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Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Enztal.

krlcheint tsglicki, susgenommen 5onn- u. feiertags, kerugspreis monstüw Mk. 4.S0, vierteljätirlicti 13.50 frei ins Haus geliekerl: durcti 3ie Pott bezogen im inner3euttMen ^erkeiir Mk. 15.00 einscMiekIiw polt- bettellgeicl.

Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad. -W

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Fernruf 179

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Mini'er Ratbenan öcqibt sich am Donnerstag zu der Begegnung mit Louchenr nach Wiesbaden.

Generaldirektor der Hambnrg-Atner'ka Linie. Cuno, bat den ihm vor einiger Zeit angebotenerr Posten des Reichssinanzrninisters abgetehnt.

In Litte (Mordfrankreich) sind auch die Minenarbei- ter, deren Söhne herabgesetzt werden sollten in den Streik getreten. Die Transportarbeiter in Ronbaix haben sich angeschlossen.

In Belfast (Irland) ist es am Sonntag abend zu Unruhen gekommen, bei denen 10 Personen durch eine Bombe verletzt wurden.

Daily Telegraph" meldet aus Smyrna, die Grie­chen, die ans Sangarios (?) vorrücke», haben die türkische Reiterei vernichtet- nnd ISO Offiziere nnd 4000 Mann gefangen genommen.

Ans Madrid wird gemeldet, das; das spanische Schiff Bi ente Ferrer", das zwei Batterien nach Marokko bringen sollte, anf der Höhe von Algeciras gescheitert ist. Die Soldaten und die Besatzung wurden gerettet.

Die Anerfüllbarkeit des Ultimatums.

Der Londoner Vertreter desHamb. Fremdcnblatts" hatte dieser Tage eine Unterredung mit einem der her­vorragendsten wissenschaftlichen Volkswirtschaftler Eng­lands, I. A. Hobson, der soeben eine Schrift über diewirtschaftliche. Seite der Kriegsentschädigung" ver­öffentlicht hat. Der Berichterstatter schreibt über seine Unterredung mit Hobson:

Der englische Gelehrte antwortete auf eine Frage: Die meisten Leute in England bilden sich ein, die Entschädigungsfrage sei durch die deutsche Annahme des Milmatums ein für allemal erledigt. Hobson selbst hält' das für den denkbar größten Irrtum. Auf meine Frage, ob er seine Ansicht nicht geändert ^habe, seit er diese Ueberzeugung in der erwähnten Schrift ausgespro­chen habe, antwortete er, im Gegenteil. Es sei ihm mehr als je sicher, daß selbst die Wiederherstellungskommission nie zu einer Ausgabe der Serie 6 der Schuldverschreibun­gen, die Deutschland zur Zahlung des weiteren Be­trags von 82 Milliarden Goldmark verpflichten würde, schreiten werde, weil sie damit eine handgreifliche Dummheit begehen würde; er halte dafür, daß Deutschland auch die wirkliche Forderung von 50 Mil­liarden Goldmark unter den heutigen Umständen n i ch t erfüllen könne. An sich würden 50 Milliarden Deutschlands Zahlungsfähigkeit nicht überschreiten; aber dann hätten die Verbündeten Deutschland mehr Zeit geben und die Bedingungen schaffen müs­sen, wodurch einesolch ungeheure Leistung allein möglich gemacht worden wäre, d.. h. sie 'hätten Deutschland durch positive Hilfe instandsetzen müs­sen, seine wirtschaftliche Leistungskrast aufs höchste zu steigern, und sie hätten zugleich alle Hindernisse für eine Riesenausdehnung der deutschen Ausfuhr beseitigen müssen. Bei der überall vorherrschenden Neigung natio­nalistischer Abschließnng sei eine Ausdehnung der deutschen Ausfuhr, wie sie die Voraussetzung einer Möglichkeit der Zahlung wäre, einfach undenkbar.

Hobson glaubt nicht einmal, daß Deutschland die nötigen Summen nür für die nächsten zwei Jahre zusammen bringen kann und jedenfalls nicht, ohne seine Produktionskraft weiter zu schädigen. Er schätzt die Summe, die Deutschland unter den Ulti- matums-Bedingungen jährlich zahlen muß, auf etwa 4 Milliarden Goldmark (68 Milliarden Papiermark) und es ist ihm einfach unverständlich, wie der Wiederherstel- lungsansschuß, der nach dem Versailler Vertrag doch ver­pflichtet sei,die Hilfsquellen und die Leistungsfähigkeit Deutschlands zu prüfen", den verbündeten Regierungen ! das Gutachten geben konnte, Deutschland sei imstande, nne solche Summe aus seinen unmittelbar zur Verfügung ^ mhmden Hilfsqullen ausznbringen.

Wir sprachen dann von den riesigen Kricgsentschädi- qungtzswuern, deren Auferlegung die deutsche Regierung Plant. Der englische Volkswirt glaubt aus den kurzen Gerichten, die er darüber sah, schließen zu müssen, daß pe dre künftige Produktionskraft und Kon-

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RMäbaä, Vien5lag, äen 23. August 1921

kürrenzfähigkeick Deutschlands schwächen ^ werden und daß trotzdem eine weitere Inanspruchnahme der Notenpresse nicht zu vermeiden sei. Vermehrung des Papiergelds sei aber die u nw ir ts ch aftlich ste und u n- billigste Art der Besteuerung. Er wies ferner darauf hin/daß die neuen Steuern eine der drei Zahlungsmöglich­keiten sehr verringern müssen, die nämlich, Geld aufzu­bringen durch den Verkauf von Aktien deutscher Unter­nehmungen im Ausland und vor allem in Amerika. Jede neue ans Unerträgliche grenzende Belastung der deutschen Produktion werde die fremden Kapitalisten abhalten, ihr Geld in Deutschland anzulegen.

Hobson versicherte, daß seine Ansichten in der Ent- schädigungssrage von a l l c n e n g lis ch en National­ökonomen, die zählen, geteilt werden. Auf meine Frage, ob er eine Vorstellung habe, wie sich die Entschädigungsfrage nun weiter entwickeln werde, antwor­tete er:Nicht die geringste". Der Verlauf unserer Unterhaltung zeigte mir ccher, daß nach seiner Ansicht der Ausgang des allgemeinen Streits, der zwischen Eng­land und Frankreich bezüglich der ganzen Behandlung'be- steht, die man Deutschland angedeihen lassen soll, auch! für die Entschädigungssrage entscheidend sein wird. Siegt der englische Standpunkt/daß Deutschland im Interesse Englands und der ganzen Welt eine Aussicht auf Wie­derherstellung gegeben werden müsse, dann werden früher oder später auch die Entschädiauuassorderungen auf ein vernünftiges Maß zttniagevurft* ftverden.' Siegt oa- gegen die heutige französische Politik, die Deutschland dauernd ruinieren will, um auf seinem Ruin die europäische Vorherr­schaft Frankreichs zu errichten, so wirddie Unmöglichkeit der Forderungen ein weit e- teres Mittel abgeben, um diese Politik zu verwirklichen. Mr. Hobson meint, die Art, wie Frankreich sich zur Völkerbunds-Entscheidung über Ober- schlcsien verhalten werde, werde !Mhl steigen, ob Frank­reich entschlossen sei, seine heutige Politik fortzusetzen oder noch rechtzeitig umzukehren und zu erkennen, daß seine wahre Sicherheit in einer Aussöhnung mit Deutschland liege. Er verkennt nicht, daß Frankreichs heutige Macht­stellung eine ganz außerordentliche ist, nicht nur, weil es bei weitem das stärkste Heer besitzt, sondern auch, weil es wirtschaftlich in einer Weise sich selbst genügend ist, wie wenige Lander und vor allem nicht England, und daß in dieser Machtstellung eine außerordentliche Versuchung zu einer Ucbermutspolitik liegt. Wenn Frankreich aber merke, daß diese Politik zu seiner vollständigen Ver­einsamung in der Welt führen werde und sie werde es ganz sicher -- werde es sich die Sache vielleicht doch noch überlegen. Jedenfalls dürfe man die Hoffnung noch nicht aufgeben.

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Anreigenpreis: clie einlpsltige pelitreile oäer seren kaum 60 Mg., auswärts 65 Mg., keklamereiien I 80 Mk., bei gröberen Aufträgen Kabul» nacki Larik äcblub ser Anreigenannatnne: täglicki 8 Ubr vor­mittags.

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mehr einzulöseu und die'Zahlung der Kriegsrentcn etn- zustellen, so könnten die Kosten für die Regierungen, die Parlamente und die Verwaltung in Deutschland kaum mehr als auf 1000 Papiermark auf den Kopf herabge­drückt werden. Sie würden dann insgesamt 60 Mil­liarden betragen, eine Summe, die an die jetzige Aus­gabenziffer noch lange nicht heranrcicht. Auf diese Weise würden 45 Prozent des deutschen Einkommens für die Steuern verausgabt werden. Wenn man Deutschland eine Frist bewilligte, so würde sein Einkommen und damit auch seine Zahlungsfähigkeit wachsen, aber bei den gegen­wärtigen Lasten, die das Sparen vollständig ansschließen, ist ein allgemeines Sinken der Lebenshal­tung viel wahrscheinlicher. Wäre cs nun, so frage ich, den Polizei- und Steuerbehörden irgend einer Regierung, die die Geschichte kennen, möglich gewesen, die Hälfte seines Einkommens aus einein Volke herauSzupresscu, das sich in einer solchen Lage befindet wie das deutsche? Nnd doch habe ich mich in der Schätzung der Werte ganz besonderer Mäßigung befleißigt. Denn die gegen- wärtigen Kosten für die Staatsverwal­tung samt den Ausgaben für die Entschädigungs­ansprüche für 1922 ergeben für den Kops der Bevöl­kerung 3200 Papiermark, während nach den letz­ten deutschen Statistiken das Einkommen des deutschen Volks im Durchschnitt 4500 Ma k beträgt. Tann kämen vir zu dem Ergebnis, daß nicht etwa nur die Hülste, und.ui g»t zwei Teirle!.H'ies:.s Einkommens für die E nts ch ä di gu n g en b e a n s p r u ch t werden.

Keynes über das MLunaLum.

London, 22. Aug. Keyncs beginnt in derSun- day Times" und in derDeutschen Allg. Ztg." eine Artikelreihe über die wirtschaftlichen Aussichten in Eu­ropa mit einem Aussatz:Kann Deutschland be­zahlen?" An Hand umfangreichen Zahlenmaterials weist Keynes nach, daß das Ultimatum Deutschland zwar eine Atempause bis 1022 gewähre, daß das Ab­kommen dann jedoch auch nicht länger von Bestand sein könne, als die früheren Bedingungen der Verbündeten und daß es nächstes Jahr geändert werden müsse. Nach der Ansicht Keynes muß zwischen Februar und August 1922 unbedingt der Zeitpunkt eintreten, wo Deutschland seine Verpflichtungen nicht mehr er­füllen kann. Die von den Ver. Staaten beschlag­nahmten Werte von etwa 140 Millionen Pfund Ster­ling (50 1/2 Milliarden Papiermark) stellen deutsches P r i- vatvermögen dar, und die mittel- oder unmittel­bare Verwendung dieser Summe zur Bezahlung der Kriegsentschädigung lasse die Gewährung von ausländi­schen Krediten auf breiter Grundlage an Deutschland zu, die den kritischen Augenblick zwar verzögern, auf die Dauer aber nicht verhindern könnten. Keynes berechnet z. B. das gegenwärtige Einkommen des deutschen Volks sehr, hoch, zu '5000 Mark auf den Kopf der Bevölkerung. Die jährlichen Lasten der Kriegsentschädigung betragen also den vierten Teil des ganzen Volkseinkommens.. Wenn nun auch Deutschland sich die größte Sparsamkeit auf- erlcgte und selbst soweit ginge, seine Kriegsanleihen nicht

Neues vom Tage.

Bon» Reichstag.

Berlin, 22. Aug. Als Nachfolger der verstorbenen Rerchstagsabgeordneten Dr. Trimborn, Tr. Hitze und Burlage treten nach den Wahlvorschlagslisten in den Reichstag ein: Landtagsabg. Esser-Euskirchen, Ver­bandsrektor K 0 r t h a u s - Berlin-Steglitz und Nrbei- tersekretär Hagemann-Osnabrück.

Die Teuerung.

Berlin, 22. Aug. Lie der Arbeitsgeineinschaft für Angestellte (Afa) angeschlossenen Vereinigungen, der Bund der Technischen Angestellten und Beamten, der Zentralverband der Angestellten, der Deutsche Werr- meisterverband und der Verband der deutschen Bank­angestellten haben den Regierungen des Reichs und Preußens u. a. folgende Forderungen unterbreitet: Für alle Angestellten Gewährung eines gleichen lau­fenden Teurungszuschlags vpn 5000 Mk. jährlich, gleich­mäßige Festsetzung des allgemeinen Teuerungszuschlags auf 70 Prozent und des Teurungszuschlags zu den Kinderzuschlägen auf 200 Prozent in allen Ortsklas­sen, Inkrafttreten der neuen Gehaltsätze mit dem 1. Juli 1920, sofortige Aufnahme von Verhandlungen zwecks Umwandlung des Teurungszuschlags von 5000 Mk. in Grundgehalt.

.Der große Betrug."

München, 22. Aug. Unter der UeberschriftDer große Betrug" veröffentlicht der Archivdircktor und demo­kratische Landtagsabgeordnete Dr. Dirr eine Entgeg­nung gegen die inzwischen verboteneMünchener Mor- gcnpost", das Blatt der Unabhängigen Sozialdemokraten. Das Blatt hatte behauptet, die bekanntenEnthüllungen" Eisners kurz nach Ausbruch der Revolution 1918, die dann den Feinden als Beweismittel für die Behaup­tung der Schuld Deutschlands am Krieg dienten, seien begründet. Die Diplomatie der Vorrevolutionszeit habe einen doppelten Briefverkehr getrieben, einen zur Ver­öffentlichung bestimmten und einen geheimen hinterhäl­tigen. Dr. Dirr veröffentlicht nun verschcdene noch nicht bekannte Dokumente, die beweisen, daß alle diplomati­schen Schriftstücke beweisen, daß die deutsche Regierung mit allen Kräften gegen einen allgemeinen Krieg sich einsetzte und daß sie den österreichisch-serbischen Streit anf diese beiden Staaten zu beschränken bemüht gewesen sei. Eisner habe in seinen damaligen Veröffentlichungen gerade diejenigen Stellen, die die friedliebende Haltung der Reichsregierung dariuu, unterdrückt und dadurch ein ganz falsches Bild gegeben. Insbesondere treise dies zu auf den von Eisner verstümmelten Beucht des bäuerischen Gesandten v. Lerchens-eld in Berlin an die bayerische Re­gierung vom 18. Auli 1914. Dr,, Dirr sagt, als Be-