Geprüfte Kerzen.
Wcihnachtsnovelle von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
4.
Frau von Büren aber fuhr empor, als habe eine Natter sie gestochen, ihre Stimme klang heiser, drohend als sie jetzt wiederum sprach: „Und Sie werden doch den Förster heiraten! Er ist ganz der Mann, eine verwirrte Seele, wie Sie eine sind, auf den rechten Weg znrückzuleiten mit Güte und Ermahnungen. Glauben Sie nicht, meine Beste, daß ich in meiner Familie — Thorheiten sanktionieren werde; im Gegenteil, Sie sollten mit Schrecke» inne werden, was eine gereizte Mutter fähig ist zu thun, um — den Sohn ans unwürdigen Fesseln zu löse» !"
Elise ward blaß, aber um die fcstgeschlos- senen Lippen spielte ein sonderbarer Zug, der mit Verzweiflung nichts zu thun halte.
„Lassen wir diese ganze Heiratsangelegen- hcit, gnädige Frau, bis ich wiedcrkomme. Ich möchte Sie nämlich um Weihnachtsurlaub bitten "
„Ah," ruf Frau von Bür n, und schi n von dieser Bitte Elisens unangenehm berührt zu sein. „Wie kommen Sie darauf, jetzt zu verreisen, meine Liebe; das paßt mir durchaus nicht. Ich erwarte Besuch und kann mich dann keineswegs um die Kinder kümmern. Richten Sie sich ein, später einige Tage zu verreisen."
„Leider geht es durchaus nicht, gnädige Frau, ich will morgen ganz früh abfahren. ES ist dringend nötig, meine nächsten Verwandten erwarten mich zum Feste."
„So?" srug die Dame sehr empört. Sie haben doch gar nickt so vollständig auf Ihren Wünschen zu bestehen, so lange Sie in meinen Diensten stehen. Es geht durchaus nicht."
„Und ich muß leider auf meinem Wunsche bestehen," lautete die feste Antwort der Erzieherin, „ich fahre morgen früh mit dem Znipectorwagen zur Bahn."
Alle Worte der stark erregten Dame, alle Bosheiten und heftigen Bemerkungen halfen nichts, Elise bestand freundlich aber fest auf ihrem Wunsche und erhielt dann auch die allerungnädigste Erlaubnis zur Weihnachtsreise.
„Machen Sie es wie Sie wollen, meine Beste," erklangen bitter Frau von BürenS Worte. „Natürlich ist unter den Umständen keine N'de von einem Weihnachtsgeschenk, >n>d -ch glaube üb-rhaupi, daß wir von nun an nickt m br lange iv-rden beisammen bleiben köutteN.
„Leb-,, Sie wobl, gnädige Frau, und Verleben Sie ein frohes Fest!" erwiderte dagegen tubig die Erzieherin.
Früh am nächsten Morgen fnbr Elis ab w k „> kninen Jnsp c orwagen, a>ni sie sab ttnctnns ruckt traurig aus; im Gemn- dil, h>Ue, Sonnenickern lag auf dem lieblich, n U».stgucb'fn, und sie warf verfielst-n einen Harn kr,ß zurück, dabei leise murmelnd : „Aus Wu-eeiskheu, Rudolf k Laß Dir Cousine Edrtha grrt gefallen I"
Beim Fr übstück war der junge Offizier ziemlich verstumm, seine Mutter beobachtete ihn scharf, sagte jedoch nichts weiter. Die beiden Kinder erschienen gl-ichiaUs schweig »d, tranken ihre Milch, fagie» aber auch nichr
Lera>uw»ktli»er «eLaktmr: Bern
eine Silbe. Erst als Rudolf verwundert frug: „Wo bleibt denn Euer Fräulein?" brach Hänschen in Thräncn aus.
„Sie ist fortgereist," schluchzte er, „und wird wohl garnicht wiederkommen, denn — denn —"
Klirrend stieß Rudolf die leere Tasse beiseite und und erhob sich.
„Ist das wahr, Mutter?" frug er mii finsterer Miene, „weshalb erfuhr ich nicht« davon?"
„Hm — eS kam auch mir sehr ungelegen, daß Fräulein Arnold Urlaub wünschte, aber endlich ließ ich sie fahren, sie kommt natürlich nach dem Feste wieder, wie sollie ich eS sonst mit den Kinder» einnchteii."
„Geht einmal in die Küche, Kinder, und seht zu, wie die Kuchen gemacht werden," sagte der junge Offizier z» deri Geschwistern und, alS er mit der Mutter allein war, wandte er sich entschlossen zu derselben.
„Ich muß Dir, ohne fernere Umschweife und ehe Cousine Ediths kommt, erklären, beste Mama, daß ich Fräulein Elise Arnold heiraten werde."
Als der Blitz vor ihr in die Erde ge> iahren, so zuckte Frau von Büren bei diesen Worten zusammen.
„Und das sogst Du mir?" frug sie endlich scharf, „Du glaubst, ich werde es zu- geben? Nimmermehr! Du beiratest mit meinem Segen nur Ediths und keine andere!"
„Das wollen wir noch sehen! Ich habe Dir meinen Entschluß mitgetcilt und werde ihn ausführen, verlaß Dich darauf!"
Er ging.
Draußen fand er die Geschwister, welche jubelnd den Weihnachtsbaum umtauzten, weicher zum Ausstellen hergerichtet wurde.
„Nun Kinder," rief er ihnen, „übermorgen wird der Baum angezündet; das wird schön sein!"
„Weißt Du auch, Rudolf, wo« man thun muß, wenn man den Weihnachtsbaum zuerst sieht?" frug Gertrud geheimnisvoll, „ich wills Dir sagen. Man muß ihn ganz genau ansehcn und dreimal an dasjenige denken, was man sich am meisten wünscht. Dann geht eS in Erfüllung."
„O, ich weiß, an was ich denken will," jubelte Hans und tanzte händckialschend im Kreise umher, „aber iL sag's Euch nicht — ich sag's Euch nicht!"
Rudolf mußte über diesen Kinderglauben lächeln, aber beinahe unwillkürlich hafteten auch seine Bicke fest an dem schlanken, grünen Baume und dreimal formten seine Lippen lautlos den Namen der Geliebten.
Und bann war die Stunde hcrangekem- men, daß der Wagen, weicher Cousine Edith« abboten sollte, vor der Tbür hielt.
„Rudolf, bist Du fertig?" rief Frau von Büren. „Verfeble nur die Ankunft des Schnellzuges nicht, »nd nimm hier Decken »irb Filßrack mit. Am beste» wäre eS, Dili-ß st Edrtha im Bahnbcssrcstauranl eine Tasse Cbokolade oder Kaffee vor dem Fort- sabrcn aeden. Sie wird recht durchgefroren sein."
„Wie Du bst hist," eiilgegneke der junge Offizier gleichgültig. „Nun adieu Mama!"
„Adieu, lieber Sohn! Glück auf den Weg! Ich bin so begierig, Edttha kenne» zu lernen. Sei nur ja recht freundlich und berzlich gegen sie."
Schluß folgt.)
hart» Hyfytann.) Druck »ns Verlag »SN B e
Vermischte«.
(Woraus besteht der Mensch?) Ans 13 Grundstoffen, von denen 5 gasförmig und 8 fest sind. Der Hauptbestandteil ist Sauerstoff in einem Zustande von äußerster Zu- sammenpressung. Ein Normalmensch von 70 Klg. Gewicht enthält 44 Klg. Sauerstoff, welche unter gewöhnlichen Verhältnissen einen Raum von 28 Kubikmetern einnehme» würden. Ferner birgt besagter Mensch 7 Klg. Wasserstoff, welche im freien Zustande einen Raum von 80 ^Kubikmetern füllen würden. Die drei übrigen Gase sind Stickstoff (1,72 Klg.), Chlor (0,8 Klg), und Fluor (0,1 Klg.). An festen Stoffen cntbält der Nor- matmensch 22 Klg. Kohle, 800 Gr. Phosphor, 100 Gr. Schwefel, 1750 Gr. Calcium, 80 Gr. Polassium, 70 Gr. Sodium, 50 Magnesium und 45 Gr. Eisen. Edelmetalle birgt der menschliche Körper nicht, und er enthält in der Hauptursache nur Stoffe, die wohlfeil sind, wie Brombeeren.
(Die Nußknacker.) Eine originelle Wette kam dieser Tage beim „Rößleswirt" in Ingolstadt vor. Der Wirt wettete gegen einen Einsatz von 20 ^ mit drei Gästen, daß keiner von ihnen im Stande sei, in der Zeit von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 4 Uhr je 1000 Stück Nüsse zu verzehren. Punkt zehn Uhr begann di- Knackerei, um halb 2 Uhr stellt n die Knacker ihre Arbeit die sie übrigens mu einem Ernste betrieben, der einer bessern Sacke würdig gewesen wäre, ein. Sie brachten es auf 600 Stück und gestanden, sie hätten nun auf lange Zeit genug davon.
.-. (Ausspruch eines Weisen.) Zu einem Weisen kam ein Mann und fragte: „Vater, ich möchte gern berühmt werden; zwanzig Bände lyrische Gedichte habe ich schon geschrieben und noch bin ich nicht berühmt. Wodurch kann ich eS werden?" Der Weise sprach: „Mein Sohn, heutzutage kann man berühmt werden durch KriegSthaten, Reich- iagsreden, Malz-Extrakt, Schnapsbrennen, RhcumatismuSpillen,Reichtum, Singen, Morden, Taschenspielern, Planeten entdecken, Tanzen, Dummheit, Grobheit, u. s. f., aber durch lyrische Gedichte wird man höchstens
— berüchtigt.
(Entschuldigt.) Bei der Verteidigung der Festung Küstrin während des 7jährigen Krieges waren große Fehler vorgekommen. Als sich der Kommandant diescrhalb bei Friedrich dem Großen entschuldigte, antwortete dieser ganz ruhig: „Er hat recht, er kann nichts für die Dummheiten. Der Fehler liegt an mir selbst, warum habe ich auch einen solchen Esel, wie Er ist, zrrm Kommandanten gemacht!"
.'. (Ein Kind als Aktenbeilage.) Ein Bürger in Szeged in richtete an die Behörde das Gesuch, den Minister zu ersuchen, daß seinen, dr-s Bürgers, „unten :i: beigeschlossenen nlchlnntzigen Jungen in die Kor- rektronSairstalt ausnehme." Der Junge war dem Gesuche thatsächlich beigelegt, da er das Schreiben selber aufs Stadthaus brachte, wo man aber die Beilage wieder nach Hause schickte.
.'. (Abgeblitzt.) „Ich bitte Dich, alter Junge, leih' mir zehn Mark!" — „Thut mir leid, Hab' gerade kein Geld bei mir!"
— „Und z» Haus?" — „Danke. Alles wohl und munter. Mahlzeit!"
rnhard Hofman« i» Wildbsd.