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^ Nummer 197
Fernruf 179
(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
für das obere Enztal.
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krickieint lägl'icki, ausgenommen äonn- u. feiertags. Lerugspreis monatlicb Mk. 4.56, vierteljäkrücn 13.56 frei ins Haus geliefert: äurcki cüe Post bezogen im inneräeuttcken Verkebr Nlk. 15.66 einscülieölicü post- bestriigeiä.
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.
^üäbgä. Mittwock, cjen 24. August 1921
Tagesspiegel.
Die Eiuberufung des Reichstags ist auf 27. September verschoben worden.
Der Londoner „Daily Telegraph" schreibt, trotz der in Paris ansgedriickten Zweifel sei es vollkommen klar, das; der Pölkcrbundsrat in der oberschlesischen Frage sich von einer Körperschaft von Juristen «nd Sachverständigen leiten lassen müsse.
Ans türkischer Duelle verlautet, das; der griechische Angriff bei Gordium von den Türken zum Stehen gebracht sei. Die Griechen haben eine Schlappe erlitten.
Aufständische der Provinz Madras haben die Telegraphen- und Bahnlinien aus der südindischen Bahn unterbrochen. Es kam zu Zusammenstößen zwischen Militär und Polizei. 2 Offiziere und 2 Polizisten werden vermißte Mehrfach wurden Postämter geplündert. Ein Sonderzug mit Truppen und Polizei ist von Kalkutta nach dem Schauplatz der Unruhen gegangen.
Der Friede mit Amerika.
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- P^Zsid nt Ha'ding und Staatssekretär Hughes haben beschlossen, dem Senat nicht mehr den Fried, nsvertrag von Versailles mit entsprechenden Aenderungen zu unterbreiten. Der Geschäftsträger in Berlin, Dresel, ist beauftragt worden, mit dem Auswärtigen Amt in Verhandlungen zu treten. Die Berliner Regierung hat sich sofort bereit erklärt, aus Grund der Knox-Porterschen Entschließung zu verhandeln, in der die Regierung der Vereinten Staaten sich die Wahrung aller Rechte Vorbehalt, die ihr ans dem Vertrag von Versailles erwachsen sind. Die amerikanische Regierung hat bereits ihre Genugtuung darüber ausgedrückt, daß di > deutsche Regierung größtes Entgegenkommen in jeder Hinsicht gezeigt und sich allen Wünschen Amerikas gefügt habe.
Der Friedensvertrag wird sich in vielen Bestimmungen mit dem von Versailles decken, aber jede Bezugnahme auf den Völkerbund ist darin sorgfältig vermieden. Ferner ist in dem Sondervertrag keine Andeutung enthalten über die Grenzveränderungen in Europa, da Amerika es ablehnt, sich damit zu befassen. Das Schicksal der Halbinsel Schantung findet gleichfalls keine Erwähnung, weil die Vereinigten Staaten mit der Besitzergreifung von Schantung durch Japan, nicht einverstanden sind, denn sie hatten in einem Vertrag mit China diesem ausdrücklich ihre Unterstützung für die Wiedererwerbung des deutschen Pachtgebietes zugesagt. Mit der britischen Herrschaft über Aegypten und mit ähnlichen Besitzveränderungen in andern Ländern will die amerikanische Regierung gleichfalls nichts zu tun haben.
Ein Punkt scheint noch nicht endgültig entschieden zu sein, nämlich das Schicksal des beschlagnahmten deutschen Eigentums. Selbst wenn die amerikanische Regierung geneigt wäre, das deutsche Eigentum freizugeben, bedürfte sie dazu der Annahme eines besonderen Gesetzes durch den Kongreß. Ehe das aber geschehen kann, müssen nach Auffassung der amerikanischen Regierung die Schadenersatzansprüche amerikanischer Bürger sichergestellt werden, die ihnen aus dem Tanchbootkrieg znstehen. Da solche Ansprüche immer noch eingehen, macht das Justizministerium mit deren Prüfung nur langsame Fortschritte. --
Der neue Kniff der Frenrdenlegionswerher.
Eine Warnung.
Trotz aller Warnungen gehen die Werbungen zur Fremdenlegion im besetzten Gebiet unvermindert weiter. Zwar wagen die Agenten nicht mehr wie früher offen aufzutreten, aber die Kniffe, die sie jetzt anwenden, sind um so gefährlicher. Es ist darum von größter Bedeutung, das niederträchtige Treiber der Werber und die Art ihres Vorgehens in der Presse genauer zu beleuchten, um die volksschädigende Tätigkeit dieser Sklavenhändler nach Möglichkeit zu unterbinden.
, Vor kurzem erst gelang es einem jungen Mann, aus sinem Transport französischer Frmdenlegiouäre aus dem Metzer Bahnhof zu entfliehen. Du fee hat über seine Anwerbung folgende eidlich erhärtete Angaben gemacht. Er war ans einer Zeche als Praktikant beschäftigt. Am 5. und d- Juni hielt er sich in Köln auf. Auf der Straße be
merkte er, wie einem Herrn, der längere Zeit vor ihm ^ hergegangen war, die Brieftasche entfiel. Der junge Mann hob die Brieftasche auf und überbrachte sie dem Fremden, der ihn aus Dankbarkeit cinlud, mit ihm in einem nahegelegenen Restaurant eine Flasche Wein zu trinken. Im Restaurant bot ihm der Fremde Zigaretten an, nach deren Genuß ihm schwindlig wurde. Als er aus seiner Ohnmacht erwachte, befand er sich im fahrenden Zug, allein in einem Coupee mit dem fremden Herrn, der vorgab, ihn nach Hause zu bringen, nach? dem ihm schlecht geworden sei. Zur Ermunterung bot er ihm wieder Zigaretten an, nach deren Genuß der junge Bergwerkspraktikant abermals in einen Dämmerzustand verfiel, aus dem er erst zu vollem Bewußtsein in einer Zelle erwachte, um zu erfahren, daß er in Metz sei und sich für fünf Jahre für die Fremdenlegion verpflichtet habe. Trotz seines Protestes wurde er eiugekleidet und sollte ani 28. Juli mit einem Transport von 150 Mann, ausschließlich Deutschen, nach Marseille abgkhen. Auf dem Bahnhof in Metz glückte es ihm niit noch zwei anderen, die auf ähnliche Weise zur Fremdenlegion „geworben" waren, zu entfliehen und über Holland nach Deutschland zurückzukehren.
Von dem Agenten, der amtlichen Berichten zufolge auch im unbesetzten Deutschland sein Unwesen treibt, gibt der glücklich Entronnene folgende Beschreibung: Ein eleganter Herft etwa 1.80 Meter groß, schwaizer, kurz geschnittener Schnurrbart, blauer, sehr eleganter Anzug, Lackhalbschuhe, farbige Strümpfe, Rohistock mit goldenes Knopf.
Junge Leute tun gut daran-, wenn sie gegenüber fremden, eleganten Herren, auch wenn diese den besten Eindruck machen, nicht zu vertrauensselig sind. Namentlich ist diese Vorsicht in den größeren Städten des besetzten und des der Bcsatzuugszone naheliegenden unbesetzten Gebietes sehr angezeigt. Zumeist verbirgt sich hinter diesem äußeren guten Eindruck ein sogenannter Deutscher, der es nicht verschmäht, als Agent für die französische Fremdenlegion tätig zu sein.
Neues vom Tage.
Anfrage im Reichstag.
Berlin, 23. Aug. Wegen der Entlassung von 54 Beamten der Braunschweiger Schutzpolizei, die dem „Stahlhelm" angehörten, haben die deutsch-nationalen Neichstagsabgeordneten Westarp, Hergt und Dr. Hötsch au die Reichsregierung die Anfrage gerichtet, was sie gegen die willkürliche und ungesetzliche Entlassung der Schutzpolizisten durch die Braunschwctger Negierung zu tun gedenke.
Tie Wiederanfbanbesprechnngen.
Paris, 23. Aug. Ter Wiederaufbauminister Lou- chenr, der zurzeit in Holland weilt, wird sich vor der Zusammenkunft mit Rathenau nach Paris begeben, um sich mit Brtand zu besprechen. Die Nachricht von der Zusammenkunft in Wiesbaden soll in Londoner Regierungs- und Finanzkreisen ungünstig ausgenommen worden sein, weil man glaubt, daß die Abmachungen Englands Interessen hintansetzen. „Aire Rondelle" (das neue Zeitalter) schreibt, wenn die wirtschaftlichen „Sanktionen" im besetzten Gebiet nach dem Beschluß des Obersten Rats am 15. September aufgehoben werden, so müsse Frankreich dafür einen Ersatz verlangen, denn die Aufhebung der Sanktionen stellen einen einseitigen Vorteil Deutschlands dar. Lou- cheur werde diesen Standpunkt in Wiesbaden wirksam zu vertreten wissen.
Wcllvereiniguug der geistigen Arbeiter.
Brüssel, 23. Aug. Der Kongreß der geistigen Arbeiter hat folgende Entschließung angenommen: 1. Der Kongreß erwägt den Entwurf für eine internationale Vereinigung geistiger Arbeiter. Er gibt 2. der internationalen Ärbeitervereinigung den Antrag, in den verschiedenen Ländern dafür zu wirken, daß in jedem Land eine Vereinigung geistiger Arbeiter, die zu der Weltvereinigung gehören, zustandekommt, und sofort mit dem Völkerbund und dem Internationalen Arbeiterbureau in Verbindung zu treten.
Vorarbeiten für die Abriistnngskonferenz.
London, 23. Aug. Die „Times" melden, es bestehe Grund zu der Annahme, daß die Yap-Frage
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noch vor dem Zusammentritt der Abrüstungskonferenz in Washington befriedigend gelöst werde. M ' hält es für möglich, daß auch die Shantungfrage auf das Programm der Washingtoner Konferenz gesetzt wird.
Präsident Harding soll dem Wunsch der Arbeiterschaft, auf der Konferenz vertreten zu sc'n Z-m sein.
Beteiligung der Reichswehr am Fr : lkämp rrtaz verboten.
Berlin, 23. Aug. Der Reichswehrminister h-ft nach dem „Lokalanzeiger" den Angehörigen der ReichZw-.hr die Beteiligung in Uniform an dem heutigen D-- 'sch'; F-ontkämpfertag verboten. Die Feier wird V-im Ra- Oonalverband deutscher Offiziere und dem Verband nationrlgesinnter Soldaten im Stadion im Gr«ne- wald bei Berlin veranstaltet. Auch der Schutzpolizei ist die Beteiligung verboten.
Verhandlungen über die Gchnltsregelung.
Berlin, 23. Aug. Gestern haben im Neich-finanz- lninisiemum die Verhandlungen mit den Beamtenverbänden und Gewerkschaften über Erhaltsund Lohnforderungen begonnen. Es wurden mehrere Ausschüsse gebildet. Die Beamten wollen an der Teuerungszulage von 5006 Mk. fssthalftn. Die Eisenbahnfahrbeamten haben sich zu einer eigenen Gewerk- schaft im Allgemeinen Eisenbahnervcrba"d zufammen- geschlossen.
In den Verhandlungen der Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeiter im Bergbau verlangten die Vertreter der Arbeiter eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 12 Mark für die tägliche Schicht. Die Forderung wurde von den Arbeitgebern abgelehnt. Die Arbeiter stellten eine Frist bis 1. September.
Aussperrung.
München, 23. Aug. Wegen Lohnforderungen haben die Tiefbauarbeiter am Walchenseekraftmer? die Arbeit niedergelegt. Die Unternehmer haben nun sämtliche 1400 Arbeiter ausgesperrt.
Tie Milchversorguug der Städte.
Bochum, 23. Aug. In einer gemeinsamen O-, .:ung des Meiereiverbands für Westfalen und Lippe mit den Milchhändlergenossenschaften für Rheinland und Westfalen wurde festgestellt, daß alle Kriegsmaßnahmen beseitigt werden müssen und daß die Frage einer guten Versorgung der Städte mit Milch in erster Linie durch eine straffe Ordnung aller an der Milchwirtschaft beteiligten Kreise zu lösen sei.
Ter Handwerkertag gegen die Steuerpliiue.
Magdeburg, 23. Aug. In der von 3000 Teilnehmern besuchten Hauptversammlung des Zweiten deutschen Handwerkertags wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, die feierlich Verwahrung gegen die Steuerpläne der Regierung einlegt. Sie verlangt eine einfache, klare Gesetzgebung und verwahrt sich besonders gegen den Gedanken einer Zwangs- Hypothek. Eine zweite Entschließung verlangt, daß möglichst bald soziale Fürsorgeein rtchtungen auf dem Weg der^Freiwilligkeit für das deutsche Handwerk geschaffen werden.
Aus dem besetzte« Gebiet.
Kreuznach, 23. Aug. Als Nachkommen alter Preußen, die unter Napoleons Fahnen kämpften, wurde, dem „Oeffentlichen Anzeiger" zufolge, acht angesehenen Bürgern der Stadt durch die französische Behörde eine Erinnerungsmedaille verliehen, die Oberst Clanet mit einer Ansprache überreichte, in der er der Hoffnung auf dauernde Versöhnung der Menschheit Ausdruck gab. Diese „Versöhnungstat" der Franzosen ist offensichtlich aus den Geist der Täuschung zurückzuführen und stellt gegenüber dem garstigen Benehmen der französischen Behörden einen sehr dürftigen Beweis des Versöhnungswillens dar. Deutsche Bürger werden angesichts des sonstigen Auftretens der französischen „Sieger" gegen Deutschland besser daran tun, derartige Auszeichnungen abzulehnen.
Koblenz, 23. Aug. Nach einer Meldung der „Koblenzer Volkszeitung" beschlagnahmte die französische Militärbehörde 40 Jagden in Nhciuhesion. Die Jagden stehen nur französischen Offizieren zur Verfügung. Ein Einspruch der Jagdpüchter bei der Rheinlandkommission hat keinerlei Erfolg gehabt.
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