derbruch des Generals von Moltke die unglückliche und rasch entmutigte Führung bei A.-O.-K. 2 (Armeeober­kommando 2) durch General v. Bülow und die ge­radezu unverständliche Tätigkeit eines Generalstabsoffiziers der O.-H.-L., der von einer ihm unverständlicherweise nur mündlich erteilten Anweisung für besondere Fälle unter dem Druck der Verantwortung und seines persönlichen Klein­mutes von einer unbeschränkten Vollmacht Gebrauch machte und die beiden siegreich kämpfenden Flügelarmeen vor der Entscheidung zum Rückzug veranlaßt e.

Stets wenn ich in dieser Zeit der sinnlosen und unbegreif­lichen Preisgebung von errungenen Erfolgen gedenke, wenn mir das ganze Grauen dieser Kopflosigkeit wieder vor Augen tritt, schiebt sich damit auch die tragische Gestalt des Mannes in mein Gesicht, der damals führen sollte und kein Führer war, und der, als die schwellenden Ereignisse das überkommene Schema sprengten, zusammenbrach: die Gestalt des Generalstabschefs, Generaloberst v. Moltke. Ich habe den General gut gekannt, ich habe ihn als Men­schen aufrichtig verehrt, und ich empfinde tief die Tragik seines Geschicks, das mir in seiner rein menschlichen Linie mit dem Geschick des unglücklichen Oesterreichers Bene- dek eine gewisse innere Gemeinsamkeit zu haben scheint.

General von Moltke war ein durch und durch vornehm denkender Mann, ein treu ergebener Freund meines Vaters. Als der Kaiser auf dringende Empfehlung seiner nächsten Berater ihn 1906 an die erste Stelle im Generalftab stellte, hat Moltke selbst den Kaiser inständig gebeten, dies nicht zu tun, da er sich der Stellung nichtgewachsen fühle. Als aber der Kaiser auf seinem Entschluß be­ll arrte, hak er am Ende als preußischer Offizier ge- horcht. Er hat dann mit unendlichem Fleiß gesucht, die riesige Aufgabe des Generalstabs zu meistern. Es lag in seinem Wesen etwas Schüchternes, er schien sich bisweilen selbst zu wenig zuzutrauen, und so geriet er bald in eine völ­lige Abhängigkeit von seinen Mitarbeitern. Die große persönliche Liebenswürdigkeit und von Herzen kommende msnfchliche Freundlichkeit, die er besaß, erschwer­ten es ihm, jene unbedingte Autorität zu erlangen, die ein Generalstabschef haben muß. Es wurde mir während meiner Kommandierung in den Generalstab als typisch be­zeichnet, daß zuzeiten des alten Schlieffen selbst die Oberauurtiermeister nur mit einer gewissen Scheu zum Vor­trag bei diesem genialen, rücksichtslosen und unerbittlichen Chef erschienen, während zu General v. Moltke jeder gern und oft zum Vortrag ging.

General v. Moltke hat nie in einer gesunden Haut, ge­steckt, er war häufig leidend. Zu Beginn des Kriegs hatte er zwei anstrengende Kuren in Karlsbad hinter sich. Er war ein k r a n k e r M a n n als er in den Krieg zog.

Die Führung der einzelnen Armeen durch die Zentral­stelle des Chefs des Gencralstabs, die ihren Sitz viel zu weit zurück hinter dem Kampfgebiet inLuxemburg hatte, war vollkommen lose. Er konnte aus deni abgelegenen Quartier die Vorgänge nicht mit der nötigen Sicherheit verfolgen, nicht mit der gebotenen Klarheit übersehen vielleicht auch, daß ihm in den entscheidenden Augenblicken der Schlacht der Blick für das Notwendige oder die rüsche Entschlußkraft ver­sagte. Jedenfalls ergaben sich, bei der während des damaligen Bewegungskriegs noch recht großen Unvollkommenheil der Fernverständigungsmittel, vielfach ganz ungenügende Verbindungen mit den im Vorrücken befindlichen Armee-Oberkommandos, ja manchmal sogar der völlige Aus­fall des Zusammenhangs. Das führte zu einem Zerfall oereinheitlichenFühru n g, es kam schließlich dazu, daß die einzelnen Armeen, nachdem der Vormarsch angetre- ken und ihre Marschrichtung ihnen bekannt war, mehr oder weniger selbständig Krieg führten und sich von Fall zu Fall durch Verständigung mit ihrer Nachbararmee halfen. Gleich nach der Schlacht bei Longwy wurde ich in das Große Haupt- quurtier nach Luxemburg gerufen. Ich nahm dort Gelegen­heit, mich zu Oberstleutnant Pappen, der rechten Hand Moltkes, über die lose Führung der Armeen durch die Oberste Leitung ganz unzweideutig auszuspre­chen, und ich verlangte zugleich ständige Verbindungsoffi­ziere der O.H.-L. (diesen Begriff gab es damals noch nicht) bei den Oberkommandos. Der Vorschlag wurde lächelnd mit der Begründung abgetan: das sei gar nicht nötig, da ja alles sehr schön auch jo gehe. (Fortsetzung jolgt.)

Von der Konferenz in Genua

Die zweite Vollsitzung

Genua, 4. Mai. Gestern vormittag 10 Uhr fand wieder- eine Vollsitzung der Konferenz statt, die erste nach der Er­öffnungssitzung vom 10. April. Der italienische Minister­präsident De Facta legte die inzwischen ausgearbeiteten Berichte des Finanz- und des Verkehrsausschusses vor und hielt dabei eine Ansprache, in der er von dem Geist sprach, der die Arbeiten beseelt habe. Das sichtbare Zeichen der Not Europas sei die Notwendigkeit der Kreditbeschaffung für viele Länder, die Wechselkurse und der Papierumtauf. Es sei höchste Zeit, daß ein Mittel gegen diese Uebel gefunden werde. Die Vorschläge des Ausschusses, auf der Brüsseller Finanzkonferenz fußend, bedeuten einen, wenn auch langsamen Fortschritt. Ohne eine Wiederherstel­lung der Berkehrsmöglich ketten auf den Vor- Kriegszustand wäre eine Lösung der Verkehrsnot nicht zu er­warten. Trotz der Schwierigkeiten haben sich Männer guten Willens zu einer Verständigung bereit gefunden, die eine gute Vorbedeutung für die weiteren Arbeiten sei. Nur wenn alle Mitglieder der Konferenz zur Ver­ständigung fest entschlossen seien, könne die Konferenz zu einem guten Ende geführt werden, um die Interessen der Völker im Geist der Gerechtigkeit und Gleichheit zu prüfen.

Evans (England) beantragte die Annahme der Vor­schläge des Finanzausschusses. Die Ausgabe von Pa ot «r- geld Müsse eingeschränkt und der Haushalt jedes Staats durch Steuern ausgeglichen werden. Die einfache Rück­kehr zur Goldwährung würde die Schwierigkeiten nicht be­heben. Mit der Festigung der Währung würde auch der Kredit sich einstellen, wofür die Gründung einer inter­nationalen Körperschaft mit ungegliederten nationalen Finanzgesellschafken vorgeschls- gen sei.

Nachdem verschiedene Vertreter ihr« Zustimmung auS- gesprochen hakten, führte Tschikscherin (Sowjetrußland) aus, ohne Kredite gebe es keine Wiederherstellung, »er Handel dürfe aber nicht monopolisiert werden.

Aathenau (Deutschland) wies auf die 10 Millionen Arbeitslosen in der Welt hin und auf die riesigen Lasten, die sich aus den Folgen des Kriegs ergeben haben. Die daraus erwachfenen Schwierigkeiten werden durch gewisse wirtschafkspolikische Maßnahmen der Nachkriegszeit noch vermehrt. Am die Lasten abzutragen, seien die Schuldner­staaten gezwungen, durch Warenaustausch sich Devi­sen zu beschaffen und so mit ihren Gläubigern auf dem gleichen Markt in scharfen Wettbewerb zu treten. Die Schuldnerländer seien dem schärfsten Verkaufs­zwang ausgesetzt, aber ihre Nokverkäufe machen dies» Länder nicht wohlhabend. Trotz starker Arbeit nehme ihr Geldwert ad, ihre Kaufkraft sinke und der Welt­markt schrumpfe immer mehr zusammen, während anderer­seits die Gläubigerländer gegen die Schuldnerländer eine Mauer hoherZölle errichten und Einfuhrverbote erlassen. Das bringe die Schuldner in vermehrte Notlage. Es fei indesfen zu hoffen, daß die unerbittlichen Tatsachen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens den Weg zu einer Zusammenarbeit weisen werden.

Der Bericht des Finanzausschusses wurde, da sich kein Widerspruch erhob, von De Fac ta für angenommen erklärt.

Lehnen d!e Russen ab?

Berlin, 4. Mai. Die D. Allg. Zeitung erfährt aus London, in englischen Kreisen rechne man damit, daß die Sowietver- treker die sechs Forderungen der Denkschrift der Verbünde­ten ab lehnen werden. Die Lage fei hoffnungslos: die Einigung Europas scheitere an der Hartnäckigkeit der Fran­zosen und Russen. Es wird übel vermerkt, daß Belgien sich von Lloyd George losgetrennt und mit Frankreich Wider­stand leistet, wenngleich man die Tatsache würdigt, daß Bel­gien eine Milliarde Franken Privatkapital vor dem Krieg in Rußland angelegt hat, um das Belgien sich nun wehrt.

Wirkh und Ralhenäu bei Lloyd George

Berlin, 4. Mai. Es wird gemeldet, daß Lloyd George von Reichskanzler Dr. Wirth und Dr. Rathenan zu einer Unter­redung über die innere Lage Deutschlands im Zusammenhang mit der dek -sehen Außenpolitik zu sich gebeten habe.

Einigkeit im französischen Kabinett

Paris, '4. Mai. Im gestrigen Kabinettsrat wurde die Einmütigkeit der Regierung in der Politik Poincares fest­gestellt. DerFigaro" bemerkt dazu: Unsere Feinde aller Art können nicht mehr auf die Meinungsverschiedenheiten rechnen, die sich im Schoß der französischen Regierung er­geben könnten Ob wir jetzt in Genua blecken und über das europäische Echutzabkommen (Burgfrieden) verhandeln oder ob unvorhergesehene Ereignisse uns zum Verlassen der Konfe­renz zwingen, unsere Sache ist in sicherer Hand. Belgien bat soeben erst bewiesen, daß die Lösung gewisser Schwierigkeiten vbensosehr eine Frage des Stolzes wie der Mach! ist. ,

Neues vom Tage

Maschinen stakt Pferde

Berlin, 4. Mai. Die rumänische Regierung wünscht stakt der restlichen 1782 Pferde, die Deutschland noch als .Sach­leistung" abzuliesern hätte und mit denen das schon über­reichlich belieferte Rumänien nichts anzufangen wüßte es sei denn, daß es nach dem Beispiel Frankreichs und Belgiens di« Ware zu Wucherpreisen an Deutsthland zurückoerkaufte die Lieferung von Maschinen und Maschinenteilen. Auch für die Geldentschädigungen möchte Rumänien Eisenbahnma- kerial u. dgl. beziehen. (Die goldene Zeit, wo es Gold und Güter aller Art nur so ins Land hinein regnet, haben die Felndstaaten ihr Lebtage nicht gehabt und werden sie auch nicht wieder bekommen.)

25 000 Polen los.

Oberhausen, 4. Mai. Aus dem Ruhrgebiek sind 25 000 polnische Arbeiter nach Frankreich abgewandert, wo es ihnen recht erbärmlich gehen soll, denn die Löhne der deutschen Kohlengruben erhalten sie von ihren französischen Freunden bei weitem nicht, dagegen haben sie längere Tagesarbeit. Trotz Zuzugs hat sich die Belegschaft der Auhrzechen um 5000 Mann verringert. Deutsche Arbeit« werden noch gesucht.

In der Entschiidigu«g»?on»missiou klappt» nicht

London, 4. Mai.Daily Mail" meldet, die beiden eng­lischen Mitglieder der Entschädigungskommission haben ihre Regierung ersucht, sie aus der Kommission abzurufen, weil sie mit der Aussetzung der letzten Kommissionsbrschlüsse nicht einverstanden feien.

Württemberg

StuttWrt, 4. Mai. Keine Streikunterstützung. Die kommunistischen Anträge auf Unterstützung der streiten­den Metallarbeiter wurden in der inneren Abteilung des Ge­meinderats abgelehnt. Es sollen nur Unterstützungen gege­ben werden in dem Matz, wie sie in andern Fällen der Not von der Stadtverwaltung allgemein gewährt wird.

Stuttgart. 4. Mai. Kundgebung der Metall­arbeiter. Die streikenden Metallarbeiter erhoben in einer freien Versammlung auf dem Schloßplatz gegen den Vermitt- tungsvorschlag des Oberbürgermeister» Lautenschlager (4? Arbeitsstunden wöchentlich) Widerspruch und forderten die sofortige öffentlich« Zurücknahme des Vorschlags. Auf Auf­forderung des Kommunisten Krauß wurde der Vorstand be­auftragt, den Kampf in verschärfter Form weiterzuführen und Maßnahmen zur Verbreiterung des Kampfes zu treffen.

Vom Württ. Landrsthrater. Nach einer amtlichen Mit­teilung haben sich für die Theatergemeinde für das kom­mende Spieljahr nicht weniger als rund 9500 Mitglieder eingeschrieben. Während im laufenden Jahr jedes Stück der Theatergemeinde 7 bis 8 mal gegeben wurde, kommen im nächsten Jahr bei gleicher Platzausnützung durchschnittlich 10 Winderholungen für jede Oper und jedes Schauspiel zu­stande, und das bedeutet für das Landestheater einen großen Gewinn: für die Vorbereitungszeit eine lohnendere Aus­nützung der Arbeit, für die Kasse ergeben sich bei 600 Vor­stellungen 414 gesicherte gegenüber 336 des Vorjahres. Die Einrichtung der Theatergemeinde hat sich demnach außer­ordentlich aut bewährt, so daß bereits andere größere Bühnen wie Frankfurt, Hannover, Düsseldorf, Nürnberg, Karlsruhe, Bern, Basel, Magdeburg, Bochum, Augsburg, Gießen und Graz beabsichtigen, dem Vorgang Stuttgarts zu folgen. Es wird darauf gesehen, daß alle auswärtigen Mitglieder wo­möglich in einer Serie untergebracht werden, deren Anfang so frühe gelegt wird, daß die letzten Abendzüge noch bequem erreicht werden können. Die Kartenausgabe findet voraus­sichtlich anfang Juli an der Kasse des Landestheaters statt.

Heimatwurzeln.

Roman von Han» von Hekethusen.

13 (Nachdruck verboten)

Da der Barer hierauf gar nichts sagte, fuhr Wolf fort:

Auch die heiße Sehnsucht verläßt mich nicht, daß geradezu mich darin verstehst, denn du hast mir oft gesagt, Landleute hätten es gut, denn sie stünden Gott und der Natur näher als die anderen."

Mir würden aber dis Mittel fehlen, um dir was zu pachten oder zu kaufen. Und als Beamter ist das kein leichtes Brot. Da hättest du schwere Lehrjahre vor dir."

Das weiß ich, Vater. Und doch wäre es das einzige Fuch^zu dem ich Kraft und Liebeln mir fühle ... Schon als Schüler habe ich die Knechte beneidet, wenn sie mor­gens zur Feldarbeit mit den Pferden hinauszogen, wäh­rend ich über den Büchern sitzen mußte. Du ahnst es gar nicht, wie oft ich von den Ferienarbeiten ausgerissen bin und mitgearbeitet habe..

Vielleicht weiß ich das doch, lieber Sohn. Man sieht und weiß manches, ohne davon zu reden."

Und Haft mich doch ruhig weiterlernen lassen, ohne zu wissen, wie sauer mir das wurde!"

Allerdings habe ich das wohl ernst genommen, aber nicht in dem Sinn, denn ich hoffte immer noch, die Liebe und das Pflichtbewußtsein für das Studium und den Beruf, in dem ich selber die schönste Aufgabe sehe, würde kommen. Es wird mir schwer, daß es nicht so ist. Bist du wirklich sicher, dich nicht über dich und deine Lei­stungen zu täuschen? Oder hat dich das Examenmalheur nur unsicher gemacht?"

Nein, Vater. Es ist alles so gekommen, wie ich mir vorher sagte. Ich- wußte, daß ich das Examen nicht machen würde nicht, weil ich zu wenig gelernt habe, ^eil das, wonach sie micht fragten, mir nicht in ,5l»sich und Blut übergegangen war."

, Nun legte sich des Vaters Hand schwer auf den Arm

des Sohnes und zwang diesen, den eiligen SchritPM verlangsamen.

Wenn es so steht, dann laß dis Finger davon.. Es klang bekümmert, aber doch nicht unwillig.

Wolf fühlte die stille Zurechtweisung und senkte den Blick.

Sieh mich nicht so an, Vater! Ich muß dir doch die Wahrheit sagen!"

Ja immer nur sind die Wahrheiten eben nicht alle gut, mein, Sohn."

Sie hatten jetzt den Wald erreicht und gingen zu bei­den Seiten eines tief ausgefahrenen Wegs auf höher­gelegenen Fußsteigen dahin.

Dort blieb Wolf stehen und breitete dis Arme aus: Vater, laß mich auf dem Lande!"

Ich will mir's überlegen. Erst mal hören, was Mutter sagt."

Ach, die freut sich "

So meinst du?"

. ganz gewiß. Sie sagte mir einmal, sie ginge mcht m die Kirche, wenn ich dich hier mal vertreten und für dich predigen müßte, denn sie würde immer beiß und Angst. Nicht, daß ich stsckeubleibe, aber weil ich den Leuten so aufregende Wahrheiten sagte, die sie ganz verwirren müßten."

"Davon hat das Weibervolk gegen mich nie was ver­lauten lassen," murmelte der Pastor.

Wolfs Antwort unterblieb, denn weiter hinten in der Forst tauchte Gerta auf ihrem Schimmel auf. Wolf legte die hohlen Hände an dey Mund und sandte einen Verständigungsruf aus der Kinderzeit in die schwere Herbstluft hinein.

Hell klang es wider und scholl fröhlich von drüben zurück.

Sinnend sah ihn der Vater an. Da stand der Junge, ganz gespannt in Erwartung; das ganze so ernste Ge­spräch war von den eben noch so nachdenklichen Zügen wie weggewischt! Und als Gerda beraMekpmmen map

und voll den Forstarbeiten erzählte, da straffte sich jeder Muskel seines sehnigen Körpers, und er rief begeistert:

Arbeiten will ich arbeiten!... Ach, Gerda, wie hast du es gut!"

Da wußte Gottfried Haller, daß seinen Sohn doch ' ein guter Instinkt leite, und er beschloß, feinen Wünschen nachzugeben.

> . '

Das an der Ostseite an Parnitz grenzende Gut Tan­nenhof gehörte einer Frau Ruhftrat. Diese alte Dame hatte im ganzen ein gemächliches Leben hinter sich, denn- noch war es eine Eigentümlichkeit ihres Charakters, eigentlich nur von den Dingen zu sprechen, die ihr das Dasein mühevoll gemacht hatten.

Ihr einziges Kind, ein sehr verwöhnter Sohn, stand zurzeit bei einem Kavallerieregiment. Dieser Sohn mit Namen Otto war ihr Abgott und infolgedefsen auch ihre größte Schwäche.

Das Bild eines solchen Muttersöhnchens vollendete sich auch hier. Dieser an keine Selbstzucht gewöhnte Jüngling tat nur das, was ihm gefiel, und zu diesen ihm besonders gefallenden Vergnügungen gehörte auch das Spiel. Stets hatte er mehr verbraucht, als die müt­terliche Kaffs bei aller Liebs geben konnte. Aber bis dahin war dieser Leichtsinn wenigstens in erträglichen Grenzen aeblieben.

Neuerdings gingen schlimme Gerüchte von Mund zu Mund, daß der letzte Spielverlust ein so enormer ge­wesen sei, daß nicht daran zu denken war, Tannenhof der Familie Ruhstrat zu erhalten.

Auf Gerda und Egon wirkten diese Gerüchte wahr­haft bedrückend. Sie mochten die ihnen liebe, alte Frau nicht fragen, was wahr daran sei; und doch brannte es m ihren mitleidigen Herzen, Gewißheit zu haben.

Besonders auf Egon übten dis sich mehrenden traurigen Nachrichten einen solchen seelischen Druck, daß ** m Gefahr geriet, ernstlich krank zu werden.

(§,Osetzu«z folgt.)