krlckeint tüalick, au«>en»mmen äsnn- u. f«en»gL. kerugspreis m«nstlick> Mk. 4.SV, virrteli«krli«y tS.S« krri ins paus yelietert: cturcb sie Poll berogen im innerücuttcven '?erkeyr Mk. 13.60 ej««tiii«iUi«ti poü- beitellgelcl.

(Enztalbote)

für Wil-bad. Chronik nnd Anzeigenblatt für das obere Enztal.

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Drnck der «nchdruckaret «ildü»der Ta-blatt; «erl«, and Schristleitnng. LH. »«ck in «ilddad.

Nummer' 31

Fernruf 17V.

Der dritte Biswarckvaud.

i.

Nachdem schon vor einiger Zeit italienische und schwei­zerische Blätter Auszüge ans dem dritten Band der Gedanken und Ennnernnqen Bismarcks, die durch Ver­trauensbruch zu ihrer Kenntnis gekommen waren, ver­öffentlicht/hatten, großenteils mit einseitigen Entstellun­gen, ist nun auch ein holländisches Blatt mit dem Ab­druck eines großen Teils des dritten Bands nachgesolgt und englische und amerikanische Blätter werden sich an­schließen. So liegt auch für die deutsche Presse keine Möglichkeit mehr vor, die bisher geübte Zurückhaltung weiter zu beobachten, trotzdem erst neulich wieder in dem schwebenden Prozeß der Vertreter des Kaisers den Vergleichsvorschlag des Cotta'schen Verlags abgesehnt und die Veröffentlichung der Kaiserbriese durch Gerichtsurteil, das dem Kaiser erneut das Urheberrecht an den Briefen zuerkannte, in dem dritten Band vorläufig unmöglich gemacht ist. -Es soll nicht untersucht werden, ob es richtig war, die Veröffentlichung des Hauptteils des geistigen und politischen Vermächtnisses Bismarcks an daS deutsche Volk aufzuhalten, umso mehr, als Bismarck selbst ohne Zweifel die Zurückhaltung der Veröffentlichung Wohl kaum so lange Zeit über seinen Tod hinaus be­absichtigt hatte. Jedenfalls würden die Bestimmungs­worte Bismarcks, daß dieGedanken und Erinnerungen" dem deutschen Volk für die Vergangenheit zur Erkennt­nis und für die Zukunft zur Lehre dienen sollen, ihren Wert verlieren, wenn die Kenntnis der goldenen Worte dem deutschen Volk auch jetzt noch, in seiner schwersten Zeit, vorenthalten würde. Es ist jetzt eine Pflicht der Presse, ohne jede parteipolitische Stellungnahme und ein­seitige Behandlung für oder wider den Kaiser und den ersten Kanzler, zu berichten, was Bismarck dem deutscher Voll zu sagen hat.

Prinz Wilhelm.

Im ersten Kapitel des dritten Bands derGedanken und Erinnerungen" berichtet Bismarck über seine Be­mühungen, den Prinzen Wilhelm als demnächstigen Thronerben dem beschränkten Kreis des Potsdamer Re­gimentsdienstes zu entziehen und ihn; die nötigen Kennt­nisse namentlich der inneren Verwaltung und Politik zuzuführen. Er teilt dabei folenden Brief des Vaters des Prinzen, nachmaligen Kaisers Friedrich, mit, der aus Portosino vom 28. September 1886 datiert ist:

Mein Sohn Prinz Wilhelm hat, ehe ich darum wußte, gegen Se. Majestät den Kaiser (Wilhelm I) den Wunsch geäußert, während des bevorstehenden Winters mit der Tätigkeit unserer Ministerien näher bekannt zu werden, und ist infolgedessen, wie ich vernehme, bereits in Gastein seine Beschäftigung im Auswärtigen Amt ins Auge - gefaßt worden.

Da mir bis jetzt von keiner Seite offizielle Mitteilungen darüber gemacht wurden, sehe ich mich veranlaßt, zu­nächst vertraulich mich an Sie zu wenden, zunächst ein­mal, um zu erfahren, was etwa bereits bestimmt ward, dann aber, um zu erklären, daß trotz meines prinzipiellen Einverständnisses mit der Einführung meines ältesten Sohns in die Fragen der höheren Verwaltung ich ent­schieden dagegen bin, daß er mit dem Auswärtigen Amt beginne. Denn angesichts der Wichtigkeit der dem Prinzen zu stellenden Aufgabe halte ich es für geboten, daß er vor allen Dingen die inneren Verhältnisse seines eigenen Landes kennen lerne und dann sich mit denselben vertraut fühle, ehe er bei seinem ohnehin sehr raschen und zur Uebereilung neigenden Urteil sich auch nur einigermaßen mit der Politik befaßt. Sein wirk­liches Wissen ist noch lückenhaft, es fehlt ihm zurzeit an der gehörigen Grundlage, weshalb es durchaus er­forderlich ist, daß seine Kenntnisse gehoben und ver­vollständigt werden. Einen solchen Zweck würde die Zu­teilung eines Zivil-Informators nnd damit verbunden oder auch später die Beschädigung auf einem der Ver­waltungs-Ministerien erfüllen.

Aber angesichts der mangelnden Reife sowie der Un- «rfahrenheit meines ältesten Sohns, verbunden mit sei­nem Hang zur Ueberhebung wie zur Ueberschätzung, muß ich es als geradezu gefährlich bezeichnen, ihn schon jetzt mit auswärtigen Fragen in Berührung zu bringen.

Indem ich Sie bitte, diese meine Mitteilung als nur allem an Sie gerichtet zu betrachten, rechne ich auf Ihren Beistand in dieser mich sehr ernst bewegenden Ange- ktzeylM." l

Milöbsö, Vien5ssg, äen 8. fedruar 1921

Im Anschluß an diesen Brief schreibt der Altreichs­kanzler:

Die Beziehungen des jungen Herrn zu unsere» Zen tralbehörden blieben aus das mir . umergeb.ue' Aue wärtrge Amt beschränkt, von besten interessanteren Akten er mit Bereitwilligkeit, aber ohne Neigung zu aus­dauernder Arbeit, Kenntnis nahm, llm ihn über de» inneren Dienst eingehender zu unterrichten und um in den täglichen Verkehr des Prinzen ein zivilistifches Ele­ment neben dem kameradschaftlichen rinzu üb.en, bac ich den Kaiser, zu gestatten, daß ein höherer Hemmer von wissenschaftlicher Bildung zu dem Prinzen kommandiert werde; ich schlug dazu den Unterstaatssekre är im Mi­nisterium des Innern Herr fürth vor, der mir bei seiner Vertrautheit mit der Gesetzgebung und Statistik deS ganzen Landes zu einem Führer des Thronerben besonders geeignet schien. Aus meine Anregung lud mein Sohn im Januar 1888 den Prinzen und Herrfurth zu Tische, um die persönliche Bekanntschaft zu vermitteln. Dieselbe führte aber zu keiner weiteren Annäherung. Der Prinz sagte, mit einem so ungepflegten Hart habe er sich in seiner Jugend Rübezahl vorgestellt, und be­zeichnet auf meine Frage den Regierungsrat von Bran- venstein in Magdeburg als eine ihm zusagende Persönlich­keit. Dieser erschien in der Tat nach allen Richtungen hin für die beabsichtigte Verwendung geeignet nnd trat

auf meine Bitte die Stelle an, äußerte aber schon Mitte Mürz den Wunsch, derselben enthoben zu werden und zu seiner Tätigkeit in der Provinz znrückzukehren. Er war von dem Prinzen sehr gnädig behandelt, wie ein will­kommener Gast zu allen Mahlzeiten zugezogen worden, hatte aber zu dem Bewußtsein einer geschäftlichen Tä­tigkeit nicht gelangen und ist mit einem müßigen Hofleben nicht befreunden können.

Meine Bemühungen, eine militärische Versetzung des Prinzen in irgendeine Provinz zu erreichen, ledig­lich behufs Wechsels der Potsdamer Regimentseinflüsse, blieb enerfolglos. Tie Dimensionen derKosten des ! prinzlichen Haushalts in der Provinz erschien dem Haus- ministerinm noch bedeutender als in Berlin. Auch die i Kronprinzessin war dem Plan abgeneigt. Ter Prinzi war zwar i m Januar 1888 zum Brigadier in Berlin er- ^ nannt worden, aber die Befchleunigung, welche in der f Entwicklung der Krankheit des Vaters eintrat, schnitt schließlich die Möglichkeit ab, dem Prinzen ror seiner . Thronbesteigung bezüglich unseres staatlichen Lebens im i Innern andere Eindrücke zu verschaffen, als das Regi- . mentsleben gewähren konnte."

Es ist sestzustellen, daß einerseits der von seinem Vater bestimmte Erzieher des Prinzen Wilhelm, Hintz- peter, einen zweifelhaften Einfluß auf die geistige Entwicklung des Prinzen ausgeübt hatte, andererseits Kaiser Wilhelm I. von der Auffassung ausging, daß ein künftiger König von Preußen neben dem militärischen Gebiet vor allem wenigstens die großen Linien der auswärtigen Politik zu beherrschen suchen müsse. Als eine Gegenwirkung auf die Erziehungsversuche tzintzpeters kann man wohl das Interesse betrachten, das Prinz Wilhelm im Herbst 1887 für den Hofprediger Stöcker und dessen christlich-soziale Politik faßte. Tie Vorgänge jener Zeit und bekannt, insbesondere auch, daß dem Prinzen Wilhelm die irrige Meinung beige- bracht wurde, Staatssekretär Herbert Bismarck habe , die scharfen Artikel in derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" geschrieben, die gegen die Bestrebungen Stöckers den Kartellgedanken vertraten und die in Wirklichkeit ,on dem Staatssekretär Rott enburg herrührten und öem Reichskanzler irre seinem Sohn nicht einmal bekannt waren. Am 21. Dezember 1887 richtet Prinz Wilhelm aus Potsdam einen Brief an den Reichskanzler, der die Mißdeutungen widerlegen wollte, denen die lieber- nähme des Protektorats der von Stöcker begründeten Berliner Stadtmission durch den Prinzen in der Presse begegnet sei. Der Prinz bez.ichncte dcese Arbeit der in- neren Miision als wirksamstes Mittel zur nachhaltigen Bekämpft,ng der Sozialdemokratie, und wollte sie im übrigen ais unpolitische Betätigung praktischen Chri­stentums aufgefaßt wissen. Er versicherte den Kanzler seiner herzlichen Verehrung und Anhänglichkeit und schrieb u a, er wolle sich eher ein Glied nach dem anderen ; für Bismarck nbhanen lassen, als daß er etwas unter- s nähme, was ihm Schwierigkeiten oder Unniniehmlichkeiteii i bereiten würde. Die d .ran ungefügre Wendung, Bismarck § würde sich auch im Fall eines Kriegs auf den Prinz«,» f

Fernruf 17».

ZZ. skslirgsng

verlassen können, erklärt sich ans der bekannten Ueber- zeugnng des militärischen Protektors der christlich-sozia­len Bewegung, Generals Gras Waldersee, daß ein Krieg mit Rußland unvermeidlich sei, und aus der Freundschaft deS Prinzen mit Waldersee.

Lloyd Gesrge über das Pariser Abkommen.

London, 7. Febr. Lloyd George sagte in einer Rede in Birmingham, Deutschland sei in einer gefährlichen Lage und müsse zur Verhinderung einer Revolution auch gewisse militärische Strei tkr ä fte zur Verfügung haben. Doch dürfe man nicht erlauben, daß Hunderttau­sende von Truppen unter Wasser gehalten würden. Deutsch­land würde vielleicht den Schutz der Verbündeten nötig haben. Aber Frankreich dürfe nicht einer Wiederholung deS Angriffs von 1914 (!) ausgesetzt werden. Bei der : Entschädigungsfrage habe man in Betracht ziehen müssen, daß der Handel der Verbündeten keinen Scha­den erleide. Tie Rechnung sei im Rahmen des Möglichen gehalten. Wenn es Deutschland nicht gut gehe, könne eS auch nicht zahlen. Deutschland habe sich in stürmi-

- schen Protesten gegen die Forderungen gewandt. Selbst SimonS habe gesagt, daß die Forderungen unausführbar

i seien. Tie Ansicht Simons beruhe ans Jrrtümern, und l Lloyd George hoffe, daß sie nach Einsicht in die voll-

- ständigen Dokumente beseitigt werden. Doch warne er Deutschland, sich nicht durch leidenschaftliche Proteste

i und Handlungen gegen die Entschlüsse der Verbündeten aufznlehnen. Wenn Minister SimonS seine Gegenvor­schläge mit nach London bei ' erden geprüft und wenn sie vernünftig seien, könnte man mrüber reden. Jeder Versuch Deutschlands, der Bezahl» ^ auszuwcichen, i müsse unterdrückt werden.

Ter englische Handel könne erst wieder in volle Blüte kommen, wenn die nachbarlichen Beziehungen mit Mittel­europa wiederhergestellt seien. Tie Schlüsselindustrien könnten hauptsächlich durch die Besserung der aus­ländischen Valuta geschützt werden, sonst müßte allerdings ein Zollschutz eintreten. Tie erste Vorbe­dingung auch für den Handel, sei die Achtung vor den Verträgen und daher habe die englische Regierung die Verpflichtung, darauf zu dringen, daß die Friedens- verträge ausgeführt würden. Jeder angegriffene Ver­trag sei ein latenter Kriegszustand. Deutschland könne die geforderte Entschädigung bezahlen; bis jetzt sei die Besteuerung in Deutschland noch nicht auf derselbe» Stufe angekommen wie in England und Frankreich. Man sage zwar, die deutschen Herrscher allein hätten den Krieg verursacht (I), während das deutsche Volk nicht hinter ihnen gestanden habe. Doch selbst die Sozia­listen unter den Deutschen standen während des Kriegs fest hinter der Regierung und würden die Beute geteilt haben, die man im Falle eines Siegs dem Feind auf­erlegt hätte. Die Lasten, die man jetzt Deutschland aus­zwingen wolle, seien nicht übermäßig. Tie während der ersten zwei Jahre zu zahlenden Summen betragen nicht mehr als die in England und Frankreich an Kriegsbe­schädigte zu zahlenden Pensionen. Bei den Besprechun­gen mit Simons.habe er stets das unangenehme Gefühl gehabt, hinter dem deutschen Außenminister ständen im­mer noch die Männer von 1914.

» '

London, 7. Febr. Tie gesamte Presse nimmt zu der Rede Lloyd Georges Stellung. Tie Blätter stim­men der Rede zu.Observer" i'chrcibt: Das ganze Land steht fest hinter Lloyd George bei seiner Forderung, daß Deutschland alles zahlen müsse, was es zahlen könne. Deutschland dürfe nicht den törichten Fehler einfacher Ablehnung begehen. Tie rolle Summe, die Deutschland zahlen könne, müsse jedoch von den Ver­bündeten und deutschen Sachverständigen in gemeinsamer Arbeit festgcstellt werden, dadurch werde Deutschland vor der Welt die Verantwortlichkeit übernehmen. Uebertrie- bene Entschädigungen machten nur ihre Urheber zum Spott.

Neues vom Tage.

Die Besprechung der Ministerpräsidenten- Berlin, 7. Febr. Nach Berliner Blät'ern ist in der Besprechung der deutschen Ministerpräsidenten am Sams­tag l.ine grundsätzliche Einigung erzielt worden. Der bayerische Ministerpräsident v. Kahr habe die Stellung