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(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Cnztal.

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt: Verlag im» Schviftieitung: Th. Gack iu Wildbad.

Nummer 2lS

Fernruf 179

Milädscl, Mittwoäi, äen 14. September 19A

Fernruf 179

W Iskrgsng

Tie BerlinerRote Fahne" meldet den Austritt der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands aus der Kommunistischen Internationale.

Tie Antwort Devaleras ist Lloyd George durch einen Kurier überbracht worden. Man glaubt, daß die Iren die Einladung zur Besprechung in Jnverneh am 2S. September angenommen haben.

Tie Sowjetregiernng hat in Bessarabicn an der rumänischen Grenze den Kriegszustand verkündet.

Die ganze erste Lebensmittelsendung aus Amerika für Russland ist von Roten Soldaten geplündert und weggeschleppt worden. Tie Sowjetregiernng hat sich wiederholt geweigert, die Hilsskommission ins Land zu lassen, die sich an Ort und Stelle von der Hungers­not überzeugen sollte. Tie Kommission wird sich wahr­scheinlich anslösen.

In Konstantinopel soll eine Berschwörung entdeckt worden sein, die von Angora aus geleitet wurde.

Dante ÄligPeri.

Zum 600. Todestag.

Vor 600 Jahren, am 14. September 1321, starb iu Ravenna in der Verbannung der größte Dichter Ita­liens und einer der größten Dichter aller Völker: Tu- ranke '(Dante) Alighieri. Von seiner Jugendzeit in Flo­renz weiß man nicht viel mehr, als er an einzelnen Stellen seiner Werke anzudeuten für gut befindet. Zweifellos ver­meidet er es absichtlich in seinerKomödie", in der alles Bedeutsame, das sein Leben und seine Zeit kreuzte, einen Platz hatte, von seinen Eltern oder der Um­gebung, in der er aufwuchs, zu sprechen. Nur einmal geschieht seiner Abstammung Erwähnung, als er im Paradies" seinem Ahnherrn Cacciaguida begegnet und sich von ihm ein Stück Familiengeschichte erzählen läßt. Diesen Ahnen hatte Kaiser Konrad III., der Hohenstaufe, aus einem Kreuzzug (wahrscheinlich dem zweiten um 1147) zum Ritter geschlagen: von ihm, der eine Aldigheri (Alighieri) aus dem Potale, wohl aus Parma oder Ferrara geheiratet hatte, stammt auch der nachweisbar deutsche Bluteinschlag in Dante. Die Familie muß sich dessen mit besonderem Stolz beirmßt gewesen sein, da sie den Namen dieser Urahne, der ursprünglich Aldiger (Aldinger?) lautet, als eigen annahm. Dante selbst spricht einmal von seinem blonden Haar.

Daß. Tante, dessen Mutter wohl früh starb, in seiner Kindheit er ist gegen Ende Mai oder Anfang Juni 1265 geboren einsam gewesen ist, können wir aus sei­nen spätem künstlerischen und menschlichen Charakter­eigenschaften schließen: seine schroffe abweisende Art, seine Unfähigkeit, sich den andern anzugliedern, sein stetes fast vollkommenes Alleinsein, das Gelöstsein vom Be­hagen seiner Zeit, auch die Strenge seines Stils und die Härte seines Urteils weisen daraus hin, daß ihm im kindlichen Alter die harmonischen mütterlichen Be­ziehungen gefehlt haben. Einen Ersatz findet er dann chit 9 Jahren in jenem kleinen, wenig jüngern Mäd­chen, das durch dieses Zusammentreffen zur berühm­testen Frauengestalt der Dichtkunst aller Zeiten geworden ist, zum Symbol der alle irdischen Grenzen überschrei­tenden Liebe, über das Dante später in seinerVita Nuova" (das Neue Leben) schrieb, daßsie von vielen Beatrice geheißen wurde, die nicht wußten, wie sie ZU heißen sei".

Achtzehn Jahre später, ungefähr zwei bis drei Jahre tmch (ihrem Tode, schreibt Dante diese Geschichte sei­ner Liebe, oder vielmehr baut er sie aus den einzelnen Sonetten, die um Beatme im Lauf der Jahre entstanden tvarcn, wieder auf, indem er diese Sonette durch einen erläuternden Text untereinander verbindet.

Wer Beatrice in Wirklichkeit war, läßt sich nicht stststellen, aber das scheint festznstehen, daß Dantes Ge­webte mit ihrem wirklichen Namen nicht Beatrice geheißen Wt. Nach ihrem frühen irdischen Tod stürzte sich Dante m eine Epoche gewaltsamer Betäubung, bis ihn die plötzliche Erinnerung a» seind erste große Libc ans dem Wirrwarr des Alltags reißt und aus neuen Wegen Am Studium der Philosophie führt. Eine reinigende Mchüttcrnng ist dieses Auferstchen der Geliebten vor hmem geistigen Auge für ihn selbst, ihre Wirkung läßt M dieVita nuova" mit den herrlichsten' Worten schlie-

i ßien, die jemals ein Künstler an den Anfang seines' gro- ! ßkn Wegs gestellt hat:Also hoffe ich von ihr einst so zu sprechen, wie niemals noch von irgendeinem Wesen ' gesprochen worden ish"

Von diesem Zeitpunkt an beginnt sich in seiner Vor- steltung die geheimnisvolle Umgestaltung ihrer Persönlich-

> keit zu vollziehen, die uns nur aus der seelischen Wesens- ! art der damals herrschenden Philosophie verständlich wird. I Dante zählt sowohl nach der philosophischen wie nach der ! theologischen Seite zu den bedeutendsten Vertretern der s Scholastik. Und der Grübelsinn ihrer mystischen Logik ! ist es, der ihn an der Hand förmlicher überirdischer , Gesetze zu immer Hähern und verfeinerten Wandlungen t der Begriffe treibt, bis ihm die Gestalt Veatrices zum j Gipfelpunkt seines dichterischen Schemens wird, darin l sie ihm, dreigestalt und doch eine, in den Erscheinungen ; der irdischen Liebe, der philosophischen Erkenntnis und ; endlich der göttlichen Weisheit entgegentritt, dazu berufen, ! ihm als Führerin ans dem irdischen Leben durch die j übersinnliche Versenkung hin zu dem mystischen Licht ! der ewigen Liebe, das aus Himmelstiefen ins Dunkel

> des Irdischen fällt, zu dienen. Auf des Dichters Wan- ( dernng durch Hölle, Fegefeuer und Paradies in der !Commedia" ist es Beatrice, die ihn durch das Para­dies führt.

Dante ist die Erfüllung seines Versprechens, um Bea­trices ivilttn das Höchste zu schaffe», nicht picht gewor­den. Ungefähr als Dreißigjähriger hatte er begonnen, am politischen Leben von Florenz Anteil zu nehmen, und bald stand er im Mittelpunkt der Parteizwistigkciten, die unter dem Schild des Ghibelliuen- und Guclfcn- tums Florenz wie alle italienischen Stadtrepubliken durch­wühlten. Im Jahr 1300 ins höchste Stadtamt, das Priorat, gewählt, trat er, der- Guclfe, aus Gerechtig­keitssinn in Gegensatz zur eigenen Partei. Doch sobald die, deren Anhänger sich damals übrigens dieSchwar­zen" nannten, wieder in den Besitz der Negierung ge­kommen war, Ende 1301, nahm sie blutige Rache. Die Weißen", die Ghibellinen, zu denen jetzt Dante zählte, mußten flüchten, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt, ihre Häuser verbrannt; schließlich folgen am 24. Januar und 10. März 1302 die Verurteilungen, erst nur zu Verbannung und Geldbuße, dann zum Feuertode.

^ Das große Leiden Dantes beginnt; das Schicksal straft ihn am härtesten an dem Fehler, den er selbst als seinen schwersten bezeichne!, an seinein Hochmut: von nun SN muß er in einer Zeit, in der nur der Mächtige und Starke ein Recht mit Leben hat. als Bettler und Aus- gestoßener durch die.Wett ziehen. Doch niemals verläßt

ihn die Hoffnung auf Rückkehr nach Florenz. Nur in einer kurzen Epoche schien seine Rückkehr gesichert zu sein, als Heinrich VII., der Lützelburger (Luxembur­ger) über die Alpen zog, um sich in Nom zum Kaiser krönen zu lassen. Da erwachte der alte Ghibellinen- traum noch einmal zu voller Stärke und fand, kurz vor seinem endgültigen Abschluß, in Dante seinen entschie­densten und bedeutendsten Verfechter. Der deutsche Kaiser sollte Italien retten, vielleicht die Weltmonarchie grün­den, als harmonisches Gegenstück zur Weltkirche. Aus diesen Anschauungen heraus begrüßte er Heinrichs Er­scheinen in einem Jubelbrief von überquellender Kraft. Schon sieht er sich als Sieger in des Kaisers Gefolge in Florenz, dessen Rückeroberung für das Ghibellincntum jetzt gesichert scheint, entziehen. Zu groß, um vor­sichtig zu sein, setzt er alle Hoffnungen auf diese eine Karte. Doch er hatte sich im Kaiser getäuscht, der, aus den engen luxemburgischen Verhältnissen stammend, vielleicht auch einfach echt deutsch im Danebengreifen, die politischen Forderungen des Augenblicks nicht be­griff, die Zeit mit Krönung und Huldigungen und nutz­losen Belagerungen verläpperte, um schließlich im un- rechtesten Augenblick im darauffolgenden Jahre, im August 1313 plötzlich und geheimnisvoll zu sterben.

Damit erloschen Dantes letzte Aussichten, Florenz wie- dcrzusehen. Am 6. November 1315 erließ Ranieri di Zaccaria d'Orvito, der Florentiner Statthalter des Kö­nigs von Neapel, als das im Grund einzige praktische Er­gebnis des ganzen Kaisertraums, ein neues Todesurteil gegen einige verbannte Florentiner, darunter Dante, und dehnte es diesmal auch auf seine beiden Söhne aus. Es sollte nicht mehr Dante allein, auch die Familie für Florenz ausgerottet sein.

Die wenigen Jahre, die Tante noch lebte, verbrachte

i er größtenteils, wohl an der Beendigung derCommedia" ^ arbeitend, in Ravenna, wo ihn der Podesta Guido No- ^ velli da Polenta mit allen Ehren aufnahm. Seine bei- . den Söhne lebten bei ihm; dagegen scheint er mit seiner ; Frau, die noch zwei Töchter geboren hatte, seit seiner Ver- : bannung nicht mehr zusammcngetroffen zu sein, s Am 14. September 1321 starb er in Ravenna an ? einem Fieber, das er sich auf der Rückreise von Venedig,

: wohin er als Guido Polentas Gesandter gereist war, f in den Sümpfen geholt hatte. DieCommedia" hatte , er kurz vor dem Tode beendet, als wäre es Bestimmung, : daß ein menschlicher Geist, der die im letzten Gesang . des Paradieses geschilderte Schönheit der göttlichen Alkiebe

- schaut,die die Sonne rollt und die andern Sterne",

, nicht länger aus dem irdischen Plane weilen darf.

f Dante selbst hat seinem größten Weck den nach un- , serem heutigen Empfinden wenig passenden Namen 'Commedia" gegeben, die man schon tvenige Gene­rationen nach seinem Tod wegen ihrer Schönheit und Erhabenheit dieDivina commedia", dieGöttliche Ko- i mödie" genannt hat.

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t Das deutsche Volk kann für sich den Ruhm in An- z sprach nehmen, daß es wie kein anderes Volk Verständ- ? nis für die Kämst Dantes gehabt hat. Wie groß die ' Liebe zu dem Dichter derDivina commedia" ist, mag am deutlichsten die Tatsache zeigen, daß 1907 bis j 1908 der deutsche Buchhandel rund 30 000 deutsche Dante- f ansgaben verkauft hat, und während des Weltkriegs ist ! von der kassischen Literatur in deutscher Sprache außer GoethesFaust" kein Werk von unseren Feldgrauen so viel begehrt worden, wie die unsterbliche Dichtung des großen Florentiners. Die ersten Trucker und die ersten ^ Illustratoren Dantes sind Deutsche gewesen. Johann

- Neumeister druckte dieDivina commedia" 1472 zu Fo-

> ligno; Magister Georg und Paul im gleichen Jahr zu . Mantua. Auch der Neapler Druck von 1474 stammt von

einem Deutschen. Er ist mit Typen aus der Offizin von Sisto Reußinger hergestellt. 1417 druckte Meister Wen- . dclin von Speyer die Komödie und 1481 Niklas Lorenzo , aus Breslau die Florentiner Ausgabe. Der erste deutsche ! Dichter, der Dantesche Verse in deutscher Sprache wieder­gab, war Andreas Gryphius in den Anmerkungen zu seinem Drama vom sterbenden Popincon.

Aber lange schon bevor die unsterblichen Dichtungen des großen Florentiners in Deutschland durch den Druck ver- i vielsältigt wurden, waren sie dort bekannt. Johannes von Neumark, der Kanzler Kaiser Karls IV., brachte 1345, als er den Kaiser nach. Italien begleitete, das erste Dante- Manuskript mit nach Deutschland, und seitdem finden sich in Deutschland Belege für die Kenntnis Dantes.

Dante ist wiederholt ins Deutsche übertragen worden, und noch viel öfter wurde über ihn geschrieben. Die be­deutendsten Uebcrsetzungen sind die von Philaletes, Gilde­meister, Bassermann, Carneri, Federn, von Löhner, Zooz- mann, Witte, Geisow, Schüler, Hes.le. Die einzige voll­ständige Ausgabe des ganzen Dante hat Herder in Frei­burg (1908) verlegt: Zoozmann, Dantes poetische Werke mit gegenüberstehendem Originaltext.

! Neues vom Tage.

> Milderung der Kohlenzwangsbewirtschaftnng.

> Berlin, 13. Sept. Der Kohlenausschuß des Reichs­wirtschaftsrats beschäftigte sich in seiner gestrigen Sit-

§ zung mit einer größeren Anzahl von Anträgen großer ' wirtschaftlicher Verbände betr. die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Rohbraunkohle, Naßpreßstein, Grudekoks, Zechenkoks und Gaskoks verlangen. Der Neichskohlenkommissar erklärt dazu, daß das Gesetz über die Zwangsbewirtschaftung zurzeit noch nicht auf­gehoben werden könne, es würden aber seine Verfü­gungen hinsichtlich der Zwangsbewirtschaftung der ge­nannten Brennstoffe ab 1. Oktober außer Wirk­samkeit gesetzt werden. Von diesem Zeitpunkt an werden also der Zwangsbewirtschaftung nur noch

Steinkohlen und Braunkohlenbriketts un­terliegen. Der Kohlenausschuß stimmte dieser Rege­lung zu.

! Streiks. '

j Berlin, 13. Sept. Der Streik der städtischen Elek- triäitätsarbeiter ist beigelegt. Das Beichsarbeits»