Aus Stadl und Land.

Ealw, den 27. Januar 1923.

Vom Rathaus.

Unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Göhner fand un Donnerstag eine Eemeinderatssitzung statt, m der als wichtigster Gegenstand die Brennholzver- jorgung der Einwohnerschaft zur Behandlung kam. Der Vorsitzende gab hiebei eine allgemeine Ueber- stcht über die Versorgungsaussichten und machte sodann ein­gehende und äußerst sorgfältig überlegte Vorschläge zur Verteilung der zur Verfügung stehenden Mengen von Holz, Wellen Etockholz und Koks. Er führte dabei aus. dre Brennholzversorgung müsse die Stadtverwaltung mit wech­selnder Sorg« erfüllen, sie werde immer schwieriger, da die Preise jeden Tag steigen und der Winter eingetreten sei. Die öffentliche Bewirtschaftung des Waldes sei nicht in der Lage, die Anforderungen zu erfüllen und da an Kohlen voraussichtlich ebenfalls ein Mangel eintreten werde, so könne die Lage kritisch werden. Man dürfe aber nicht über­sehen, daß an den Wald unmögliche Forderungen nicht er­hoben werden können, sonst sei der Waldbestand gefährdet und das Interesse unserer Nachkommen verletzt. Zur Ver­fügung stünden voraussichtlich 1030 Rm. aus städtischen Waldungen. 20 Rm. aus hiesigen Privatwaldungen und 1100 Rm. aus fremden Waldbcständen, zusammen also 2150 Rm. Aus den städtischen Waldungen lajse sich die an­gegebene Menge nur schwer aufbringen, es sei dies nur möglich, wenn eine außerordentliche Durchforstung vorge­nommen werde. Nach Abrechnung des Bedarfs der städti­schen Verwaltung bleiben aus den städtischen Waldungen noch 950 Rm. übrig, hiezu kommen 10 000 Wellen (im Wert von etwa 200 Rm). etwa 100 Nm. -Etockholz, 1100 Rm. aus fremden Waldungen und von dem übrig gebliebenen Holz tm letzten Jahr 300 Rm., zusammen also 2050 Rm. Diese sollen folgendermaßen verteilt werden: für Kanzleien 30 Rm.. für Holzbäcker etwa 220 Rm., für Metzger je 2 Rm. Hartholz 30 Rm.. für die Handelsschulen je 5 Rm., für das Krankenhaus 9 Rm., für die Jugendherberge 1 Rm., für die Kohlenb^ck-r je ein Fläcb^nlos und für die Gärtner je ein Los Stockholz. Für die allgemeine Bevölkerung mit etwa 1500 Familien bleiben noch 235« Rm. übrig. Die Vorschläge des Vorsitzenden gehen nun dahin, jeder Haus­haltung entweder 2 Rm. Brennholz, oder 1 Rm. Holz und 60 Wellen oder 1 Rm. Holz und 5 Ztr. Koks (zum Holz­preis) zuzuweisen. Die Allerbedürftigsten sollen das alte Holz zum alten Preise, eine gewisse Zahl von Familien aus schwächeren Kreisen zum halben Preis und die übrigen Haushaltungen zu dem von der Forstdirektion festgesetzten Preise erhalten. Das Stockholz soll zu 150 der Rm. ab­gegeben werden; 5 Ztr. Koks werden als 1 Rm. Holz be­rechnet. Der Verlust der Stadt dürfte sich auf 1K bis L Millionen Mark belaufen. Als Haushaltungen gelten ganze Familien oder einzelne Familien, die eigenen Haus­halt führen. Die Auswahl für Allerbediirftigste und Min­derbemittelte ist Sache der Minderbemitteltenkommission. Die Holzbäcker sollen durchschnittlich 20 Rm. Holz erhalten. Das Holz wird der Bäckerinnung überwiesen, die die Ver­teilung unter ihre Mitglieder selbst vörzunehmen hat. Es soll hiebei auf die Holzvorräte und auf den Mehlverbrauch Rücksicht genommen werden. Die Vsrsorgungsberechtioten sollen die Wahl unter den Brennmitteln haben. Wer Stockholz bekommt, hat keinen Anspruch auf anderes Holz. Spätere Zuweisungen sind nicht möglich. Der Vorsitzende bemühte sich auch sonst um Herbeifchaffung von Brenn­stoffen. Ein zweiter Wagen Braunkohle konnte abgegeben werden; dagegen war es nicht möglich, von auswärts Holz zu bekommen. Ein Angebot aus der Eifel wird wohl kaum zur Ausführung kommen können; es würde sich der Rm. mindestens auf 30 000 -4t stellen. Vielleicht ist der Aus­tausch von Holz gegen Kohle und zwar 1 Festmeter Holz gegen 1 Tonne Kohlen möglich, vorausgesetzt, daß die Fran­zosen die Ausfuhr von Kohlen zulassen. In der Debatte werden einige besondere Wünsche laut, im allgemeinen wird gegen den Verteilunosplan, abgesehen von der Zu­teilung an die Gewerbetreibenden und gegen die Preise nichts eingewendet. Die Vorschläge des Vorsihe"den wer­den h'-rouf einstimmig angenommen. Der Sied­lungsverein hat im letzten Jahr 17 Wohnungs-in-

An mstte Mezieher!

Wir bitten diejenigen unserer Leser, die das Blatt durch die Post beziehen, dasselbe jetzt schon bei ihren Postämtern und Poststellen auf 1. Februar zu bestellen, damit die Zustellung des Blattes keine Unterbrechung erleidet.

Verlas desCalnm TasSlail".

heilen, der Staat 10 Wohnungseinheiten geschaffen. An Beihilfedarlehen gibt der Staat dem Siedlungsverein für 17 Wohnungseinheiten 2 720 0i/0 Mark, an Malermeister Bayer für 2 Wohnungseinheiten 320 000 für ein Staatsgebäude mit 2 Wohnungseinheiten der Panorama- stratze 320 000 und für 8 Wohnungseinheiten und Staatsgebäude an der Altburgerstraße 1280 000 -1t, zu­sammen für 29 Wohnungseinheiten 4 640 020 -K. Die Stadt leistet für 27 Wohnungseinheiten und zwar für den Siedlungsverein mit 15 Wohneinheiten 1200 000 -1l, an Malermeister Bayer für 2 Wohnungseinheiten 160 000 -4t, an den Staat mit 10 Wohnungseinheiten 800 000 -4k, ins­gesamt 2160000 -4l. (Schluß des Berichts folgt.)

Bortrag über Johann Valent.n Andres.

Man schreibt uns: Am Sonntag Nachm. 5 Uhr spricht im Rahmen des Volksbundes im Vereinshaus Pfarrer Schimpf von Altheng stell über Johann Valentin Andrea und seine Zeit. Andreä, unter dem Druck einer schweren Zeit wie der jetzigen, hat praktische Anregungen zur Belebung der Kirche gegeben, über die der Redner aus Grund eingehender Studien Auf­schluß zu geben vermag. Für Calw hat der Vortrag auch lokalgeschichtliches Interesse, da Andreä 19 Jahre als Superintendent (Dekan) hier gewirkt hat. Es sei nach­drücklich auf den Vortrag hingewiesen.

Kndsansfetzung.

4- Gestern mittag wurde in der Nähe des Bahnhofs gegen den Krappen zu am Nagoldufer ein neugeborenes toies Kind aufgefunden, das in Zeitungspapier eingewickelt war. Es hat den Anschein, als wollte man das Kind in die Nagold werfen. Ob das Kind bet der Geburt gelebt, und ob es einen gewalt­samen Tod erlitten hat, wird die gerii^lsörztliche Untersuchung ergeben. Die Kindsmutter konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.

Vorläufiges Ergebnis derHeimatnot"-Sa>nmtung

In der Sitzung des Landesausschusses der württembg. Mittelstandsnothilfe, die am Dienstag unter dem Vorsitz von Staatsrat Kern stattfand, konnte das vorläufige Er­gebnis der SammlungHrimatnot" in Württemberg mit­geteilt werden. Bei der Zentralleitung und bei den Be­zirkswohltätigkeitsvereinen gingen bis 20. Januar 1923 an Geld insgesamt 76178937 -4t ein. Darunter sind auch die seit 1. November 1922 für die Württ. Mittelstands-Nothilfe von der Textilindustrie und dem Großhandel überwiesenen Beiträge inbegriffen. Neben den Geldern wurden auch Lebensmittel ersammelt und für die Württ. Mittelstands- Nothilfe Stoffe abgegeben. Wenn man deren ungefähren Wert in Rechnung zieht, kann das vorläufige Gesamtergeb­nis auf rund 100 Millionen Mark angeschlagen werden. Dieses Ergebnis darf bei Berücksichtigung dessen, daß die Sammlung noch nirgends abgeschlossen und in eini­gen Bezirken erst im Anfanasstadium sich befindet, als ein erfreuliches bezeichnet werden.

Bekämpfung der Vergnügung»« und Genußsucht.

Eine Verfügung des Ministeriums des Innern ordnet an­gesichts der durch den Einbruch der Franzosen und Belgier in das Ruhrgebiet geschaffenen besonders ernsten Lage und im Hin­blick auf die große Not weiter Kreise der Bevölkerung Maß­regeln zur Einschränkung der Vergnügung»- und Genußsucht an. Danach ist die den Ortspolizeibehörden gegebene Ermächtigung für Verlängerung der Polizeistunde aufgehoben. Diese Bestim­

mung trifft nicht Berussversammlungen. di« lediglich znr Ab­wicklung geschäftlicher Angelegenheiten dienen, die, wie z. N. die Angestellten im Eastwirtsgcwerbr, sich bei Tage bezw. in­nerhalb der Polizeistunde nicht versammeln können. Weiter ist ein Nerbot aller Faslnachtslnstbarkcitsn sowie der Tanz- unterhaliungeu und zwar sowohl der öffentlichen, als derjenigen der geschlossenen Gesellschaften ergangen. Tanzkurse fallen nicht, unter das Verbot Gegen Trunken:, it soll mit aller Sckrärf« vorgegangen werden. Es ist wohl kein Zweifel, daß diese An­ordnungen der Zustimmung der ganzen Kevöi'erung sicher sein dürren, wie ja auch erfreulicherweise eine Reihe van Ver­einigungen von sich aus von lauten Veranstaltungen Abstand genommen hat.

Teuerungszulageu für Militörreritenempsstuger.

Die Teuerungszulage für Militärrentenempfänger ist vom 1. Januar 1923 ab von 30 auf 440 Prz. erhöht worden, so daß nunmehr das Vierfache der Milüürrenten zuständig ist. die bis zum 30. September ausdczahlt wurden. Das Sterbegeld, die Pfkcqezulage und d!« Unterhaltungskosten für den Führerbund Kriegsblinder wurden derartig erhöht, daß das 24fa<be der ursprünglich im Reichsversorgungsgeseh vorgesehenen Satze gewährt wird.

*

(SCB. Stuttgart, 26. Jan. Aus einem Aussisuerge- schäst in der Eartenstratze wurden nachts Baumwoll- und Hemdenflanell, Halbwollstosse für Kleider, Unrerröcke, Schürzen, Satin für Bett- und Möbelbezüge, mehrere Val- len Damast und Schirting, weißes Pelz-Eroise. verschiedene Blusenstoffe, 144 Stück weicize Herrenkragen u. a. im Wert von mehreren Millionen Mark gestohlen. Für Wiederbsi- bringung der Gegenstände ist eine Belohnung von 100 020 Mark ausgesetzt.

(SCB.) Stuttgart, 26. Jan. Zwischen Stuttgart und Hamburg ist eine unmittelbare Fernsprechverbindungs- Leitung in Betrieb genommen worden.

(STB.) Stuttgart, 26. Jan. In der letzten Gemeinde­ratssitzung wurde die Verwilllgung weiterer Mit'el für die Durchführung des Wohnunosbauprogromms 1922 berotm. Die vom Eemeinderat im Oktober v. Js. bewilligten wei­teren Mittel in Höhe von 729 Millionen Mark reichen bei den ungeheuer gestiegenen Baukosten entfernt nicht aus. Wenn das Programm durckgesührt werden soll, wird ein Nachtra"skredit von 147 Millionen Mark erforderlich. Der Gsmeinderat bewilligte diesen Nachtragskredit, lehnte es iedoch ab, für 1923 ein Wohnungsbauprogramm aufzu­stellen.

(SCB.) Waldsee. 26. Jan. Für einen im Eisenbahnzug von Roßberg nach Waldsee verloren gegangenen braunen Muff ist ein Finderlohn von 1 Zentner Wetzen oder 10 Pfund Butter ausgeschrieben.

(STB.) Von der badischen Grenze, 25. Jan. Ein Land­wirt in Leustetten erhielt von einer Kuh ein Kalb, das zwei völlig ausgewachsene Köpfe hatte. Das junge Tier mutzte alsbald geschlachtet werden.

Geld-» Volks- und Landwirtschaft.

Der Kurs der Reichsmark.

* Der Dollar stand gestern auf 23 308 Mark, der Schwei­zer Franken auf 4335 Mark.

Märkte.

(STB.) Nürtingen. 26. Jan. (S chw e i n e m a rk t.) Dem Markt waren zugeführt: 10 Läufer- und 53 Milch­schweine. Für erstere wurden 107 000 bis 140 000 -4t. für letztere 55 00065 000 -4l pro Stück bezahlt.

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Jeder Versicherte mutz sich eine neue Bersichermigs« Karte misst ellen kaffen.

Wir fordern dabcr dir der Angestelllenversicherung ü, hegenden Personen auf, sich in der Zeit vom Montag bis Mittwoch, den 2». 31. Januar 1923. vormittags zwilchen 8 und 10 Uhr bei der untereichnelrn Ansgnbe- slellr Slad'schultheißeuamt. Zimmer 14 zwecks Ausstell,In­der neuen Bersicherungskarle einzusiiide». Die b.sherm'e Versicherungskarte ist »litzubringe». Wer eine solche noch nicht besitz,, muß sich ausiociseii.

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Calw, de,, 23. Januar 1923.

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