung des Wahrsagens. Das bad. Ministerium des Innern hat die Bezirksämter darauf hingewiesen, daß nach ständiger Rechtssprechung des Reichsger'chts schlechtbin jedes Wahrsagen Betrug ist, es sei denn, daß es nur der Unterhaltung dient. Künftig werden daher Strafanzeigen wegen Wahrsagens zunächst an die Staatsanwalt-Ä schäften zur weiteren Prüfung, ob etwa ein Betrug in Frage ^ kommt, abgegeben.
Abnahme der Konkurse. Die Zahl der Konkurse im Reich hat sich im April auf 105 ermäßigt gegenüber 144 Konkursen im März 1922 und 279 Konkursen im April 1921.
Der Schutz gegen die Blitzgefahr
Es ist Tatsache, daß die Häufigkeit der Gewitter seit einer bestimmten Reihe von Jahren in beständiger Zunahme begriffen ist, ohne daß die Zahl der zündenden Blitze im gleichen Maß gewachsen wäre wie die sogenannten kalten Schläge, d. h. die mechanisch zerstörenden. Besonders die Blitzgefähr ür Gebäude hat zugenommen, ja, sie hat sich in den letzten ünfzig Jahren in Deutschland fast um das Siebenfache ge- teigert. Dagegen ist die Sterblichkeit infolge Blitzschlags gegen früher ziemlich unverändert; sie beträgt in Preußen etwa 2,4 auf je 10 000 Gestorbene, in Bayern 1,6 und in Sachsen 1,7. Fast stets wurden die vom Blitz getroffenen Personen im Freien getötet, während der Aufenthalt im Haus verhältnismäßig sicher gegen Gefahr ist. Aber auch im Freien hängt die Größe der Blitzgefahr ganz von den zufälligen Umständen ab. Daß einzslstehende Bäume leichter vom Blitz getroffen werden als ganze Gruppen oder Walb- bestände, ist bekannt. Aber auch die verschiedenen Baumarten unterscheiden sich durch ihre Leitungsfähigkeit und Anziehungskraft. Die elektrische Leitungsfähigkeit ist unabhängig vom Saftgehalt des Baums, aber abhängig vom sogenannten Oelgehalt; je größer der letztere ist, um so größer ist der Widerstand beim Durchgang der Elektrizität. Nach langjährigen Beobachtungen in den l'.ppischen Forsten verteilten sich die Blitzschläge folgendermaßen: Eiche 254, Kiefer 39, Lärche 9, Pappel 9, Buche 26, Fichte 31, Birke 6. Diese Zahlen weichen allerdings von anderen Beobachtungen ab; allen gemeinsam ist aber die Feststellung, daß Buchen und Nadelbäume den verhältnismäßig größten Schutz gegen Blitzgefahr gewähren. Allgemein gültige Grundsätze werden sich in dieser Beziehung kaum aufstellen lassen, da die Launenhaftigkeit des Blitzes unbegrenzt erscheint. Sie erstreckt sich sogar auf metallische Leiter, denn es kommt bei diesen nicht nur auf die eigentliche Leitungsfähigkeit, sondern auch auf den induktorischen Widerstand an, dem der Blitz auf seinem Weg begegnet. Nicht selten springt deshalb der Blitz aus dem Draht des Blitzableiters auf benachbarte Metallteile des Gebäudes über oder'sogar auf warme Luftströmungen. Ein Gebäude kann eigentlich nur dadurch wirksam gegen Blitzgefahr geschützt werden, daß man es mit einem dichten Netz von vertikalen und horizontalen Metall- stäbcn umgibt, die alle untereinander und mit dem Grundwasser in gutleitender Verbindung stehen.
Großfeuer. Bei einem Brand in Kirkenäs bei Varanger (Schweden) wurden zwei Hotels, zwei Geschäftsgebäude und ein kleines Haus eingeäschert. Sechs Personen sind in den Flammen umgekommen.
Allerlei
ep. Lob- statt Beschwerdebuch. In einigen -er größten Newyorker Gasthöfe sind in allen Zimmern Tafeln mit der Inschrift aufgehängt: „Die Gäste werden gebeten, Fälle b««' soliderer Tüchtigkeit des Personals der Direktion mitzuteilen!" Das ist gewiß eine ungewöhnliche Bitte; gewöhnlich werden die Gäste nur aufgefordert, bei mangelhafter Bedienung sich zu beschweren. Indessen haben, wie man hört, die Amerikaner mit ihrer Neuerung die besteil Erfahrungen gemacht. Die Angestellten werden dazu angespornt sich auszuzeichnen, und den Gästen wird nahegelegt, sich den Ange- gestellten gegenüber nicht auf Tadel, sondern aus Lob einzu st eilen. Durch die Gasthäuser, welche den Grundsatz der Belobung angenommen haben, weht ein anderer Geist, als durch solche, über denen der drohende Schatten des Beschwerdebuchs liegt. Die amerikanische Einrichtung dürfte auch auf deutschein Boden erprobt werden, und nicht bloß im Gasthofgewerbe! ' '
Wahre Geschichte. Am Mainzer Hauptbahnhof stolzierte ein französischer Offizier und schreit einen vierezehnjährigen deutschen Jungen an: „Wo marschiere ich zu Maizer Dom?" Der Junge gibt Auskunft. Der Franzose will aber auch noch wissen, wie lange er zu gehen habe. Die Antwort ist etwas überraschend: „Wenn.Se w laafa," ruft der echte Mainzer Bengel, „wie Se 1914 grlaafo sin, sin Se in fünf Minute dort!" und verschwindet um die Ecke. Der Franzose vergaß vor grimmiger Verblüffung, die Häscher hinter ihm herzuhetzen. Kladderadatsch,
kurze Freude. Der 16jährige Lehrling, der in einer. Nürnberger Bank Banknoten von hohem Wert unterschlug, ist bereits in Erlangen verhaftet worden, als er nach Berlin abreisen wollte. Die veruntreute Summe wurde fast ganz bei ihm vorgefunden.
Schaden durch Vergeßlichkeit. Am 29. April fuhr mit dem Personenzug, der um 12 Uhr 28 Min. von Innsbruck gegen Kuf-- stein rollt, ein Reisender in der 3. Klasse nach Jenbach. Er hatte seine Brieftasche, die 500 000 K. enthielt, um ihrer ganz sicher zu sein, aus seinen Sitz gelegt und sich darauf gesetzt. In Jenbach stieg er aus und ließ die Brieftasche liegen. Obwohl er den Verlust sofort bemerkte, hatte dis Brieftasche bereits feinen Herrn gewechselt, der Sitz war leer. Nachforschungen blieben bisher oh« Erfolg.
Der Flecktyphus in Rußland hak eine ungeheure Ausdehnung genommen. Nach einem Moskauer Bericht sind 25 bis 30 Millionen Erkrankungen vorgekommen und 2bis 3 Millionen Menschen sind der Seuche erlegen.
Die Todesstrafe ist im Freistaat Argentinien abgeschafft worden.
Die Oper des elfjährigen Mozart. Bon den vielen Bu'h- nenwerken Mozarts ist heute nur eines nichts ausgcsuyrr worden, das Singspiel „Apollo und HyaZinthus ^ '
zart als Elfjähriger im 5ahr 1767 auf late.n.schcm Text ge- schrieben hat von dem bisher nur eine Partitur erschienen war Daß das Werk unbeachtet blieb, ist wohl m dem lateinischen Text und in der Unzulänglichkeit der Handlung begründet; in der Musik zeigt sich der elfjährige Tondichter bereits als Meister in der Handhabung der damaligen Formen, und die Zartheit und edle Feinheit seiner Musik strahlt.