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Stuttgart, 3. Dezember. DerR. A. f. W." veröffentlicht den amtlichen Text der neu ausgestellten Zivilliste. Demnach bezieht der König während der Dauer seiner Regier­ung jährlich 1 800 000 ^ in Geld und daneben in Naturalien jährlich 225 000 Klgr. Dinkel, 62 500 Kilogr. Roggen, 38 400 Kilogr. Gerste, 560 000 Kilogr. Hafer, 4740 Raummeter Buchenholz u. 2700 Raummeter Tannenholz.

Von den Fildern, 6. Dezbr. Gestern abend 7 Uhr starb in Neuhauscn Posthalter Lvwenwirl Bauer, auch in weiten Kreisen eine bekannte Persönlichkeit, im Alter von nur 47 Jahren. Er erlag einem langjähr. Lungenlcidcn. Mit Umsicht und Erfolg be­trieb er sei» WirtschaftSgewerbc; als Post­beamter war er gegen jedermann stets freund­lich und gefällig. Seine Mitbürger werden ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Herr Köhler in Weinsberg hat seine Buchdrnckerei mit Schreibmakrialienhandlung und Verlag der Weinsberger Zeitung um den Preis von 19 000 an Herrn Ungerer aus Stuttgart verkauft.

In Gündringen gerieten in einer Wirtschaft zwei Männer beim Kartenspielen in Streit. Nachdem es in der Wirtschaft zu Thätlichkeiten gekommen war, söhnten sich die beiden scheinbar wieder aus. Einer da­von, ein Straßenbauuntcrnchmcr, entfernte sich hierauf und kaufte, wie sich nun hcraus- stellte, in einem Laden ein Messer, mit wel­chem er seinem Gegner, einem Buchhalter vom Dürrenhardter Hof, auflauerte. AIS der letztere nach Hause wollte, wurde er von seinem Aufpasser mit dem Messer so zuge­richtet, daß ihm baS Eingeweide herauöhing. Bis jetzt ist er noch am Leben, wird aber schwerlich wieder aufkommen. Der Thäter wurde v-rhaftet.

Aus dem Oberamt Hall, 4. Dez. Ein Brunnen auf einem Weiler in der Nähe der Stadt Hall lieferte seit einiger Zeit für Menschen und Vieh ungenießbares Wasser, so daß derselbe gereinigt werden mußte; dies fand gestern statt. Die Reinigung förderte ein absonderliches Ergebnis zu Tage: die Leiche eines neugeborenen Kindes, der Arme und Kopf fehlten. Gerichtliche Forschung ist noch am gestrigen Abend eingeleitet worden..

Ulm, 7. Dez. Heute früh um 3 Uhr brach in der auf dem Münsterplatz stehenden Schaubude des Panoramabesitzers Volz aus Oehringen Feuer aus, das in dem kurzen Zeiträume von 10 Minuten den ganzen In­halt der Bude ruinierte und auch noch den daneben stehenden Stand des Elektriseurs Drettinger anbrannte. Hilfe war rasch zur Stelle. Die in dem dicht daneben befind­licher Leihlichschen WachSfigurenkabinet be­findliche Feuerspritze leistete die besten Dienste. Ein großes Glück war es zu nennen, daß völlige Windstille herrschte; ein unabsehbares Unglück wäre sonst unvermeidlich gewesen.

Laupheim, 5. Dez. Gestern abend wur­den mehrere Personen aus Roth wegen Aus­gabe falscher Geldstücke verhaftet und in das hiesige Amtsgericht eingeliefert. Der Haupt- beschuldigte, dem die Fabrikation falschen Gel­des zur Last gelegt wird, hat bereits ein Ge­ständnis abgelegt. Zur Beruhigung des Publikums diene zur Nachricht, daß bloß ein bleiernes Fünspfinnig- und ein Markstück im Umlauf gesetzt wurden, welche beide aber

wohlverwahrt bei den UntersuchungSakten liegen.

Wtilburg, 5. Dez. Gestern fand man die Eheleute SchnciderGrauf auf dem Speicher erhängt vor. Wegen einer Schuld von 300 ^ soll die schreckliche That geschehen sein. Als die Kinder aus der Schule kamen, sahen sie ihre Wäschestücke mit Zetteln auf dem Tisch liegen. Sie riefen die Nachbarn und diese fanden die beiden in der oben beschrie­benen Weise vor.

AuS München, 3. Dez., wird ge­schrieben: Die unsinnige Wette, 6 Flaschen Schaum- und 6 Flaschen Weißwein auf einen Sitz zu trinken, ging am Montag in einer Wirtschaft in Haidhausen der 23jährige Musiker Westermayer ei». Er gewann auch die Wette durch thatsächliche Vertilgung dieses enormen Quantums, ist ober gestern mittag an den Folgen seiner Unmäßigd it gestorben.

Man schreibt aus München, 6. Dez.: Ein harmloser, aber unvorsichtiger übler Scherz war vorgestern abend in Augsburg von verhängnisvollen Folgen begleitet. Gast­hofbesitzer Eberle zum Mohrcnkopf dortselbst wollte mit einem Gaste eine Gans vor dem Gangfenster de« bei ihm wohnenden Schuh­warenhändlers F. T. Müller im Spaße weg- nehmen. Durch ein Geräusch aufmerksam gemacht, teilte die Müller ihrem Manne mit, daß im Gange ein fremder Mensch sei. Müller begab sich sofort mit Licht und ge­ladenem Revolver in den Hausgang, wo er auch eine Mann-Person, in einem Winkel versteckt, erblickte. Er rief dieselbe an, wor­auf der Versteckte auf Müller zufprang und dieser in feinem Schreck auf jenen, Eberle, einen Schuß nbgab, welcher denselben schwer am Unterleib verletzte. Müller wurde in Haft genommen, indes kurz darauf wieder entlassen. An dem Aufkommen Eberlcs wird gezweifelt.

Schneeberg i. Erzgeb., 5. Dez. Eine seltene Trauung fand vor einigen Tagen in dem nahen Albernau stalt. Ein Veteran aus den Freiheitskriegen NamenS Salzer, der jetzt 9b Jahre zählt, ist daselbst noch­mal- in den Stand der Ehe getreten. Seine auch nicht mehr ganz jugendliche Gattin ist im Jahre 1809 geboren. Salzer beteiligte sich im Juli ds. Js. an dem RcgimentS- jubiläum in Grimma als der älteste Soldat des Regiments.

Das endgiltige Ergebnis der Volks­zählung vom 1. Dezember 1890 für den preußischen Staat wird jetzt veröffentlicht. Die Bevölkerung hat nahezu die Zahl von 30 Millionen erreicht. Es sind 29 957 367 Personen gezählt worden, darunter 14703105 männliche und 15 254262 weibliche.

Das Testament des Erzherzogs Hein­rich Von Oesterreich. Die Eröffnung des Testaments des Erzherzogs erfvlgie in Wien der Vorschrift gemäß in Gegenwart der hier­zu berufenen Vertreter der Hofbehörden. Zu­gleich mit dem Testamente de« Erzherzogs ist auch dasjenige seiner Gemahlin, der Frau Baronin Waideck, aus dem Schlosse in Bo­zen nach Wien gebracht und dort eröffnet worden. Soviel über dem Inhalt der letzt­willigen Verfügungen verlautet, tragen die­selben einen durchaus einfachen, rein sachlichen Charakter ; in beiden, den Inhalt nach ziem­lich consormcn Testamenten wird diezärt­lichgeliebte Tochter" des erzherzoglichen Paa­res, Baronesse Maria Raineria Waideck, zur Universal-Erbin de« hinterlassenen , zumeist

in tirolischcm GutSbesttz bestehend. Vermögen- eingesetzt. Auch ist einiger Freunde und Verwandte» des erzherzoglichcn HauseS durch Legate gedacht worden.

Rieso, 5. Dez. Hier ist heute Nacht ei» Kahn mit 700 Faß Petroleum in Brand gerann. Das Feuer ergriff auch vier Ge­treideschiffe, wurde jedoch wieder gelöscht. Mehrere Schiffer erhielten Brandwunden.

Paris, 6. Dez. Die Leiche des Kaisers Dom Pedro wurde nach erfolgter Einbal­samierung heute Nachmittag bei großem Zu­drang hier ausgestellt. Die Trauerfcier findet Mittwoch in der Madeleine-Kirche statt.

Am 30. Nov. erfolgte auf Helgo'and, wie das Helgol. Wochenbl. berichtet, der Durch­stich des Tunnels, der, an der Südfpitze an- fangend, das Oberland durchbohrt. Die Ar­beiter trafen sich gerade in der Mitte, ein Beweis, daß die Sache gut ausgearbcilet und geleitet ist.

China. Der englische Generalkonsul in Shanghai meldet dem Auswärtigen Amte in London telegraphisch, er habe befriedigende Berichte von dem englischen Konsulate in New-Tschwang (Tientsin) erhalten; letzteres melde, die Truppen der Aufständischen feien vollständig zersprengt.

Der chinesischen Gesandtschaft in Paris ist eine amtliche Depesche aus Peking zuge- gangen, durch welche die bereits bekannten Einzelheiten der in der Mongolei verübten Metzeleien im Wesentlichen bestätigt werden. 300 bis 600 christliche Eingeborene, darunter mehrere Priester und mongolischer Prinz, außerdem mehrere dem Christentum nicht an- gehöriae Eingeborene, seien getötet worden. Die Kirchen seien geplündert und in Brand gesteckt worden. Die von der Regierung ent­sandten Truppen hätten am 25. v. Mts. den Aufständischen eine Niederlage bereitet. Die verschiedenen Truppenabteilungen rückten von mehreren Seiten gegen den Herd der Un­ruhen vor.

New-Iork, 5. Dez. Bei Thompson (Connecticut) stießen zwei Güterzüge zusam­men. Zwei bald darauf eintreffende Expreß­züge fuhren auf die Güterzüge. Mehrere Waggon« gerieten in Flammen. Nach den bisherigen Ermittelungen sind drei Personen tot, fünf verletzt. In einem Hause von Broadway drangen gestern mittag zwei In­dividuen in das Bureau Fage ein und ver­langten eine Geldsumme. Als dies verweigert wurde, warf einer derselben eine Dynamit­bombe, worauf eine furchtbare Explosion folgte. Ein Teil deS HauseS wurde zerstört, fünf Personen gelötet, zehn verwundet. Unter den Toten befindet sich auch der Bomben­werfer.

Verschiedenes. (Schlechtes Sparen.) Junger Ehe­mann : Du entwickelst Dich wirklich zu einer vorzüglichen Hausfrau. Wir haben in den ersten drei Wochen dieses Monats nur halb soviel Ausgaben gehabt, wie sonst. Wie hast Du das nur möglich gemacht. Junge Frau: Ich habe anschreiben lassen.

(Durch die Blume.)Graf Dud- ley!" rief ein englischer Hofkaplan mitten in seiner Predigt, die er vor der Hofgesell­schaft hielt. Erschreckt fuhr der Angerufciie aus seinen Träumen.Graf Dudleyl" fuhr der Prediger laut und ruhig fort. Schnarchen Sic nicht so laut, daß Seine Majestät der König picht auswacht l"