'

mehr gehorchten. Ms Kapitän Bokker sich nach unten begeben wollte, riet ihm der Ma­schinist, einen Revolver mitzunehmen, da eS unten nicht richtig sei. Im Maschinenraum wies der Kapitän die Heizer an, wieder ruhig an die Arbeit zu gehen. Einer der Rädles- führer, ein gewisser Simon Blom, weigerte sich siuchend und beantwortete die Mahnung des Kapitän- mit einer gemeinen Drohung. Bakker griff zum Revolver und schoß den Heizer nieder. Da der Kapitän den Be­weis nicht erbringen konnte, daß er aus Not­wehr zur Tbat gezwungen worden sei, er­klärte der Gerichtshof ihn des Mordes schul­dig und verurteilte ihn zu einem Jahr Ge­fängnis.

Paris, 28. März. In der Sankt Jo­sephskirche in Bellevillc fand gestern ein Stuhlkampf zwischen Sozialisten und Gläu­bigen bei »er Predigt des Abbö Giberque statt. Zahlreiche Verwundungen kamen vor. Die Gläubigen wurden unter den Rufen: Hoch die Commnne I Nieder mit den Je­suiten ! aus der Kirche vertrieben. Die Po­lizei forderte vergebens zur Räumung der Kirche auf. Als das Gas ausgelöscht wurde, zündeten die Ruhestörer Kerzen an und setz­

ten die Demolierung der Kirche fort.

Der Hamburger Dampfer Desterro ist auf der Heimreise von Südamerika, 4 Meilen von dem Terschelling-Feuerschiff, mit dem englischen Dampfer Indra zusammcn- gestoßen und vierzehn Faden lief gefunken. Sämtliche 44 Passagiere und Mannschaften sind auf dem englischen Dampfer Oporto in Hamburg gelandet. Die Ladung de« Desterro bestand aus 20,0000 Sack Kaffee und Ta­bak.

Vermischtes.

.-. Salomonisches Urteil. Ein solches wurde kürzlich, wie die Elbinger Zeit, be­richtet, von dem Schulzen in Projerstieten gefällt. Der Kläger war ein Lumpensammler Knoll, der mit einem von einem großen schwarzen Hunde gezogenen Karren auf dem Lande umherzog. Der Perklagte war seines Zeichens Scherenschleifer und hieß Paul. Der Streit drehte sich um den großen Köter. Der Scherenschleifer behauptete in überzeug­ender Weise, daß ihm der Hund gehöre, er sei ihm in Cobjeiten, wo er mit dem Lumpen­sammler K. zusammengetroffen sei, gestohlen worden. K. bewies aber aufs klarste, daß

der Hund sein Eigentum sei. Der Schulze dem es oblag, den Streit zu schlichten, kün­digte, nachdem alles Forschen nach dem wirk­lichen Eigentümer vergebens gewesen, an, daß er jetzt dem Hunde das Wort geben, das heißt von dem Instinkt des Tieres den Streit entscheiden lassen würde. Auf Befehl des Richters wurde K. rechts, P. links vom Tische de« Schulzen gesetzt, von beiden gleich entfernt der Hund ausgestellt.Bei der Zahl drei", so führte der Richter aus,läßt der Nachtwächter, der den Hund so lange an einem Strick gehalten, diesen los, und Sie beide (K. und P.) werden gleichzeitig pfeifen. Derjenige, auf dessen Pfiff der Hund hört, wird das Tier behalte», denn cs wird offen­bar seinem rechtmäßigen Besitzer zu taufen." So wurde es denn auch gemacht. Der Hund wandte zuerst den Kopf nach K. und ließ wütendes Knurren hören, dann nach P-, in­dem er diesem die Zähne wies. Dann machte er plötzlich einen Sprung und war wie der Blitz zurThüre hinaus.Dachte ich doch, daß der Hund gestohlen war I" sagte der Richter und zeigte später beide Streitenden wegen Diebstahls an.

Wicht um Gold.

Eine Geschichte aus unfern Tagen von

Constance Baronesse von Gaudy.

(Nachdruck verboten.)

13.

Fort wollen Eie?" rief Senden er­schreckt und jäh sprang er auf.Aber das ist ja unmöglich I Nein, nein, da« darf nicht geschehen I"

Dabei trat er dicht zu ihr heran, erfaßte ihre beiden Hände, und sich tief zu ihr nei­gend, flüsterte er, bebend vor innerer Glut:

Sehen Sie mich dich nur einmal an I"

Eie hob ihre dunkeln Augen schüchtern zu ihm auf welche Fülle verborgenen Glückes leuchtete ihm varaus entgegen! undJutta!" rief er in hervorbrcchen- der Glückseligkeit,Gott segne die Augen­sterne, da sie offner sind als der scheue, kleine Mund! Jutta, Du liebst mich ja, Du Ein­zige, Du kannst ja gar nicht mehr von mir gehn!" und che sie noch recht wußte, wie ihr geschieht, schloß er sic in seine Arme, und mit elementarer Gewalt der echten Liebe bricht es von seinen Lippen:Jutta! Ge­liebtes Mädchen, hast Du eS denn nicht längst erraten, daß ich Dich grenzenlos liebe, mit jedem PulSfchtag meines Herzen I O," fuhr er fort ihre Hände küssend, die sie ihm wie im Traum überließ,was haben diese kleinen Hände aus mir gemacht! Wie haben sie den hochmüiizen, vorurieitsvsllen Aristokraten ge­bändigt und verwandelt und wie lieg! nun Alles, w«S früher in mir an Trotz und Lhorheil und Eigenwillen, Dir zu Füßen! Liebste Jutta, arm bin ich zwar und kann Dir keinen Glanz des Lebens bieten, aber wir werden auch ohne Reichtum glücktich fein. Wir wollen Tanncck verkaufen. Ein kleiner Ueberfchuß wird mir wohl von der Kauf- summc bleiben, und damit übernehmen wir dann irgendwo ein Pachlgut. Arbeiten will ich von früh bis spät für Dich, für unser Glück, einen ganz anderen Menschen hast Du aus mir gemacht, Geliebte! Und nun sage mir nur ein einziges Wort I" bar er und schlang in stürmischer Zärtlichkeit seine

Arme um ihre bebende, willenlose Ge­stalt,sag' hast Du Vertrauen zu mir? Willst Du mein Weib sein?"

Mit ganzem Herzen!" hauchten Juttas blasse Lippen und in laugen, heißen Küssen vermählen sich beider Seelen.

10 .

Am nächsten Tage traf in der Fsbrik- stadt bei dem Kommerzienrat Gerhard folgen­des Telegramm aus Köln ein:

Erwartet mich heute Abend um sieben Uhr. Jutta."

Emmy und Rosa, Juttas Schwestern, die sich gerade in ihren Hängematten, fran­zösische Romane lesend, schaukelten, ließen vor Ueberraschung die Bücher fallen, als sie von der Depesche hörcen.

Was mag nur geschehen sein?" frag­ten sie in grenzenlosem Staunen.

Hoffentlich ist Jutta nicht krank," dachte mit einem Stoßseufzer die behäbige Frau Kommerzienrätin, und unbehagliche Vorstell­ungen von einem Krankenzimmer, anstreng­ender Pflege der Tochter tauchten vor ihr auf.

Aber als dann am Abend Jutta einge- troffen, als sie in blühender Jugendschö»- heit halb lachend, halb weinen» an ihr « Vaters Halse hing, da sah die gute Frau Kommerzienrat sofort, raß ihre Befürchtungen unnötig gewesen waren.

Papa, wir wären ja am liebsten gleich Heike gekommen," rief Jutta jubelnd,aber stehst Du, diese Ueverraschuug hätte das StiftSfräulein nicht überlebt, und deshalb kommt er erst morgen."

Er wer 2 Jutta sei doch vernünftig I" sagte ihr Vater erstaunt. Da mußte sie denn ausführlich ven Roman ihres Herzens be­richte», und in atemlose» Staunen hörten die Elter» und die beiden Schwestern zu.

Nein, wie romantisch I" rief Emmy mit leisem Neid,Jutta hat doch immer so etwas Apartes gehabt! Und nun kommt sic richtig heim als Braut eines vornehmen Ba- ronS und Schloßherrn I Und wie selig ihre

Augen leuchten, wenn sic nur seinen Namen nennt!* '

Ja," meinte Rosa altklug,Eines schickt ( sich eben nicht für Alle, ich lobe mir un- i sere Vaterstadt undFrau Dvktcr Palm" später zu heißen, ist auch nicht so übel."

Als Rosa dann aber am nächsten Tage den Baron Senden sah, seine feinen, ritter­lichen Manieren, die hohe aristokratische Ge­stalt und da» Glück des Brautpaares, da­rin- seltene Harmonie der Seelen zeigte, fand sie den neuen Schwager über alles Erwar­tenreizend", und auch die Frau Kommer- zicnratkam ganz aus ihrem sonstigen Phlegma heraus in der stolzen Freute, einen Baron zum Schwiegersohn zu beksmmen.

(Schluß folgt.)

Vermischtes.

Aus gutem Grunde.Aber warum schickt Ihr denn nicht zum Doktor, wenn Ihr so krank seid, Schwertmillcr?"I wtll aber no nel sterbe, Herr Schultheiß."

.-. (Ein Mißverständnis) Pfarrer: Aber, Hoibäuerin, jetzt fino's erst 4 Wochen, seit Dein Mann gestorven ist u. Du l. wieder jedem Mannsbild nach. Hast denn gar kein G'wissen?" Hosbäuerin:Freiti, Hoch- würven, Hab'ich an G'wlffen den Mtchel vom Klrchleithenhof drüben, wenn Sie ihn kenn»".

.-.Frau K- (im Familienpensionat:) Warum sitzen Sie immer am Klavier, da Sie soch nicht spielen können?" Alter Junggeselle:Die Andern können's auch nicht, so lange ich hier sitze."

(Ein neues Wort.) Elsa:Wo­her weißt Du, daß unser Regiment nach K. verlegt wird?" Wer« :Von wohluni' formierter Seite."

(Indiskret.) Ec:Nun, Adieu, Schatz ! Fallsich verhindert sein sollte, zum Essen zu kommen, so schicke ich Dir eine Rohrpost- kartc." Sie:Du brauchst sie mir nicht zu schicke». Ich habe sie mir schon auS Deiner Rocktasche genommen."

Druck und Verlag von Bernhard Ho, m « nn in Mldbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. H, sin » nn.)