(Enztalbote)

für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt für das obere Enztal.

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Kummer Z4

Fernruf 179.

Milödsä, kreitsg, äen N. februeln 1971

Fernruf 179

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Die

-lieber die Zustände auf dem Gebiet der Papierwirt­schaft macht Dr. Carbe imB. T." beachtenswerte Anssührungen, denen wir folgendes entnehmen: Anstatt die Produktion zn fördern, war man wie er schreibt nur bemüht, zn verteilen und den einzelnen Verrieben ein möglichst geringes Kontingent zuznwejsen. Daraus ergab sich, daß eine furchtbare Papiernot bei den Zei­tungen eintrat, mit ständigen Erhöhungen aller Preise. Dagegen wurde einer Airzahl von Druckpapierfirmen ein monopolartiges Ausfuhrrecht gewährt.

Der Preis und die Mengen des Ansfuhrpapiers war amtlich festgesetzt. Die mit dein Ausfuhrmonopol be­gnadeten Stellen, die bis dahin mit Auslandsanfragen zu Preisen, die zum Teil noch über den vorgeschriebenen AuSfuhrpriisen lagen, reich gesegnet waren, bekamen mit einem Mal keine Auslandsaufträge mehr und wo sie im Ausland zu den vo geschriebenen Preisen Angebote mach­ten, wurden ihnen Angebote ans Deutschland entgegen­gehalten, in denen den Ausländern deutsches Pa­pier weit unter dem erlaubten Preis ange- boten wurde, zum Teil um mehrere Mark das Kilo unter dem auf 9Mk. amtlich festgesetzten Kilopreis. Tie Schie­ber konnten billiges deutsches Papier prompt liefern.

Die Erklärung ist einfach. Die Ausfuhrerlaubnis wird eben nicht nur von einer Stelle erteilt, sondern es gibt drei Stellen, die, ohne voneinander zu wissen, Äns- fuhrerlaubnisse erteilen, eine Außenhandelsstelle, eine Außenhandelsnebenstelle für dis Papier verarbeitende In­dustrie und eine Außenhandelsstelle für den Ausfuhrhan­del. In einer dieser Stellen gibt es drei Leute, die zu entscheiden haben, und die, ohne daß einer vom andern weiß, Ausfuhrgenehmigungen erteilen. Die Außenhan­delsnebenstelle für die Papier verarbeitende Industrie wurde nun freilich von den Schiebern nicht um die Er­laubnis zur Ausfuhr von Zeitungspapier angegan­gen, sondern man bat sie um die Genehmigung, meh­rere hundert Wagen Klosettpapier, den Wagen zu 10000 Kilogramm, nach Holland ansführen zu dürfen. Ja, es wurden schließlich so viel Ausfuhrgenehmigungen für Klosettpapier erteilt, daß, wenn an der zuständigen Stelle ein Fachmann gesessen hätte, es ihm doch wohl ausgefallen wäre, daß plötzlich so viel dieser Ware aus- gesührt werde, daß die Bewohner der gesamten Erde auf lange Jahre selbst in kritischen Zeiten ihren Bedarf da­von hätten decken können. Aber auch mit dem Sach­verständigen haperte es, wenibstens auf, diesem Gebiet, auf dem er sein Sachverständnis beweisen sollte, nämlich auf dem des Papiers, trotzdem er mehrere Jahre Maschinenschreiber in einer Kuvertfabrik gewesen war. Es siel auch niemanden auf, daß an Stelle der zur Aus­fuhr zngelassenen schmalen Röllchen, im Gewicht von etwa 300 Gramm das Stück, ungeheure Papierrollen in der Breite von etwa 1,30 Meter und im Gewicht von etwa acht Zentnern das Stück in Hunderten von Wag­gons verladen über die Grenze rollten. Niemand prüfte, niemand sah etwas. Erst als der Verband deutscher Druck­papierfabrikanten hohe Geldprämien aussett.'. um den Schleichhändlern auf die Spur zu kommen, w -den einige Blinde sehend, und es gelang, das Geheim:u zu lüsten.

Der Verfasser berechnet sodann, daß an wese Weise dem Deutschen Reich die Aussnhrmöglichke oon Papier im Betrag von über Vs Milliarde Mark and die ent­sprechenden Devisen entgangen sind. Als instg wirk­sames Gegenmittel gegen diese Mißwivtschan ordert Dr. Carbe die sofortige Wiedereinführung der stepn Papier- Wirtschaft sowie die Durchführung der schä i en Grenz­kontrolle.

p Neues vom Tage.

^ Die teuren Berbandskommissionen.

Berlin, 10. Febr. Nach demBerl. Tagebl." le- b;n etwa 2500 Mitglieder der Berbandskommissioncn gegenwärtig in Deutschland auf Reichskosten, davon in Berlin 375 Offiziere, 110 Beamte und 133 Manuscbaf- teu. Tie Nnte- Haltungskösten verteilen sich aufQuartwr- a-lder, Verv.tegungsgeloer und Gehälter. Die monat­lichen V e r p f l e g n n g s g c l d e r allein be.ragen nach Anordnung des Generals Nollet für den Präsidenten der lleberwachungskommission 28 500 Mark, für Generale 21000 Ml., für Obersten und Oberstleutnants 15 000 Mk., Majore 13 500 Mk., Subalternossiziere 12 750M!.,

Unteroffiziere 5775 Mk. und Mannschaften 3500 Mk. Zu diesen Verpflegungsgeldern kommen die Kosten für die Quartiere, die bei einzelnen Generalen monatlich rund 12 000 Mk. betragen. Danach bezieht also ein feindlicher Hanptmann allein an Verpflegungsgeldern mit freier Wohnung mehr als der deutsche Reichskanzler. Die Gehälter sind dabei noch nicht inbegriffen.

Die Einheitsfront.

Berlin, 10. Febr. In dem Antwortschreiben der Tentschnationalen Frak.ion an die Deutsche Volkspartei wegen der Verbreiterung der Regierungsgrundlage im Ruchstag erklärt sich die Deutschnrtiouale Fraktion be­reit, auch mit der Mehrheitssozialdemokratie zusammen am Regierungsblock sich zu beteiligen, wenn der Ver­lauf der Londoner Verhandlungen es erforderlich erschei­nen lassen sollte.

Abgclicferte Waffen.

Berlin, 10. Febr. Nach amtlicher Mitteilung wur­den im Januar 18 Geschütze, 158 Maschinengewehre, 9413 Gewehre, 258 Revolver und Pistolen und 2389 Handgranaten abgeliesert, angekauft oder beschlagnahmt. Von den Selbstschutzverbänden sind bisher 371233 Ge­wehre eingezogen.

Gegen die Zwangswirtschaft.

München, 10. Febr. Ter Ausschuß der LandeS- bauernkammer hat eine Entschließung gegen die Getreide- zwangswirtschaft gefaßt. Sie fordert die Einführung der freien Wirtschaft für das kommende Erntejahr unter der Voraussetzung, daß bis zum 1. Oktober 1921 vom Reich eine ausreichende Menge Brotgetreide aus deni Aus­land bereit gestellt werde. Tie Ausfuhr von Jnlands- getreide soll unter a llen Umständen unter schärfste Strafe gestellt werden. Für den Fall, daß eine Aufhebung der Getreidezwangsnirtschaft nicht möglich ist, soll au deren Stelle das sogenannte Umlageverfahren als Uebergang zur freien Writfchaft treten.

Polen gegen die Schntzvrrbä 'de in Ostpreußen.

Berlin, 10. Febr. Aus Warschau wird derTägl. Rundschau" berichtet: Der polnische Ge andt ' in Paris Hai im Namen der polnischen Negierung dem Obersten Rat eine Note, über die Entwaffnung der deutschen Frei- wiliigenverbände in Ostpreußen überreicht. In dieser Note' wird gefordert die Festsetzung der Höchstzahl der Reichswehr in Ostpreußen, die Entwaffnung von fünf Freiwilligenarten und die Sicherung der preußischen Grenzen nach Litauen. Die polnische Note wird vom Obersten Rat bei Besprechung der gesamten Abrüstungs­frage in Erwägung gezogen werden.

Die Rückerstattung von Bietz an Südflawien.

Belgrad, 10. Febr. Tie ZeitungPravda" schreibt: Die vom Deutschen Reich zu leistende Rücke statwng von Vieh soll jetzt von der südslawischen Regierung übernom­men werden. Tie Kosten der Beförderung des zu über­nehmenden Viehs betragen allein 40 Millionen Dinar. Auf diese Weile würde sich der Preis für einen Ochsen aus 4000 Dinar, für ein Schaf auf 500 Dinar stellen. Tie Beförderungskosten verteuern das Vieh also derart, daß mau es für einen geiingeren Preis auf dem Balkan kaufen kann. Für den Transport wären außerdem 8000 Eisenbahnwagen und 2000 Menschen erforderlich. Man will daher statt des Bi'Hs in Deutschland andere not­wendige Materialien kaufen.

Ter Kohlennberfluß in Frankreich.

Paris, 10. Febr. Infolge der Hamsterung der deut­schen Kohlen stockt der Absatz der französischen Gruben. Tie Abnahme ganzer Kohlenzüge wird verweigert, weil die Aufnahmefähigkeit der Bezieher überschritten ist. Falls dieser Zustand nur noch 10 Tage andauerd, so ist nach dem Urteil der Bergwerksdirektoren eine Abeitseinstel- lung unvermeidlich.

Noch eine Ablehnung.

London, 10. Febr. Der englische Gewerkschaftsver- baud hat den Aufruf der deutschen Gewerkschastsverbäude An die Arbeiter der Welt" einfachzur Kenntnis ge­nommen."

SonderbaresMißverständnis".

London, 10. Febr. (Reuter.) Mehrere Neuyorker Blätter meldeten, eine hohe englische Persönlichkeit im Londoner Auswärtigen Amt habe einem amerikanische» ZeitungSberichterstatter erklärt, die Vereinigten Staaten befinden sich auf einem Weg, der zum Krieg mit

droht, daß die Mugtieoer öes Verbauos in den Äusstand treten werden, wenn die Untersuchung nicht stattfinde. Die Lage wird als ernst angesehen.

Der amerikanische Fiottenstanv.

Washington, 10. Febr. Der Flotteuausschuß de- Senats forderte, daß die amerikanische Flotte derjenigen irgend einer anderen Macht mindestens gleich- komme. >

Wahlen in Südafrika.

Kapstadt, 10. Febr. Die südafrikanische Partei hat bis jetzt 65, die Arbeiterpartei 9, die Nationalisten 84 und die Unabhängigen 1 Sitz erhalten. 23 Ergebnisse stehen noch aus. Smuts ist wieder gewählt worden und verfügt bereits über eine Mehrheit von 10 Stimmen.

Bcrtrauensknndgebung der französischen Kammer für Briand.

Paris, 10. Febr. In der gestrigen NachmittagS- sitzung der Kammer wurde die Aussprache über die Pa­riser Konferenz fortgesetzt. De Lasteyrie sagte, nach­dem man geschrien habe, Deutschland werde alles bezah­len, habe man einsehen müssen, daß es nicht genüge, diese Behauptung anfzustellen. In politischer Beziehung bedeute das Pariser Abkommen einen Erfolg, weil die Verbündetenfront gegenüber Deutschland wieder herge, stellt wurde, das den Versuch gemacht habe, die Verbün­deten zu veruneinigen. In finanzieller Beziehung seien die Ergebnisse nicht so befriedigend. Tardien rufe zwar Führen wir den Friedensvertrag aus!" Ter Ver­trag aber sei ein ziemlich mangelhaftes diplomatische Instrument, aber er sei eben vorhanden. Ter Vor­sitzende der Wiederherstellungskommission, Dubois, habe den Schaden an Personen und Sachen auf 200 Milliarden geschätzt zu einer Zeit, zu der vom Wechsel­kurs noch nicht die Rede gewesen sei. Das Abkommen von Paris bedeute ein Opfer Frankreichs. Tie Deut- schen täuschen die Verbündeten, ob es sich um die Eisenbahn oder um die Finanzen handle. Deutschland habe nur 100 000 Mann unter den Waffen, Frank­reich 7800 000 Mann in den Kasernen anstatt' in den Fabriken und auf den Feldern. Lasteyrie verlangte Aufklärung darüber, ob die 20 Milliarden Goldmark der Erstzahlung von der Gesamti'chuld abgezogen würden. (Finanzminister To um er erwiderte, 1>ay diese 20 Mil­liarden Goldmark eine Sicherheitsleistung für die Ausgaben, die zu Lasten Deutschlands gehen, seien, be­sonders für die Unterhaltung der Bcsatzungstruppen.) Deutschland müsse internationale Anleih.n aufnehmen und Frankreich müsse ein Abkommen mit seinen Ver­bündeten über die Flüssigmachung der deutschen Schuld treffen. Briand müsse den Deutschen, die nach London kommen, um zu feilschen, begreiflich ma^' n. daß Frank­reich weitere Zugeständnisse nicht machen könne.

Lefevre (der frühere Kriegsminister): Entweder kön­ne Deutschland seine Ausfuhr auf 25 Milliarden bringen, wie Loucheur meint, dann werde es rasch wieder erstarken,. oder es könne dies nicht leisten, dann könne es eben auch nicht zahlen. Eine amerikanische Gesellschaft habe für die deutschen Eisenbahnen 25 Mil­liardengeboten. Es gebe auch noch andere Werte in Deutschland, auf die man die Hand legen könne. Man dürfe keine Politik der Schwäche betreiben, denn diese führe notwendigerweise zum Krieg. Wenn Deutsch­land nicht bezahle, dann müsse man dort die H U te des England führe. Reuter wird von zuständiger Seite be­auftragt, zu erklären, die Meldung beruhe auf einer übertr iebenen und verkehrten Auslegung gewisser Erklärungen", die einem amerikanischen Berichterstatter gegenüber in London in einer vertraulichen Unterredung gemacht worden seien. Tie englische Regierung erwarte in jedem Fall, daß die schwebenden Fragen eine baldige befriedigende Regelung erfahren. Ter Gedanke einer kriegerischen Verwicklung mit den Vereinigten Staa- ten sei lächerlich. Das Auswärtige Amt sei überzeugt, daß jede etwa entstehende Frage ohne Schwierigkeit mir der gegenwärtigen oder einer künftigen amerikani­schen Regierung geregelt werde.

Eisenbahnerstreik in England?

London, 10. Febr. Einige Mitglieder deS Verbands der Lokomotivführer imd Heizer waren vor kurzem in Mallow (Irland) von eleg ischen Polizisten bei einem Kemps erschossen worden. Der Vollzugsausschuß des Eisenbahneiverbands fordert jetzt von der Regierung die Untersuchung dieser Angelegenheit. Der Ausschuß