gerade jetzt für die Allgemeinheit und für die Lage nach innen und außen im Gefolge haben würde. Die Ersens bahnverwaltung werde allen pflichtgetreuen Beamten m der Ausübung ihres Dienstes mit allen Mitteln Schutz gewähren.
Forderungen der Bergarbeiter.
Essen, 30. Jan. In einer Vertreterversammlung der Bergarbeiter des Ruhrgebiets wurde in einer Entschließung die Sicherstellung der Rechte der Betriebsräte, schleuniger Abschluß der Tarisverträge„*das Reckst der Bücherprüsung der Betriebe und Anerkennung der von den organisierten Arbeitern geführten Streiks gefordert.
Paris nicht befriedigt.
Paris, 30. Jan. Der Pariser Korrespondent des halbamtlichen „Petit Parisien" übt scharfe Kritik an den Vorschlägen, die am Samstag dem Wiederherstellungsausschuh überreicht worden sind. Tie deutschen Vorschläge enthielten keine bestimmten Ziffern für 1922, sondern sie stützten sich einfach auf die Erklärungen Rathenaus in Cannes. Wenn man die beiden Dokumente im ganzen betrachte, seien sie ungenau, suchen jede vorherige Verpflichtung zu vermeiden und enthielten nur bedingte Angebote. Die Krise, die durch das Steuer- kompvomih gelöst wurde, beweise eben, daß man in deutschen politischen Kreisen augenblicklich nur zwei Sorgen habe: um jeden Preis das Kabinett Wirth zu erhalten, am ohne Schwierigkeiten nach Genua AU gelangen. Tie Gruppe Stinnes habe jetzt einen Fuß m der Regierung. Er wolle eine Rolle in Genua spielen, sei es im Einverständnis mit der Gruppe Rathenau oder gegen sie.
Ter „Matin" schreibt, die deutsche Antwort kann nicht befriedigen, Frankreich kommt es allein darauf an, daß der Vertrag von Versailles eingehalten wird. „Echo de Paris" memt, für Frankreichs Teilnahme an der Konferenz von Genua bleibe es Voraussetzung, daß Deutschland seine Zahlungen voll leiste. Das werde in der deutschen Note nicht versprochen. Ter „TemPs" sagt zwar, die deutsche Antwort bedürfe reichlicher Ueber- legung, das hindere aber nicht, die deutschen Anstrengungen anzuerkennen.
Neue internationale Abrüstungs-Konferenz?
Paris, 30. Jan. Die „Chicago Tribüne" berichtet von einer Entschließung des Ausschusses für Rüstungsfragen auf der Washingtoner Konferenz, die die Abhaltung einer neuen Abrüstungskonferenz vorschlägt. Die Konferenz soll sich hauptsächlich damit befassen, die Unterseebootsfrage zur Zufriedenheit Frankreichs und der übrigen Staaten zu lösen.
Die süddeutschen Berkebrsbeainten gegen die Berliner Gewerkschaftsleitung.
Stuttgart, 30. Jan. Der erste Vorsitzende des Fäch- bezirks Württemberg der Fachgewerkschaft 6 der deutschen Eisenbahnverkehrsbeamten in gehobener Stellung teilt mit, daß die süddeutschen Vertreter auf der Versammlung des erweiterten Vorstands, die am Sonntag in Berlin stattfand und den Eisenbahnerstreik vorbereiten sollte, einmütig gegen das unklare, unsachliche und rechtlich unhaltbare Vorgehen der Gewerkschaftsleitung Einspruch erhoben haben. Die süddeutschen Mitglieder seien nicht geneigt, die Narrenpolitik gewisser Berliner Gewerkschaftsführer mitzumachen, sie verurteilen insbesondere aufs schärfste die Leichtfertigkeit, mit der versucht werde, den Streik vom Zaun zu brechen. Nach der Auffassung der süddeutschen Beamtenschaft im engeren Sinn habe eine Gewerkschaftsleitung, die in so blindwütiger, unverantwortlicher Weise die Axt an die Wurzel des Berufsbeamtentums legt, unter allen Umständen abzutreten.
General v Walter ch.
Baden-Baden, 30. Jan. Im Mter von 65 Jahren ist hier am 28. Januar einer der verdientesten und erfolgreichsten Führer im Weltkrieg, General der Inf. Frhr. Theodor von Matter, geb. in Schiw. Gmünd, gestorben. Matter führte erst das 14., dann seit März 1915 das 13. Armeekorps. Er focht mit arößter Aus
zeichnung im Skßch, in Nvrdfrankrekch, Mandern, Polen, Rußland, dann wieder bei Ipern, an der Somme und bei Cambrai. Die Soldaten nannten Matter den „Kriegsgott".
Klagen gegen die Einkommensteuersätze.
München, 30. Jan. Die Abgeordneten Gerauer, Dr. Heim, Leicht und Lang haben eine Anfrage an die Reichs- Regierung gerichtet, in der es u. a. heißt: Die Veranlagung zur Einkommensteuer für 1920 hat in manchen Steuerbezirken Bayerns große Erregung hervorberufen. Die aufgestellten Steuersätze entsprechen vielfach mcht den. Erträgnissen des Jahrs 1920, umsomehr, als es sichj meist um Getreideböden handelt, deren Erträge noch von! der Zwangswirtschaft erfaßt wurden. Wie gedenkt di« Negierung die Steuerpflichtigen gegen diese Willkür einzelner Steuerbehörden zu schützen?
Oberleutnant Dittmar aus dem Gefängnis entflohen.
Naumburg, 30. Jan. Oberleutnant Dittmar, der seinerzeit von dem Reichsgericht in dem U-Bootsprozetz verurteilt worden ist, ist vorgestern nacht aus dem Gefängnis entflohen. Die preußische Justizverwaltung hat eine Belohnung von 50 000 Mk. auf die Wiederergreifung ausgesetzt.
Unabhängigkeit Aegyptens?
London, 30. Jan. Die britische Regierung hat sich . bereit erklärt, das Parlament aufzufordern, das Pro- ' tektorat über Aegypten zu beendigen, Aegypten als selbständigen Staat anzuerkennen und der Bildung eines ägyptischen Parlaments, sowie der Wiedererrichtung eines ägyptischen Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten unter gewissen Bedingungen zuzustimmen.
Reichstag.
Berlin, 30. Jan.
(163. Sitzung.) 1. Lesung des ReichshaushaltsPlanS.
Reichsfinanzminister Dr. HermeS bittet, die Vorlage möglichst rasch zu verabschieden. Die Ausführung des Friedensvertrags erfordert allein 171 Milliarden Mk. Der Versuch, die ungeheuren Lasten des Friedensvertrags im vergangenen Jahr zu erfüllen, hat zur Zerrüttung des Markkurses und unserer ganzen Währung beigetragen. Die Erschütterung des Markkurses steigert alle Ausaaben und vermehrt den Notenumlauf. Ohne eine Neuregelung der Entschädigungen kann unsere Finanzwirtschaft nicht gesunden. Durch neue Steuern sollen fast ISO Milliarden aufgebracht werden. Der geschwächten deutschen Volkswirtschaft wird durch die neuen Steuern eine ungeheure Last auferleqt. Es ist nicht richtig, daß der Deutsche weniger Steuern bezahlt als der Franzose oder Englän- i der. Ein deutscher Bürger mit 30 000 Mk. Einkommen ! 2000 Mk. Steuern zu bezahlen, während dieses
> Einkommen in England steuerfrei bleibt. DaS deut- z sche Volk ist durch die Kohlen- und Verbrauchssteuern aufs stärkste vorbelastet. Dis Umsatzsteuer ist bereits laufend durchgeführt und die Einkommensteuer wird ! künftig auch in jedem Jahr fertig veranlagt sein. Die f Finanzverwaltung braucht aber eine Atempause zur ; Erledigung ihrer laufenden Aufgaben; sie darf nicht f durch neue Aufgaben gestört werden. Der Minister spricht sodann seinen Beamten seine volle Anerkennung ! für ihre bisherigen Leistungen unter den schwierigsten ! Verhältnissen aus. In Zukunft werden auch die Kla- ! gen verstummen, daß nur die Minderbemittelten Steuern zahlen müßten. Für die Einkommensteuer Ist vierteOSbrliche Vorauszahlung eingeführt. Der Buchend Betriebsbrüsungsdienst wird weiter ausgebaut. Schon das wird viele abschrecken, die Steuern zu hinterziehen. Was gesetzgeberisch gegen die Kapitalflucht möglich ist, ist geschehen. Die Reichsregierung ist auch seit längerer Zeit mit verschiedenen auswärtigen Regierungen in Verbindung getreten, um Steuerflucht und Doppelbesteuerung zu vermeiden. '
Württemberg.
^ Stuttgart, 30. Jan. (Minister Graf erkrankt.) Der Minister d s Innern Graf, der vor kurzem an
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kungcn ins Marienhöspital begeben. In dem Befinden des Ministers ist eine Besserung sestzustellen.
Stuttgart, 30. Jan. (Trauerfeier für Papst Benedikt.) Am Donnerstag abend findet im Festsaal der Liederhalle eine Trauerfeier zu Ehren des verstorbenen Papstes statt. Die Trauerrede hat Siadtpsarrer Kaim-Cannstatt übernommen.
Stuttgart, 30. Jan. (Kundgebung für die Avignon-Gefangenen.) Im Sieglehaus veranstaltete gestern der Landesverband ehemaliger Kriegsgefangener eine eindrucksvolle Kundgebung für die Befreiung der schmählich in Avignon noch zurückgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen, unter denen sich noch ein Schwabe, ein Bauernsohn aus dem Schwarzwald, befindet. Nach der Eröffnung durch I. A. H u ß-Riedlingen sprachen Staatspräsident Dr. Hieb er, Bürgermeister Klein, Stadtpfarrer Dr. Walther, Studienrat Na »- Heilbronn erhebende Wor!e.
Stuttgart, 30. Jan. (Demokratischer Vertretertag.) Dcr Vertretertag der Deutschen demokratischen Partei Württembergs und Hohenzollerns, der gestern hier abgchalten wurde, nahm nach einem Bericht de< Abg. Schees über die politische Lage eine Entschließung an, in der die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Reichsregierung in der Öffentlichkeit immer wieder dis fortgesetzte Behauptung von der Alleinschuld Deutschlands am Krieg kräftig zurückveise und daß die demokr. Reichstagsfraktion dafür eintrete, daß von Reichswegen an Hand der Tatsachen und schriftlichen Beweisstücke die Veröffentlichungen auS den russischen Geheimarchiven einer sorgfältigen Prüfung unterzogen und die Kriegstreibereien Poincares und JSwolskis von 1912—1914 festgestellt und veröffentlicht werden. Bezüglich der Lehrerausbildung verlangt eine weitere Entschließung Trennung von Allgemein- und Berufsbildung der Lehrer und Verlegung der ersteren aus die höheren Schulen und der letzteren auf die Hochschulen. Die Lehrerbildung soll simultan gestaltet werden.
Mm, 30. Jan. (VerbandStag der Mieter- vereine Württembergs und HohenzollernS.) Unter zahlreicher Beteiligung auS dem ganzen Land fan» gestern der 3. Verbandstag der Mietervereine von Württemberg und Hohenzollern hier statt.. Der 2. Vorsitzende Horn-Eßlingen führte u. a. aus: Die Mietervereine verlangen Ausbau der Mieteinignngsämter unter Beiziehung von Mietern. Der Verband.zählt 25 000 Mitglieder. — Rechtsanwalt Bagnat o-Eßlingen sprach über Mieterschutz und Mieterrecht. Die bisherige» Mieterschutzgesetze befriedigen nicht. In dem Reichsgefetzent- wurf für den Mieterschutz stznd Bestimmungen enthalten, mit denen sich der Mieter nicht einverstanden erklären kann. Der Deutsche Mieterbund hat eine Reihe von Aenderungen beantragt. So soll dar Mietsverhältnis nur durch Urteil ausgehoben werden können und nur dann, wenn der Mieter böswilligermei'e die Hausordnung grob verletzt. Bei zweimaliger Rückständigkeit der Miete soll nur gekündigt werden können, wenn festgestellt ist, daß der Mieter nicht aus wirtschaftlicher Not, sondern auS Böswilligkeit die Miete nicht bezahlt hat. Braucht der Hausbesitzer den Raum für sich selbst, dann darf er nur kündigen, wenn sein Interesse vom sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus das des Mieters überwiegt. In diesem Fall muß der Hausbesitzer die Umzugskosten bezahlen. Die Mieteinigungsämter sollten staatliche Gerichte sein, f rner sollte es Befchwerdeinstanzen geben. DaS Wohnungswesen dürfe nicht wieder dem Kapitalismus ausg liefert werden, auch nicht dem ausländischen Kapital, das jetzt schon mit 40 Milliarden am deutschen HauS- und Grundbesitz beteiligt ist. — Oberregierungsrat Kraus-Reutlingen berechnete die Opfer, die die Mieter bringen müssen, auf 120—130 Prozent. Mit Bauzuschüssen könne die Wohnungsnot nicht behoben werden; wir müssen billiges Bauholz aus den Staats- und Ae- meindewaldungen für die Baugenossenschaften fordern. Die Regierung müsse sich Einfluß aus die Bildung d« Baustoffpreise sichern. Nicht Wohnungsabgabeu bringe« daS notwendige Kapital, sondern ein Zuschlag Mk Wo- „mmensabaabe..
Die Wirtin „z. goldenen Lamm".
Kriminialroman von Otto Höcker.
59. (Nadruck verboten.)
„Ich habe es längst geahnt, aber habe mich gezwungen, nicht daran zu glauben," sagte die Lamwirtin tonkos. „Nun weiß ich es, mein armer Mann war unschuldig und ich selbst habe ihn so elend gemacht, daß keine Reue es wieder gut machen kann... der wirkliche Mörder meines Vaters ist Bindewald!"
Und dann folgte unvermittelt ein Gefühlsausbruch, vor dessen aufwühlender Tiefe und leidenschaftlicher Wucht der wohlerfahrene Menschenkenner abermals sich entsetzte; er konnte der Unglücklichen die Ueberfülle des Jammers und der Reuepein nachfühlen, die eben ihr Herz zerfleischten und sie zum Schreien und zum Toben zwangen. Er wartete ruhig ab, bis dieser vulkanische Ausbruch einer aufs äußerste mißhandelten und niedergetretenen Natur, die um ihr köstliches Gut betrogen worden war, sich einigermaßen erschöpft hatte. Dann erst unternahm er es, an die Schluchzende mit guten Trostesworten heranzutreten.
Aber die Lammwirtin nahm sich kaum die Mühe, auf seine Worte zu horchen; sie hob nur abwehrend die Hände und ließ sie gleich darauf mit müder, verzweifelter Gebärde wieder in den Schoß sinken. „Entschuldigen Sie nur, daß ich habe gehen lassen," brachte sie angestrengt hervor, „aber es ist zuviel auch für mich geworden und es riß mich fort, ich könnt' nicht länger dagegen ankämpfen . . . aber nun ist'S schon wieder vorbei und ich kann alles hören," setzte sie im alten, entschiedenen Ton hinzu, während sie sich wieder straff aufrichtete und den AmtSrat erwartungsvoll an- schauts. „Es ist so gut von Ihnen, daß Sie gekommen sind — — und ich weiß auch, der Mehlig hat diesmal di» Wahrheit gesprochen, so verlogen und unglaubwürdig er sonst auch sein mag. Jetzt weiß ich auch, warum mein Mann — ich meine den Bindewald --- gar so
attachiert an ihn war, er hat's halt müssen, der Mehlig hielt ihn fest. Ausgsnützt hat er ihn, das weiß Gott, ich konnte mich nicht genug wundern, wie der Bindewald, der doch so genau war, beim Mehlig alles gerade sein ließ. Er hat ihm viel Geld zugesteckt und frech hat er sich von dem Menschen kommen lassen, daß ich darüber oft heimlich die Hände zusammengeschlagen habe. Nun weiß ich wohl warum."
„Sie sind mir ein Rätsel. Frau Bindewald," meinte der Amtsrat unter einem beklommenen Atemzuge, gestehe offen, ich kann an die Schuld des Lammwirts noch immer nicht recht glauben, mir erscheint das alles gar zu ungeheuerlich. Welch' ein Abgrund von Schlechtigkeit, einen Schuldlosen an feiner Statt im Zuchthaus zu wissen, dessen Weib ehelichen, zugleich die Tochter seines Opfers — und dann durch lange Jahre mit solcher Blutschuld im Herzen sich auf den wohlehrbaren Bürger herauszuspielen, den verruchten Druck der Mörderhand im trauten Verkehr anderen aufzudrängen, an demselben Tisch mit ihnen zu sitzen — bei Gott, man braucht nicht Pharisäer zu sein, um sich ob solcher Verworfenheit zu schütteln!"
Die Lammwirtin nickte nur mit einem geisterhaften Lächeln, sie ging aber nicht ans ihn ein. „Warum wurde die Sanna verhaftet, darf ich's wis-en?" fragte sie.
„Gewiß, das wollte ich Ihnen noch Mitteilen. Ich hatte die Person beobachten lassen, ohne daß sie's wußte. Ein Kriminalschutzmann folgte ihr auch heute und sah, wie sie unter verdächtigen Umständen ihren Bräutigam aufsuchte, mit dem sie doch eben erst hier im Hause zusammengesessen war, und dann nach der Bahnpost sich begab, um dort einen Brief in den Bahnsteigkasten zu werfen. Dieser Brief ist durch richterlichen Befehl beschlagnahmt worden. Die mit Bleistift geschriebene Adresse lautete: Wilhelm Schaible, hanptpostlagernd Konstanz. Es ist dies der Name ihres Bräutigams. Beim Oeffne« des Brieses stellte sich heraus, daß dessen Anhalt ans Banknoten i« Gesamt
werte dorr rund neuntausend Mark besteht, darunter fanden sich vier von Ihrem Mann gezeichnete Hunderter. Achtzehn solche Scheine hat er nach Höherrbronn mitgenommen, vierzehn davon wurden beim Krämer Jungnickel beschlagnahmt, nun haben wir auch die vier noch ausstehenden."
Die Lammwirtin verstand ihn nicht recht, sie war nicht bei der Sache. „Jungnickel ist nicht schuldig, nicht wahr? Nein, er kann es ja gar nicht sein."
Martini schob die Achseln hoch. „Darüber läßt sich jetzt noch gar nichts sagen," wich er aus." „Bedenken Sie, das sogenannte Gestcindins des Mehlig besteht aus lauter handgreiflichen Lügen, die er erfunden haben mag, um aus der Klemme zu kommen. Ich selbst halte ees jedenfalls nicht für unwahrscheinlich, daß sich die Unschuld Jungnickels Herausstellen wird."
„Gott sei Dank!" entrang es sich unwillkürlich den Lippen der Lammwirtin. Der Amtsrat schaute sie stutzig an, wie um sich zu vergewissern, ob er auch recht gehört habe.
„Nun passen Sie einmal hübsch auf, Frau Bindewald," fuhr er bedeutsam fort. „Das Auffangen dieses Briefes ist von noch kaum abzusehender Wichtigkeit. Sie müssen nämlich wissen, die ganzen übrigen Banknoten stammen gleichfalls aus dem Kassenschranke Ihres Mannes, sie sind von dem Verbrecher geraubt worden, welcher den alten Franz niederschlug. Sie staunen, wie wir da§ so rasch herausbekommen haben können?" Er lachte wie belustigt, wurde aber die Sekunde darauf wieder ernst. „Tie Geschichte ist einfach genug. Bankier Doll ist Aufsichtsrat des Vorschußvereins, dessen Kasse Ihr Mann verwaltete. Er mag diesem nun nicht recht getraut haben, kurzum, er unterhielt ein genaues NummerverzetchniS der in den Kassenbeständen vorhandenen Banknoten; das konnte er mit Leichtigkeit, da er ja der einzige Bankier in Neustadt ist."
(Fortsetzung folgt.)