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(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
für das obere Enztal.
Eilcbeint täglicb, ausgenommen 5onn- u. feiertags, Lesugspreis monatiim IUK. 6.00, vierteljäkrlick IS,00 trei ins Haus geliefert: durcb die polt bezogen im innerdeutlcben Verkebr Mk 16.30 eintdiliebiicti polt- belteligeid.
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schrifüeitung: Th. Gack in Wildbad.
lummer 274
Fernruf 179
^jläbscj, vienswg äen 22. November ld?l
Fernruf 179
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Tagesspiegel.
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. Der amerikanische Geschäftsträger in Berlin, Dresel, ist dringend nach Washington berufen worden.
Die Verhandlungen zwischen der englischen Regierung und den Vertretern Aegyptens sind abgebrochen ^worden. Die englischen Blätter sehen die geschaffene ^Lage als sehr ernst an. „Daily Chronicle" meint, dis Meinungsverschiedenheiten seien nicht unüberbrückbar. Der ägyptische Ministerpräsident Ailh Pascha und die übrige Abordnung haben London bereits verlassen.
Anläßlich der Ankunft des Prinzen von Wales (des englischen Thronfolgers) in Bombay sind dort schwere Unruhen ausgcbrochen. Die europäisch gekleideten Personen wurden aus den Straßen angegriffen, die Straßenbahnwagen mit Del übergosse« und angezündet. Das Militär gab mehrmals Feuer. Biele Personen wurden getötet oder verwundet. Die Zahl der ausständigen Arbeiter wird auf über 8V VW geschätzt.
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Gegen die Hyänen.
Die Reichsregierung ist entschlossen, Maßnahmen gegen den „Ausverkauf Deutschlands im klein.n" zu treffen. In ungeheuren Scharen erschienen diese, namentlich im besetzten Gebiet, und gleich wie auf den Felde n, wo sich die Heuschrecken niederlaffen, war auch in den Läden bald alles leer, wo dieser Känerschwarm hereinbrach. Mit den biMA erworbenen deutschen Banknoten zahlt der Ausländer sozusagen jeden beliebigen Preis, wobei er immer noch riesig billig einkauft gegenüber den Preisen in seinem Heimatland. Man stelle sich z. B. vor, daß bei einem Dollarpreis von 200 bis 300 Mark ein Amerikaner, der daheim vielleicht 5 Dollar pro Tag verdient, in deutschem Geld 1000—1500 Mark zur Verfügung hat. Man stelle sich weiter vor, daß durch- Mittelspersonen für ihn in Deutschland Einkäufe gemacht werden. Er braucht dann n ir einen Dollar oder noch weniger, um ein Paar Schuhe oder Stie'el zu erstehen, für die er. in Amerika vielleicht 10 bis 20 Dollar zahlen muß. Oder einen Karto felschieber, der in Deutschland selbst 100 Mk. und noch mehr für einen Zentner Kartoffeln aufwendet, für- den er in Belgien nur 20 Franken einnimmt, ihm bringen diese 20 Franken 360 Mark. Er verdient also an einem Zen ner 200 bis 250 -Mark, wovon dann allerdings die Schmugg erfpesen abgehen. Schon diese Zahlen allein zeigen, daß es au'e - ordentlich schwer hal en wird, diese Hyänen, die Deutschland bis zur Bl tleere aussangen, d. h. unsere Länder leerkanen, mit kleinen Mi te n uns vom L ibe zu ha ken.
Mit Ausfuhrverboten wird allein wenig zu erreichen sein, und inwieweit man mit selbst scharfer Grenzüber- tvachung den Schm ggel wirksam wird bemwpfen könn n, muß abgewartet werden. Auch die Frage, inwieweit die von Ausländern erstandenen Waren zunächst überhaupt noch nicht über die Grenze gehen, sondwn vorerst im Inland verbleiben, „bis die Luft rein ist", muß' aujgcworfen werden. Jedenfalls wird die gewandte Zunft derer, die das Auskausen „im kleinen" aber t otzdem im großen Stil betreiben, wohl auf Mittel und Wege verfallen, um den Abwehrmaßnahine.t Deut'ch ands ein Schnippchen zu schlagen. Selbst ein Ve bot, an Ausländer zu verkaufen, dürfte nicht durchschlagend sein, da sie sich, schon sowieso der Mit elspersonen bekämen, wo rhnen im Einkauf Schwierigkeiten entstehen.
Das einzige durchgrei'ende Mit.el gegen das Leerläufen ist, daß unsere Währung wiedn einen Stand Am Auslandsaeld erhat, we eher einen solchen Ansturm ausländischer Käufer, die nur aus Valutagründcn bei uns einkaufen, fernhält. Es spitzt sich also alles immer trneder auf die Frage zu: Wie begegnen wir de' größten wntscha tlichen Zcitkrankheit. dem Sinken des Werts un- lerer Mark? Mit einer Gesundung unfern Währung, Worunter die Anrass ng des Binnenwer e? der Mark an den Wert der Mark im Ausland anznsehen ist, wü den alle wiitschacklichen Krankheitserscheinungen beseitigt Weeden, wobei bei der heutigen hochgetriebenen Bewertung der ausländischen Valuta diese enlsprech.nd zum Sinken Fracht werden müßte. Daß wir zu einer Gesundung der Mark aber nur kommen können, wenn wir mit der Entente ins reine gekommen sind, darüber besteht heute deingswns unter den Finanz- und Wirtscha tskrrisen der s-mtmte kein Zweifel. Es wird sich nun zeigen, ob die "dlMichen Machthaber der Entente soviel wirtschastliche
Einsicht haben, dem von uns vorbereiteten Erlaß allgemeiner Ausfuhrverbote zuzustimmen. Ist das nicht der Fall, so sind selbst diese Maßnahmen von fragwürdigem Werte, da sie namentlich für das besetzte Gebiet zur Unwirksamkeit verurteilt sind.
! Neues vom Taau 7.7
l Kredit für die Entschädigungszahlung.
> Berlin, 21. Nov. Wie jetzt amtlich bekannt gegeben ! wird, hat die Wiederherstellungskommission eine Fristverlängerung für die am 15. Januar fällige Zahlung von 500 Millionen Goldmark bestimmt abgelehnt und gefordert, daß die ReichSregisrung nötigenfalls ausländische Kredite in Anspruch nehme. Der Reichskanzler teilte der Kommission darauf schriftlich mit, obgleich es den Ultimatumsvorschriften nicht entspreche, zur Aufbringung der Jah.elzahmngen Schulden aufzunehmen, erkläre sich dir Reichsregierung doch dazu bereit, um ihren guten Willen zu zeigen, und sie bitte die Kommission um ihre Unterstützung. Sie mache aber auf die sehr schwierige Lage aufmerksam, die sich mit Rücksicht aus die Entschädigungsverpflichtungen des Reichs ergeben werde, wenn jene Schulden zurückbezahlt werden müssen.
Wegen dieses Briefs ist es in der Wiederherstellungskommisston zu Meinungsverschiedenheiten gekommen. Der Franzose Dubois war der Meinung, man müsse der Reichsregierung einen ernsten Verweis für die Widerspenstigkeit erteilen, die Bitterer E.. -ands, Italiens, Belgiens und Japans waren nicht dafür; der Belgier Delacroix schlug vor, aus das Schreiben des Reichskanzler vorerst keine Antwort zu geben, damit nicht Deutschland ein Vorwand gegeben werde, wenn die Anleihe mißlinge.
Die Lberrheinbrücken in französischem Besitz.
Ottenheim (Baden), 21. Nov. Gemäß Artikel 66 des Versailler Friedensvertrags wurde dieser Tage die neu hergestellte Rhnn-Ssti'fbrücke Ot e ihenn-Gerstheim der französischen Verwaltung übergeben: sie ist somit in den Besitz des französischen Staats übergegangen. Nunmehr sind sämtliche Rheinbrücken zwischen Basel und Lauterburg in französischem Besitz.
Der Wafsenfnnd in den Rockstroh-Wcrken.
Dresden, 21. Nov. In den Rockstroh-Werken in 'Heidenau sind, wie bereits berichtet wurde, nach Durchflößung einer Mauer, tatsächlich 150 Stück Mantelrohr- Zwischenfabrikate für leichte Haubitzen aus Chrom- nickelstahl gesunden worden. Dazu wird weiter berichtet, daß es sich um Mantelrohre handle, die die Fabrik, die während des Kriegs Militäraufträge gehabt hatte, noch in den letzten Monaten des Kriegs in Bearbeitung genommen habe. Keinesfalls sei es Material, das erst nach dem Abschluß des Versailler Vertrags angeschafft und in Bearbeitung genommen wurde.
Durchsuchung der deutschen Großfabriken.
Paris. 21. Nov. Wie der „Matin" meldet, ist durch die Botschasterkonferenz die allgemeine Durchsuchung der deutschen Großfabriken angeordnet worden. Diese Durchsuchungen seien zurzeit in vollem Gang und sollen in Zukunft in jedem Vierteljahr wiederholt werden. Der „Matin" meldet aus Berlin, der Ueber- wachungskommission laufen fast täglich an 100 Anzeigen aus deutschen Fabriken zu über die angebliche Verletzung des Versailler Vertrags durch die deutsche Industrie. Das Personal der Ueberwachungskommis- sion müsse am 1. Dezember um weitere 45 Hilfskräftx vermehrt werden.
Was aus unserem abgencferten Vieh wird.
Belgrad, 21. Nov. Da der öffentliche Verkauf der von Deutschland als Entschädigung gelieferten Pferde nur einen geringen Ertrag für die Staatskasse gehabt hat, trat die serbische Regierung die neue deutsche Viehlieferung, nämlich 17 000 Ochsen und 60 000 Schafe, einer Handelsgesellschaft ab. Das Geschäft wird jedoch in der serbischen Presse nicht gebilligt, da die Ochsen um 40, die Schafe um 200 Prozent unter dem Marktpreis losgeschlagen werden sollen und das Vieh überhaupt nichr an die serbischen Bauern gelange.
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Der Sinn der deutschen Viehablieferung an die En-
tenteftaaten ist, die dortigen Landwirte für ihre im Krieg erlittenen Verluste durch die Stellung gleichwertiger Tiere zu entschädigen. Sowohl die französische wie die belgische Landwirtschaft hat infolge der deutschen Viehlieferungen einen Ueberfluß an Tieren und braucht weitere Ablieferungen aus Deutschland, die auf Kosten der Ernährung unserer Kinder geschehen, gar nicht. Das von Deutschland unter den schwierigsten Umständen und riesigen Kosten zusammengebrachte Vieh kommt also gar nicht den im Krieg geschädigten Landwirten zugute, sondern es wird ein einfaches Handelsgeschäft daraus.
Trotzdem ist im Wiesbadener Abkommen erneut die Ablieferung von mehr als 50 000 Pferden und ebensoviel Ochsen zugesagt, die wir, da wir sie im Land nicht mehr austreiben können, im Ausland kaufen müssen. Und das führt zu dem Widersinn, daß die deutsche Regierung vielleicht am besten getan hätte, von der serbischen Regierung ihr eben abgeliesertes Vieh selber zurückzukaufen, um es gleich wieder „abzuliefern", womöglich gar an Serbien. Lu solchem Wahnsinn sind wir gekommen.
Um die deutschen Werke.
Berlin, 21. Nov. Heute Vormittag 9 Uhr erschienen General Rollet in Begleitung seines Stabs in den Deutschen Werken, um sich persönlich zu unterrichten. Die Vorstände beider Werke im Verein mit einem Vertreter des Zentralbetriebsrats gaben Rollet Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß die von den deutschen Werken erhobenen Beschwerden in allen Teilen folgerichtig sind. Rollet erklärte zum Schluß, daß er irgend eine Entscheidung nicht treffen könne, sondern daß hierzu allein der Botschafterrat ermächtigt sei.
In der Angelegenheit der DeutschenWerst« wurden heute nachmittag um 3 Uhr die deutschen Sachverständigen vom Militärausschuß des Verbands in Paris empfangen werden. Den Vorsitz führt in Vertretung des Marschalls Foch der General Wehgand. Auflösung der Regimentsvereine im besetzten Gebiet.
Koblenz, 21. Nov. Der Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete teilt mit: Die Rheinlandkommission des Verbands hat. laut Schreiben vom 19. d. M., auf Grund des Artikels 2 der Verordnung 65 beschlossen, im besetzten Gebiet die sogenannten Regimentsvereine zu verbieten, weil sie „die Ordnung gefährden". Ihre Auflösung ist angeordnet.
Erforschung der Schlafkrankheit.
Paris, 21. Nov. Nach einer Meldung der „Chicago Tribüne" aus Kapstadt sind die deutschen Gelehrten Professor Klainer und Dr. Fischer dort angekommen. Sie befinden sich auf einer Reise zum Studium der Schlafkrankheit in Nordrhodesia, das ein Jahr in Anspruch nehmen wird.
Der.ts^land unter Vor:: vschaft.
London, 21. Nov. Der Korrespondent der „Times" verkündet, daß die Vc.bü .deten auf Grund der Prüfung der Lage Deutschlands gewisse Vorschläge bezüglich der Finanzpolitik und der Besteuerung Vorbringen werden.
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London, 21. Nov. „Daily Expreß" berichtet aus Washington, die Flottenbaugrenze für Frankreich und Italien für Großkampsschiffe werde wahrscheinlich auf je 200 000 Tonnen festgesetzt werden.
Die Reise des Herrn Stinnes.
London, 21. Nov. Geheimrat Hugo Stinnes ist in Begleitung von fünf Personen am Sonntag morgen in London eingetroffen.
Die Londoner Presse glaubt, daß Stinnes sich mit Fragen über den Verkauf der deutschen Farbenindustrie und mit einem großen Plan über die Umformung Sowjetrußlands beschäftige, für dessen Durchführung Deutschland einen Zahlungsaufschub benötige.
Paris, 21. Nov. In Paris schenkt man der Reise des Herrn Stinnes nach London größte Aufmerksamkeit. Seine Pläne, meldet das „Cablogramm", die deutsche Privaeproduktioii für die Ültimarumsverpflich- tungen des Reichs zu verpfänden, werden die Zustimmung der französischen Regierung nicht finden. Die Vroduzenrenvereiniguna würde als einziges Pfand ihr