Rundschau.

Der Gem-inderat in Stuttgart er­klärte sich mir der Einführung der fakultaliven Feuerbestattung einverstanden, falls die Re­gierung zustimmt.

Stuttgart, 13. Fcbr. (Elektrische Aus« stellung. Die Ausstellung wurde gestern abend von nahezu 700 Personen besucht und die Besichtigung vollzog sich in gi ößter Ordnung. Wie man hörl, sind wegen Besuche« von ge­werblichen Vereinen au« allen Teilen deS Landes eine größere Anzahl von Anfragen eintzelaufe», so daß sich also auch von dieser Seite aus ein reges Interesse für die Aus­stellung knndgicbt. Auf den im Hofe der Legivuekasrrne während der Besuchsstunde» ü» Betrieb befindlichen Dowson-GaSapparat werden die Besucher noch ganz besonders aufmerksam gemacht.

In der elektrischen Ausstellung in Stuttgart wird an einzelnen Tagen ein Ein­trittsgeld von 50, an anderen von 20 Pfg. erhoben; in der Zeit vom 22.27. Febr. soll der Eintritt frei sein.

Stuttgart, 9. Febr. In Stuttgart wächst die Zahl der Arbeitslosen mit jeder Woche. Eine letzte Woche hier abgchaltene polizei­liche Razzia griff gegen 60 beschäftigungs­lose Personen auf; die hiesigen Gefängnisse sind überfüllt.

Stuttgart. Infolge flauen Geschäfts­ganges verkauft der hiesige Güterbeförderer v. Maur 6 Pferde. Ein ungünstiges Zeichen für die Geschäftslage im allgemeinen.

Cannstatt, 15. Febr. Zn letzter Nacht fand man den 30 Jahre alten Johannes Beyerlein aus Ansbach, der hier am Brücken­bau als Taglöhncr beschäftigt ist, mit Stich­wunden am Kopfe auf der Straße liegen und vom Blutverlust entkräftet vor. Wie derselbe, der von der Polizei in das Bezirks- krankeuhaus verbracht wurde , zu verstehen gab, wurde er in GaiSburg verletzt.

Neuenbürg, 14. Febuar. Dieser Tage kamen zwei Stromer hier in ein Hau« um zu betteln, wobei der eine einen Spazierstvck, zwar von geringem Wert, entwendete. Bald nachdem die Beiden das Hau- hinter sich hatten, vermißte der Eigentümer des Stockes denselben und eilte sofort den beiden Strol­chen nach; er entdeckle bald den Thäter und auch seinen vermißten Stock in dem Aermel des Eine» »och eiwas sichtbar verborgen. Spornstreichs ging der Bestohlene, ein Wald­hüter in seinem Beruf, auf den Betreffenden zu und bemächligie sich seines SlockeS. Er überführte den Thäter dem hiesigen Statio.ns- kommandanten, welchem dieser in einem kurzen Verhör genaue Angaben machte, nach welchen sich jedoch dessen Begleiter als der Schuldige ' entpuppte. Durch einen Landjäger wurde auch dieser bald eingeholt und biigebracht. Es stellte sich heraus, daß man es hier mit einem ganzgeriebenen" Stromer zu lhun Halle. Oer Ecstverhafkete denunzierte den letzteren aus die gröbste Weise, und mit Recht, denn bei eing.hendcr Durchsuchung desselben fand sich der Hose eingenäht, einSchie- ferstempel" vor, mit dem er von Zeit zu Zeit immer wieder neue Zeugnisse verfertigte und glaubwürdig machte. Hieraus kam, man ersehe», daß auch kaum nennenswerte derartige Vergehen zur Anzeige gebracht, oft zur Eiilvkckuiig einer schweren Vergehens zur Anzeige gebracht, oft zur Entdeckung eines schweren Vergehens führen können. Mnsillgen, 14. Febr. Durch ruchlose

Hand wurde gestern abend 5 Uhr im Gast­stätte der Kreuzwirt Froschs Witwe ein Brand gelegt, der zum Glück vom Nachbar entdeck! wurde und gelöscht werde» konnte. Ein Strohbüschcl war, wie die gerichtliche Untersuchung ergab, in den Stall verbracht und angezündet worden. Die mit dem Statt verbundene Scheuer hängt mit den großen Oekonomiegebäiiven vomOchsen" zusammen, so baß ein unabsehbares Unglück verhütet wnrde. Möge doch dem Gerichte die Ent­deckung de< FrevlerS gelingen I

Zellenberg, 9. Feb. Heute Morgen wurde hier ein junger Mann zu Grabe ge­tragen, der zu warmes Brot gegessen hatte. Er wollte sich an frischem Brote nach Herzens­lust satt essen, doch bald stellte sich beim ihm ein krankhafter Zustand ein. Der erst zu spät herzugerufene Arzt konnte leider nichi mehr belfen.

München, 12. Febr. Unserem Gemein- kollcgilim wurde eine zierlich gearbeitete Schnupftabaksdose von ziemlichem Umfang zum Gebrauche während der Sitzungen zum Geschenke gemacht. Der Deckel, auf welchem die Mariensäule abgebildet ist, trägt in Sil­berschrift die Worte:Dem Gemeindebe- vollmächtigten-Kollegium der k. Haupt- und Residenzstadt München in vollster Verehrung gewidmet von Joh. Jbels sel. Witwe." Die Gemeinde-Dojc" wird von nun an in den Sitzungen des Kollegiums zu beliebigen Ge­brauch der Mitglieder bereitgestellt. Eine gute Prise Schmalzler wirkien zuweilen recht anregend und versöhnlich! Zum Wohl Ihr Ratsherren l

Hatten, i. Elf-, 5. Febr. Daß man ohne Geld in der Welt nicht mehr fortkom- men kann, scheinen selbst die Hunde herauS- gefunden zu haben, denn als gestern ein hiesiger Kaufmann die Hütte seines HundeS untersuchte, fand er in derselben eine Geld­tasche mit etwa 9 ^ Inhalt, welche der Hund wahrscheinlich irgendwo gefunden und in seine Hütte gebracht hat.

Mit welchen Hungerlöhnen sich in jetziger Zeit Arbeiter begnügen müssen, geht au« einer Mitteilung sächsischer Lokal­blätter hervor, wonach in Freiberg beim Klöppeln von Golbspitzen bei emsiger, von morgens 8 Uhr bis abends 11 Uhr währ­ender Thätigkeit im Hause ein Wochenlohn von 2. 40 und bei besserer Ware ein solcher von ^ 8.60 erziehli werden kan». Aehnliche betrübende Nachrichten meldet der Beobachter" aus Glauchau, wo das Garn­spulen zum Teil so schlecht bezahlt wird, baß ein altes Ehepaar bei größter Anstreng­ung wöchentlich nur 3 ^ verdienen kann- In einer Glauchauer Kammgarnspinnerei bietet man erwachsenen männlichen Arbeitern einen Wochcnlohn von 4 Das sind in der That Zustände, die dazu angetha» sind, der Sozialdemokratie Anhänger zuzuführcn.

Berlin, 12. Febr. Raubmörder Wetzel hat gegen das Todesurteil Revision eingelegt. Da sein Verteidiger die Mitwirkung hiebei ablchnt, gab er selbst den Antrag dem Gc- richtsschreiber zu Protokoll.

Berlin, 12. Febr. Eine gesunde kräftige Amme sucht die Charlottenburger Kri­minalpolizei. Bei dem dortigen Kaufmann Th. diente die 21 Jahre alte Amme Pau­line BorkowSka aus Kl. Bartelsee, Kreis Bromberg. Wie jetzt festgestellt wurde, hatte sich die Person gleich nach dem Dienstantritt einen AntrumSbdhrer und eine StiHsäh«

aiigekauft. Hiermit hat sie gestern während der Abwesenheit ihrer Herrschaft einen Schub­kasten bet Buffets erbrochen und daraus 4000 in Gold, Courant und Coupons entwendet. Außerdem hat die Etnbrecherin, welche - beiläufig bemerkt das ihr an- veriraute Kink hilflos auf ein Srpha gelegt hatte, einen ihrer Herrin gehörenden Pelz- radmantcl mit schwarzem Pelzkragen ange- zoge» und einen grauen Filzhut mil Feder aufgesetzt und ist dann mit dem Raube da- vongegangen, und zwar hat sie gleich von Charloltenburg ab die zweite Klasse der Ei­senbahn benutzt. D>e zu ihrer Ergreifung erforderlichen Maßnahmen sind getroffen worden.

Königsberg, 13. Februar. Vergangene Nackt ist die See in die Slrandfeltftrecke der Bernstringruben bei Pallmnickcn eingc- brochen. Innerhalb 20 Minuten stand d>r Grubenbau voll Wasser; 6 Mann von der Belegschaft deS südlichen Strandfcldes wer­den vermißt und bürste» ertrunken sein.

Die Strafkammer in Thor» verur­teilte den Buchhändlerlehrling Max Curtze aus Bunzlau, den Sohn eines Professors, zu 9 Monaten Gefängnis; derselbe hat im Sommer eine» Echulknaden, der Obst stehle» wollte, erschossen.

Wien, 4. Febr. Im Schaufenster einer hiesigen Galantenewarnihandluiig waren seit einiger Zeit kleine Geldtäschchen ausgestellt, die in Silberpressung die Inschrift trugen : Geldtäschchen aus echter Menscheuhaut." Oeffnetc man das Täschchen, so fand man auf der Innenseite die ergänzenden Worte: Dürfen nicht angcfertigt werden." Ein Menschenfreund" , der (vielleicht au« Be­sorgnis für seine eigene Haut) mit Schau­dern Kenntnis nahm, daß man in einem Wiener Geschäfte Portemonnaies aus Mcu- schenhaut verkaufe, vcranlaßte, daß die Po­lizei cinschritt. Der Inhaber des Geschäf­tes erhielt eine Vorladung zur Polizei, wo man mit heiterem Lächeln von dem Nach­satze Kenntnis nahm, nichtsdestoweniger aber die Schaustellung derMenschenhauigeld- taschen" in der Auslage verbot.

Warschau, 12. Febr. In der Stadt Grzegorzewo wurden durch Brandstiftung 45 Häuser cingeäschert. In den Flammen fan­den drei Menschen den Tod.

Paris, 12. Febr. Der russische Gene­ralmajor v. Hasford hat sich im Grand Hotel du Louvre erschossen.

In Illinois ist vor ungefähr einem Monat ein Gesetz zur Vertilgung der Spat­zen (welche man früher eingesührt hatte) in Kraft getreten und in Chicago sind während dieser Zeit, wie dasTageblatt" angiebt, etwa 10 000 Spatzen erlegt worden, aber der dabei angerichtete Schaden ist unendlich größer, als alle die erschoss nen Vögel hätten verursachen können. In einem einzigen Ho­spital der Stadt waren während der letzten zwei Wochen 12 Patienten in Behandlung, denen ein oder beide Augen durch die Wind- und Cpatzenbüchsc beschädigt oder ganz zer­stört worden sind. Es sind auch schon mehrere Knaben bei dem neuen Sport lot­geschossen worden. Allgemein macht sich der Wunsch geltend, daß den Händlern, um vorerst dem allgemeinen Waffentragen der Kinder zu steuern, der Verkauf von Wind­büchsen verboten und schließlich das ganze Gesetz über den Haufen geworfen werde,