werve« die britischen Vertreter in der Rhetnlandkommks-^ pon, der Reparationskommisston und im Botschafterrat belassen. — „Pall Mall and Globe" zufolge sollen verschiedene Mitglieder der Regierung für eine schleunige Erörterung der Frage der Zurückziehung aus der Rheinland- und der Reparationskommission sein.
Englische Warnung an — Deutschland.
London, is. Jan. Die „Times" schreibt in einem Leitartikel, offenbar inspiriert, es sei zu hoffen, daß Deutschland nicht die Gefahren vermehre und die Hoffnung auf Wiederherstellung nicht durch eine törichte (?) Aktion seinerseits abschneide. Alles, was Deutschland tun werde, um eine Verschärfung des militaristischen Charakters der französischen Unternehmung herauszufordern, würde eine Torheit sein. Einige deutsche Parteien hätten bereits die vollständige^iaMuMmlg des Versailler Vertrags gefordert. Line solche verhängnisvoll auf
Deutschland selbst daß England den
Methoden entgegen sei. seine Ansprüche
geltend mache, bedeute bestimmt nicht, daß England auf seine Forderungen an Deutschland verzichte, oder bereit sei. bei Frankreich für Deutschland zu intervenieren. Die Aussichten des britischen Planes für die Lösung des Reparationsproblems seien gefährdet durch die von Frankreich unternommene Aktion. Aber dieser Plan stelle immer noch eine wohlerwogene praktische Ansicht über das Problem dar. Es sei nichts in der britischen Haltung, was Deutschland ermutigen könne, bei einem Widerstand gegen den französischen Plan zu rücksichtslosen Extremen überzugehen. Es sei deshalb die erste Pflicht der deutschen Regierung, im Interesse des eigenen Volkes Vorsicht und Zurückhaltung zu üben. Es sei erfreulich, festzustellen, daß die Zurückziehung des deutschen Botschafters aus Paris nicht als ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen anzusehen sei. Unter den gegenwärtigen Umständen sei es eine mildere Form des Protestes. Die Deutschen würden gut tun, zu vermeiden, die Frage zu komplizieren.
Ein italienischer »BerstSndignngsvorschlag-7
Rom, 12. Jan. Die heutige „Eiornale di Romana" bringt, angeblich aus sicherer Quelle, Nachrichten, daß die italienische Regierung gestern in Paris einen Vorschlag unterbreitet habe, nach dem Frankreich, Italien und Belgien sich verständigen sollen, nach der freiwilligen Zsolie- rung Englands Deutschland zu gemeinsamer direkter Lösung des Reparationsproblems einzuladen. Dieser Schritt Italiens bedeute keine Aenderung seiner Haltung gegenüber dem französischen Vorgehen an der Ruhr eine Haltung, die nicht zustimmend gewesen sei, noch es jetzt sei. Der Vorschlag ziele auf eine friedliche Lösung der akuten Krise hin und wolle auf dem Wege der Verständigung der festländischen Mächte die Grundlage für den europäischen Wiederaufbau vorbereiten.
Akademische Uebeetegungen aus Italien.
Rom, 12. Jan. Die „Stampa" stellt folgende Richtlinien zur gegenwärtigen Krise aus: Der englische Vorschlag auf der Pariser Konferenz ist, soweit er dir Reparationen betrifft, sehr brauchbar. Die im Projekt Mussolinis vorgeschlagenen Pfänder wären, wenn sie durch Frankreich kontrolliert würden, während sich England abseits hielte, höchst gefährlich für Italien. Die von Frankreich geplante Union der deutschen und der französischen Großindustrie wäre eine Gefahr für Italien, die sich nur durch «inen engen Anschluß Italiens an England abwenden ließe. Die französischen Politiker verfolgen mit dem Einmarsch ins Ruhrrevier, teils bewußt, teils unbewußt, mehr politische und Italien sibödigende als wirtschaftliche Ziele. Falsch wäre es, Englands Haltung auf rein wirtschaftliche Gründe zurückzu führen, weil England tatsächlich an einem starken Deutschland ebenso wie Italien im Interesse der europäischen Gleichgewichte politisch interessiert ist. Darin überein stimmt übrigens die Politik der Ver. Staaten mit der Englands.
Italienische Teilmobklmachun- ?
Nom, 13. Jan. (Stefani.) Der Kriegsminister rief die Rekruten des zweiten Semesters der Jahresklasse 1922 unter die Fahnen.
Die Frage des deutschen Moratoriums wird systematisch weiter verschleppt.
Parts, 13. Jan. Der diplomatische Mitarbeiter der Ha- vasagentur glaubt zu wissen, man halte es in französischen Kreisen für notwendig, den verschiedenen Delegationen der Neparationsk"mmission Zeit zu lassen, sich unter sich zu verständigen und die Frage des Deutschland zu gewährenden Moratoriums in Muße zu besprechen. Barthou werde infolgedessen heute vorschlagen, den Verfalltermin vom 13. Januar auf den 31. Januar zu verlegen. Inzwischen werde die Neparationskommission die Frage erörtern.
Die Irage des Abtransports
der amerikanischen Truppen.
Paris, 12. Jan. Der „Newyork Herald" meldet aus Koblenz: Die offiziellen Befehle an die amerikanischen Be- satzungstrupprn lauten dahin, daß zunächst das 8. Infanterieregiment abbefördert und in Antwerpen oder Bremen auf den Dampfer „St. Mihiel" eingeschifft werden soll. Die übrigen etwa 300 Mann sollen später mit einem anderen Dampfer abgehen. Die Vorbereitungen find, dem Blatt zufolge, größtenteils seit längerer Zeit durchgeführt und, da alle Lebensmittel- und Materialvorräte, ausgenommen die persönliche Ausrüstung und die Munition in Koblenz verkauft werden sollen, kann die Zurückziehung der Truppen sehr ra^ch erfolgen. Das Blatt der amerikanischen Besatzungstruppen erscheint bis zu dem Tage vor der Räumung. Der angebliche Grund der Zurückziehung der amerikanischen Truppen.
Newyork, 12. Jan. (Durch-Funkspr.j Die „Newyork World" berichtet aus Washington das Staatsdepartement gebe die bisher verschwiegene Tatsache bekannt, daß es Frankreich mitgeteilt habe, es würde die amerikanischen Truppe» vom Rhein zuriickziehe«, wenn Frankreich seine
Amtliche Bekanntmachung.
Bekanntmachung
betr. Errichtung einer biologische« Kläranlage.
Die Amtskörperschaft Ealw beabsichtigt» tm Zusammen« Hang mit dem an der Eartenstraße in Calw in Ausführung begriffenen Jsolierkrankenhaus eine biologische Kläranlage zu errichten, deren Abwasser in die Nagold geleitet werden sollen.
Einwendungen gegen das Gesuch sind binnen 14 Tagen bei dem Oberamt Calw, wo die Pläne zur Einsichtnahme aufliegen, anzubringen.
Verspätete Einwendungen können in dem Verfahren nicht berücksichtigt werden.
Talw, den 9. Januar 1923.
_Oberamt: Bögel, Amtmann.
Maul, und Klauenseuche.
Die Seuche in Deckenpfronn ist erloschen. Die Sperrmatzregeln werden aufgehoben. Der Bezirk ist wieder seuchenfrei.
Calw, den 11. Januar 1923.
Oberamt: Vögel, Amtmann.
Drohung hinsichtlich des Einmarsches ins Ruhrgebiet ausführe. — Die „Newyork Tribüne" meldet aus Washington, daß der Beschluß der Zurückziehung der amerikanischen Truppen nach einem in elfter Stunde unternommenen Versuch erfolgt sei, Frankreich zur Aufgabe des Einmarsches zu überreden und seine Zustimmung zu einer Art Reparationsbeitreibung zu erlangen, die Amerika angenehm wäre. Alles deute daraus hin, daß die amtlichen Stellen über Frankreich mehr als unwillig seien.
»Es verlautet- . . .
Washington. 11. Jan. (Reuter.) Es verlautet, daß ekn Transportschiff heute ober morgen von Newyork abfährt, um die amerikanischen Streitkräfte aus dem Rheinland abzuholen. Es handelt sich um etwa 1000 Mann. Die Bekanntmachung des Staatsdepartements besagt, der Präsident sei der Ansicht, es sei nun an der Zeit, die Streitkräfte aus dem Rheinland zurückzurufen.
Die angebliche Ansicht in Washington.
Newyork, 12. Jan. Ein Washingtoner Telegramm des „Globe" bringt Auszüge aus dem Leitartikel der „Washington Post", die allgemein als Sprachrohr der Regierung angesehen wird. In diesem Leitartikel legt die „Washington Post" dar, daß eine Revifiion des Versailler Vertrags notwendig sei. wenn in Europa Frieden herrschen solle. Der Leitartikel charakterisiert den französischen Einmarsch in das Nuhrgebiet als einen großen Fehler, dessen Folgen sich wahrscheinlich für Frankreich schädlicher als für Deutschland erweisen würden, und fordert die Einberufung einer zweiten Fr^edenskonserenz, die den Friedensvertrag revidieren solle, an der die Ver. Staaten unter der Bedingung teilnehmen würden. d»ß eine klare Verständigung mit den Mächte» über die Natur und das Ziel der Revision siattfinde.
Die Amerikaner
wü'fche« Britisch- und Französisch-Westindien.
London, 12. Jan. Reuter meldet aus Washington; Im Senat erklärte Reed, es sei notwendig, daß die Ver. Staaten Britisch- und Franzöfisch-Westindien erhielten und zwar mit Rücksicht auf die Sicherheit des Panamakanals. Reed brachte eine Entschließung ein, in der die Regierung ersucht wird. Verhandlungen in diesem Sinne zu eröffnen.
Ablehnung eines französischen Hilfsangebots durch die Arbeitnehmerverbkknde.
Berlin, 13. Jan. Wie der „Vorwärts" aus Bochum meldet, haben die Arbeitnehmerverbände einer französischen Militürkommission gegenüber die von der Kommission den Verbänden angebotene Hilfe abgelehnt, da sie jedes Wohlwollen gewaltsam eingebrochener fremder Truppen unangenehm empfänden. — Dieser Zynismus überbietet inbezug aus Gemeinheit des Empfindens alles, was wir bisher von französischer Seite erfahren haben.
Line würdige Antwort aus französische Anweisung.
Berlin, 12. Jan. Ueber das Auftreten des an der Spitze der Besatzungstruppen in Essen eingedrungenen französischen Generals berichten die Blätter: der General erschien vor dem Rathaus und schickte den Hausmeister zu Oberbürgermeister Dr. Luther mit dem Befehl, der Oberbürgermeister möge herunterkommen und ihn auf den Stufen des Rathauses empfangen. Dr. Luther ließ dem General sagen, daß er in seinem Dienstzimmer zu sprechen sei. Nach einigem Warten bequemte sich der General dazu, Dr. Luther in seinem Amtszimmer auszusuchen.
Ei» neutrales Urteil über den französischen Gewa tschritt.
Zürich, 11. Jan. Die „Neue Zürcher Zeitung" schreibt in ihrem Leitartikel heute u. a. folgendes: „Was sich gegenwärtig unter französischer Aegide in den Rhrinlanden abspielt, muß als schlimmster Rückfall in die Kriegspsychose, als neue Auflage rücksichtsloser Gewaltpolitik bezeichnet werden. Da helfen alle Beteuerungen des Gegenteils, alle Bemäntelungen mit rechtlichen Argumenten nichts; Poln- care lind die Pariser Presse werden tausendmal den Par. 18 der Anlage 2 des Versailler Neparationskapitels anrusen; sie werden di« nichtsranzösische Welt niemals von der Ueber- zeugung abbringen können, daß der Einmarsch in das Ruhrgebiet dir militärische Besetzung weiterer deutscher Gebiete 4 Jahre nach dem Waffenstillstand einen Affront gegen die Friedenssehnsucht all«r Volker und einen Eewaltstreich gegen Deutschland bedeutet, zu dem noch andere als nur wirtschaftliche und finanzielle Beweggründe den Anstoß gegeben haben. Jedenfalls steht Frankreich bei seiner Aktion im öffentlichen Urteil isolierter da, als man es in Paris wahr haben will. Die gesamte angelsächsische Weit hat sich abge- wendet und außer dem Verbündeten Belgien ist auf weiter Kl«? niemand zu sehen. Schließlich fragt oqo Blatt; Wohin
führt die UührSeletzung. Wo unv wann endet sie- Soll dr- Hrrn des deutschen Bergbaues besetzt bleiben bis der letzte deutsche Pfennig bezahlt ist? Mehr als je ist von heute an Frankreich für die Geschichte Deutschlands, die der Welt," seinen Nachbarn voran, nicht gleichgültig find, mitverant- wörtlich. Möge es sich dieser Verantwortung bewußt bleiben und keine Katastrophe heraufbeschwören!" "
Protest des Internationalen Gewerkschaftsbundes.
Paris, 11. Jan. Nach einer Havasmeldung aus St. Etienn« haben der Verband der Gewerkschaften und der Bergarbeiterverband des Departements Loire einen Protestaufruf gegen die Besetzung des Ruhrgebiets erlassen.
Amsterdam, 11 . Jan. Das Büro des Internationalen Gewerkschaftsbundes hat in einer Sitzung in Amsterdam einen Antrag angenommen, in dem gegen die Gewaltpolitik Frankreichs protestiert wird und in der die angeschlossenen Organisationen aller Länder aufgesordert werden zu verlangen, daß die Wiederherstellungsfrage dem Schiedsspruch des Völkerbundes unterworfen werden soll. Die feanzöfische Linke gegen Poinearß.
Paris, 11. Jan. Der geschäftsführende Ausschuß der radikalen und sozialistisch-radikalen Partei und der interparlamentarischen Gruppe traten gestern abend zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um zur politischen Eesamt- lage Stellung zu nehmen. Vorsitzender Abgeordneter Her- riot erklärte in seinen Ausführungen im wesentlichen, er billige di« Politik Poineares nicht. Man hätte Sanktionen anwenden können, aber man hätte es auf dem linke» Rheinufer im besetzten Gebiet tun sollen. Er befürchte, daß das französische Vorgehen im Nuhrgebiet zwecklos und unfruchtbar sei. Es wäre viel besser gewesen, wenn man zum Schiedsspruch und zur Mitarbeit der Ver. Staaten Zuflucht genommen hätte. — Aug. Margaine meinte, daß die Inan- spruchnahme einer schiedsrichterlichen Entscheidung der Ver. Staaten angesichts des Umstandes, daß eine große Zahl der in den Ver. Staaten wohnhaften Deutschen dort ständig deutschfreundliche Propaganda gegen Frankreich betreibe, hätte gefährlich werden können. — Die Versammlung trat dann in die Erörterung der Frage ein, welche Haltung die Gruppe heute, wenn Poincare die angekündigten Erklärungen abgebe, in der Kammer einnehmen solle. — Die Gruppe hat überhaupt keine Haltung angenommen.
Der Memeler Zwischenfall.
Paris, 13. Jan. Die Botschafterkonferenz wird heute zusammentreten, um den Memeler Zwischenfall zu besprechen. Die englische und die französische Regierung haben beschlossen, in den Memeler Hafen verschiedene Kriegsschiffe zu entsenden, um die Aktion ihrer Truppen zu unterstützen. — Man erhält immer mehr den Eindruck, als entspringe auch dieser Einfall gewissen Absichten, die nicht nur von Litauen ausgehen.
Anmaßende Haltung der Manischen Regierung in der Memettandsrage.
Kown». 12. Jan. (Lit. Tel.Ag.) Der französische und der englische Vertreter legten bei der litauischen Regierung Protest gegen das angebliche Einrücken litauischer Parteigänger in das Memelgebiet und ersuchten die litauische Regierung, ihren Einfluß geltend zu machen, um Ausschreitungen gegen Personen und Eigentum zu verhindern. Die litauische Regierung erklärte in ihrer Antwort, daß sie die Bestrebungen der litauischen Patrioten verstehe, da die anormale Lage des Memelgebiets unerträglich würde. Desi sen ungeachtet könne sie in der ihrer Macht nicht unterstehenden Gebieten nicht eingreifen. Obwohl die Regierung keinen Grund zur Aenderung ihrer Stellungnahme sehe, werde sie gegen das illegale Voroehen im Memelgebiet e-.*- schreiten. — Das Memelland ist deutsch, war deutsch und wird deutsch bleiben. Wenn die Litauer heute angesichts der deutschen Ohnmacht glauben, ebenfalls ihre Lüste am deutschen Volkskörper ohne Gefahr befriedigen zu können, dürfen sie versichert sein, daß sie eines Tages dafür ebenso wie andere Aasgeier zur Verantwortung gezogen werden.
Vermischtes.
Verhandlungen mit der Schweiz Uber deutsrye Goldhypotheken.
Frrtburg. 9. Jan. Gegenwärtig finden in Freiburg in der Frage der deutschen Goldhypotheken in der Schweiz zwischen schweizerischen und deutschen Vertretern Besprechungen statt. Wie wir hören, handelt es sich dabei aber entgegen anderslautenden Meldungen nur um einen ganz unverbindlichen Meinungsaustausch. Irgendwelche bindende Beschlüsse werden nicht gefaßt. Dies ist vielmehr Sache der Volldelegationen, die Ende dieses oder Anfang nächste« Monats zusammentreten werdrn. Es steht zu hoffen, daß in der wichtigen Frage der deutschen Eoldhypotheken eine Einigung erfolgt. Wie wir weiter hören, stehen beide Negierungen bei den Verhandlungen in engem Einvernehmen mit den interessierten Kreisen.
Raubmord.
Berlin, 12. Jan. Heute früh wurde der 38jährige in Berlin als Aufkäufer weilende amerikanische Staatsangehörige Robert Nowak in einer Pension in der Nähe des Wittenbergplatzes tot in seinem Bette vorgefunden. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß der Tod nachts durch Ver- gistung durch Chloroform eingetreten war. Zweifellos liegt ein Mord vor.
Zum Tode des Exkönigs Konstantin.
Paris, 13. Jan. Nach einer Havasmeldung aus Athen ist der Tod des ehemaligen Königs Konstantin dadurch ein- getreten, daß seine Nierenkrankheit das Herz ergriff un» den Cchlaganfall herbeiführte. Prinz Paul reiste gestern nach Palermo, ...