ersetzt, zwei für die Hospitalkirche und eine kleine für die Rosenbergkirche. Eine Glocke kommt durchschnittlich auf 30000 Mk. zu stehen.
Stuttgart, 25. April. (Die Theatergemein- d e.) Für die Theatergemeinde des Landestheaters haben sich 10000 Mitglieder eingezeichnet, so daß 270 volle Häuser und die Hälfte aller Abendvorstellungen eines Spieljahrs belegt sind. Es bleiben jedoch für jede Vorstellung noch 130 bzw. 70 Plätze zu Tagespreisen für jedermann verfügbar.
Waiblingen, 25. April. (Der Aussichtsturm in Bno ch.) Die Gemeinde Buoch hat den in Turistenkrei- sen wohlbekannten Anssichtsturm bei Buoch zum Verkauf auf den Abbruch ausgeschrieben. Damit würde die Gegend einen wesentlichen Anziehungspunkt verlieren, denn von dem Turm aus, der weit herum die höchste Lage hat (5l3 Meter), genießt man bekanntlich eine herrliche Fernsicht, besonders auf die östliche Alb. Vielleicht nimmt sich der Albverein des armen Turms an. Tausende von Naturfreunden, die sich hier an dem Rundblick entzückt haben, würden es ihm Dank wissen.
Eltingen, OA. Leonberg, 25. April. (Wahl.) Bei der gestrigen Schultheißenwahl erhielt Schultheiß Beeg- Neckarrems 934, Schultheiß Bur kh ard t-Maichingen 211 Stimmen.
llrach, 25. April. (Stadtvorstandswahl.) Bei der gestrigen Stadtvorstandswahl wurde der Vorstand des Wohlfahrtsamts in Feuerbach, Gerstenmaier, mit 1014 Stimmen zum Stadtschultheißen gewählt. Er wurde vorwiegend von der Sozialdemokratie unterstützt. Von den Gegenkandidaten erhielten Hayer-Beutelsbach 930, Stadtschultheiß Widmann-Owen 400 und Enßlin-Stutt- gart 113 Stimmen.
Ulm, 25. April. (Schwei nemarkt.) Dem Schweinemarkt waren 238 Milchschweine und 5 Läufer zugeführt. Der Handel gestaltete sich lebhaft, die Preise blieben auf der seitherigen Höhe: eS kosteten Milchschweine 4VÜ bi- 450 Mk., Läufer 600-800 Mk.
pend, da der geforderte Preis von 6 Mk. für das Pfund den Privatkäusern zu hoch ist.
Weinhrim, 25. April. Als der Fabrikarbeiter Karl Rehm und seine Frau nachts aus dem Zirkus heimk'hrten, fanden sie ihr 3 Monate a tes Kind tot in der Wiege. Anscheinend wax übersehen worden, den Gashahn zu schließen.
. Rotenfels (Murgtal), 25. April. Diebe brachen durch ein unvergittertes Fenster in das Rathausgebände ein und raubten die Gemeiudekasse.
Bonndorf, 25. April. In der Angelecfeuheit der Brunnaderuer Mordtat sind jetzt auch der Mechaniker Dürer in den Louzawerken und der einjährige Otto Mutschler in Waldshut verhaftet worden. Den Räubern sind 17 OM Mk. Bargeld in die Hände gefallen.
Hausttch, 25. April. Durch die neue Kra'twagcnlinie Elzach—Haslach—Hansach sind das Elztal und das Kinzigtal in eine unmittelbare Fa-wtoeck' tzung gebracht worden.
Ueberlingen, 25. April. Die in der politischen Gemeinde Andelshofen zummweugcichloss.men drei Orte Andelshofen, Hagemveiler und Schändlich wollen sich mit der G m.inde Ueberüngen vereinigen.
Freiburg, 25. April. Ter Badische Winzeroerband nahm in seiner Hauptversammlung in Kirchhofen eine Entschließung an, in der Schutz verlangt wird gegen die Einfuhr französischer Weine unter der Flagge der zollfreien elsaßckothnugischeii Weine und gegen die den Weinbau besonders belastende badische Steuergesetzgebung. wie sie im Entwurf zum Ertragssteuergesetz zum Ausdruck kommt.
Konstanz, 25. April. Am 1. Mai werden die deutschen Paßstellen im Kreuzlingen und in Schaff- Hansen ausgelöst. Tie Regelung deS kleinen Grenzverkehrs wird den Bezirksämtern übertragen.
Wntmatzttchss Wetter,
Der Hochdruck über Frankreich wird der von Nordwesten hereinkommenden Störungen nicht Herr. Am Mittwoch und Donnerstag ist vielfach bedeckte?, mäßig kühles Wetter zu erwarten.
Am Sonntag faßten die Ligavereine unter dem Vorsitz Landauer-München e-ne Erklärung, daß die Vereine sich verpflichteten, falls es mit dem Verband zum Bruch komme, den Ver- bandew e'en vollständig gleichkommende Meisterschaftsspiele für sämtliche Mannschaften bis zum Herbst 192t zum Austrag zu bringen und gegenseitig Privatspiele zu gleichen Bedingungen auszutragen.
Karlsruhe, 25. April. DaS Schwurgericht verurteilte den Fräser Gustav Z i m in erm ann aus Botnang bei Stuttgart wegen schwere!! Diebstahls und schwerer Körperverletzung zu einer Gefäugnisstrase von 4 Jahren und 5 Jahren Ehrverlust. Zimmermauu hatte am. 13. Tez. in Psvrzheim bei dem Juwelier mchchlau einen Einbruch verübt und als dieser dazu kam, den Juwelier schwer mißhandelt, ihm einen Teil der Nase abgebissen und ein Auge ausgestvchen. Der Juwelier hatte bei der Rauferei dem Zimmermann einen Finger abgebissen. Zimmermann war zu dem Einbruch durch den Galvaniseur Richard Jaiser auS Botnang und dessen Geliebte, die Kontoristin Klara Kopp auS Stuttgart, die zur Einlösung eines Wechsels 6000 Mark brauchte, veranlaßt worden. Die 22jährige Schneiderin Jovata Moll aus Pforzheim, eine Freundin der Kopp, hatte dem Kleeblatt den Fingerzeig gegeben, wo und wie das Gold zu holen sei. Die Geschichte ist ziemlich dunkel geblieben.
Pforzheim, 25. April. Der Stadt wurde von mehreren Spendern die Summe von 75 000 Mark für das Kinderh im Wimpfen überwiesen.'
Durch Verhandlung vor dem Gewerbeanfsichtsamt wurde der Schneiderstreik beendet. Der Lohn wurde in der ersten Klasse aus 5.25 Mark für die Stunde festgesetzt.
Heidelberg, 25. April. Wie aus Würzburg gemeldet wird, wurde« von der Genramerie ans der Station Giebelstadt 45 000 Eier beschlagnahmt, die nach Baden verschoben werden sollten.
Bei Wieblingen wurde die Leiche eines sechs Wochen alten Knaben, die etwa 4 Wochen lang im Wasser gelegen hat, gelandet.
Mannheim, 25. April. Der Stadtrat hat gegen die Anordnungen des Unterrichtsministeriums, wonach die ungeteilte Unterrichtszeit an der Lottchchute vorläufig aufgehoben wird, Einspruch erhoben.
Schwetzingen, 25. April. Der Spargelmarkt weist in den letzten Tagen eine erhöhte Zufuhr auf. Das Ang'bot betrug über 2 Ztr., der Absatz ist aber jsMep?
Spiel und Sport.
Die Tagung des süddeutschen Fußballverbands in Mm.
Zum zweiten Mal Kinnen Jahresfrist tagte am 23. April der süddeutsche Fußballverband in Mm, um zu dem Vorschlag des Berbanosvo-'stands Stellung zu nehmen. Die Tagesordnung umfaßte folgende Punkte: I. Verwaltungstechnische Wiedervereinigung des besetzten Gebiets mit dem Stammverband; 2. Neueinteilung des Spiclsystems: 3. Neuorganisation der Verwaltungsbehörden.
Der I. Vorsitzende Dr. Popper eröffnete die Tagung. Zunächst wurde die verwaltungstechnische Wiedervereiniaung des Rheinkreises behandelt. Der Vorstand beantragte Aufhebung der Selbstverwaltung, was mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Spielausschußvorsitzender Key! berichtete über den Vorschlag des Verbandsvorstands zur Neueinteilung des Spielsystems. Landauer-München vertrat die Wünsche der „Liga". Auf dem letzten Verbandstaq sei es nur unter großen Schwierigkeiten gelungen, eine Einigung herbeizuführcn. Die abgelaufene Spielzeit habe gezeigt, daß bei richtiger Einteilung die Ligaspiele programmäßig zu Ende geführt werden können. Die Ligavereine werden den Vorschlag des Verbandsvorstands unter allen Umständen aAehnen und für Beibehaltung des jetzigen Systems stimmen. Mtißle-Karlsrnhe verlangte namens der X-, 6- und L- Klasse, endlich auch diesen Vereinen den Aufstieg in die Liga bzw. in höhere Klassen zu ermöglichen. Nach längerer Aussprache wurde der Vorschlag des Vorstands mit 1848 gegen 1767 Stimme» abgelehnt. 369 Stimmen des besetzten Gebiets enthielten sich. Vertreten sind 385 Vereine mit 3865 Stimmen.
Schol'enberarr-Karlsruhe bringt alsdann einen Dringlichkeitsantrag zum Epielsystem ein. daß innerhalb der vom Vsrbands- vorständ fcstgeiegten Grenzen je 2 Bezirke mit je 7 Ligaver- einen gebildet werden. Lichtenberger-Pforzheim verlas eine von sämtlichen Ligavertrctern Unterzeichnete Erklärung, daß die Ligavereine das neue Spiel'ystem unter keinen Umständen unterstützen werden. Sollte die Neueinteüunq eine Stimmenmehrheit erhallen, so lehnen die Ligavereine eine fernere Beteiligung an den Meisterschaftsspielen ad. Der Antrag Schollenberger würde angenommen.
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In seinem Schlußwort bedauerte der Vorsitzende das Ergeb- nis der Tagung und gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich die getrübte Stimmung bald wieder zum Guten aufiösen inöge.
Der Kampf um die süddeutsch« Meisterschaft.
Die Spiele der Rockgruppe haben mit nachstehenden Begegnungen ihren Abschluß gefunden: Nürnberg: I.F.E. Nürnberg — Sportv. Waldhos-Mannheim 2:0: Offeiwach: Ofsenbacher Kik- kers — Eintracht Frankfurt 3:2. Gleichzeitig fand in Stuttgart zwischen dem Sieger der Südgruppe, I.F.E. Pforzheim und dem Rhrinkrcisneger Phönix Ludwirshafen das Zwlschenrunden- spicl um die süddeutsche Fußballmeisterschaft, welches die Pfälzer mit 1:0 für sich entscheiden konnten, statt.
Im Endspiel um die süddeutsche Meisterschaft stehen sich am kommenden Sonntag der I.F.E. Nürnberg und Phönix Ludwigshasen in Pforzheim gegenüber.
Die Norddeutsche Fußballmeisterschaft gewann in Hannover der Hamburger Sportverein gegen Fußballklub Hannover S6 mit 8:0.
In den Schlußspielen um die westdeutsche Meisterschaft schlägt der Kölner Bailspielklub den Ballspielverein Kassel mit 4:1 und der Duisburger Sportverein den Fußballklub Preußen Münster mit 2:0.
Um den Ausstieg in dis Liga.
Normannia Gmünd blieb bei dem gestrigen Zusammentreffen mit dem Fußbailverein Schwaben in'Stuttgart mit 2:1 Sieger und sicherte sich dadurch die Spitze im Kreis Württemberg.
Altmeisterschaftsspiel.
Die Altmeisterrunde hat mit der Begegnung des Karlsruher Fußbalivereins mit den Stuttgarter Turn- und Sportfreunden in Karlsruhe, wobei Sportfreunde das Spiel mit 2:1 für sich entscheiden konnten, ihren weiteren Fortgang genominen.
Um den süddeutschen Fußballpokal.
Die fünfte und sechste Pokalrunde brachte folgende Ergebnisse: Im Entscheidungsspiel im Bezirk 1 Gau Mi-telbaden schlug der V. f. R. Pforzheim überraschender Weise Phönix-Karlsruhe mit 2:1. Phönix Mannheim — F.-Vg. Neckarau 2:1; Wormatia Worms —F.V. Biebrich 2:0; Pfalz Ludwigshafen —V. f. B. Kaiserslautern 2:0; F.V. Saarbrücken—Borussia Neunkirchen 0:5; Union Niederrad — Viktoria Mühlheim 3:2.
Privatspiele.
Stuttgarter Kickers (Reserve)—1. F.E. Pforzheim (Reserve) 0:0; Sp.B. Feuerbach—F.L. Pirmasens 4:1, und gegen F.C. Mühlburg 2:2; F.V. Zuffenhausen—Germania Brötzingen 2:1; Ulmer F.V.94—T.V. Nürnberg 2:1; B.f.R. Heilbronn — F. C. Pirmasens 3:1; 1. Würzburger F. V. — V. f. B. Stuttgart 4:5: F.Sp.V. Mainz — Stuttgarter Sp.C. 3:3; Arminia Worms —Stuttgarter Sp.C.
Stäblespiel.
Im Deutschen Stadion fand vor 40 090 Zuschauer der Städte- kampf Berlin—Basel statt, der mit 3:3 einen unentschiedenen Ausgang nahm.
Länderwettkampf.
In Wien trafen sich am Sonntag die Mannschaften des Ocsterrcichischen und Ungarischen Fußdallvcrbauds zum Länderspiel. Oesterreich blieb mit 4:1 gegen Ungarn siegreich.
Vermischtes.
Rückgang der Münchener Gastwirtschaften. Die Gastwirtschas- s ten, Hotels usw. haben sich im Jahr 1920 in München von - 157 auf 147 vermindert. Die Anzahl der Schankwirtschaften ! mit Bierabgabc ist von 1829 auf 1747 gefallen. Auch die Zahl der Betriebe für Branntwein- und Likörgenuß ist von 498 auf 460 zurückgegangen, die Zahl der Wcinwirtschaften von 114 auf 110. Zugenomiiien hat dagegen der Ausschank von alkoholfreien Getränken; die Zahl dieser Betriebe ist von 320 auf 334 gestiegen.
Verhaftung. Der ZZiährigc Kaufmann Philipp Koch aus Karlsruhe, der durch gefälschte Ausweise drei Pauken in Karlsruhe und Baden-Baden um Itzt Millionen Mark betrogen hatte, ist in Berlin verhaftet worden. Er hatte sich durch verschwenderische Geldausgaben auffällig gemacht.
Räuberei in Oberschlesien. Samstag nachts drangen maskierte Räuber in das Myslowitzer Postamt ein, in dem eine Geld- Kiste zur Absendung nach Kattowitz fcrtiggestellt war. Mit vorgchaltenew. Revolver erzwangen die Räuber die Herausgabe der Kiste, die 66 300 Mk. enthielt. Die Kriminalpolizei hat einen der Verbrecher verhaftet.
Großfeuer. In dem Verpflegungslagerhaus von Schwechat bei Wien brach Feuer aus. das säst die gesamten großen Vorräte an Mehl, Leder, Schuhwaren und Zcitungspapier vernichtete. Der Sckaden bet agt über 40 Millionen Kronen. Der Vrand ist noch nicht unterdrückt.
Nene Schiffahtts'lnle. Der Brasilianische Lloyd wird zwischen Brasilien, Portugal, Nordfrankrcich, Belgien und Deutschland eine neue Schiffahrtslinie für Reise- und Frachtverkehr einrichten.
Die Sommerzeit wurde am 24. Avril in den Vereinigten Staaten eingesührt.
Viola.
Roman auS dem Leben von Georg v. Pleiten. 14) (Nachdruck verboten.)
Mit Schrecken dachte sie daran, daß der Graf sie mit dem Schlitten abholen nnd heim bringen werde. Sie fürchtete, daß er die Gelegenheit benützen werde, nm sie auzuhallen, und wie peinlich mußte es sein, ihm eine Absage zu geben, in dem Augenblicke, da sie von seiner Zuvorkommenheit Gebrauch machte l Andererseits freute sie sich unendlich, ohne es jedoch merken zu lassen, auf eine erneute Zusammenkunft mit dem Herrn von Fintenstein, dem sie die Einladung verdankte. Es war ja so amüsant, so köstlich in seiner Gesellschaft! Und wie er ihr den Hof zu machen verstand, ihr vor allen Mäochen ihres Bekanntenkreises! Sie erregte ja schon dadurch den Neid aller Freundinnen. Sollte sie diesen ihre« glühenden, schmucken Verehrer dem alten Grafen opfern? Unmöglich. Und sollte sie sich durch dessen Bemühungen um sie den heutigen Tag verderben lassen? Nein, das wollte sie nicht. Sie wollte heute lustig sein über die Maßen, dem Grafen herzlich danken für das Geschenk und gleich das Bedauern aussprechen, daß sie durch nichts ihm wiedervcrgelten könne. Vielleicht merkt er die Andeutung und laßt von seinem aussichtslosen Beginnen.
So dachte sie, und eben fuhr mit klingendem Schellengetön der prachtvolle gelbe, mit Pelzdecken beladene von zwei feurigen Rappen gezogene Schlitten des Herrn von Zietzwitz vor, oen sein Diener lenkte. Schvn hörte man rasche Schritte die Treppe emporsteigen.
Papa, Mama und Mathilde waren alle drei schon zur Partie gerüstet und mit der Toilette zu Ende. Mathilde sah in ihrem Sammetfackett mit dem braunen Pelzkragen und dem koketten Pelzbarett entzückend aus,
und als sie bald dara.cs 'M Schotten zum Kasino, dem Sarmnelpirnlio Ve«' Dt.minner an der Partie, durch die Straf:«.-» der Stadt fuhren, da rief gar mancher', der sie erblickte aus: ..We ü herrliches Mädchen!" Der Gras aber dach in mehr t-ena je tu seinem Herzen: „O, würde sie mein rchen!" s
Vor dem Kasino standen beieits über zwanzig Schlitten, einer -aerlicher und schöner geschmückt als der andere, mit ibren Jccw'.ie',', Herren, älteren und jüngeren Damen, aus der Eträne bereit. Noch ein Schlitten wurde nur mehr erwärmt; aus der Ferne kündete immer j näher kommendes Schellengeläute sein baldiges Nahen, j Da bog er um die Ecke, von zwei prächtigen Schimmeln gezogen. Nun stand er dicht hinter dem Schlitten des Grasen mit der Walligschen Familie. Hoch richtete sich au* — Herr von Finkenstein, um die Schlittcn- reihe zu übersehen, die vor ihm stand, und sofort bemerkte er zu seiner Freude vor sich Mathilde; er salutierte mit dein süßesten Lächeln, das sich jedoch etwas unschön grimmig verzog, als er deck Grafen ! ihr zur Linken gewahrte, der heute vornehmer und s auch jugendlicher aussah als je; denn der frische kalte ! Wind des sonnenklaren Wintertages hatte auch seine ! Wangen lebhaft gerötet und auf sein Haar hatte er ! heute ganz besondere Sorgfalt verwendet. Nun setzte s sich der fröhliche Zug in Bewegung, und bald sausten . dis Schlitten unter klingendem Schall der Glöckchen ' und dem munteren Geplauder der Herren und Damen s durch die Straßen der Stadt und dann über die s Landstraße dahin. -
Wie sehr hatte sich der Graf auf diese Fahrt gefreut, ^ und wie selig fühlte er sich in der Nähe des gelieb- s ten Mädchens! Allein auf der Fahrt, den Eltern gegen- i über fand er nicht Worte, um seinen Gefühlen Ausdruck s zu verleihen.
„Wir sind Ihnen zu großem Danke verpflichtet, Herr Graf", bemerkte Dr. Wattig gleich beim Entsteigen, und
der ältliche Herr erwiderte: „Im Gegenteil, ich kann nicht genug danken, daß Sie mir die Ehr-: erweisen, mit der gnädigen Frau and dem liebenswürdigen Fräulein .Mathilde" er sagte das mir so schmelzender Wärme — „meinen Schlitten zu benützen'-
„Und ich" - bauchte Mathilde schüchtern, aber froh, gleich anfangs sich dieser Pflicht entledigen zu können — „habe I» ch ganz besonders für den Weihnachtsgruß aus der ..S'rtta stb ja" zu danken. Sie waren zu gütig, Herr Grus."
„Ja, wir waren ganz beschämt, weil wir nicht wissen, - wie wir uns Ihnen erkenntlich zeigen können", fügte die Mama bei, und der Vater nickte beifällig.
„Es ist mir Freude genug, gnädiges Fräulein, gnädige Frau, wenn ich mit der kleinen Gabe etwas zur Freude des Weihnachtsabends bcigetragen. Von Erkenntlichkeit kann nichc die Rede sein."
Damit war das Thema abaeschnitten: der Graf hatte nicht den Mul. zu sagen, was ihm am Herzen lag, daß das beste Mittel, sich erkenntlich zu zeigen, wäre, wenn das holde Mädchen sich entschlösse, nicht nur diese Schiittemahrl durch die glänzende Schneesläche, sorr- dern die Fahrt durchs Leben an seiner Seite zu machen. Doch, noch harrte er auf eine günstigere Gelegenheit, um das Geständnis seiner Liebe und die Werbung anzn- bringcn. Das mar sein Unglück! Auf der ganzen Fahrt Plauderte Mathilde fast unausgesetzt mit ihm, sie zog ihn wie absichtlich ins Gespräch über dieses und feiies, über Wissenschaft und Kunst, Musik und Theater, Pferde und Wagen, Toilette und Luxus, nur uni kein anderes Thema anschlagen zu lassen. Je mehr und lebendiger sie sprach, um so schöner und liebwerter erschien sie ihm, und die Zeit verstrich so rasch, daß als sie am Ziele waren, er glaubte, die Fahrt hätte erü eine halbe Stunde gedauert, vbschon man nahezu anderthalb Stunden gefahren war.
(Fortsetzung Mgt.)