Reichstag.

Aussprache zur Erklärung des Reichskanzlers.

Berlin, 27. Jan.

Abg. Breitscheid (Unabh.): Wir treiben nicht eine Politik im Interesse der französischen Regierung. Als wir zur Unterschrift des Friedensvertrags gezwungen wurden, da mußten wir unterschreiben, um wenigstens Zeit zu gewinnen. Es ist gut, daß sich der Reichs­kanzler nicht auf eine Auseinandersetzung mit Poincare über die Schuld am Krieg eingelassen hat. Die Millio­nen von Arbeitslosen in England und Amerika haben den Nachweis erbracht, daß es so nicht weitergehen

kann. Wir fordern Arbeitervertreter für Genua. Ter Redner erklärte, seine Partei könne dem Steueraus­gleich nicht zustimmön. Das Kabinett Wirth hat eine Schwenkung nach rechts gemacht. In der neuen Ehe zwischen Sozialdemokratie und Volkspartei wird den Sozialdemokraten bald die Rechnung überreicht werden.

Abg. Becker-Hessen (D.VP.) erklärt, er habe von seiner bisherigen Kritik an der Regierung nichts zurückzu­nehmen. Der Steuerausgleich hat mit irgendwelchen Einflüssen aus die sonstige Politik des Kabinetts nichts zu tun. Nur so ist die Mitarbeit der Volkspartei zu verstehen. Wir haben aber die Zurückweisung fran­zösischer Angriffe vermißt. Es würde nichts schaden, wenn die Regierung ein wenig mehr Kriegsschuld­propaganda triebe, namentlich gegen Herrn Poincare. Der Ausgleich war notwendig. Die neuen Steuern, vor allem aber die Zwangsanleihe, bedeutet eine schwere Last für die deutsche Wirtschaft. Wir haben deshalb unsere Zustimmung an die Bedingung geknüpft, daß uns persönliche und sachliche Gewähr für die richtige Verwendung der Reichseinnahmen und für eine Ge­sundung der Reichswirtschaft, insbesondere der Be­triebsverwaltungen gegeben wird. Bei der Verab - schiedung der Steuergesetze, sowie des Gesetzes über die Zwangsanleihe werden wir nur dann für diese Verabschiedung eintreten. wenn uns bis dahin aus­reichende Gewähr für die Schaffung geeigneter Sicher­heiten gegeben sein wird.

Abg. Dr. Petersen (Dem.) erklärt sich zur Unter­stützung der Regierung bereit. Besondere Sicherheiten verlange seine Partei nicht. Die einseitigen Noten und Befehle von Versailles, Spa und London haben nicht zum Vertrauen und Frieden in der Welt ge­führt. Es ist lächerlich, zu behaupten, daß der Aus­gleich dem Besitz keine Lasten auferlege. Gegen die Beamten, die zum Streik Hetzen, muß rücksichtslos vor­gegangen werden. Wir wollen keine Diktatur des Pro­letariats.

Abg. Leicht (Bayer. Volksp.) hält eine europäische Katastrophe für unabwendbar, wenn nicht in letzter Stunde die Völker sich zu gemeinsamer Arbeit zu­sammenfinden. Der Ausgleich ist kein Ideal. Er legt allen seine Opfer aus.

Abg. Dr. Levi (K.Arb.G.) fordert ein rückhaltloses und aufrichtiges Einvernehmen mit Sowjetrußland.

Abg. Könen (Komm.) wendet sich gegen das Steuer­kompromiß, das er einen Milliardenraub nennt. Mit solch schwächlicher Politik wolle man nach Genua ge­hen.

Aba. Hergt (D.natl.) gibt namens seiner Fraktion eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt: Die Reichs­regierung hat endlich den Entschluß gefaßt, auch ihrer­seits die wirtschaftliche und finanzielle Unmöglichkeit der Erfüllung der uns auferlegten Kontributionslasten anzuerkenne». Um die Regierung hierzu zu bringen, bedurfte es offenbar erst des Drucks des durch die Politik der Erfüllung herbeigeführten Zusammenbruchs der deutschen Valuta, des katastrophalen Anschwellens der Teuerung und des völligen Versagens aller Wege, die uns weiterhin durch das Londoner Ultimatum auf­erlegten Lasten mit irgendwelchen Mitteln zu erfüllen. In der Zwangsanleihe erblicken wir die schwerwiegende Gefahr oes Beginns einer Zwangsvollstreckung gegen das nationale Produktionsvermögen und Privateigen­tum des deutschen Volks. Wir mißbilligen die von der Mehrheit gestützte Politik der Reichsregierung und leh­nen jede Mitverantwortung für ihre Folgen ab.

Präsident Löbe verliest folgendes Mißtrauensvotum der Kommunistischen Partei:Der Reichstag wolle be­schließen: Die Erklärung der Reichsregierung entspricht nicht den Anschauunaen des Reicbstaas."

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der Kommunisten abgelehnt. Die Deutschnationalen hatten den Saal vor der Abstimmung verlassen.

Berlin, 28. Jan.

Ter Wagenmangel der Eisenbahn.

(162. Sitzung.) Es sind nur 25. Abgeordnete (von 469) anwesend.

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der Aussprache über die deutschnationale Interpellation bezüglich des Wagenmangels bei der Reichseisenbahn. 4 Redner wurden aufgefordert, aber keiner war an­wesend. Abg. Pieper (Unabh.) brachte allerlei Kla­gen aus Westfalen vor. Er behauptete, daß das Groß­kapital absichtlich die Reichseisenbahn in Mißkredit bringen wolle, um den Uebergang zur Privatwirt­schaft herbeiführen zu können.

Abg. Dr. Goetz (Dem.) wünschte im Reichsverkehrs­ministerium einen frischeren Zug.

Reichsverkehrsminister Gröner kam auf den wilden Streik in Dresden zu sprechen. Er stellte dabei unter lebhaften Hört-Hört-Rufen der Anwesenden fest, daß der Dresdener Präsident die Verfügung des Reichs­verkehrsministers gegen die Streikenden eigenmächtig gemildert habe. Auch die Frist zur Wiederaufnahme der Arbeit hatte er selbständig verlängert.

Nach einem Schlußwort des deutschnationalen Abg. Schröter-Lignitz, der feststellte, daß viele Wagen wochen­lang unbenutzt liegen, war die Interpellation erledigt.

Angenommen wurde ein Antrag des Beamtenaus­schusses, den Entschließungen des Reichstags betreffend Aufstellung von Grundsätzen über die künftigen Lauf­bahnen der Beamten aller Reichsverwaltungen und der Länder schleunigst Folge zu leisten; ebenfalls an- enommen wurde ein Antrag des Ausschusses für Bil- ungswesen, mit den Ländern über die Pflege der Sprache der Nachbarländer in den höheren Schulen und besonders über die Pflege der spanischen Sprache zu verhandeln.

Neues vom Tage.

Berösfentlichmrg der Borkriegsakten.

Berlin, 29. Jan. DieTägl. Rundschau" berichtet: Wie zuverlässig verlautet, sollen Anfang Februar die Vorkriegsakten des Auswärtigen Amts veröffentlicht werden. Zunächst wird ein Teil dieser Akten in sechs Bänden erscheinen.

Entlassungen bei der Eisenbahn.

Berlin, 29. Jan. Nach demLokal-Anz." hat das Reichsverkehrsministerium eine Verfügung herausge­geben, wonach im Bereich der Reichseisenbahnew bis 31. März 1922 20 000 Arbeiter entlassen sein müs­sen. Hiervon treffen auf Preußen-Hessen 15 000, auf Bayern 1800, auf Sachsen 1400, auf Württemberg 600 usw. Von den 20 000 Entlassungen fallen 5000 auf die Werkstätten. Hierbei sollen die Lehrlinge, die am 1. April ausgelernt haben, mitgezählt werden. In Betracht kommen insgesamt etwa 30 000 Dienststellen, aus die sich die Entlassungen verteilen. Die Maßnahme ist ein erster Schritt zur Wiederherstellung der Wirt­schaftlichkeit der Eisenbahnen.

Ultimatum der Eisenbahner.

Berlin, 29. Jan. Nach den Blättern hat die Reichs­gemeinschaft der Eisenbahnbeamten und Anwärter der Regierung das Ultimatum mit Streikandrohung über­reicht.

Das Hilsswerk von Industrie und Landwirtschaft hinfällig.

Berlin, 29. Jan. DerTägl. Rundschau" wird mit­geteilt, daß durch die vom Reichstag angenommene Zwangsanleihe das Kreditangebot der deutschen Industrie hinfällig geworden sei. Die maßgebenden Kreise des Reichsverbands der deut­schen Industrie seien der Auffassung, daß durch die Zwangsanleihe die Industrie so angespannt werde, daß sre überhaupt kein eigenes Angebot mehr aufrecht er­halten könne. Auch die deutsche Landwirtschaft habe beschlossen, keine freiwilligen Leistungen an das Reich mehr zu machen, da durch die neuen Steuern und die Zwangsanleihe die Landwirtschaft sich kaum noch wirtschaftlich lebensfähig erhalten lasse.

Die Wirtinz. goldenen Lamm".

Kriminialroman von Otto Höcker.

58. (Nachdruck verboten.)

Zuweilen war es der Lammwirtin auch, als öff­nete sich die Tür und herein kam ein liebreizend Mäg­delein im Weißen Konfirmandenkleid, ein Blumenkränz- lein im seidigen Blondhaar, das wie Sonnenstrahlen um die zarten Schultern spielte, und schaute sie liebe- slehend aus großen blauen Augen an . . . und sie hatte dieses Kind von sich gestoßen um des Hasses willen . . . und dieses Kind war groß, war selbst Gat­tin geworden, und der Augenblick war nahe, wo sie auch Mutter werden sollte, und in all' ihrem Leben hatte sie nicht gekannt, was dem ärmsten Kinde höchstes, an des Himmels Seligkeit streifendes Glück ist: die Mutterliebel

Da schrie die Lammwirtin auf. Sie nahm ihren armen schmerzenden Kopf in beide Hände und rannte wie von Sinnen im Zimmer umher, bis sie vor Mat­tigkeit sich nicht länger auf den Füßen halten konnte. Ihr irrer Blick suchte nach einem Ruhepunkt und ein wildes Schluchzen drang über ihre Lippen, als sie die nach frommem Brauch in der einen Zimmerecke aufgestellte Statue der Gottesmutter mit dem Weih­wasserkessel darunter erblickte.

Da wankte sie aus die Statue zu und vor' der Schmerzensmutter sank sie schreiend in die Knie, hob die gefalteten Hände zu ihr auf und flehte um Er­barmen sie, die so viel Schmerz erlitten, sie mußte sie begreifen und ihr Frieden sagen können. Aber wie von Furien gejagt, erhob sich di« Lammwirtin wieder und wankte in den äußersten Winkel zurück. Was die Gottesmutter gelitten, das hatte die Liebe ihr auferlegt, die Liebe, die alles glaubt, alles trägt, nichts für sich begehrt und alles erduldet sie aber hatte ihre Schmerzen aus finsterem Haß, aus wütendem

Racheverlangen heraus geboren, sie hatte grausam ge­gen si chund ihr eigen Blut gewütet, nur dem dumpfen Zerstörungsdrange in ihr nachgebend... sie duldete verdient!

Und doch und doch, eS trieb sie in die Knie zurück und in fassungslosem Gebet fand sie Linde­rung, wenn auch nur für Augenblicke, aber doch Bal­sam für ihr armes, verirrtes Herz, und die Tränen kamen ihr, die sie so lange vermißt, und nicht anders das darin schon so lange tot und begraben lag.

In solcher Stimmung wurde sie durch Läuten an der Hausglock. erschreckt. Sie ging selbst, um aufzu­machen, denn die Mägde waren schon lange zu Bett und die Uhr wies schon auf die Mitternachtsstunde.

Wie sie öffnete, stand der Amtsrat draußen und heischte Einlaß.

Nun, hoffentlich habe ich Sie nicht aus dem Bett geklingelt?" begann Martini, kaum daß die Lamm­wirtin ihn schweigend nach dem Gastzimmer geführt und Licht entzündet hatte.

Nun schüttelte sie mit dem Kopfe.Ich dachte nicht ans Einschlafen, der Schlaf ist nur für glückliche Men­schen da. Aber Sie kommen gewiß in wichtiger Ange­legenheit. Hat sich wieder etwas herausgestellt, Herr Amtsrat?"

Dieser hatte sich an seinem gewohnten Stammtisch- Platze niedergelassen.Wir haben bis jetzt durchge­arbeitet," meinte er mit einem Blick auf die Büfett­uhr.Gab'S viel Lärm im Hause?"

Ja, der Mehlig ist Wohl verhaftet worden, und auf die Nacht haben sie auch seine Tochter geholt. Das Mädchen schrie das ganze Haus zusammen, ich schämte mich vor den Gästen, aber ich habe es Mehlig schon heute früh gesagt, daß er auSziehen muß. Nun mein Mann tot ist, kommt die Post ohnehin aus dem Hause."

Der Bursche wird sich schwerlich hier in Neustadt nach eiyem andern Logis urrrschauen," brummte Merr-

«MNWstW SM -NVEM.

Berlin, 29. Jan. Der Vorsitzende der demokratischen Reichstagsfraktion hat den Antrag gestellt, die Frak­tion bei den Fraktionssitzungen der Koalitionsparteien (Zentrum und Sozialdemokratie) wieder als vollbe- ^ i rechtigt zuzulassen. Damit ist die Demokratie der Koa- ff* lition wieder beigetreten.

Anleihe für Oesterreich.

; Berlin, 29. Jan. Es bestätigt sich, daß die englische ' Regierung Oesterreich eine Anleihe von 2V» Millionen Pfund Sterling bewilligt hat.

Angestelltenstreik in Bayern?

München, 29. Jan. Zur Zeit finden in den Be­trieben der bayerischen Metallindustrie Geheimabstim- ^ mungen unter den Angestellten über einen Streik statt.

Abermalige Bierpreiserhöhung?

München, 29. Jan. Obwohl in Bayern erst in den , letzten Tagen eine erhebliche Bierpreiserhöhung ein­getreten ist, teilt jetzt das Organ der bayerischen Gast- wirte mit, daß eine weitere Erhöhung des Bierpreises ist" zum 1. April unumgänglich sei.

Die Franzosen benützen deutsche Eisenbahnen.

1 Saarbrücken, 29. Jan. Wie die Saarblätter mel- k den, werden Kohlensendungen aus Lothrin- l gen seit einiger Zeit infolge der hohen französischen k Frachtkosten nach der Schweiz von den französischen s Behörden nicht mehr durch Elsaß-Lothringen, sondern durch das Saarland, die Pfalz und Südd.eutschland nach ihren schweizerischen Bestimmungsorten geleitet. Die schweizerischen Bundesbahnen und andere Empfänger der Kohlen haben diesen Umweg vorgeschrieben, weil der Verbraucher dadurch an einem Eisenbahnwagen Kohlen etwa 40 Schweizer Franken an Transport­kosten sparen kann. Auch Frachten aus Belgien >, nach der Schweiz werden kaum mehr über die elsaß­lothringischen Bahnen geleitet.

Tie elsaß-lothringischen Bahnen.

Straßbnrg, 29. Jan. Der Gutachter-Rat hat de» Uebergang der elsaß-lothringischen Staatsbahnen an die französische Privat-Ostbahn-Gesellschaft mit 15 ge­gen 13 Stimmen abgelehnt. ^

Englandsehr nachgiebig".

London. 29. Jan. Lord Curzon ist aus Paris nach London zurückgekehrt. Es fand sogleich ein Ministerrat ! statt. Wie verlautet, war die englische Haltung in allen ^ Streitfragen sehr nachgiebig, außer in dem Punkt des Flottenabkommens.Daily Mail" meldet, Frankreich wünsche eineEntente" nach dem Muster von 1912. ^

Die Einbeziehung Polens in den Sicherheitsvertrag sei aber fallen gelassen worden.

Württemberg.

Stuttgart, 29. Jan. (Kleine Anfrage.) Frau ! Abg. Klotz (Bürgcrp.) hat im Landtag folgende Kleine ) s Anfrage eingebracht: Die Auswanderung von i j württ. Hausgehilfinnen nach Holland nimmt in f den letzten Wochen einen immer größeren Umfang an. Hat ^ das Staatsministerinm hievon Kenntnis? Angesichts deS t ohnehin schon außerordentlich großen Mangels an Haus- ! j gehiljinnen bedeutet diese neue Auswanderung eine wei- -G ! tere Erschwerung für die Hausfrauen, tüchtige Hilfs- i i kräfte zu bekommen. Gedenkt das Staatsministerium, da- !

^ gegen einzuschreiten und mit welchen Maßnahmen?

Stuttgart, 29. Jan. (R e i ch s z us ch üsse.) I» dem neuen Reichshaushaltsplan für 1922 sind u. a. aus­geworfen als Beitrag sür die Einrichtung der technischen Prüfungs- und Lehranstalt, sowie der Lehranstalten für Zollbeamten in Karlsruhe und Stuttgart 3,2 Mil­lionen Mark, für die Erweiterung des Hauptzollamts in f Heilbronn 700000 Mk., als Beitrag zu den lau- ! senden Betriebskosten der Drachenwarte in Friedrichs- l Hafen für die Erforschung der oberen Luftschichten f 86100 Mk., für die Messe in Frankfurt 1 Million, für die in Köln 625 000 Mk. und für den HandelS- hof in Stuttgart 250 000 Mk.

Stuttgart, 29. Jan. (Landw. Ausstellung.) s Die vom Landw. Hauptverbaud Württemberg und Hohen- ! zollern anläßlich der landw. Woche vom 4.-8. Februar ' geplante Ausstellung ist in voller Vorbereitung. Vor der

tini, indem er mit Kennermiene an dem ihm mittler­weile von der Wirtin kredenzten Kognak roch und dann behaglich schlürfte.Wunderbare Blums, alle Achtung. Aber schließlich kam ich nicht hierher, um Ihren, alten Kognak wegzutrinken. Es ging mir durch den Kopf, sie möchten am Ende noch auf sein, um Ihnen wichtige N ulgkeiten zu melden. Machen Sie sich auf Ueberraschungen gefaßt vielleicht sogar auf recht schmerzliche, denn ich weiß nicht, wie Si? es aufnehmen werden." Er hielt zögernd inne und hielt der Lammwirtin, die sich inzwischen ihm gegen­über in der Sofaecke niedergelassen hatte, herzlich die Hand hin.Wir kennen uns nun schon so lange Jahre und Sie sind mir altem verknöcherten Junggesellen im Laufe der Zeit eine liebe, unentbehrliche Freundin geworden, darum tut mir's so leid, daß neues Ungemach Sie bestürmen soll, Sie haben ohnehin schon so furcht­bar viel durchzumachen gehabt."

Das geht in einem hin, es gibt nicht viel Schlim­mes mehr, das an mich herantreten könnte," entgeg- nete die Lammwirtin mit einem schwermütigen Seufzer. Was Sie mir zu sagen haben, hängt mit MehligS Verhaftung zusammen."

Mit unbewegt cm Besicht lauschte sie nun den Er­öffnungen des Amtsrats; nur als dieser auf jenen Teil der Mehligschen Aussagen zu sprechen kam, der sich auf die Vergangenheit bezog und neues Licht über das in ihrem Schoß längst vergessen gewähnte Ver­brechen zu verbreiten geeignet war, erhob sie sich und in merkwürdig zerfahrener Hast begann sie rastlos die Stube zu durchschreiten. Was in ihr vorging und welchen Eindruck die Enthüllungen auf sie machten, konnte der Berichtende ihrem Mienenspiel lange nicht entnehmen. Sie sagte auch tein Wort, sondern ließ den Amtsrat ruhig aussprechen. Als sie dann wieder in den Sichtbereich der Hängelampe über dem Stammtisch trat, erschrak Martini über die herbe Psrn, die ans ihren verstörten Mienen sprach. (Fortsetz, folgt.)

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