Labe in Frankreich zahlreiche Befürchtungen'erweckt uni» kaffe in manchen Kreisen den Wunsch nach Verhandlungen entstehen, die die unbefriedigenden Ereignisse im Ruhrgebiet zu Ende bringen würden, bevor sie zu unwiderherstell- barem Schaden führten. In einem weiteren Telegramm schreibt der Berichterstatter der „Times", daß Poincare bei der nächsten Advokaturwahl der Batonnier zu werden «wünsche. Dies würde wahrscheinlich notwendig machen, daß er gegen Ende Februar das Amt des Premierministers
'^London. 24 . Jan. Der politische Berichterstatter der Daily News" schreibt zu der Verhaftung Lanzenauers, die zwischensälle, die in den allerletzten Tagen .n der brul- schen Besatzungszone stattgefunden hätten, batten die ernste Besorgnis vermehrt, mit der die französische Politik >m Ruhrgebiet in britischen und politischen Kreisen angesehen werde Obgleich an sich gering, drohten die Zwischenfalle die britische Politik früher oder später in einer derartigen Matze in Schwierigkeiten zu bringen, datz sich in akuter Folge die Frage ergebe, ob die britischen Truppen weiterhin am Rhein verbleiben könnten. Die Haltung der britischen Regierung gegenüber dem französischen und belgischen Verfahren im Ruhr^ebiet sei die einer wohlwollen- oen NeutralitSt (!) — Höher gehts nimmer!
Auch Statten „bemüht sich um eine Lö'unq«.
London. 24. Jan. Nach einer Reutermeldung bemüht sich Ita- Neu um eine Lösung der Reparationsfrage, da die französi'ch- deutsche Krise außer der durch die autzerordenili.be Lage im Ruhrgebiet unvermeidlichen wirt'-baMichen Katastrophe noch andere gefährlichen Folgen haben könne.
Die Internationale beschlietzt weiter.
Amsterdam, 24. Jan. Bei der Tagung von Vertretern der internationalen Transvorta^Leiterverbände wurde eine energische Provaganda wegen der Besetzung des Nuhr- gebiets beschlossen.
Keine Beschlagnahme von Lebensmitteln?
Esten, 24. Jan. Die französische Besatzungsbehörde hat gestern gelegentlich einer mündlichen Verhandlung auf Grund von Vorstellungen seitens de» Regierungspräsidenten von Düffeldorf die in den letzien Tagen erfolgt waren, mitgeteilt. datz seitens des Oberbefehlshabers der Rheinarme« Befehle folgenden Inhalts ergangen sind: 1. Es ist allen Truppenteilen ausdrücklich verboten, irgendwelche Feltwaren für den Truppenverbrauch zu be- Magnahmen oder aufzukaufen. 2. Das gleiche Verbot ist hin- sitbtltch von Frischfleisch und Gefrierfleisch in Metzgereien und Scklachthöfen ergangen. Außerdem wurde erklärt, daß die Ve- satzungsbehörde sich jeglichen Einariffs in die Zufuhr von Lebensmitteln im Ruhrgebiet auf allen Verkehrswegen «nt' a't-n wird. Das soll auch dann gelten, wenn ein Transport für di« Entente, also der Reparationskohlentransport, verweigert wer- den lollte.
(Anmerkung des MTB. Es hat otso erst der Darsiell„"g bedurft, um die französisch« Okkupationsarmee zu diesen aus der elementaren Rücksicht auf die Bevölkerung gebotenen Maßnahmen z uveranlassen. Wie notwendig diese Vorstellungen waren, haben besonders die umfangreichen Beschlagnahmen tn Recklinghausen bewiesen.)
Kein Gew'nr» Frankreichs aus der Kohlenbefchlagnayme.
Berlin, 25. Jan. Nach einer Mitteilung des s .ichs- k .Jenkommiffars wurden seit dem 15. Januar nach Frankreich und Belgien zusammen höchstens 7009 Tonnen Kohlen über die Reichsgrenze gebracht. Die entoegenstehrnden Meldungen sind falsch. Wieviel Kohlen im Ruhrzebiet aus der Eisenbahn und auf dem Rhein in Cchleppzügen beschlagnahmt worden sind, läht sich noch nicht übersehen. Die so beschlagnahmten Mengen liegen aber in Deutschland fest. Nutzer den obengenannten 7M0 Tonnen kam nichts über die Grenze. Die Leerwagenanforderungen im Ruhr- gebiet sind unvermindert. Daraus ist zu schlichen, datz die Kohlenabfuhr in das unbesetzt« Gebiet normal blieb.
Wettere Ausweisungen.
Trier» 24. Jan. Auf Anordnung der Jnteralltlerten Rhein- landskommission ist die Absetzung und Ausweisung aus dem besetzten Gebiet von folgenden Oberbeamten beschlossen worden: Regierungspräsident Dr. Saasen, Oberregierungsrat Eichhorn, Oberregierungsrat Pfuhlslein, OSrrregierungsrat Reff, Oberforstmeister Jansen, Firnnzdirektor Bertrab, Zollrat Nebelung, Hauptzollamtsdirektor N'.echeldorf, Oberbürgermeister von Vach- Hausen, Landrrt Pohl. Die Ausweisungen sind auf den 24. Jan. erfolgt. Den Familien ist eine Frist von vier Tagen gewährt worden. Begründet wird die Maßnahme damit, daß sich die Beamten gewsiger! haben, Anordnungen der Rheinlandskommission Folgen zu leisten, r nd weil sie einen Lesamtprotest gegen die Anordnungen unterzeichnet haben. >.
Die üblichen französischen Lügeumslduugeu.
Berlin, 24. Jan. Von französischer Seite wird die Nachricht verbreitet, datz in Deutschland wichtige Truppenbewegungen vorgenommen werden. Hierzu wird von zuständiger Seite erklärt, datz alle deutschen Truppen in ihren Garnisonen sind und datz keinerlei Truppenzusammenziehungen irgend welcher Art stattgesunden habsn.
Berlin, 25. Ja». Bei vielen Stellen im Reiche liefen Meldungen junger Leute ein, die angesichts der Vergewaltigung deutslhen Gebiets ihren Dienst dem Vaterlünde anbieten und um Ausnahme t'n die Truppe bitte». Wie uns regierungsseitig mitgeteilt wird, jii-den autzerpian- matzige Einstellungen in die Reichswehr nrcht statt. Bei aller Anerkennung der Motive kann daher jungen Leuten nur geraten werden, ruhig in ihren Betrieben zu bleiben. D.e Lüge von dem „Arbeiters»«»;".
Essen, 2-.. Jan. Wie ans Essen gemeldet wird, sind gestern au, einige» Staprszea-en »och einmal jranzostju^r Ingenieure er.chrene», die sich bemichlen, mit oen Arbeitern .n FuhtUNg zu kommen. Dies zeigt» datz Frantreich trotz oes e.uheirüa,en Widerstandes au, den es m allen Ärbet- re.kreisen des Ruhrgebiets gestoßen ist. den Gedanken, die Ar^etterschast mittels Versprechungen zu lodern, noch nicht ausgegeben hat. In diesem Zusammenhang ist ein Ber- gle.ch des ,rumzösisa-rn Verhaltens im Ruhrgebiet mit den unetyoden, die Frankreich seinerzeit im Saargetust an- wandte, äußerst lehrreich. Auch damals versprachen das os- siz.elle und ino,fiz.e..e Frankreich den Saaroerg-euten goldene Berge. Man wolle, so hieß es damals, in» Saargebiet sogar einen Arbeiterstaat erriasten. Wie das französische Versprechen im Caargebiet aber realisiert wurde, zeigt die gegenwärtige Lage der dortige» Arbeiterschaft, für die es einen Arbeiterschutz, ein Arbeiterrecht und soziale Fürsorge unter dein Regime der famosen (ließ Poincar-schen) Regierungskommission nicht gibt. Auch im Ruhrgebiet wird die französische Propaganda höchst wahrscheinlich die Arbeiterschaft mit den Seifenblasenoersprechen der Errichtung eines „freien Arbeiterstaates" ködern wollen. Schon während des Weltkrieges erschien in Frankreich eine Karte des nach einem französischen Siege zerstückelte» Deutschlands, aus der das Nuhrgeibet als „Etat des Ouvriers« eingezeichnet war. Man wird im Ruhrgebiet gut tun, sich sowohl hieran, als auch an das Beispiel im Saarzebiet zu erinnern. Die Lüge von dem „Arbeiterstaat" ist nichts anderes als eilte der vielen Mittelchen, der in solchen Dingen nie verlegenen französischen Propaganda, ein-s der vielen Mittel zu dem erhofften Endzweck: der vollständigen Vernichtung und Zerstückelung Deutschlands!
1V
er verwandle, §rsuncle nnd Bekannte im Ausland hassende ihnen deutsche Zeitungen, sorge jeder in seinem üeil dafür, daß deutsche Blätter im Auslande Verbreitung finden, denn jedes einzelne Blatt kann deutschem Interesse dienlich sein.
^ Der Weihnachtsfurrd.
Von Hermann Kurz.
Da-um ist mir's vor.kommen, als hör' ich aus sauren Reden ttnen Doppelsinn heraus. Sicher bin ich meiner Sache nicht gewesen, aber ich Hab' zu mir gesagt: „Wenn sts's ist, so soll sie sch:n. datz sie mir nicht umsonst vertraut". Es hat mich dann die Zeit her manches von der Spur ab- und manches hingeleitet, am meisten die Mutterliebe, denn die verbirgt sich eben nicht, aber Ihr seid freilich meinen eigenen Kindern auch so viel wie eine Mutter gewesen —"
„Da möcht man ja 'naus, wo kein Loch ist!" schrie der Schuster und wo! te über seine Frau losfahren, aber Justine unterbrach ihn. indem sie näher trat.
„Meister", sagte sie. denn sie wagte ihm für jetzt keinen anderen Namen zu geben, „Meister, soll ich mich ausweisen? Heut' vor sieben Jahren, in der Frühe zwischen drei und vier, hinter dem Mauerpfeilrr da drüben, man sieht ihn von hier aus, da bin ich gestanden, und Ihr hättet mein Herz laut hören klopfen in der Nacht, wenn Ihr nicht auf Eurer Hausstaffel so zornig gewesen wäret. Soll ich Euch sagen, wie Eure Worte gelautet haben?"
»Ich glaub's nicht!" rief der Schuster. „Das ist gar kein Beweis, denn was damals geredet worden ist, das habt Ihr alles von uns selbst erfahren".
„Nicht alles!" erwiderte Justine. „Weder Ihr noch Eure Frau habt mir alles erzählt. Soll ich's sagen, damit Ihr mir glaubet?« ' '
'"k d°, Sch-l», -«!,»,
»Z-Letzt «m ich scheut" — - -
Justine suchte ihn nachzuahmsn, indem sie ihre Stimme verstellte: „Du Erdenwurm! du Teuselsbalgl soll ich dir den Kopf an di« Wand hinschmettern?" — Cie fügte noch eine Reihe ähnlicher Schlagwörter hinzu, die durch ihre Eigentümlichkeit allzu deutlich bewiesen, datz sie nicht von ihr erfunden sein konnten.
Der Schuster trat etwas entsetzt zurück. „Beim Teufel!" sagte er kleinlaut, „das ist wahr, das Hab' ich gesagt, und das hat Euch mein Dorle nicht erzählt".
„Nein", fuhr Justine fort, „aber ,ch kann Euch sagen, wie sie Euch darauf gedient hat. „O Christoph, hat sie gesagt, schwätz' doch kein solch' Zeug! du weißt ja selber, datz es dein Ernst nicht ist." — Ich Hab' sie das zwar in diesen sieben Jahren oft zu Euch sagen hören", setzte Justine hinzu, „und darum wär's keine Kunst, es hier anzubringen; aber wahr ist's doch".
„Gesagt hat sie's, ich streit's nicht ab", versetzte der Schuster, der sich von seiner Bestürzung immer noch nicht erholen konnte.
„Eure Frau", erzählte Justine weiter, „hat dann noch gesagt: „Wo neune satt werden, kann auch da» zehnte mit- effen". Darauf habt Ihr noch einig« Reden mit ihr gewechselt, und auf einmal habt Ihr sie angefahren: Kreuz- donnerwstter, was stehst denn dahin? Mach' datz du 'nauf kommst, du Rabrnweib! das arme Tierle mutz ja da unten versrieren! — Mit beiden Händen Hab' ich mein Herz zusammengedrückt, damit Ihr sein Schlagen nicht höret. Aber Euer Ohr ist anderswo gewesen, denn man hat laute, schnelle Tritte in der Ferne gehört, wie wenn jemand sich die Gaffe hinunter und nach Hanse machte. ist da»
Pose« anlerstühi^ie franzSfische Süvafionsarniet mit ehemals deutschen Staatsangehörigen.
Berlin, 25. Jan. Nach einer aus Warschau stammenden Nachricht hat das polnische Kriegsministermin angeordnet, datz solche gediente Mannschaften des polnischen und des früher deutschen Heeres sich sofort durch ihre Vorgesetzte Dienstbehörde der französischen Regierung zur Verfügung stellen muffen, die dem Post-, Eisenbahn-, Banken sowie berg- und hüttenmännischen Dienst angehören. Die Manir- schaften sollen in kleinen Truppen über Sosowica, Warschau und Danzig verladen werden, von wo die Verschiffung nach dem Ruhrgebiet erfolgt. Verlangt wird volle Kenntnis der deutschen Sprache. Aeuherst hohe Entlohnung wird zugesichert.
Zur auswärtigen Lage-
Gin holländisches Dementi.
Amsterdam, 24. Jan. Das Niederländische Kar- ende-,Büro dementiert di« Gerüchte über eine bevorstehende Mobilmachung in den Niederlanden.
Die Entente farrkt.ouiert den kitauischen Einbruch ins Meaiellans.
Kowno, 26. Jan. (Lit. Tel. Agentur.) Die Botschaster- koNjLr-uz hat dis litaui'che Regierung um Intervent!,.» ersucht, um den Memeler Waffenstillstandsvertrag zu schützen. Die Botschafterkonferenz hat zugleich erklärt, daß die Ententemächte die neue Lage anerkennen und respektieren werden. Die litauische Negierung hat durch ihren Vertreter in Memel die erforderlichen Maßnahmen treffen lassen. In Heydekrug hat eine Zusammenkunft der Be- zirksvorsteher stattgettnrdrn, worin die Tätigkeit der neuen Regierung anerkannt wird. Ferner ist beschlossen worden, sich den litauischen Grundsätzen einer örtlichen Autonomie anzuschließen.
Die V'ut^err'chaft in Irland.
London, 23. Jan. In Dunlalk (Irland) wurden drei Männer rvezen unbefugten Besitzes von Waffen hingerichtet. Die Gesamtzahl der Hinrichtungen beträgt nunmehr 33.
London. 23. Jan. Aus Cork wird gemeldet: Reqie- rungstruppen haben in dem Hause, in dem Michael Tol- lins den Tod gefunden hat, eine Anzahl Aufständischer festgenommen. Dabei wurden Dokumente über die Tätigkeit der Rebellen in dieser Gegend beschlagnahmt.
Vermischtes.
Fortschritte des Ehriftentums in Indien.
ep. Nach der neuesten Volkszählung (März 1921) beträgt die gesamte Bevölkerung Ostindiens 319 Millionen« Davon sind rund 217 Millionen Hindus, 69 Millionen Mohammedaner. 12 Millionen Buddhisten. 19 Millionen Ani- mistrn, 4,75 Millionen Christen. Die Bevölkerung ist seit 1911 »m 1.2 Prozent gewachsen, das Christentum um 22,6 Prozent, obwohl die dazwischen liegenden Kriepsjahre die christliche Mission teilweise lahmlegten. Auf 10 609 Menschen kamen vor 30 Jahren 63, jetzt 104 Christen.
Deutschland.
Trorkensetzuug der Gntentekommisflonen in München.
Berlin, 25. Jan. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzttzer" aus München haben die von dem Boykott Münchener Hotels betroffenen französischen und belgischen Mitglieder der Ententekommission einen Protest an Eene- j ral Rollet gerichtet und eine Abschrift davon der bayerk- ! sihe» Regierung zugehen lassen.
Efnsturzunglüch bri Masse in Berlin.
Berlin, 25. Jan. Die Zahl der durch den Deckeneinsturz im Verlagshaus Mosse getöteten und ihren Verletzungen erlegenen Personen betrug nach den bis gestern Abend sieben Uhr vorliegenden Meldungen dreizehn. Unter den Getöteten befindet sich auch eine Anzahl Mädchen.
Spitzbubenvolk!" habt Ihr gesagt, „soll ich ihnen nach?" — Daraus hat Eure Frau gesagt: „Laß sie, Christoph, du sangst sie doch nicht mehr". — Die Tritte haben mich nichts angegangen, aber ich bin froh an ihnen gewesen, weil sie Eure Aufmerksamkeit von mir abgelenkt haben; denn in meiner Eile und meiner Verzweiflung Hab' ich alles so ungeschickt angegriffen, daß ich nur durch ein Wunder der Entdeckung entgangen bin. Und nun verzeihet mir wenigstens das, Meister, daß ich Eure Reden hier wiedererzählt habe; ich Habs nur gezwungen zu meiner Beglaubigung getan, und Ihr braucht Euch nichts daraus zu machen, denck diese sieben Jahre haben hinreichend bewiesen, daß Euer Herz anders redet, als Euer Mund. Aber in einem Punkt habt Ihr mir unrecht getan, und darin muß ich mich rechtfertigen. Ihr habt gemeint, ich habe mich nicht lang an den Häusern ausgehalte» und habe das Eurige unbesehen ausgewählt. So ist's aber nicht. Ich bin von einem Haus zum anderen gekommen, und Euer Haus ist das letzte gewesen. Schier eine Stunde Hab' ich gebraucht, bis ich mit meiner Wahl im reinen gewesen bin, und darum Hab' ich auch zuletzt so eilen müssen. Jetzt tut mir, was Ihr wollt, denn es geschieht mir nur nach Verdienst; aber wenn Ihr mich auch totschlaget, so könnet Ihr mir die Freude nicht nehmen, datz ich vor das rechte Haus gekommen bin".
In dem Gesichte des Schusters tat es einen Ruck um den andern. „Vas' Justine", begann er mit ungewöhnlich gedämpfter Stimme, die erst nach und nach lauter wurde.
(Fortsetzung folgt.)