Bach neben der Straße stürzte, wo et, durch dSn Sturz bc- wuhtles geworden, ertrank.
Konstanz, 9. April. Die Landwirte des badischen Seekreises haben von letzter Ernte für bedürftige Gemeinden neben vielen anderen Gaben 8104 Zentner Kartoffeln unentgeltlich gespendet, die von 25 Gemeinden an Bedürftige um drei Mark für den Zentner abgegeben wurden. Außerdem erhielt der Caritasverband zur Verteilung ge- schenkweise 4000 Zentner.
Konstanz, 10. April. In Erwartung der vielen Ausländer, — in Ueberltngen sind bereits sämtliche Fremdenzimmer verschiedener Gasthöfe für den Sommer an Ausländer vergeben — wünscht die ganze Bodenseebevölkerung, daß die valutastarken Ausländer für den Aufenthalt eine besondere Steuer in ihrer Valuta und in entsprechender Höhe zahlen sollen. In Lindau werden bereits Aufenthaltsgebühren von den Ausländern erhoben. Für Baden erwartet man dasselbe.
Pforzheim, 10. April. Im Alter von 75 Jahren ist Privatmann Albert Maischhofer gestorben. Er war Teilhaber der gleichnamigen Eoldwarenfabrik und gehörte viele Jahre dem Bürgerausschuß an. Seinerzeit war er auch Vizepräsident der Handelskammer.
losbach, 10. April. Bierbrauerbeisitzer Lang von Dietesheim ist gestorben. Der Entschlafene hatte die von seinem Vater übernommene Brauerei zu einem bedeutenden Unternehmen emporgebrachi.
Allerlei
Geburtstag Ludendorffs. Zum Geburtstag des Generals Ludendorff am 8. April versammelte sich in der Frühe eins größere Menschenmenge vor seiner Wohnung in München und brachte rhm eine Huldigung dar.
Falkenhayn s-. Der frühere preuß. Kriegsminister und Chef des Generalstabs des Feldheers, General der Infanterie Erich v o N F a l k en h a y n, ist am 8. April aus Schloß Lind- stedt bei Wildpark gestorben. Nach der Marneschlacht wurde Falkenhayn die Stellvertretung des erkrankten Generalstabschefs von Moltke bis zur Uebernahme der Heeresleitung durch Hindenburg und Ludendorff übertragen: darauf mit der Durchführung des Gegenangriffs gegen Rumänien betraut. Falkenhayn war am 11. September 1861 auf Burg Belchau in Wesipreußen geboren.
Der Aufenthaltsort der Kaiserin Zita. Dem Pariser «Journal de Debats" wird aus Genf berichtet, die ehemalige Kaiserin Zita von Oesterreich habe beim Bundesrat Schritte eingeleitet, damit ihr gestattet werde, mit ihren Kindern auf Schloß Wartegg bei Rorschach (Bodensee) Wohnsitz zu nehmen.
Der Erzherzog in der Slraßenkundgebung. Bei den Kundgebungen der Königskreuen in Wien wurden im ganzen 21 Personen verhaftet und mit Geldstrafen belegt. Unter den Verhafteten befand sich auch der ehemalige Erzherzog Rainer-Salvator, der zu 4000 Kronen Geldstrafe verurteilt wurde.
Ein Finanzamt abgebrannt. Das Finanzamt auf dem Traensberg in Magdeburg wurde in der Nacht zum 8. April durch Grotzfeuer in Asche gelegt. Zahlreiche Steuerakten sind vernichtet worden.
Ein Vier - Millionenkoffer vermißt. In der Nacht zum 3. ds. Mts. ist auf dem Weg zwischen dem Görliher Bahnhof und der Günzelstraße in Berlin ein Koffer verloren gegangen, der auf eine Kraftdroschke geladen bei Eintreffen in der Günzelstraße nicht mehr vorhanden war. Die Möglichkeit, daß der Koffer während der Fahrt von der Droschke heruntergefallen ist, besteht, wenn auch angenommen werden kann, daß er von unbekannten Tätern möglicherweise schon am Bahnhof selbst gestohlen worden ist. Der Inhalt des Koffers bestand aus Schmucksachen, Stiefeln und Reisegegen- siänden im Werte von rund 4 Millionen Mark.
Mufeumsdiebstahl. Im Altmärkischen Museum in Stendal wurden durch Einbrecher große Mengen alte Schmucksachen, ferner 75 eiserne und silberne Denkmünzen an Bismarck gestohlen.
Schreckenstat eines Geistesgestörten. 3n der Tilsikerstraße in Berlin versuchte der 45jährige Galvaniseur Otto Ehrhardt seine 39jährige Ehefrau mit einem Hammer zu erschlagen und den 14jährigen Sohn zu erschießen. Dann schlug Ehrhardt mit dem Hammer so lange auf seine 16jährige Tochter ein, bis der Hammerstiel abbrach: worauf er das Mädchen durch das Fenster, vier Stockwerke tief, auf die Straße hinabwarf, wo sie tot liegen blieb. Als die Polizeibeamten in die verbarrikatierte Wohnung einzudringen suchten, schoß Ehrhardt sich selbst eine Kugel durch den Kopf und stürzte sich auf das Straszenpflasier hinunter. Die Frau und Sohn sind schwer verletzt.
Der Adler als Kindesräuber. Ein seltenes Vorkommnis wird aus einem abgelegenen Dorfe in der Nähe von Hasst (Kanton Bern) gemeldet. Dort arbeitete eine Frau in ihrem Garten und hakte ihr kleines Kind auf den Aasen in die Sonne gelegt, als plötzlich ein riesiger Vogel aus der Luit her- "K "-»ß und den Säugling in seinen Klauen fortzuschleppen sicy anschickte. Hum GiUcn hatte der Vater des Kindes vom Fenster aus den Vorgang beobachtet. Er ergriff sofort ein Gewehr und schoß den Vogel nieder, wobei das kleine Kind wie durch ein Wunder unverletzt blieb. Es handelte sich um einen in europäischen Himmelsstrichen äußerst selten vorkommenden Kondor, dessen Heimat das Felsengebiet von Süd
amerika ist.
Ein Flugzeug ins Meer abgestürzk. Auf dem Weg von Barcelona nach Majorka (Balearen) geriet ein Sportflugzeug in Brand und stürzte ins Meer. Der Führer ertrank, ein anderer wurde von einem in der Nähe befindlichen Dampfer ausgenommen. „ , ,,
Ein neuer Diogenes. Eine Strafrede gegen die Eitelkeit der Frauen hielt der Newyorker Richter Gibbs, indem er hervorhob, wieviel Fälle von Diebstählen und Betrügereien in letzter Zeit vorgekommen seien, zu denen Männer durch die Ansprüche ihrer Frauen getrieben wurden. «Die Ver- einigten Staaten", sagte er, «sind voll von liederlichen, eitlen Weibern, die ihre Männer ins Gefängnis bringen. Sie fragen nicht danach, woher die Dollars kommen, für die sie ihre Pelze und Diamanten kaufen. Eigentlich gehörten diese Frauen ins Gefängnis, die nur immer Geld von ihren Män- nern verlangen, ohne sich darum zu Kümmern, woher es kommt. Wozu brauchen die Frauen all diese überspannten und kostspieligen Dinge, die nur Anglück und Verbrechen in die Welt bringen?"
Die russische Hungerkatastrophe ln Zahlen. Die Zahl der hungernden Bevölkerung wird von ^AA, 5 ^erung wrt rund 33 N MM. amssebm, wobei 28-L Millionen auf die
Landbevölkerung und 5 Millionen auf die Bewohner ver Städre entfallen. Hievon packt die Hand des Hungers 630 000 Säuglinge, 4 760 000 Kinder unter 7 Jahren und 5 895 000 Kinder unter 15 Jahren. Diese Zahlen, die durchaus nicht erschöpfend sein können, da sie sich auf den Januar ds. Js. beziehen, beweisen, daß die russische Hungerkatastrophe bei weitem alle ähnlichen Erscheinungen in Indien und China über- triffr, wobei die Zahl der Hungernden 20—25 Millionen selbst in den schwersten Jahren nicht überstiegen hat. Allein im Gebiet der Wolga und des Ural beträgt die Zahl der Hungernden 23 325 000 Menschen.
Tcr deutsche Rirsendampfer als englisches Lm:umschiff- Der größte Dampfer der Welt hat dieser Tage Hamburg verlassen, um nach einer kurzen Probefahrt den Kurs nach England zu nehmen. Der deutsche Riesendampfer „Bismarck" geht auf Grund einer Bestimmung des Friedensvertrages an die englische White Star Linie über. Die Dimensionen des neuen Schiffes werden aber trotz alledem in aller Wett größte Achtung für die Meister deutscher Technik erobern, die den „Bismarck" auf der Werft von Blohm und Voß erbaut haben. Einige Zahlen genügen, um von den Größenvsrhältnissen des „Bismarck" eine Vorstellung zu erhalten. ' 40 Meter hoch, also etwa soviel wie zwei vierstöckige Häuser übereinander, liegt die obere Kommandobrücke über dem Kiel. Neun Decks teilen den Raum dazwischen, und zwar fünf durchlaufende StaUdecks, darüber im Vorderschiff zwei Teildecks, im Mittelschiff vier Brückendecks und im Hinterschiff ein geteiltes Raumdeck. Die Gesamtlänge des 56 500 Vruttoregistertonnen (also etwcf8600 Tonnen mehr als der „Imperator") fassenden Schiffes beträgt 291 Meter, die Breite 30,5 Meter, der Tiefgang über 11 Meter. Die Feuerung des Schiffes erfordert jeden Tag vier Millionen Mk. Die Kesselanlagen sind für Oetfeuerun.q eingerichtet. Die Maschinenanlage leistet 61000 PS. un'v verleiht dem Schiff mittels vier Schrauben eine Fahrgeschwindigkeit von 22 bis 23 Seemeilen die Stunde. Das Personal umfaßt rund 1000 Köpfe. Riesenhaft, wie die äußere Gestalt des Schiffes, sind die Dimensionen seines Decks; geräumig, luftig und hell sind seine Treppenaufgänge. Korridore, Säle und Salons. Kein Dampfer der Welt kennt solche Luxuswohnungen, wie sie sich auf dem „Bismarck" befinden." Lange hat der Bau gedauert. Im April 1913 war auf der Werft von Blohm und Voß der Kiel gestreckt worden.
Was kostet heute eine Aussteuer? Die Preise für alle Bedarfsartikel des täglichen Lebens steigen fast stündlich und es ist bald überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit, sich außer dem zum Essen und Trinken Notwendigen etwas zu kaufen. Möbel, Wäsche, Geschirr und vieles andere, das man in einem Haushalt nötig braucht, sind heute für den Familienvater, der seine zerrütteten Bestände auffrischen will, schier unerreichbar. Noch viel schlimmer ergeht es aber den jungen Leuten, die in heutiger Zeit einen Hausstand gründen wollen. Nicht nur, daß der Wohnungsmanget die Heirat unnötig erschwert, auch die Beschaffung des Hausrats macht wegen der fehlenden Gelder die größten Schwierigkeiten. Die wenigsten sind sich nämlich heute bewußt, welche Unsummen eine Aussteuer verschlingt, bei einer Qualität des Hausrats, die man keineswegs als gut bezeichnen kann! Nehmen wir einmal eine einfache Zweizimmerwohnung mir Küche. Vor allem das Wohnzimmer! Würden wir schwere eichenL Möbel kaufen, kosteten sie gut und gern ihre 30 00U ' Mk., wir begnügen uns aber mit einer minder guten ! Ausführung, für die mindestens 15 000 Mk. zu zahlen sind. Ein eichenes Schlafzimmer ist mit seinen 20- bis 30 000 Mk. zu teuer, lackiertes Tannen- oder Buchenholz kostet nur 7500 bis 8000 Mk., Matrazen 2000 Mk., das Federzeug 5—6000 Mk. Die leere Küche kostet ebensoviel. 2000 Mk. sind für die T-elter, Tassen, Pfannen, Messer usw. zu rechnen. Die Wäsche wird einen Kostenaufwand von 3000 Mk. und mehr verursachen. Wenn vier Bettüberzüge ausreichen, die je nach Qualität 3500—4000 Mk. kosten, sind zu rechnen 6 Handtücher 200 Mk., 6 Küchentücher 150 Mk., 2 Tischtücher 300 Mk., 6 Servietten 180 Mk. Die Vorhänge benötigen bei 3 Fenstern 12—1500 Mk. Diese kleine, geringwertige Ausstattung erfordert alles in altem rund 60 000 Mk., bet erstklassiger Ware 100 000 Mk. Und das für eine Zweizimmerwohnung.
> Welche Mädchen heiraten am leichtesten? Diese Frage, dis gewiß Viele Vertreterinnen des schöneren Geschlechts interessieren wird, beantwortet Elizabeth Keith Mor-
, ris in einem englischen Blatte mit dem ehernen Satze: „die mit Brüdern". Und sie führt diese Behauptung des Näheren aus: „Brüder bilden die einfachste, na- , türlichste und wirksamste Erziehung für Mädchen, die heiraten wollen. Brüder wissen ganz genau, was an- dere Brüder an einem Mädchen gern haben und nicht leiden können und sie beeinflussen die Schwester in die- ^ von Heiraten, ja, sie stellen sich sogar den Heiratsab- ! sichten der Schwester manchmal energisch entgegen. Aber dadurch stacheln sie den Wunsch des Freundes, dem sie die Schwester nicht abtreten wollen, um so mehr an, so daß dieser nun alles daransetzt, um das
> Mädchen zu erlangen, und so sind Brüder gar häufig i unbewußte Heiratsvermittler. In einer Familie mit - Brüdern lernt das Mädchen ganz von selbst, wie es
mit Männern am besten umgeht, wie es ihnen gefällt und wie es doch seine Sicherheit im Verkehr mit dem stärkeren Geschlecht bewahrt. Natürlich heiraten auch viele Mädchen ohne Brüder, aber sie müssen dann schon besondere Fähigkeiten ins Feld führen, sehr hübsch oder sehr geschickt sein; ein durchschnittliches Mädchen, das keine Brüder hat, ist zweifellos dem mit Brüdern gesegneten gegenüber im Nachteil. Eine Klasse von Mädchen, denen das Heiraten besonders schwer fällt, sind die „Affektierten", diejenigen, die sich in Herrengesellschaft nicht ungezwungen geben, sondern stets eine gekünstelte Haltung zur Schau tragen. Diese jungen Damen sind eben nicht von klein aus an das Zusammensein mit männlichen Wesen gewöhnt. Männer aber lieben am meisten an den Frauen das Natürliche, und ein forciertes Benehmen wird sie mißtrauisch machen. Diejenige Klasse von Mädchen, die am leichtesten unter allen heiratet, das ist die Frau, die jenes „gewisse Etwas" besitzt, auf das „die Männer fliegen". Sie braucht durchaus nicht schön zu sein, manchmal ist sogar häßlich, aber wenn es nur einen einzigen Mann in der Welt gäbe, der Mann würde sie finden . .
Aus der Heimat.
Wildbad, den 11. April 1922.
Tuberkulose und Zahnheilkunde. Die Ziffer der Tuberkulose ist, wie die ärztlichen Fachblätter immer wieder Nachweisen, dauernd im Steigen begriffen. Der Krieg und seine Folgen, dis Hungerblockade und die Nachkriegszeit haben es leider vermocht, die Zahl der Erkrankungen an Lungenschwindsucht und anderen tuberkulösen Erkrankungen (Darm-, Knochentuberkulose usw.) anhaltend in eine Höhe zu treiben. Als vor 45 Jahren in Deutschland mit kräftiger Hand, wenn auch vorerst nur an einzelnen Stellen der Kampf gegen die Volksseuche einsetzte, da hatte man nicht zu erwarten gewagt, daß man sie. auf eine verhältnismäßige niedrige Zahl von Fällen herab- drücken würde. Heute liegen die Verhältnisse so, daß wir j zurückgeworfen worden sind und wieder genau so viele Tuberkulosefälle zählen, wie vor ungefähr einem halben ! Jahrhundert. Es läßt sich annehmen, daß die Tuberkulose- ' fälle sich in den nächsten 10—15 Jahren weiter mehren.
^ Denn die Kriegsfolgen lassen nicht so rasch, nach, wie sie - gekommen sind. Dazu treten weitere Umstände: die Ver- ! teuerung des Lebens und die Wohnungsnot. Beides Um- j stände, welche für die Zunahme der Tuberkulose günstig sind, um so viel mehr, als Staat und Gemeinden, wie Krankenkassen heute bei weitem nicht mehr so viel Geld prozentual aufbringen können im Kampf gegen die schleichende Krankheit, die anfangs niemand Schmerzen macht, ob er vielleicht sie schon Monate oder länger mit sich herumträgt. Doch es ist nicht nur Geld, was im Kampf gegen die Tuberkulose von Nöten ist. Sondern hierher gehört die Aufklärung aller Bevölkerungsschichten über die Art und Weise, wie man der Entstehung Vorbeugen kann. Die Haupteingangspforte für den Erreger der Tuberkulose ist die Mundhöhle. Durch sie gelangen die Bazillen in der Regel am ehesten in die feinsten Verästelungen der Luftröhre und sie finden in der Lunge selbst oft nur zu gute Lebensbedingungen, ohne daß der Befallene eine Ahnung davon zu haben braucht, daß er infiziert ist oder, um deutsche Worte zu brauchen, daß er die Ansteckung bekommen hat. Nach mehr oder weniger kurzer Zeit hat der Krankheitsfortgang es mit sich gebracht, daß in zahlreichen Fällen der Husten einsetzt, der bei der sogenann». ten offenen Form der Tuberkulose einen Auswurf bedingt, welcher in der Regel reichlich Tuberkelbazillen enthält. Beim Husten gelangen dann wieder die Erreger der Krankheit in die Mundhöhle. Bei der überaus starken Zunahme der Zahnfäule, welche z. B. im Schwarzwald beängstigende Ziffern angenommen hat, '.befinden sich in den Mündern sehr vieler Menschen neben hohlen Zähnen gleichzeitig faulende Wurzeln, welche vielleicht seit Jahren stärkere Schmerzen nicht mehr verursacht haben. Sobald j durch den Fäulnisvorgang die Nervhöhle nur annähernd ! erreicht ist, noch mehr aber, wenn nach dem Abbröckeln ' der Zahnkronen diese Nervhöhle frei liegt, pflegt derZahn- ' nerv nach und nach abzusterben, faulig zu zerfallen. Es bilden sich dann in der engen Zahnnervhöhle oder in den Wurzelkanälen stinkige Zersetzungsstoffe, welcye für Bazillen ' aller Art, natürlich auch für den Erreger der Tuberkulose, einen trefflichen Schlupfwinkel und noch günstigere Lebensbedingungen darbietet. Ob die Tuberkelbazillen oder an- : dere, welche Krankheiten zu erzeugen vermögen (um hier ! nur einige zu nennen: Lungenentzündung, Grippe, Diph- terie, rote Flecken u. s. w.) aus dem Auswurf des be- ! treffenden Menschen selber stammen, oder von anderen,
! ist an sich gleichgültig. Festzuhalten ist vor allem aber, daß in jeder Mundhöhle, auch bei allen gesunden Menschen, immer Bazillen der verschiedensten Art vorhanden sind. Freilich wird man deswegen nicht stets gleich krank. Sie ^ sind im allgemeinen unschädlich. Wenn aber Umstände eintreten, welche die Lebensbedingungen für diese Bazillen begünstigen, wie dauernd gereiztes Zahnfleisch, das vielfach leicht blutend ist, die Anwesenheit von Zahnstein, das Tragen von Gaumenplatten in der Nacht, hohle Zähne oder mehr oder weniger viel faule Wurzeln, dann kann der Fall sehr wohl eintreten, daß Krankheitsfälle entstehen können, indem lebenskräftige Bazillen durch die Wurzelkanäle der Zähne einwandern und sich zunächst an ihnen günstigen Stellen einnisten. In der nächsten Nähe aller Zähne, besonders um den Unterkiefer herum, liegen nun zahlreiche Lymphdrüsen. Früher hielt man sie für etwas, das man gern mit einer Art Filter verglich, welches die Bazillen festhielt. Heute hat die Wissenschaft einwandfrei nachgewiesen, daß das nur bis zu einem geringen Teil der Fall ist, und daß vielfach nur ein kleiner Schritt weiter zu erfolgen hat, und die Bazillen, harmlose oder krankmachende, gelangen mit der Lymphflüssigkeit nach und nach in den Blutstrom und so werden sie im Körper herumgeschleudert, bis sie irgendwo einmal liegen bleiben,
, — in der Regel in den allerfeinsten Blutäderchen —, und wo sie zur Weiterentwickelung und Vermehrung günstige Verhältnisse finden. Es liegt auf der Hand, daß auf solche Weise sich manche Krankheitserscheinung erklären ! läßt, vor welcher man früher vor einem Rätsel stand. Es ist nachgewiesen, daß Menschen mit dauernd gereizten Mundschleimhäuten, mit zahlreichen, hohlen Zähnen und faulen Wurzeln solchen Bazilleneinwanderungen, vsn denen man nichts fühlt, mehr ausgesetzt sind, wie Menschen mit gesunden Gebissen.
So erklärt sich mancher für Harmlos gehaltene Lungen- spitzenkat arrh. Natürlich kann man hohle Zähne nicht für die Entstehung aller Krankheiten anschuldigen. Doch spielen sie in dieser Hinsicht eine größere Rolle, wie man früher annahm. Daher rührt auch unter anderem die Bestimmung der Reichs-Versicherung, daß vor der Aufnahme in eine Lungenheilstätte der Kranke die gesamte Mundhöhle und die Zähne in einen gesunden Zustand von einem Zahnarzt versetzt bekommen habe. Untersuchungen zahlreicher Schulkinder vom 6ten Jahr haben die traurige Tatsache ergeben, daß mehr wie 90 von 100 kein voll- ! zähniges, gesundes Gebiß mehr haben. In einer Leipziger Schule mit rund 1400 Kindern fand man schon im I Jahr 1900 nur 7 (sieben!) gesunde Gebisse. In einer