llummer 258
(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
für das obere Cnztal.
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad. ^
Fernruf 179
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Mläbsä ,vonner5lklg äen 3. November Ml
Fernruf 179
55 fskrgsnß
Bei Lurja (Albanien) hat ein heftiger Kampf zwischen serbischen und albanischen Truppen stattgefunden. Tie Stadt ist durch die serbischen Truppen bedroht. Tie Verbindung mit Tirana ist unterbrochen.
M Ter König von Spanien hat eine Verordnung nnter- " zeichnet, nach der die Jahreskkasse 1921, die im Februar 1922 einbernfen werden sollte, bereits am 15., IS. und 17. November d. I. unter die Fahnen gerufen wird.
In Lahors (Indien) versuchten die Sträflinge ans dem Gefängnis anszubrechen. Durch das Fener der Wachen wurden 3 Personen getötet, 31 verwundet; einer ist entkommen.
England n"*' Indien.
Am 26. Oktober hat der Prinz von Wales, der eng- Me Thronfolger, auf dem Kreuzer „Renown" eine Mfe nach Indien angetreten, und damit hat ein politi- Ds Wagnis ernster Art seinen Anfang genommen. Es iß nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß England dm Prinzen mit schwerem Herzen ziehen läßt. Seine Beliebtheit im ganzen Volke ist außerordentlich groß. Er hat schon Kanada, Südafrika und Australien besucht und überall den besten Eindruck hinterlassen. Aber er reist stetzt m Länder und zu Völkern ganz anderer Art, und man fragt ficy, ob das wohlgetan ist.
Das Oberhaus hat am Tag vor der Abreise des Prinzen die politische Lage in Indien zum Gegenstand einer ausgiebigen Erörterung gemacht und Bedenken gegen die Reise Ausdruck g geben, der nicht überhört werden kann. Lord Sydenham nannte es eine bedenkliche Erscheinung, daß in England die Neigung, in den indischen Zivildienst
zu gehen, angesichts der unruhigen Haltung der Bevöl-
?. Lord Ampthill, der fünf
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kerung immer mehr abnehme.
Fahre Gouverneur von Madras war, führte di? Unruhen auf die schwächliche Haltung der' indischen Regierung zurück, in den Indiern das Gefühl erzeuge, daß die britische Herrschaft sich ihrem Ende nähere und Indien in der Lage sei, sich unabhängig zu machen. Freilich werde die Selbständigkeit zu nichts anderem führen, als daß sich Hindu und Mohammedaner gegenseitig die Hälse ab- fchnitten. Lord Chelmsford, der frühere Vizekönig von Indien, begegnete dem Vorwurf der Schwäche mrt der Erklärung, daß ein anderes Vorgehen in Indien gar nicht mehr möglich sei. Er sagte:
Entscheidend für die Lage Indiens ist die Frage der ^asse und der Hautfar be. Sie ist keine rein indische Frage, sie erfüllt die ganze Welt. Alle farbigen Rassen bäumen sich auf gegen die Vorherrschaft des weißen Mannes, und wir begegnen diesem Widerstand in Indien auf Schritt und Tritt. Früher regierten wir Indien auf Grund der anerkannten Ueberlegenheit der britischen Rasse, und es hilft nichts, wir müssen feststellen, daß diese Ueberlegenheit heute in Frage gestellt wird. Zum andern hieß es früher mit Recht, daß es keine indische Nation gebe, Mdern nur Hunderte von Rassen und ungezählte Religionen. Aber diese Frage der Hautfarbe hat Indien ge- nnigt und die Unterschiede der Rasse und der Religion besiegt. Dieser neue Geist Indiens hat eine liberale Egierunaspolitik zur zwingenden Notwendigkeit gemacht ?Me sie hätte sich das ganze Land gegen tue Fremdherrschaft gewandt, und England würde' heute keinen ein- Mn Freund dort mehr haben. Im Namen der Regie- ^ng versicherte dann noch Lord Lytton, daß man nicht oaran denke, von der Politik der Reformen abzugehen,- ??Uhan glaube, mit ihr auf dem rechten Weg zu sein. Übrigens seien die größten Unruhestifter heute die Mohammedaner, die über den türkischen Friedensvertrag! AAllart seien, und sobald das Kapitel des türkisch grie- Wchen Krieges befriedigend geschlossen sei, werde auch "che Ouelle des Laders verstopft i IN.
GenutzmMel eintreten, bei deren Bezug wir von dem Auslande abhängig sind, und die schon durch die ständige Verschlechterung des Markwertes für weite Volkskreise fast unerschwinglich geworden sind. Zu ihnen rechinen wir vor allem Kaffee, Kakao und Tee. Tie Vorkricgs-Statistik (während des Krieges waren wir ja durch dre Blockade vom Weltmarkt abgeschnitten) e.gibt, baß der Verbrauch von Kaffee in Deutschland zahlenmäßig an erster Stelle steht. Er stieg vom Jahre 1871 mit einem Gesamtverbrauch von 93 249 Tonnen und 2,27 Kg. auf den Kopf bis auf 164 240 Tonnen und 2,44 Kg. im Jahr 1913. An zweiter Stelle steht der Verbrauch von Kakao, der eine Steigerung des Gesamlo.r- brauchs von 1941 Tonnen (1871) und 0,05 Kg. auf den Kopf im Jahr 1913 auf 51593 Tonn, und 0.77, Kg. aufzuweisen hatte. Der Tee-Verbrauch wurde für das Jahr 1886 mit 1912 Tonnen Gesamtverbrauch und 0,04 Kg. als Kopfquantum und 1913 mit 4270 Tonnen und 0,96 Kg. auf den Kopf berechnet.
Diese Ziffern zeigen deutlich, welche Wichtigkeit den genannten Auslandserzeugnissen für die gesamte deutsche Wirtschaft wie für die Lebenshaltung eines jeden Einzelnen zukommt. Vor allem der Kaffee ist gewissermaßen als Nationalgetränk der Deutschen zu bezeichnen. Seine Verteuerung wird daher ganz besonders schwer getragen werden. Von fachmännischer Seite wird festgestellt, daß der Zoll auf Rohkaffee nach dem neuen Gesetz von 130 Mk. auf 200 Mk. für den Doppelzentner gebracht werden wird. Betrug bei den bisherigen gewaltig n Zuschlägen, unter Berücksichtigung, daß der Käsfee beim Rösten 25 Prozent seines Gewichtes verliert, der Zollsatz für ein Pfund gebrannten Kaffee etwa 5.85 Mk., so wird zukünftig ein Zollsatz von 23.75 Mk. in Anrechnung zu bringen sein. Aus Vorschlag des Reichswirtschaftsrats soll nun der Zollsatz für Rohkaffee aus 160 Mk. festgesetzt werden. Dessen ungeachtet würde, wie eine Berechnung von sachkundiger Seite ergeben hat, der Durchschnitts- Ladenpreis für ein Pfund gebrannten Kaffee sich in Zukunft auf etwa 50 Mk., bei edleren Sorten noch erheblich höher stellen. Es wird endlich mit Recht noch darauf hingewiesen, daß in handelspolitischer.Beziehung ciiw erhebliche Erhöhung des Kasfeezolls verderbliche Folgen Eiligen kann, da Brasilien, das wichtigste Ursprungsland dieses Volks-, Nahrungs- und Genußmittels eine Erschwerung der Kaffee-Einfuhr nach Teu.fclsturd vielleicht mit Gegenmaßnahmen beantworten könnte. Das brasilianische Parlament hat, wie gemeldet wird, der Regierung bereits Vollmacht gegeben, für die Einfuhr von Erzeugnissen solcher Länder, die die brasilianischen Waren ungünstig behandeln, eine Zollerhöhung bis zu 400 Prozent eintreten zu lassen. Diese Maßnahme würde wieder auf unseren immerhin nicht unerheblichen Ausfuhrhandel nach Brasilien von sehr nachteiliger Wirkung sein. Deutsche Exportkreise werden daher größtes Interesse daran haben, daß die Erhöhung der Zollaufschläge, — in diesem Fall besonders auf die Kaffee-Einfuhr —, in ihren Folgen sorgsam beobachtet und gegebenenfalls einer Nachprüfung unterworfen wird.
der absolute Bern ich tungs Wille, der, von Frankreich in erster Linie genährt, mitunter — ich nenne es beim richtigen Namen — an Wahnsin-n grenz t. Ich habe im Lauf der Jahre besser als jeder andere beobachten können, wie die ursprünglichen Ansichten der Kommission über die Auslegung des Friedensvertrags sich änderten und immer schärfer wurden, um schließlich geradezu in wilde Forderungen auszuarten. Unsere Feinde wollen nicht aufbauen, sondern sie wollen vernichten. Daran ändern alle schöne Reden und abgeschlossenen Verträge nichts. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich aber betonen und kann dies beweisen, daß die Schuld an diesem Vorgehen lediglich den französischen Mitgliedern der Kommission und in erster Linie dem Vorsitzenden derselben, dem französischen General Rollet, zuzuschreiben ist. Sollte es tatsächlich zu dem völligen Strllegen der Deutschen Werke kommen, und sollten damit abermals Stätten deutscher Kultur und deutschen Fleißes' der Vernichtung preisgegeben werden, sollten abermals Tausende und Abertausende von friedlichen deutschen Arbeitern durch das Machtgebot der Entente brotlos werden, so sollen diese, so soll es ganz Deutschland wissen, wem der Dank für dieses rücksichtslose Vorgehen abzustatte« ist und wen die Schuld an dem schließlichen Verelenden nicht nur Deutschland, sondern ganz Europas trifft."
Die Leitung der Deutschen Werke teilt über die Kosten der bisher auf Befehl des Verbands durchgejührten Z erstö rungs arb eiten mit, daß in Spandau allein an Kosten für die Zerstörungen an Baulichkeiten bisher 4—5 Millionen, in Siegburg 2,6, in Kassel 1,3 Millionen verausgabt worden sind. Man hat. an Löh- > nen für die Zerstörungsarbeiten in den Deutschen Wer-' ken, ausgenommen das Werk Wolfgang bei Hanau, 27 Millionen ausgegeben, sodaß die Gesamtaufwendungen hierfür bisher, da für Wolfgang 10 Millionen verausgabt wurden, 37 Millionen betragen.
Neues vom Tage.
3rrr Erhöhung des Goldaufg^L-s
bei Zellzählungen.
, W-W. LE Bekanntmachung des Reichsfinanzministers tZM vom 20. Oktober d. I. bis auf Weiteres das , ^">uisgk-ld bei Zollzahlungcn statt wie bisher 900 P rotier 1900 Prozent. Hierdurch wird eine weitere
- Ht unerhebliche Verteuerung derjenigen Nahrungs- und
Die Zerstörung der Deutschen Werke.
Die Reichsregierung wird, wie verlautet, gegen die von der feindlichen Ueberwachungskommission geforderte Zerstörung der Deutschen Werke — eine Vereinigung von Fabriken, die während des Kriegs mit Reichsunterstützung zur Herstellung von Kriegsmaterial errichtet wurden, inzwischen aber längst zur Herstellung von Friedenswaren übergegangen sind — beim Verband Einspruch erheben und darauf Hinweisen, daß die Forderung mit dem Friedensvertrag im Widerspruch stehe und die deutsche Wirtschaft ungeheuer schädige.
Im „Berl. Lokalanz." schreibt Generalleutnant von Cramon, der Vorsitzende der Hauptverbindungsstelle der Heeres-Friedenskommission:
„Ich, der ich den zweifelhaften Vorzug genossen habe, in mehrjähriger Tätigkeit mit der Ueberwachungskommission des Verbands über die Durchführung des Versailler Friedensdiktats zu verhandeln, kann die Ansicht über die Folgen, die den Deutschen Werken drohen, aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Aus dem Verlangen der Kommission, das die Lebensfähigkeit der Deutschen Werke aufs äußerste bedroht, spricht nicht nur geradezu die krankhafte Angst unserer Feinde vor dem Wiederexstarken Deutschlands. sonderqMor allem
Lebensmittelausfuhr nach Dänemark.
Berlin, 2. Nov. Nach dem „Lokanz." ist die Zollüberwachung nach Dänemark verschärft worden, weil festgestellt wurde, daß, begünstigt durch den schlechten Kurs der Reichsmark, eine starke Ausfuhr von Lebensmitteln nach Dänemark betrieben wurde.
Russische Gelder.
Berlin, 2. Nov. Nach einer Meldung der Petersburger „Prawda" vom 22. Okt. sind den deutschen kommunistischen Parteien zur Unterstützung der kommunistischen Agitation in Deutschland vom 1. Januar bis 1. Oktober d. I. insgesamt Beträge von 120 Millionen Zarenrubel durch die Moskauer Regierung laut Beschluß des Zentralrats überwiesen worden.
Zur Balutafrage.
Genf, 2. Nov. Eine Versammlung von Vertretern der Schweizer Banken hat sich in Uebereinstimmung mit dem Präsidenten des Finanzamts einstimmig gegen das System der Banknotenüberflutung ausgesprochen und erklärt, der Weg zu einer Besserung der Lage sei derjenige, den man bei dem rumänisch-schweizerischen Handelsabkommen angewendet habe: Anleihe für Rumänien mit der Verpflichtung, in der Schweiz für eine bestimmte Summe einzukaufen.
Beweise, Herr Lloyd George!
London, 2. Nov. In seiner Rede im Unterhaus über die Verhandlungen mit den Iren sagte Lloyd George nach den Blättermelbung.n, unter Bruch des Waffenstillstandsvertrags sei versucht worden, Waffen nach Irland zu verschiffen. Ein Teil des Beweismaterials weise auf eine Mitwirkung der deutschen Neichsregie- rung hin. — Lloyd George wird "'6ch von der Reichsregierung aufgefordert werden, seine „Beweis- material" bekannt zu geben.
Einheitsfront des Proletariats.
Paris, 2. Nov. Der hier tagende Sostaiistenkongreß hat eine Tagesordnung angenommen, das Bureau von Wien möge sich mit ber Labour Party (Arbeiterpartei) in Verbindung setzen, um alle, den Internationalen von Wien, London und Moskau angeschlossenen Organisationen aufzufordern, eine Einheitsfront des Proletariats herzustellen, um so die Gründung einer Gruppe von Parlamentariern aller Länder ins Auge zu fassen zwecks