Mergentheim. 4. Mai. Die deutsche Einigkeit. ^'?^ ^auberzeitung" lesen wir folgende, für die deutsche Einigkeit und Brüderlichkeit bezeichnende Beschwerde: Im Sonimerfahrplan soll der Stuttgarter (Berliner) Abend- schnelloUg ln Lauda keinen Allschluß mehr nach Bad Mer- genthemi bekommen, weil derselbe 25 Minuten später gelegt ist. Diee Maßnahme wahrend der Kurzeit bildet für Mergentheim eine Zurucksetzung, die wU nicht stillschweigend hin- nehmen können. Da es sick um einen Zug handelt, der von Lurttemberg gefahren wird, sollte von Stuttgart aus dahin gewirkt werden, daß die Bedürfnisse der württemb. Vadestadt Mergentheim von Karlsruhe nicht derart ignoriert werden. llLir bitten dringend um nochmalige Prüfung urü> Berücksichtigung wenigstens während der Kurzeit.
Neuenbürg. 4.. Mai. Ein Messerheld. In Loffenau gerieten dre beiden Schwager Korbmacher Friedr. Grimm und Kufermelster Gottlieb Streeb wegen einer Kleinia- ken in einen Wortwechsel, in dessen Verlauf Streeb dem nicht am Streit beteiligten Sohn des Grimm einen Messerstich in den Kopf beibrachte. Als Grimm seinem Sohn zu Hilfe eilte, versetzte ihm Streeb einen Messerstich in den Kops, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Streeb und der Veranlasser des Streits namens Barth wurden an das Amtsgericht eingeliefert. Der Täter macht Notwehr geltend.
Ebingen. 4. Mai. Brandstiftung. Das Auto des Favrikdireklors Max M üller ist dadurch in Brand ge- raten, daß zwei jüngere Leute, die sich im Streik befinden, beim Borübergehen das vom Chauffeur ausgefchüttete Benzin mit einem Streichholz anzündeten, so daß sich das Feuer auf dem Boden sofort bis in die Autogarage fortpftanzke und das Auto in Brand geriet. Dis beiden Täter wurden vorläufig festgenommen.
Schwenningen, 4. Mai. Leichenfund. An der Burg Böhrenbach wurde an einem Baum ein gut gekleideter junger Mann erhängt aufgefunden. Außer Geld fand man in seiner Briefmappe ein sehr gutes Zeugnis vor, lautend auf den Namen Franz König aus Noktweil. Mer der so unglücklich aus dem Leben geschiedene junge Mann ist, wird die Untersuchung ergeben.
Wurzach, 4. Mai. Drei Fahrräder gestohlen. Aus der geschlossenen Scheuer des Gasthofs „Zum Adler" wurden nachts drei Fahrräder gestohlen. Die Näder waren zur Aufbewahrung übergeben worden.
Baden.
Brnchsal, 4. Mai. Gestern nachmittag traf der bayerische Ministerpräsident Graf Lerchenseld, der Anfang dieser Woche der bad. Negierung einen Besuch abgestattet hatte, in Begleitung des Staatspräsidenten Dr. Hummel, des Finanzministers Köhler, des Staatsrats Ma- rum hier ein, um unter der kundigen Führung von Ministerialrat Dr. Hirsch ein« eingehende Besichtigung des Bruchsaler Schlosses zu unterziehen.
Brnchsal, 4. Mai. Eine Versammlung der Bürgermeister des Bezirks sprach sich gegen die Verfügung der Forstbehörde, wonach die Abgabe von Laub aus Staats« Waldungen nur mit der Bedingung erfölgen soll, daß auf je 100 Rm. Streu 200 Ztr. Torfmull bezogen werden, aus. (Bekanntlich hat sich auch der Landtag eingehend mit der Laubstreuabgabe befaßt; von verschiedenen Abgeordneten wurde die Verpflichtung, Torfftren verwenden zu müssen, sehr pessimistisch beurteilt.)
Heidelberg, 4. Mai. Im Zementwerk Leimen steht die Arbeiterschaft seit vorgestern im Streik zur Erringung besserer Lohn- und Arbeitsbedingungen. U. a. wird die Festsetzung der Löhne auf 21 M. pro Stunde für den Monat April gefordert.
Mannheim, 4. Mai. In den letzten Tagen fand hrer die Landesversammlung des Badischen Volkskirchenbundes statt, wobei die Verschmelzung des von Vikar Eckert- Pforzheim geleiteten Bundes evangelischer Sozialisten nnt dem Bad. Volkskirchenbund vollzogen und bannt der Volkskirchenbund evang. Sozialisten Süddeutschlands konstituiert wurde. In den Verhandlungen wurde, wie man uns schreibt, der Kerngedanke des alten Programms des Volkskirchenbundes scharf herausgestellt, der in der Forderung besteht, auch das Völker- und Wirtschaftsleben mit dem Geist Christi zu durchdringen und sich dazu des sozialistischen Ideals zu bedienen. Das Bekenntnis zu der sozialistischen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Le- bensordnung als dem aus religiöser Erkenntnis und aus christlichem Gewissen erstrebten Ziel ist der Leitgedanke des Bundes. Ebenso klar und entschieden wurde aber auch ausgesprochen, daß sich der Bund keiner politischen Partei verschreibt und den Mitgliedern in ihrer politichen Betätigung Freiheit läßt. Der Volkskirchcn- bund evang. Sozialisten ist weder ein Konkurrenzunternehmen noch ein Anhängsel der soziald. Partei, sondern, wie in der Tagung betont wurde, eine ganz allgemein sozialistisch und christlich gesinnte Kampsgenreinschaft aus religiös-kirchlichem Gebiet. Im Laufe der Tagung hielt Pfarrer Dr. Lehmann-Mannheim eine Andacht, worauf Hauptlehrer Kamm-Mannheim ein Referat über „Die Heimstätte als soziale und sittliche Volksverpflichtung hielt. Der Redner forderte eine radikale Aenderung im Sinne der Bodenreformer des sittlich, religiös und kulturell verheerenden Bodenrechts. In einer großen öffentlichen Nachmittagsversammlung sprach Vikar Eckert-Pforzheim über „Kirche und Sozialdemokratie", Evangelium und Sozialismus". Nach anregender Aussprache klang die Tagung mi eintem Schlußwort des Landesvorsitzenden Dr. Dietrich-Karlsruhe aus. — Am Abend des 1. Mai fand in Karlsruhe in der vollbesetzten Kleinen Kirche ein evangelisch-sozialistischer Gottesdienst statt. Die von musikalischen Vorträgen und Gememdegesangen umrahmte Ansprache von Vikar Fiedler-Karlsruhe, begründe e das christliche Recht des Sozialismus. Es war der erste derartige Gottesdienst in Baden.
Mannheim, 4. Mai. Vorgestern vormittag stürzte sich eine 46 Jahre alte Kausmamisehefvau infolge g.chiger Umnachtung aus ihrer im 3. Stock gelegenen Wohnung und erlitt einen Schädelüruch, an dessen folgen sie
^Seelüack S Lahr), 4. Mai. Die Räuber, die. am Karfreitag morgen den Ueb^fall auf den Vogtsbeneck Hof in Michelbronn, Gde. Schutterta s- , . von der hiesigen Gendarmerie ermittelt werden, me zwei
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lieferten. Gin dritter Täter ist flüchtig. Dieser war bei dem Ueberfall nur insoweit beteiligt, als er, da erwählend des Krieges sich auf dem Hofe befand und dort als Knabe viel gutes empfangen hatte, den beiden anderen den Weg zeigte, und dann während des Ueberfalls Wache stand. Tie beiden Verhafteteil sind geständig.
Freiburg, 4. Mai. Wie man uns berichtet, wurde der Leiter der Freiburger Brennstoffversorgung/Kaufmann Eugen Koke aus Trier verhaftet, und mit ihm auch einer seiner Angestellten, der Kaufmann Ludw. Gräber aus Karlsruhe. Gegen beide besteht der dringende Verdacht umfangreicher Bestechungen durch Annahme von Schmiergeldern, die ihnen insbesondere von einer auswärtigen Holzfirma zuflossen. Auch besteht der Verdacht von Holzschiebungen nach der Schweiz. Koke, der hier in den besten Gesellschaftskreisen verkehrte, wurde vor 2 Jahren in seiner Tätigkeit durch eine stadträtliche Kommission geprüft; Verfehlungen sollen ihm damals nicht nachzuweisen gewesen sein. Wie behauptet wird, ist er auch einer der Leiter eines privaten Holzunternehmens in Freiburg. ,
Vom Heuberg, 4. Mai. (Das Kinderheim) Im Kindererholungsh. im, das für 3000 Kinder Raum bietet, sollen Heuer in Abteilungen 5019 Kinder aus Württemberg und 5199 aus Baden Erholung und Unterkunft finden. Tie Milchversorgung wurde von benachbarten Gemeinden Württembergs, Badens und Hohen- zollerns übernommen.
Allerlei
Wiedergeftrndett. Vor einiger Zeit verschwand in Heidelberg die Tochter des Professors Salomon. Alle Nachforschungen blieben erfolglos; auf die Auffindung wurde eine Belohnung von 3000 -4t ausgesetzt. Nun hat das Fräulein endlich durch ein Telegramm die Eltern wissen lassen, sie Habs „einer plötzlichen Eingebung folgend" einen Besuch bei auswärtigen Bekannten ausgesührt. ,
1922 ein gutes Obstjahr? Das vorige Jahr brachte unseren Obstbäumen einen besonders günstigen Fruchtknospenansatz, nach welchem für dieses Jahr ein sehr gutes Obstjahr zu erwarten wäre. Da ein großer Teil der Obstbäume schon in Blüte und die Bienen zum Ausflug bereit sind, sehnt der Obstzüchter statt des kühlen, regnerischen April gerade jetzt warme, sonnige Tage herbei.
Das teuere Viertele. Die Winzervereinigung in Deidesheim (Pfalz) hat den Ausschankpreis für alten und neuen Mein von 20 auf 40 Mk. das Viertelliter erhöht.
Zeitgemäßes Schnadahüpfl aus dem Ic-Hr 1896. Gestern hats gregnet — und heut regnet» a — und morgen regneis wieder — und übermorgen a! — Das Jahr 1895 war de- kenntlich ein heiße» Weinjahr, dem zwei kühl« Negsnjahre folgten.
Wagenbestellung. Bon zuständiger Seit« wird mitgeteilt: Zur Beschleunigung des Wagenumlaufs müssen die Wagenbestellungen in Zukunft etwa eine Stunde früher als bisher bei den Güterstellen angebracht werden. Nähere Auskunft erteilen die Güterstellen.
Ileberwachung des Scheckverkehrs. Rach einer Verfügung des württ. Minister, des Innern sind vom 1. Juni an alle Führer von Schafherden verpflichtet, stets ein Kontrollbuch bei sich zu führen. In das Kontrollbuch, das eine Personalbeschreibung mit Lichtbild des Führers der Herde enthalten muß, sind auch die oberamtliche Genehmigung und die vorgeschriebenen amtstierärztlichen Zeugnisse einzutragen. Führer einer Schafherde, die von einem Ort zum andern getrieben wird, müssen außerdem eine Wanderurkunde bei sich führen.
Die Naturalbesoldungen der Pfarrstellen
Die vom württ. Gemeindetag mit dem Evang. Konsistorium geführten Verhandlungen über die Naturalbesoldungsleistungen der Gemeinden an die örtlichen Psarrstellen haben zu folgender Vereinbarung geführt: l. Der Geldvergütung für Holz wird ein Normalpreis, welcher das Vierfache der m den Forstpreislisten für 1922 gedruckten Sätze beträgt, zu- gründe gelegt. 2. Wenn die Gemeinden Holz liefern wollen, bleibt ihnen dies unbenommen. 3. Bereits abgeschlosseneVerein- barungen mit den Gemeinden für das Rechnungsjahr 1922 bleiben bestehen. 4. An dem bestehenden Rechtszustand wird- durch diese Regelung nichts geändert. 5. Die Regelung gilt nur für das Rechnungsjahr 1922. Für das kommende Jahr wird eine Neuregelung in Aussicht genommen. Ueberdies hat das Cv Konsistorium für die Gemeinden, welche keine Waldungen mehr haben, oder die aus ihren Waldungen zur Zeit kein Holz (Brennholz oder Langhoi;) schlagen können, ein« besonders Berücksichtigung zugesagt.
Zum Metaklarbeiterstreik.
In den letzten Tagen haben in Ludwigsburg scharfe Auseinandersetzungen innerhalb des Metallarbeiterverbandes stattgefunden, worauf die Belegschaft aller dortigen Metallwarenfabriken den Beschluß gefaßt haben, heute Donnerstag, die Arbeit unter Anerkennung der 48-Stundemvoch« wieder aufzunehmen. Die Belegschaften erschienen heute vormittag vollzählig zur Arbeit. Der Metallarbeiterverband hatte jedoch vor jeder Fabrik einige hundert Mann auswärtiger Arbeiter aufgestellt, di« mit Gewalt den Zutritt zu den Fabriken verhinderten. >
Die Ortsgruppen Aalen, Ravensburg, Friedrichshafen des christlichen Mctallarbeiterverbands haben den Beschluß gefaßt, den Vergleichsvorschlag des Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. -Lautenschlager anzunehmen. Sie sind bereit, auf dieser Grundlage die Arbeit wieder aufzunehmen.
Ein gutes Werk
ep. Unter dem Borsitz des bekannten Vorkämpfers kür ländliche Wohlfahrtspflege, Professor Dr. Sohnrei, hat kürzlich die Zentralstelle für Verbreitungguterde ut° scher Literatur ihre Jahresversammlung gehalten. Sie hat im letzten Jahr sämtliche 14 Flüchtlings-, Heimkehr, und Jnterniertenlager, die deutschen Kriegsgefangenen in Toulon und die meisten Standorte der Reichswehr mit Büchereien bis zu 1200 Bänden versehen, 178 Büchereien in Böhmen, tOO in der österreichischen Südmark, die deutschen Kolonien im Ausland mit Büchern bedacht und zu Weihnachten 70 Bücherpakete an die deutschen Gefangenen in Frankreich und für 200 OVO ^t Bücher für die Kinder in den Flüchtlings- lagern verschickt. Die Zahl der Freunde und Mitglieder der Arbeit, die durch Direktor Brspohl geleitet wird, beträgt rund 18 000.
^ Der Reichstag gegen den Alkohokismu».
ev. Bor kurzem wurde im Reichstag einstimmig ekn vom Ausschuß für Beoölkerungspolitik gestellter Antrag angenommen, wonach die Reichsregierung ersucht werden soll, den Gesetzesentwurf gegen den Alkoholmißbrauch dem Reichstag bei seinem Wtederzujammentritt vorzulegen, mit den Ländern
in Verbindung zu treten, um dem veberhändneymen von Bars, Dielen, Likörstuben, sog. Familienrestaurants in oberen Stockwerken schonungslos entgegenzutreten, dem Drängen auf Verlängerung der Polizeistunde von reichswegen nicht nachzugeben und das Ueberwuchern der Alkoholreklame bei den Reichseisenbahnen nicht zuzulassen.
Die Pest der Fremdenlegion
Bei der Gefangenenhilfsstelle des Noten Kreuzes in München stellten sich drei Fremdenlegionäre ein, die in Kakiuniform und mit der Erkennungsmarke versehen waren. Sie bekundeten übereinstimmend, daß sie im" befehlen Gebiet als Arbeitsuchende von französischen Agenten für den Wiederaufbau angeworben, dann aber zur Fremdenlegion gepreßt worden waren. Nachdem sie dort mehrere Monate gedient hatten, gelang es ihnen zu flüchten.
Abzugskanäle im „Wiederaufbau". Der Beauftragte des Reichskommissars für Wiederaufbau Tön ge in Zwei- brücken, der die über Zweibrücken nach Frankreich beförderten „Sachleistungen" der Reichsregierung zu überwachen hatte, stand schon einige Zeit im Verdacht, daß er die Gelegenheit zu umfangreichen Unterschlagungen und Schiebungen namentlich in Bauholz benütze, die er bei seinen vielen Reisen, die er nach Frankreich zu machen hatte, ausübte. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft wurde Tönge in Worms verhaftet. In seiner Wohnung in Zweibrücken wurden u. a. 2000 Bleistifte — zu den Sachleistungen gehören demnach auch diese Gegenstände des täglichen Bedarfs — gefunden, die für den SchmuggelhanVel zugerichtet und verpackt waren.
2375 Mitglieder der feindlichen Kommissionen in Deutschland Wenn man den feindlichen Ausländern bei uns begegnet und lieht, wie sie auf Deutschlands Kosten ein Schlemmer- leben führen, so möchte man wohl auch wissen, wieviel wir von diesen ungebetenen Gästen beherbergen müssen. Der stattlichen Zahl von Kommissionen gehören ohne die 400 Zivilisten der oberschlesischen Abstimmungskommission nicht weniger als 2375 Mitglieder an und sie kosten uns monatlich nicht weniger als 87 Millionen Mark, dazu 1240 000 französische und 700 000 belgische Franken. Die Franzosen stehen mit 954 Mann obenan. Was die 2 Madagassen für eine Bearntung haben, ist nicht recht ersichtlich.
Der Ausverkauf. In Jerisau (Sachsen) ging ein 7 Hektar großes Gut um den Preis von 420 000 Mark in die Hand eines Ausländers über.
Dom Blitz erschlagen. Am 2. Mai wurden in dem Pom- merschen Dorf Wödtke auf freiem Feld zwei Mädchen vom Blitz getötet, zwei weitere betäubt.
Aus der Bevölkerungsstatistik Frankreichs. Das französische Volk zählt zurzeit 11896 000 Familien. Davon haben 1830 000 Familien keine Kinder, 3 268 000 nur ein Kind, 2 677 000 zwei Kinder und 1643 000 drei Kinder. Nur 2 176 000 Familien haben nach der K. V. Z. mehr als drei Kinder.
Nach der italienischen Volkszählung vom 1. Dezember des vergangenen Jahrs zählt» Italien 38 835184 Einwohner, von denen 1S64 691 aus die neu erworbenen Gebietsteile entfielen.
Verhafteter Stadtrok. In Meersburg am Bodensee wurde ein Stadtrat aus Crimmitschau (Sachsen) mit einem Frauenzimmer verhaftet, der von der Staatsanwaltschaft steckbrieflich verfolgt wird.
Unterschlagung. Der 16jährige Lehrling eurer Nürnberger Bank ist verschwunden. Er hat folgendes mitgenommen: Eine Tausend-Dollar-Note, 1700 Francs belgische Noten, eine Million Kroney deutsch-österreichische Noten (Stück zu 10 090 Kronen) und 3060 Franken Schweizer Noten.
Einbruch. Im Museum in Brandenburg an der Havel stabt ein Einbrecher die Bredowsche Kunstsammlung im Wert von 390 000 -4t. Unter den Gegenständen befindet sich das Bild Rembrandts Kreuzabnahme.
Ein Rekordeinbrecher. Die Strafkammer in Wiesbaden verurteilte den 57jährigen Taglöhner Schipper aus Biebrich am Rhein wegen 27 Einbruchsdiebstählen zu 4 Jahren 9 Monaten Zuchthaus. 2m ganzen sind dem Gemütsmenschen bis jetzt 113 Einbruchsdiebstähle nachgewiesen.
Kleinodien im Wert von anderthalb Milliarden gestohlen. InMoskau wurde die Kapelle der Iberischen Mutter Gottes aller Kostbarkeiten beraubt. Ein Heiligenbild war mit Perlen, Brillanten und anderen Edelsteinen von ungewöhnlicher Größe geschmückt. Der Gesamtwert wird auf über acht Millionen Goldrubel veranschlagt, was etwa anderthalb Milliarden Mark ausmacht. Von den Räubern fehlt jede Spur.
Wie alt sind die deutschen Gesangvereine
3n letzter Zeit hak man aus mehreren Zeitungen entnehmen können, daß einige Gesangvereine in diesem Jahr ihr lOOjähriges Bestehen feiern wollen. Es dürfte in diesem Zusammenhänge für die Gesangvereine von Interesse sein, zu erfahren, wie der mehrstimmige Männergesang in unserem sangesfrohen Vaterland entstanden ist. Dr. Elben schreibt in seinem neuesten Werk .Der volkstümliche deutsche Männergesang', Tübingen 1887, H. Lauppsche Buchhandlung:
Die Einwirkung der Schweiz ist beim Insleben treten der schwäbischen Liederkränze unverkennbar. Von den Appenzeller Bergen drang die Kunde des Männerchors über den Bodensee; hatten doch jeden Sommer viele Kurgäste, die in Gais nsw. die Molken tranken, selbst das fröhliche Treiben ) der Sauger kennen gelernt. Auch der Sängervater Nägel!
(ged. 27. Mai 1773 zu Wehikon, Kanton Zürich) war seit s
1819 öfter ins Reich herübergekommen und hatte in Stutt- ^
gart, Tübingen und anderen Orten für seine Auffassung der Kunst in Vorträgen über Musik Jünger geworben. Nägeli §
ging bei seinen Vorträgen von dem Grundsatz aus, daß der s
Lhorgesang das eine, allgemein mögliche Volksleben im Reich der Kunst sei. Die Wahrheit dieses Satzes leuchtete ?
heute allen denen ein, die sich längere Zeit mit dem Man- h
nergesang befaßt haben. Er zwang aber auch unsere Väter und Großväter dazu, sich diesen Gedanken zu eigen zu machen rnd in Wirklichkeit umzusehen. Es entstanden vielerorts äm die genannte Zeit — 1819 — in Stuttgart, tzeil- bronn» Tübingen, Ulm, Rottenburg Quartette, die in zwanglosen Zusammenkünften, den Schweizer Vorbildern folgend, das Volkslied in mehrstimmigem Gesang übten und pflegten.
Aus diesen Quartetten sind später — aber nicht vor 1824 — die Liederkränze entstanden. Angesichts dieser Tatsache erhebt sich nun die kritische Frage: In welchen Zeitpunkt fällt , das Gründungsjahr eines Vereins? Datiert die Gründung von dem Jahr an, in dem sich die Quartette zusammengesirn- den haben oder erst von dem Datum an, an dem aus den Quartetten heraus sich die Liederkränze als Gesangvereine bildeten? 2n vielen Vereinen ist man der Ansicht, das letztere sei das Richtige. Andere neigen der ersten Ansicht zu. Sollte die erste Aufastung die richtige fein, dann gibt es Lie- i-
derkränze, die ihre Gründung schon auf das Jahr 1819 zurück- !
führen können.