- 1 " k Mai. Felssturz. Im Waldteil
„Tierhalde bei der Schimmelmühle lüste sich plötzlich, wäh- rend Leute mit dem Aufbererten von 5)olz beschäftigr w-aren, ein Felsblock vom Abhang los und schlug der 38 Jahre alten -vchlossersfrau Anna Mailander von Altenstadt ein Bein ab.
n 2' ^csi- Wissenschaftlicher Besuch.
Unter Führung von Dr Reinerth-Tübingen waren 30 Her- ren, die an einem wissenschaftlichen Kurs des Urgeschicht- lichen Instituts der Universität Tübingen teilgenommen ha-, Er der Wasserburg und der Funde hier.
Der Besuch des Banngebiets mußte des schlechten Wetters wegen auf spatere Zeit zurückgestellt werden.
Langenargen, 2. Mai. SeIbstmord. Der verheiratete Kaufmann Veigl, der vor dem Kriege in Straßburg ansässig war und sein Vermögen durch die Ausweisung verloren hat, sprang in einem Anfall von Schwermut in den See, Seine Leiche wurde bereits gelandet.
Eingestellter Luftver- kehr. Die schlechte Beschaffenheit des Konstanzer Flug- die Einstellung des Luftverkehrs Konstanz- Munchen bis auf weiteres. Der Stadtrat in Konstanz hat die Einebnung des Geländes bereits beschlossen.
Vorsicht bei ausländischen Zahlungsmitteln. Der Steindrucker Johann Eggen von Viersen, der Kaufmann Ernst Glaser von Wien und der Kaufmann Otto Wutsch!e von Wilhelmshaven hatten bei einem Goldwarenhändler m Stuttgart Einkäufe im Betrag von rund 100 000 -R gemachl und die summe in amerikanischen Dollarnoten bezahlt. Wie sich herausstellte, waren diese Noten 1861/65 ausgegeben, nacy v"n Krieg außer Kurs gesetzt, also wertlos. Da anzunehmen ist, daß von diesen oder ähnlichen Noten noch mehr betrüge- rischerweise in den Verkehr geleitet werden sollen oder schon gebracht worden sind, ist bei Annahme ausländischer Zahlungsmittel größte Vorsicht geboten. Die drei Betrüger sind von der Kriminalpolizei verhaftet worden.
Ein Landtagsantrag auf Unterstützung der Streikenden Stuttgart, 2. Mai. Die kommunistische Gruppe des Landtags hat an den Landtagspräsidenten den Antrag gerichtet, den Landtag sofort einzuberufen und auf die Tagesordnung zu setzen: Der Mekallarbeiterkampf. In der Begründung dieses Antrags wird gesagt, es sei Aufgabe der Volksvertretung, Rotstandsarbeiten für die ausgesperrten und streikenden Metallarbeiter zu veranlassen und den „durch die Brutalität der Metallindustriellen" in schwere Not geratenen Metallarbeitern beizustehen. Gleichzeitig haben die Kommunisten im Landtag eine Große Anfrage betr. die Unterstützung der streikenden Metallarbeiter eingebracht. Nach'der Anfrage sollen insbesondere die von verschiedenen Gemeinden bereits eingeleiteten Unterstützungsaktionen erweitert und durch Verfügung der Regierung alle Gemeinden veranlaßt werden, diese durchzuführen. Die Regierung selbst soll dem Landtag Vorschlägen, Mittel für diese Zwecke zu genehmigen und insbesondere Brennholz aus staatlichen Waldbeständen unentgeltlich an die Streikenden abgeben.
«Schwäbische Sonnenstrahlen"
Frau Frida Luise Döninghaus in Freudenstadt hat den Entschluß gefaßt, dem Württ. Landesverein vom Roten Kreuz die Mittel zu einem Kinderheim zu verschaffen. Vor einem Jahr trat die zielbewußte Frau die Ausreife nach Südamerika an mit dem Gelöbnis, nicht eher zurückzukehren, bis sie eine Million Mark zusammengebracht habe. Vor wenigen Monaten nun ist sie zurückgekehrt und hat dem Roten Kreuz für den genannten Zweck 111 Millionen Mark abgeliefert. Ihr Weg hat sie in die größten Städte Brasiliens und Argentiniens geführt, wo sie beim Verkauf deutscher Erzeugnisse, wie Spitzen, Ansichtskarten usw., bei Deutschen und Einheimischen größtes Entgegenkommen, ja begeisterte Aufnahme fand. Frau Döninghaus will nun abermals übers Meer, denn die 1'R Millionen reichen für ein Kinderheim noch nicht aus. Von den Zinsen des Kapitals sollen aber versuchsweise erholungsbedürftige schulentlassene Mädchen im Erholungsheim des Pflegeschweftern-Verbandes vom Roten Kreuz in Votnang bei Stuttgart ausgenommen werden, um sich dort in Haushalt und Garten zu betätigen.
Steiner als Rttnisterkandidak
Der bekannte Anthroposoph Dr. Rudolf Steiner wollte örtlich einmal Minister in Württemberg werden. In seinen Erinnerungen" teilt der frühere Staatspräsident Blos fol- endes mit: Eines Tags kamen zwei Abgesandte aus dem ageren Freundeskreis Steiners zu mir und verlangten allen rnstes, daß ich Steiner in die württembergische Regierung ufnehmen solle; er sei der bedeutendste Mann Europas und mne die Geheimnisse aller Regierungen usw. Blos erzählt, steiner sei ihm insofern bekannt gewesen, als dieser Mitglled er sozialdemokratischen Partei war. Er habe aber doch Be- enken getragen, ihn für den richtigen Mann zu halten. >ao ntwortete d>en Abgesandten, es sei mir nicht bekannt, da^ Keiner der bedeutendste Mann Europas sei, und lvas die Ge- eimnisse der Regierung betreffe, so stehen ihm ,a m Wurt- mibero alle Archive zur Verfügung. Stemer habe sich dann aäter selbst bemüht, sich in die Regierung emzudrangen, und ine Reihe von Volksversammlungen abgehalten, in denen m Schluß jedesmal der Antrag gestellt wurde, daß Steiner a die Regierung ausgenommen werden solle. Auch im Breiterrat hat Steiner zu dem Zweck einen Vortrag gehalten, er aber wegen seiner Ungeräumtheiten und Binsenwahrhei- en heftigen Widerspruch fand. Nur die Kommunisten erklären sich mit Steiners „Dreigliederung" einverstanden. Rachem nun mit den Versammlungen für Steiner kein Erfolg zu rzielen war. sagt Blos zum Schluß, machen Stemer und eine Sekte andere Versuche; sie gründen Schulen, Fabriken, Sanatorien, Kinos usw. und finden dabei weitgehende finan- ielle Förderungen in industriellen Kreisen in Württemberg md Baden. So suchen sie die Macht zu erringen, um me Regierung in ihre Hand zu bringen. Es wäre das Unglück des tandes — sagt Blos. _
Allerlei
Teilnahme des Reichspräsidenten. Reichspräsident Eberl dem König von Schweden anläßlich des auf der Fahrt i Ni^a nach Genf erlittenen Autounfalls seine Teilnahme -gedrückt und seine Wünsche für baldige Wiederherstellung
Genera/von GaNwih beging am 2. Mai den 70. Ge-
^n^Lokmender Rebenerwerb". Was hinter einer An- a?von lohnendem Nebenerwerb" und dergl. stecken kann, gt ein "vom „Zeitungsverlag'', dem Organ des Vereins utscher Zeitungsverleger veröffentlichtes warnendes Beuel. ^Darnach suchte eine Hamburger Firma m allen O,-
ten Damen und Herren seven MMde? „für angenehme schriftliche Tätigkeit im eigenen Heim, auch nebenüruflich; Verdienst ca. 30 täglich, Auskunft kostenlos." Ein junges Mädchen schrieb auf diese Anzeige hin an die Firma und bekam zunächst ein vervielfältigtes Schreiben, worin sie zur Zahlung von 12 „1t aufgefordert wurde. Als sie den Betrag eingesandt hatte, erhielt sie ein Büchlein schmutzigen Inhalts mit der Aufforderung, es weiter zu verbreiten. Dies war also die in Aussicht gestellte „angenehme Tätigkeit", von der es in dem vervielfältigten Schreiben ferner hieß, daß sie „interessant und vor allem ehrenhaft" sei und reich machen könne. In Flensburg wurde kürzlich ein Verfasser solcher Anzeigen verhaftet, dessen Schwindeleien sich, soweit er- m i t t e l t, a u f 40 b i s SV 000 -R b e l i e f e n.
160 Grubenarbeiter sind Lei dem Grubenunglück in Lupeni ums Leben gekommen, 11 wurden verletzt. Das Unglück entstand durch Explosion von Kohlenstaub.'
Anschlag. Durch eine Zündschnur wurde im Untergeschoß des Offizierkasinos der Franz-Josef-Jnfanterie-Kaserne in Budapest ein Behälter mit Ekrasit (starker Sprengstoff) zur Explosion gebracht. Die Kellerwohnung wurde zertrümmert, Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Bestien. In Riga betrat ein junger Bursche eine Wohnung in einem guten Haus und fragte harmlos nach einem Beil, um Holz zu spalten. Als ihm das Beil gegeben wurde» erschlug er damit zwei Frauen und ein kleines Kind. Beim Verlassen des Hauses traf er auf der Treppe den Hausbesitzer, den er ebenfalls erschlug. Der Verbrecher entkam mit 30 000 geraubten Rubeln.
In G r a z wurde eine Klavierlehrerin, zu der zwei 16jäh- rigs Burschen gekommen waren, angeblich um Stunden zu nehmen, von diesen Gesellen in bestialischer Weise ermordet und beraubt. Angesichts der Toten aßen die Unmenschen in aller Seelenruhe einen Kuchen auf. Beide sind verhaftet» ebenso die Mutter des einen wegen Anstiftung.
Besteuerung der Faulenzer. Eine steuerfiskalische Anregung hat der Generalgouverneur von Madagaskar dem in steuerlichen Dingen doch sonst gewiß nicht rückständigen Europa gegeben. Er hat soeben eine Verordnung erlassen, die alle Europäer und Eingeborenen, die weder ein Gewerbe ausüben, noch- sonst beruflich tätig sind, mit einer Steuer belegt. Der Steuersatz beträgt für Europäer zwischen 21 und 55 Jahren 25 Francs im Tag und für die Eingeborenen zwischen 18 und 58 Jahren 20 Francs. Der Ertrag der Faulengersteuer soll zum Ankauf landwirtschaftlicher Geräte dienen, die den europäischen Kolonisten und den Gemeinden der Eingeborenen zur Verfügung gestellt werde».
Landwirtschaftliches
Das Schröpfen der Obstbäume. Im Mai ist die richtige Zeit zum Schröpfen der Obstbäume. An Spalierbäumen bleiben gewöhnlich die untersten Aeste zu schwach. Durch Schröpfen können sie bedeutend gestärkt werden. Junge Stämme bleiben vielfach zu schlank. Oft platzt auch an verschiedenen Stellen die Rinde. Durch richtiges Schröpfen wird bewirkt, daß der Stamm dicker wird. Das Schröpfen hat stets in geraden Linien zu geschehen, nicht spiralförmig um den Stamm herum oder gar nur strichweise. Man schröpfe auch stets auf der Schattenseite, da sonst die L-onne die ausgeschnittene Rinde auszieht und austrocknet. Auch darf man den Schröpfschnitt nicht zu tief machen.
Rebstandsbericht. Der „Weinbau" berichtet: Dis Rebe» waren dank dem Fernbleiben von Pilzkrankheiten mit vortrefflich ausaereiftem Holz in den Winter getreten; sie wurden im Lause des verflossenen Winters auf eine harte Probe gestellt. Die Winterfeuchtigkeit kam insofern zu spät, als die vielen Vorsätze, den Winter zur Vorbereitung des Bodens zu Neuanlagen zu benützen, nur zum Teil verwirklicht werden konnten. Immerhin ist ein schönes Stück Arbeit während des Winters von den Weingärtnern geleistet worden. In den Frühlingsarbeiten ist gegen sonstige Jahre eine bemerkenswerte Verzögerung durch das schlechte Wetter eingetreten. Ueber den Einfluß des harten Februarfrostes auf die Tragknospen ist man sich nicht überäll im Klaren. Oert- liche Schäden sind zweifellos entstanden, so namentlich im Tauber- und Vorbachtal, wo die Kälte sich auf 26 Grad steigerte. Aber auch niedrigere Kältegrade haben dem Holz da zugesetzt, wo man das Bedecken der Reben versäumt hatte.- Noch selten war die Nachfrage nach Blind- und Wurzelreben so groß wie in diesem Frühjahr; dabei wurden die geringen Massenträger am höchsten bewertet; Trollinger- und Rieslingreben waren am wenigsten gesucht. Die aus Blindreben hervorgegangenen letztjährigen Jungfelder sind sehr ausbesserungsbedürftig, während die Wurzelrebenfelder gleichmäßiger stehen.
Die Witterung des Frühjahrs 1922
Seit Herbst 1920 reihen sich lauter Zeitabschnitte mit schwe- ren Witterungsunregelmäßigkeiten aneinander: einem besonders früheintretenden Vorwinter 1920 folgte ein warmer Hochwinter 1920/21. Das ist zwar die Regel, doch waren die ganz ausnahmsweise hohen Temperaturen, z. B. des Januars 1921, gänzlich ohne Vorgang. Alles wurde zedoch durch den trockenen und warmen Sommer 1921 Übertrossen, dessen ungünstige Wirkung besonders dadurch erhöht wurde, daß seit Oktober 1920 die Niederschläge unter normal gewesen waren. Wissenschaftlich fehlt dafür vorläufig jede grundlegende Erklärung. Eine Tatsache kann man aber als gut begründet hinstellen, nämlich, daß die häufigen Hochdruckgebilde in den gemäßigten Breiten den normalen Luftaustausch zwischen Pol und Aequator stark gehemmt haben, und zwar bis in den Hochwinter 1921/22 hinein. Es ist bekannt, daß die Wärmegegensätze zwischen Pol und Aequator, eine Folge der Verteilung der Sonnenstrahlung, dis großen Windbewegunaen auf der Erde herbeiführen. Doch können sich die kalten Polströme und die warmen Aequator- ströme wegen der Achsendrehung der Erde und der mit ihr verbundenen Ablenkungskräfte nicht ohne weiteres miteingn- der ausgleichen, sondern es entstehen gerade in unfern Breiten Wirbelsysteme, in denen dieser Ausgleich vor sich geht. Das sind die barometrischen Hoch- und Tiefdruckgebiete. Die „Hochs" sind windschwach und träge, die „Tiefs" beweglich und stürmisch. Daher werden die Mischungen zweifellos durch die Tiefs gefördert und durch die Hochs gehemmt. Und diese Hemmung des normalen Luftaustauschs ist für 1921 in hohem Maß kennzeichnend. Als die Folge dieses gehemmten Luftaustausches muß man wahrscheinlich den gegenwärtigen menschlich und landwirtschaftlich unerfreulichen Frühling betrachten. Die triebende Kraft des Austausches ist, wie gesagt, der Temperaturunterschied zwischen dem Tropen- und dem Polargebiet. Und da im Sommer die Polargebiete am stärksten, die Tropen am schlechtesten bestrahlt werden, so kann sich in einem windstillen Sommer eine Hemmung des Luftaustauschs unter günstigen Bedingungen ausbilden. Doch schon im Herbst müssen diese Hemmungen eine Erhöhung des Temperaturgegensgtzes. zwischen Nord und Süd zur Folge
haben, dessen stärkste Auswirkung im Hochwinter zu erwarten ist. Allmählich wird der Temperaturunterschied offenbar jedoch so groß, daß der Widerstand überwunden werden kann. Abgesehen von einer kurzen Zeit im Dezember können wir das Eiche der Hochdruckzeiten auf die ersten Märztage festsetzen. Hier beginnt das Spiel der ständig wechselnden Nord- und Südwinde. Seit dieser Zeit jagen sich die Tiefdruckgebiete in schneller Aufeinanderfolge. Bricht heute aus den überhitzten Tropen eine warme Luftmasse durch, wie etwa am Karfreitag, so folgt am zweiten Tag darauf schon ein Polarlufteinbruch, ohne sich auf dem beschränkten Gebiet unserer Wetterkarte anzukündigen. Und auf diesem außergewöhnlich starken Luftaustausch als natürlicher Gegenwirkung auf die Hemmung in dem letzten Jahr hat man wohl den Witterungscharakter des Frühlings 1922 zu erklären.
Auf einer windstillen Erde würde nach einwandfreien Untersuchungen in unsern Breiten ein wärmerer Sommer, aber ein viel kälterer Winter, im Jahresdurchschnitt ein kälteres Klima zu erwarten sein, die ein Kulturleben völlig ausschlössen. Verstärkter Austausch hingegen bedeutet einen kühlern Sommer, aber einen viel mildern Winter, im Mittel jedenfalls ein zu warmes Jahr. Der warme Sommer mar da, der kalte Winter auch; nach dem Umschlag würde nun ein kühler Sommer zu erwarten sein. Zwischen beiden liegt das naßkalte Frühjahr. Ein neuer Umschlag wäre demnach erst zu erwarten, wenn die Temperaturgeschäfte zwischen Nord und Süd durch den verstärkten Austausch sowohl wie durch die sommerliche Verteilung der Sonnenstrahlen ausgeglichen sind. Cs stehen uns aber keine Erfahrungen zur Verfügung, wieviel Zeit dazu erforderlich ist. Mit allem Vorbehalt möchte man die Vermutung aussprechen, daß erst der Hochsommer und Spätsommer verhältnismäßig ruh-.ge und warme Witterungsperioden bringen werden.
Solche» Vorerkennen von ganze» Jahreszeiten würde viel wichtiger sein als die tägliche Wettervoraussage; sie wäre z. B. von größter Bedeutung für die ungefähre Berechnung des Ernteausfalls usw. Und diese Ueberlegung führt zu der schon oft erhobenen Forderung eines Welt- wetter amts, das täglich eine Wetterkarte der ganzen Nockihalbkugel für Temperaturen, Luftdruckgefälle, Luftströmungen, allgemeine Bewegungen der Luftschichten und dergl. aufzustellen hätte. Die Einrichtung des drahtlosen Funkendienstes würde die Forderung leicht erfüllbar machen.
Französische Orangen. Aus Antrag der französischen Regierung, den diese auf den Versailler Vertrag Artikel 267 stützt, genehmigte die deutsche Regierung die Einfuhr von 180 000 Doppelzentner französischer Orangen. Spanien und Italien zogen kürzlich aus einer ähnlichen Maßnahme im Verkauf von Sonderabkommen Nutzen. — Dazu wird uns geschrieben: Die Reichsregierung kann leider nicht anders, sie muß wegen des Frtcdensvertrags die Einführung gestatten. Aber der deutsche Kaufmann braucht die südländische Frucht nicht zu bestellen. Er hat es daher in der Hand, die Orange, die gar keinen Nährwert besitzt und daher leicht entbehrt werden kann, sich von unseren,Feinden nicht ausnötigen zu lassen.
Die Schrift am Himmel. Seit dem Kriege hat man in England Versuche angestellt, Flugzeuge mit Rauch Wörter an den Himmel schreiben zu lassen, und, wie es heißt, haben diese Versuche auch Erfolg gehabt. Die so hergestellten Mitteilungen bewahren ihre Form drei bis zehn Minuten lang, in einem Falle waren sie sogar vierzig Minuten lang lesbar. Der militärische Wert solcher Zeichen ist unbestreitbar, da sie von einer langen Front gleichzeitig abgelesen werden können. Augenscheinlich biete sich auch der Reklame ein neues Feld der Be- kätigung und dem Finanzminister eine neue Steuerquelle.
Russische Juwelen. Der Pariser Juwelenmarkt ist gegenwärtig voll von wertvollen Steinen, die aus Rußland stammen. Zum Teil sind es Juwelen, die von russüchen Flüchtlingen veräußert worden sind, die alle sonstige Habe haben zurücklassen müssen, teils solche, die von der bolschewistischen Regierung konfisziert und nun auf den Markt geworfen worden sind. Manche der Flüchtlinge haben kein schlechtes Geschäft bei dem Verkaufe gemacht. So hat ein Fürst L. für ein Geschmeide von Smaragden, das 200 Jahre in seiner Familie gewesen ist uyd ursprünglich 180 000 Franken gekostet hat, nicht weniger als drei Millionen erhallen.
Rothaarige mit langen Ohren gesucht. Die amerikanische Marinebehörde sucht zur Ausbildung für den Funkerdienst 150 Leute, die rote Haare und große Ohren besitzen müssen. Das letzte ist einigermaßen verständlich, denn wenn Leute mit langen Ohren auch kaum schärfer hören, so sitzt bei ihnen doch vielleicht der Hörer besser; die erste Bedingung jedoch ist wohl nur durch ein amerikanisches Vorurteil zu erklären, das den Rothaarigen besondere geistige Beweglichkeit zufchreibt.
lieber 4VÜ Kilometer in knapp zwei Tagen -st dieser Tage ein Amerikaner namens S. A. Johnson gelaufen. Johnson hakte um 5000 Dollar gewettet, daß er die Strecke Newyork —Boston von 256 Meilen (412 Kilometer) „laufend" ohne Pause zurücklegen würde. Dies gelang ihm denn tatsächlich in der erstaunlich kurzen Zeit von 50 Stunden. Die amerikanische Presse nennt ihn allgemein die ..menschliche Lokomotive". Der Stundendurchschnitt ist 8,220 Kilometer. Durch die Anstrengung soll Johnson von seinem normal 76 Kilo betragenden Gewicht nicht weniger als 12 Kilogramm verloren haben.
Eine amerikanische Selbfimörderstatisttk. Im Jahre 1921 betrug in den Vereinigten Staaten die Zahl der Selbstmorde rund 20 000; war die Zahl der Todesfälle gegenüber 1920 allgemein um 13,7 Prozent gefallen, so nahm die Zahl der Selbstmorde um 23 Prozent zu. Der älteste der Lebensmüden war 100 Jahre alt, der jüngste 5 (!) Jahre. Unter ihnen befanden sich dem Beruf nach 93 Bankiers (darunter 37 Bankpräsidenten), 88 waren Leiter'von großen Firmen, 86 Aerzte, 57 Richter und Rechtsanwälte, 51 Lehrer und Lehrerinnen, 40 Studenten, 39 Makler, 21 Geistliche, 10 Redakteure, 7 Bürgermeister und 7 Mitglieder gesetzgebender Körperschaften. Hunderte waren arbeitslos, aber auch 76 Millionäre und 30 sehr wohlhabende Frauen. Als Gründe für den Selbstmord hatte u. a. ein Mann angegeben, daß seine Frau „zu gut" für ihn sei; ein anderer, daß er das Klavier nebenan nicht mehr aushalte; eine alte Jungfer schied von der Erde, weil „kein Mann gut genug für mich" ist, wie sie sagte.
Humoristisches.
Der Philosoph. „Wenn ich Ja sagte, hat das Leben immer Nein gesagt zu mir, und zu diesem Nein "habe ich dann Ja sagen müssen." („Simplicissimus.")
Die sichere Quelle. „Gestern Hab ich den Minister gefragt, was noch werden wird; hat er gesagt: „Kommen S' mit, ich gehe gerade zur Kartenschlägerin."
(„Münchener Jugend.")