Deutschland eehdtt feö«e GrfllllungsdereSchaft aufrecht.
Berlin» 26. Jan. Anläßlich der Beratungen der Repa» rationskommission wird in Pariser Blättermeldungen behauptet. bei den französischen, belgischen und italienischen Delegierten bestünde die Auffassung, daß die deutsche Note vom 14. November 1922 durch die Note der Regierung Luno vom 13. Januar 1923 ihre Gültigkeit verloren hätte. Demgegenüber stellen die Blätter fest, daß Deutschland den Friedensvertrag nicht aufgehoben und seine Reparations- verpslichtungen nicht verneint hat. Nur für die Zeit der Verletzung des Vertrags durch Frankreich und Belgien mit Waffengewalt hat sich Deutschland geweigert, freiwillige Reparationsleistungen an diese Länder zu machen. In dem Augenblick, in dem Frankreich und Belgien von der zwangsweisen Eintreibung der Reparationsleistungen Abstand nehmen, wird Deutschland seine freiwilligen Leistungen wiener aufnehmen. Die Note der deutschen Regierung vom 14. November 1922 hat daher ihre Gültigkeit nicht vorl oren. Eine Eammelantnrort Poinearö's ^ auf dre deutschen Protestnoten.
Berlin, 26. Jan. Die französische Regierung hat auf vir deut che Protestnote wegen der Verhaftung der Beamten im Ruhrgebiet folgendes geantwortet: Herr Geschäft-träger! Auf Befehl Ihrer Regierung haben Sie durch Brief vom 24. Jan gegen dl« im Ruhrgebiet oorgenommene Verhaftung deutscher Beamten Einspruch erhoben, die sich weigerten. Befehle der französischen Militärbehörde auszuführen. Ich kann mich nur auf die Antworten beziehen, die am 22. und 24. Januar auf Ihre früheren Mitteilungen ergangen sind. Ich wiederhole, daß die diesbezüglichen Maßnahmen eine Folge der Verletzung des Vertrags von Versailles sind, die die deutsche Negierung begangen hat. insbesondere dadurch, daß sie ihren Beamten verbot, diesen Vertrag auszuführen. Ich füge hinzu, daß dieses Schreiben im voraus alle weiteren Mitteilungen beantwortet, die ich etwa in vieler Angelegenheit noch von der deutschen Botschaft erhalten würde. Genehmigen Sir usw sgezf Poincarö.
Anmerkung des WTB.: Der französische Ministerpräsident hat sich ja schon stets im diplomatischen Verkehr ungewöhnlicher Formen befleißigt. Der Umstand jedoch, daß er in dieser Note zukünftige deutsche Noten im Voraus beantwortet, stellt Immerhin Novum dar — Mit rechtlichen Begründungen kann Hera Poin-a-ö natürlich nicht antworten, aklo gebraust er den üblichen Ausweg: die Rüpelhaftigkeit und Gewalttätigkeit.
Die Abtrennung desNu^rqeb ets von Dent'Mand.
Berlin, 26. Jan. Wie der „Vorwärts" aus Düsseldorf meldet. soll die Abschnürung des besetzten Gebiets vom übrigen Deutschland zunächst durch starke militärische Maßnahmen auf- solgenden B-ahnhö-en erfolgen: Sinsen, Meltrop, Dünen, östlich von Dortmund. Hörde, Lothringshaulen und Hagen Vorhalle. Diese Sperrlinie bildet einen Halbkreis gegen das übrige Deutschland.
Der Döffrldir'er Bahnhof an s neu; besetzt.
Düsseldorf, 26. Jan. Der Düsseldorfer Bahnhof ist gestern Mittag neuerdings von französischen Truppen besetzt worden. Die Eisenbahner haben daraufhin die Arbeit nied^rgeleot, sodatz der Bahnhof für den Verkehr geschlossen ist. Durch die Sperrung der Bohnböse von Düsseldorf und Dahlhausen ist die belgische Zone fast ganz vom Verkehr abgeschnitten.
Die britischen Truppen bleiben am Rhein.
London. 27. Jan. Wie von zuverlässiger Seite verlautet, besteht aller Grund zu der Annahme, daß die britischen Truppen am Rhein bleiben werden.
Französische Schikane gegen das Haus Thyflen.
Berlin, 27 Jan. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" berichtet aus Duisburg, daß der über achtzigjährig« August Thyssen in seinem großen Anwesen an der Ruhr »viel französische Einguartierung erhalten hat, daß ihm für seinen eigenen Bedarf nur zwei Räume geblieben sind.
Schifferstreik ans dem Rh-n.
Mannheim, 24. Jan. Der Transport Arbeiterverband hat beschlossen, die Schiffahrt auf dem Rhein einzustellen. Infolgedessen sind auch hier in Mannheim die in der Nhein- schissahrt beschäftigten Personen in den St.eik getreten. Jeder Schiffsverkehr auf dem Rhein ruht. Der Streik ist aus die letzten Vorgänge auf dem Rhein zurückzusühren. Der Reichsverkehrsminister hat bekanntlich angeordnet. daß kein Reparationsgut mehr nach Frankreich beförd rt werden darf. Darauf verweigerte eine große Anzahl der Gesellschaften die Weiterfahrt. In Mainz haben nun die Franzosen zwei Boote der Mannheimer Lagerhausgeselllchaft beschlagnahmt. Während das eine Boot infolge Kesseldefekts nicht fahrbereit war und von der Mannschaft verlassen wurde, zwangen auf dem zweiten Boot die Franzoftn die Mannschaft mit vorgehaltenem Revolver, weiterzufahren. Als das Boot in Mannheim ankam war die Erregung unter den Schiffern sehr groß und diese trcnen daraus hin in den Ausstand. Auch das Personal auf den durch den Frie- densvertrag abgelieferten Schiffen hat nach der „Neuen badischen Landeszeitung" der Anordnung des Neichsver- kehrsnnnisters gemäß die Arbeit verweigert.
Berlin, 27. Jan. Nach einer Meldung des „Vorwärts" aus Duisburg ruht infolge des Beschlusses per Schiffsmannschaften des Rheins, den Dienst einzustellen, feit gestern die ganze Rheiwlblffahrt.
Duisburg, 26. Jan. Die Verhandlungen der Arbeiter, Angestellten und Beamten des Schleppamts und des Schleusenbetriebs des Rhein-Herne-Kanals mit den Besahungsbehörden sind crgebnis verlaufen Daraufhin wurde gestern mittag um 12 Uhr der ge amte Betrieb eingestellt. Durch die Arbeitseinstellung ist der gesamte Schiffsverkehr auf de» aordwestdeut- schea Wasserstraßen lahmgelegt.
Ei» Aufruf der Slaalsregieruug zur Nuhrsammutng.
Die württembergische Staatsregierung erläßt im Anschluß an den Aufruf der Reichsregierung zu Gunsten der Sammlung für das Ruhrgebiet folgenden Aufruf:
Die württembergische Staatsregierung schließt sich dem Aufruf, den der Reichspräsident und dte Reichsregierung gegen die französisch-belgische Gewaltpolitik und für die zähe Abwehr des Einfalls in das Ruhrgebiet erlassen haben. an und bittet dringend um nachdrückliche Unterstützung des angeregten Hilfswerkes für die Brüder und Schwestern im Ruhrgebiet. Möge das württembergische Volk mit seiner bisherigen vorbildlichen Opferwilligkeit das Seine zum siegreichen Durchhalten in dem uns aufgezwungenen Kampf beitragenl
Spenden wollen unter dem Namen „Schwäbische Ruhrhilfe an die Württembergische Notenbank tn Stuttgart (Postscheckkonto Nr. 4) eingesandt werden.
Die bisherigen Einzelsammelstellen werden gebeten, ihre verdienstvolle Sammeltätigkeit fortzusetz-n und deren Ergebnis ebenfalls an di« Württembergische Notenbank zu überweisen.
Die Gaben und ihre Spender werden im „Staatsanzei- ger" veröffentlicht werden.
Der Staatspräsident wird dos Gesamtergebnis ans Württemberg dem Vertrauensausschuß für das deutsche Volksopfer übermitteln.
Stuttgart, den 26. Jannar 19?8 Hieber. Bolz. Graf. Keil. Schall.
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Bevorstehende Einschränkung des Personen- zugsverkehrs.
Aus Berlin wird dem WTB. geschrieben: Der Personen- zngsverkehr d-r Reichsbahn soll in nächster Zeit um insgesamt 10 bis 20 Prozent eingeschränkt werden. Die Einschränkung erfolgt tclls sofort, teils von Mitte nächster Woche ab. Wenn auch die Dicustkohlenkager der Reichsbahn z. Z. noch günstig ist (Vorrat noch für ca. 40 Tage), so müssen doch bei der Ungewißheit der Weilerlicfcrnng der Kohlen in das nichtbesetzte Gebiet die Ersparnismoßnahmen sofort einietzen. Die Einschränkung erfolgt auf Grund von Plänen, die die Retchsbahndtreltionen nach den örtlichen Verhältnissen ausstellte».
Feste «nd zuversichtliche Stimmung der Bevölkerung des besetzten Gebiets.
Berlin, 27. Jan. In einer Unterredung mit dem Berichterstatter des „Berliner Tageblatts" gab der Regierungspräsident von Düsseldorf, Dr. Griitzner, eine Darstellung der augenblicklichen Lage im Ruhrgebiet und in dem altbesetzten Gebiet. Nach den bisher eingelaufenen Informationen sei die Stimmung der Bevölkerung überall ausgezeichnet. Beamte und Arbeiter seien fest entschlossen, den pa'stven Widerstand bis zum äußersten durchzusühren. Die Erbitterung der Eisenbahner über die Entsendung von französischen Eisenbahnern sei aufs höchste gestieg-n.
Enger Kontakt der Beaintenvrrbände mit der Ne»chsregierung.
Berlin, 27. Jan. Die Spitzenverbände der deutschen Beamten Halen zur dauernden Stellungnahme mit der Reichs- regicrung, sowie zur laufenden Bearbeitung von Fragen, die das Ruhrzebiet betreffen, e nen Aktionsausschuß eingesetzt. Auch bei den Maßnahmen zur Linderung der Notstände, die durch die Besetzung des Nuhrgebiets entstehen, ist die gesamte Beamtenschaft durch ihre Spitzeuorganisationen beteiligt.
Berlin, 27 Jan. Von zuständiger Seite wird mitgetellt: Das Reich und die Länder werden allen Reichs-, Staats- und Kommunalbeamten, sowie allen Geistlichen und Lehrpersonen in den aftbesctzten und neubesetzten Gebieten jeden Schaden ersetzen. den sie in Erfüllung ihrer öffentlichen Pflicht durch rechtswidrige Maßnahinen der Besatzungsmöchte erleiden.
Die Hilfsakt on der Landwirtschaft für das Nuhrgebiet.
Berlin, 25. Jan. Im ReichsnNnisterium für Ernährung und Landwirtschaft haben gestern unter dem Vorsitz des Reichsministers Dr. Luther im Neisein von Vertretern aus oem Ruhrgebiet Verhandlungen mit den Vertretern der deutschen Landwir.schast stott^efunden, um die in die Wege geleitete Aktien zur Unterstützung der durch die Besetzung des Nubrgebiets betroffenen Kreise zu organisieren. Die gestern getroffenen Vereinbarungen gehen dahin, daß die Norstö''ds der Landwirtschaftskammern in ihren Bezirken die Leitung der Sammlungen in der Hand behalten.
Amer dänische Sprnde für dir Rotte.denaen des Rnhrgeb:e1s.
Hamburg. 27. Jan. Das Zentral Relief Committee in Newyork das erst am 24. Januar eine Spende im Werre von 75 Millionen Mark für die Notleidenden des Ruhr- Gebiets durch Len Hamburger Landesverein vom Roten
er Verwandte, Freunde und Bekannte im Ausland Hai, sende ihnen deutsche Zeitungen, sorge jeder in seinem Teil dafür, daß äeutsche Blätter im Auslands Verbreitung finden, denn jec.es einzelne Blatt kann deutschem Interesse dienlich sein
Kreuz überweifen ließ, hat jetzt dem Oberbürgermeister IN Essen durch das Rote Kreuz weitere 600 Kisten mit Nahrungsmitteln im Werte von 150 Millionen Mark übe, weisen lassen.
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Die Wirkung der französischen Hatzpropaganda.
Paris, 25. Jan. In der hiesigen Sing-Spielhalle Olym- pia kam es gestern zu lärmenden Kundgebungen gegen auftretende deutsche Artisten.
Die englische Passivität dauert fort.
London, 26. Jan. Die Blätter beschäftigen sich eingehend mit dem französischen Plan der Lostrennung des Ruhrgedlets vom übrigen Deutschland. Es wird darauf hingewiesen, daß in Pari, endlich der Ernst der Aufgabe vergegenwärtigt, die es übernommen hat, und daß in Frankreich zugegeben wird, daß die bisher versuchten Methoden fehlgeschlagen haben. Bonar Law hat wiederholt eine Sitzung einberufen, um die gesamt« Ruyrsrage zu erörtern. Wie verlautet, wird die von mancher Seite geäußerte Ansicht, die britischen Truppen aus dem von ihnen besetzten deutschen Gebieten zurückzuziehen, zur Erörterung kommen. Ein hoher britischer Beamter erklärte, wie gemeldet wird, es würde von der öffentlichen Meinung abhängen. ob die englischen Truppen zurückgezogen werden oder nicht. „Pall Mall and Elobe" zufolge wurde von Bonar Law die heutige Kabinettssitzung einberufen, um die Bedrohung der britischen In- teressen durch die Aktion Poincarss, die weit über den ursprünglichen Plan hinausgegangen sei, zu erwägen. In gut unterrichteten Kreisen herrscht die tiefe lleberzeugung. daß die Bedrohung der britischen Interessen nicht viel länger mehr mit Gleichmut angesehen werden könne. Gewisse Mitglieder der britischen Regierung seien davon überzeugt, daß der Mißerfolg der Aktion Poincarös durch den weiteren Schritt seitens Frankreichs eine zunehmende Besorgnis vorursachte. Während der allerletzten Tage seien die Mitteilungen der französi'chen Regierung. wie gerüchtweise verlaute, weniger befriedigend gewesen, als unmittelbar nack> dem Abdruck, nach der Pariser Konferenz. Nach „Corning Standard" besteht Grund zu der Annahme, daß in der Frage der Zurückziehung der kritischen Truppen aus Köln die Ansichten der britischen Minister geteilt sind. Bonar Law selbst sei für die Zurückziehung und die Ansicht des Premierministers würde von den meisien Ministern geteilt, die im Unterhaus sitzen. Andererseits seien wie verlaute, dte Minister, die dem Oberhaus ang-chören, für das verbleiben der kritischen Truppen in Köln. Im Zusammenhang mit die'en Meldungen ist die Mitteilung der „Pall Mall and Gloke" von Interesse, daß Lord Derky sich heute vom Kriegsamt nach der Downing-Street begeben habe und dort eine lange Unterredung mit Bonar Law hatte.
Louha«, 26. Ja». Generalpvstmeift'r saa»e (n
einer Rede in Cambridge, seiner Ansicht n»^ tm^e d'e Regierung bei ihrer Rastung in der Ruhrftage d>e ir>ft»'-v,M„>m des Volkes hinter sich. Eurona werde nicht .«her au« dem .Lkaas. zustgnd erlöst werden, bevor die Lage im Rvhrgebiet geklärt sei.
Protest d»r spanischen Sozialisten gegen die Besetzung des Nnhr-zeb e s.
Paris, 25. Jan. Nach einer vom „Temps" veröffentlichten Meldung aus Madrid hat die spanische sozialistische Partei bei dem Präsidenten der französischen Republik Einspruch gegen die Besetzung des Ruhrgebiets erhoben. Sie beruft sich auf die ernsten Gefahren die das Unternehme» mit sich bringe, und die Möglichkeit, daß es zum Kriegsausbruch führe, sowie darauf, daß es gegen die geltenden Verträge verstoße. Die spanischen Sozialisten empfehlen, die Reparationsfrage dem Völkerbund als Schiedsrichter zwischen Frankreich und Deutschland zu unterbreiten.
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Zur auswärtigen Lage.
Einheitliche Ausrüstung für die Armeen der kleinen Entente.
Prag. 27. Jan. Die „Venkow" berichtet, daß in Prag die Absicht bestehe, für die Armen der Tschechoslowakei, Jugoslaviens und Rumäniens eine einheitlict-e Ausrüstung einzuführen, wodurch die Sicherheit der gegenwärtigen Ordnung in Mitteleuropa erhöht werden soll. — Das bedeutet natürlich eine mehr oder weniger verschleierte Mobilisierung.
Die Verhandlungen in Lausanne auf dem totem Gleis.
Lausanne, 26. Jan. Jsmed Pascha erklärte gestern Abend, daß er, falls Lurzon, wie angekündigt, die Konferenz verlasse, ebenfalls so,ort mit der türkischen Delegation abreisen werde. Er werde sich nach Angora begeben und in Lausanne wie die Alliierten nur einen Vertreter zurücklassen.
Japan und das Washingtoner Abkommen.
London, 25. Jan. Reuter meldet aus Tokio: Der Ministerpräsident teilte im Parlament mit, die Regierung tue ihr Aeußerstes, um Sachalin so bald wie möglich zu räumen. Er sagte weiter, die Nichtratijizierung des Washingtoner Abkommens von Frankreich und Italien sei bedauerlich. Es werde aber, wenn diese Mächte auf ihrer Haltung be« harrten, für Großbritannien» Amerika und Japan nicht möglich sein, eine Vereinbarung zu erreichen. Japan werde nicht gSgen den Geist des Washingtoner Marineabriistungs« Vertrags handeln. Allerdings werde es vielleicht genötigt sein» die Autzerdienststellung von Kriegsschiffen aufzuschis» ben, ebenso die Maßnahmen zur Verlangsamung des Flckr» tenbaues. — Wenn die Japaner mit ihrer Flottenav- rüstung etwas langsam machen, wird das in ihrem Huln resse sei» ... . ^