(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
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R«mmer 61
Karnruf 179.
^Uädsä. vienstsg. äen 51. Märr 1921
Fernruf 178.
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Tagesspiegel.
Ain Sonntag fanden in vielen Städten des Reichs Kundgebungen gegen die Vergewaltigung Deutschlands durch die Entente statt. Ein umgehender Zug nationaler Verbände in Berlin trug Tafeln mit der Inschrift: Hinaus mit den Friedensbrechern, hinaus mit den Ententekommisfionen. In München demonstrierte die Bevölkerung vor der Fetdherrnhalie gegen die Vergewaltigung.
Der Simplizissimus ist im besetzten Gebiet auf 3 Monate „wegen Verletzung der Würde der Besatzungsarmee" verboten worden.
In Berlin wurde ein Dynamitanschlag auf die SiegeS- 'säule vereitelt.
DLe Aufwendungen für die Besatzung.
Die Landtagswahlen in Mecklenburg ergaben eine an- sehliche Mehrheit für die bürgerlichen Parteien.
In der französischen Presse verlangt man km Anschluß an die Reichstagsrede Dr. Simons von Deutschland „Requisitionen" und besondere Steuern zur Aufbringung der Entschädigung. Die englischen Blätter heben die große Reichstagsmehrheit für die Ablelmnng der Pariser Forderuuam hervor.
Wie im Vorjahr, so sind auch im Rechnungsjahr 1921 wiederum gewaltige Geldmittel bereitgestcllt, um den Frie- densvertraa zur Ausführung zu bringen. Der zu diesem Zwecke ausgestellte außerordentliche Haushalt liegt jetzt vor und spricht die deutlichste Sprache gegenüber den böswilligen Behauptungen unserer Gegner, Deutschland mache keine genügenden Änstrengungeu/seinen Verpflichtungen aus dem Friedensvertrage nachzukommen.
In Kapitel 1 sind insgesamt 292 737 500 Mk. für das Reichsministerium des Innern eingestellt zwecks Abwicklung der aus der Ab tretung Elf a ß--Lo thr inst e n s und anderer Gebiet steile sowie aus der Flüchtlings- und Gefangenenfürsorge erwachsenden Geschäfte. In dieser Summe sind u. a. enthalten 67 000 000 Mk. für Besoldungen, Ruhegehälter und Hinterbliebenen- beznge der planmäßig angestellten Beamten der früheren elsaß-lothringischen Landesverwaltung, 20000000 Mk. für die Kosten des Abtransports der Mobilien der verdrängten Elsaß-Lothringer und 1500 000 Mk. für die Bezahlung der vom Deutschen Reich zu begleichenden laufenden Verwaltungsschulden des Landesfiskus von Elsaß-Lothringen. Das Reichsweh rminister ium erscheint in dem außerordentlichen Haushalt mit einer Gesamtsumme von 113 912299 Mk., wovon der weitaus überwiegende Teil, nämlich 107 249 584 Mk., auf die von Deutschland nach Art. 182, 193 des Friedensvertrages vorzuuehmenden M i n e n r ä u in a r b ei t en entfällt.
Das interessanteste und wichtigste Kapitel des außerordentlichen .Haushalts ist Kapitel 3, der Etat des R eichs- schatz in i n i st eriu m s. Er e'hält die Positionen namentlich für die v.'ibändlewche Rheinlandkommission, für dieUnterhalt u n g der Besetz» ngstruppe n, für die Unterbringung der Ueberwachuugsausschüsse und für die Auslieferung und Unbrauchbarmachung von Kriegsmaterial. Tie Rheinlandkommission erscheint im diesjährigen Etat mit 108 673 288 Mk. (!). Im Haushalt für 1920 waren die persönlichen Kosten für die Rheinlandskommission und die Beauftragten noch nicht bekannt; sie sind erst in den letzten Monaten für die rückliegende Zeit angefordert worden und betragen für Belgien 8 000 000, für Frankreich 42 000 000, für England 33 000 000 Mk. Hinzu treten 10 000 MO Mk. an sächlichen Kosten für die Rheinlandkommission und 15 Mill. 673 280 Mk. für die Beauftragten. Hinsichtlich des Unterha lts der Besetzungs truppen in den Rheinlanden und für Vergütungen von Leistungen in Durchführung des Reichsgefetzes vom 2. März 1919 und 27. Mär; 1920 werden im Reichshaushalt 7 266 374 OOO
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Mk. auSgeworsen. Der Jahresbedarf für 1921 ist nach den Erfahrungen des Vorjahrs wie folgt geichätzt worden: Markvorschüsse 6 000 000 000 Mk., Nequisitions- kosten 1 000 000 000 Mk., Be. psl guugskosten 266 Mill. 874 000 Mk. An Markv »rsch rissen find im Ok
tober 1919 bis Ende September 1920 rund 1,50 Milliarden Mk. angcfordert und bezahlt worden; diese Summe ist jedoch nur ein Bruchteil der tatsächlichen Unterhaltskosten der Besatzungsmächte, die die genannte Ausgabe um ein Vielfaches überschreitet. Die Höhe des Markbcdarfs ist nicht genau bekannt. Nach den Mitteilungen in den Parlamenten der Besatzungsmächte muß mit einem Markbedarf von 6 Milliarden Mark gerechnet werden. Die bis jetzt festgestellten Requisitionsforderungen belaufen sich auf rund 1,3 Milliarden Mk. Der Betrag wird sich noch beträchtlich erhöhen. 757 Mill. 197 500 Mk. stehen für Grundstückserwerbungen, Neubauten und Umbauten zwecks Unterbringung der Bes etzungstruppen zur Verfügung, davon allein 403000 000 Mk. für Osfizierswohnbauten nebst Ausstattung. Cs ist dabei zu berücksichtigen, daß der Gesamtbedarf an Offizierswohnungen durch die bisherigen Bewilligungen erst zu etwa einem Drittel gedeckt ist. Die Unterbringung der Ueberwachuugsausschüsse für Landheer, Seemacht und Luftfahrt, fowre die Unterbringung der Sonderkommsisionrn des Wiedergutmachungsausschuf- ses und der sonstigen inteml.iierten Missionen in Deutschland wird 53 278 000 Mk. erfordern, und davon allein 19 3400 000 Mk. für die Unterbringung von 763 Offizieren. Endlich sind aus diesem Kapitel noch besonders erwähnenswert die Kosten für die Entfestigunzs arbeiten am Oberrhein, in Rastatt, Köln, Koblenz, Mainz, Ger mersheim, Kiel, Wesel und Helgoland, die insgesamt auf 250000000 Mk. veranichlagt sind, sowie die Kosten für die Auslieferung und Unbrauchbarmachung des Kriegsmaterials und der Rückgabe von Beutegerät, die mit 2/5000000 Mk. in An,atz gebracht werden.
Für die Internationalisierung der deutschen Ströme sieht der außerordentliche Haushalt 2 000 000 Mark vor. Es handelt sich hier um Kosten, die Deutschland aus der Teilnahme an den im Friedensvertrag vorgesehenen internationalen Kommissionen für E!be, Oder, Donau und Rhein erwachsen. 3 000 000 000 Mk. erfordert im laufenden Rechnungsjahr die Lieferung von lebenden Tieren an die Entente, 300000 000 Mk. die Ablieferung von Docks, Baggern und Hafenmaterial auf Grund des Abkommens für Scapa Flow. AuS dem Ka, itel der „Restitutionen" (Ersatzleistungen) verdient besondere Hervorhebung die Einstellung von 35 000000 Mk. für die Rückgabe von Werten, insbesondere die Herstellung der Bibliothek in Löwen. Die Kosten der Telegraphen- und Fernsprechern: ichtuugen für die in Deutschland befindlichen Enteiüekommi,sinnen sind für 1921 mit 434 000 Mk. in Ansatz gebracht. Insgesamt ergibt sich als Gesamtsumme der Ausgaben des außerordentlichen Haushalts der Betrag von 26050354919 Mk. für die Ausführung des Fr i e d e n s v er t r'a g s.
sondern kn schönen und guten Pfund Sterling verschaffen könne. DaS gestatte wenigstens, sich zum Teil und ohne die Zustimmung Deutschlands bezahlt zu machen.
Lloyd George hat nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, Deutschlands Unglück habe seinen Grund in seinem Mangel an Staatsmännern. Was aber die Zeirfur anbetrifft, die er Dr. Simons erteilt, so erinnert man sich, nach dm Tagen von Spa, keinen Tadel, sondern ein Lob für Simons aus dem Mund Lloyd Georges gehört zu haben. Und Dr. Simons würde im Urteil Lloyd Georges heute wohl einer der größten Staatsmänner sein, wenn er sich in London den Wünschen der Entente unterworfen hätte. Das ist Lloyd Georges Maßstab, an dem er die „Größe" eines Staatsmanns mißt. Wir Deutschen aber messen in diesem Fall gerade vom anderen Ende an: je geringer man bei der Entente einen Vertreter Deutschlands eßischätzt, weil er unmöglichen Forderungen ein Nein entgegensetzt, um so höher bewerten wir so einen Mann. Der Wille, den Dr. Simons in London vertreten hat, sehr gescheit und ehrenhaft, war und ist der Wille des deutschen Volks. Die Schuld aber, daß die politische und wirtschaftliche Entwicklung Europas seit dem Kriegsende von einer Sackgasse in die andere gerät, daß die ganze Welt uwer einer „Friedenspolitik" leiden muß, deren schlimme Wirkung auch jetzt nach der Londoner Konferenz nicht nur bei uns allein, sondern auch im neutralen Ausland und im Verbandslager selbst erkannt wird, diese Schuld ist die der „Staatsmänner großen Stils." Dr. Simons wird also das abfällige ^ Urteil Lloyd Georges in Ruhe ertragen können.
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Neue Krise im Reich.
Der neue Gesetzentwurf der Reichsregierung betr. da- Ver bot der Selbstschutzorganisal'.
ltionen stößt
m Bayern auf leidenschaftlichen Widerstand. Der Reichs rat, der am Samstag den 12. März, die Vorlage beriet, hat ihr mit den Stimmen aller Einzeb- staaten gegen diejenigen Bayerns zugestimmt. Der baiis- rische Gesandte v. Preger erklärte namens der baye>- rischen Reaiening. der Gesetzentwurf stehe nicht im Einklang mit der Tatsache, daß der Verband den Friedens- Vertrag gebrochen hat. Das Gesetz sei außenpolitisch unnötig, innerpolitisch sehr bedenklich, weil er die eben hergestellte Einheitsfront zerstören könne. Die bayerische Regierung erhebe nachdrücklich Widerspruch. Neichs- minister des Innern Koch führte an, der Gesetzentwurf wolle nur unsere Gesetzgebung mit den Bestimmungen deS Friedensvertrags in Einklang bringen, dessen Artikel 17? und 178 Selbstschutzorganisativnen verbiete. Man lief» sonst Gefahr, dem Verband erwünschte Gelegenheit zu neuen Erpressungsmaßnahmen zu geben.
Der „Mangel an Staatsmännern".
Herr Lloyd George hat dem Berichterstatter deS „Petit Parisien" eine Unterredung gewährt. Er sagte, es sei sehr bedauerlich, daß es zum Bruch mit den Deutschen gekommen sei. Wenn man zum Zwang greifen müsse,'wisse man niemals, wie weit man geführt werde. Die Deutschen hätten den Bruch unvermeidlich gemacht Ihre Ungeschicklichkeit sei so groß wie ihre Verblendung. Das Schlimme sei, daß die Deutschen noch keinen Mann gefunden hätten. Dr. Simons sei gescheit und ehrenhaft, aber nicht großen Stils. Weder während des Kriegs noch während des WasfeuMstauds habe Deutschland einen Führer gehabt, der fähig gewesen wäre, die Nation mit sich fortzureißen und zu führen. Es habe nur Techniker oder Hüttenbesitzer wie Hugo Stiunes. Diese Ar- mut a> Staatsmännern sei betrüblich Es wäre für den Verband besser, man hätte es mit einem Land zu tun, das von starken Köpfen geführt, werde. Es sei zu befürchten, daß die Deutschen, die schon soviel Fehler be- gangett hätten, nunmehr auch noch den begehen würden, sich zu widersetzen. Es gebe nichts Schlimmeres als ein Pferd, das stürze und den Weg versperre. Er Hab« nicht nötig, zu erklären, daß dieser Widerstand den Verband nicht aufregen werde. Er persönlich habe in Voraussicht dieses verlängerten Widerstands die Abgab« von den deutschen Verkäufen in den Verbandsländern vorgcschlagen. Diele Maßnahme'habe den Vorteil, daß man sich sofort GKd für die Entschädigung nicht in Mark,
Die Bayerische Volkspartei (Zentrum) hat gegen den Gesetzentwurf scharf Stellung genommen und es wurde beschlossen, nach der Rückkehr des Führers Dr. Heim aus Berlin den Antrag zu stellen, daß di? Partei aus der Koalition der Reichsregic- rung austritt, wodurch die Regierung?- lition, die jetzt schon in der Minderheit ist. r gerungSunfäh g würde, um so mehr als auch die de mvk ratischr Partei in Bayern gegen das Gesetz Front macht. Die bürgerlichen Parteien sind ohne Ausnahme dageg u. Ti? „Bayerische Staatszeituug" «klärt, die bayerische Regierung könne sich bei ihrem Vorgehen gegen das Gesetz durchaus auf alle Regierungsparteien (das lind in Bayern sämtliche bürgerlichen Parteien) stützen. .Die „Münch- Augsb. Abendztg." sagt in einer Sonderausgabe, Bayern werde dem Gesetz ein ebenso festes Niemals entgegensetzen, wie es dem Pariser Diktat eines entgegengesetzt hat. Die „Münch. N. Nachr." melden, der Vorsitzende der demokratischen Landtagsfraktion Dirr sei nach Berlin abgereist, um der demokratischen Reichstagsfraktion einmal ganz klaren Wein über die wahre Stimmung in Bayern eiuzuschenken. Die demokratische Fraktion hat die Protestnote der bayerischen Regierung unterschrieben. Die sozialistischen Blätter greifen dagegen die Regierung heftig au.
57!"?rrchüir, 14. März. Gestern mittag wu de bei der Standmu.ik vor der Feldhcrrnhalle eine gewal.ig? Kundgebung gegen die Vergewaltigung Deutschlands dn.ch den Verband verany.l.rt. Viele Tausende ß.rt.ii sich aug.°
sammelt. Oberst v. Tylander hielt eine Ansprache, in
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