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VäLIer-VkrssLiuliniß!.

Dev Kccndiöclt füv den Landtag

Kevv Kornmevetk von Köfen

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Freitag den 30. Oktober 1891, abeuds 8 Uhr

in "Uestamatistt "Wilß. Arktik-

den Hiesigen WäHLevn novsteKen und Lade ich dieselben zu zahlreichem Wesuche fveundlich ein.

Stadlschultheiß Bahner.

Die Küttenkönigin.

Roman aus der Gegenwart v. W- Hogarth.

Nachdruck verboten.

10.

Während sich Elisabeth in ihr Boudoir zurückzog, um das Reitkleid mit einer Ge- sellschaftSloilctte zu vertauschen, gewann auch Toppen Z.-it, seine Kleider, welche bei dem Aushalten des scheuen Pferdes beschmutzt worden waren, durch einen Diener reinigen zu lassen, und, soweit es die Umstände ge­statteten, Toilette zu machen.

Eine halbe Stunde später saß die kleine Gesellschaft, bestehend au« Baron Töppen, Elisabeth, Frau Velten und Fräulein Theis- scn in einem magisch erleuchteten, altdeutsch au-gestattetcn Erkerzimmer des Schlosses Ternau zu Tische und Elisabeth wie auch Frau V-lten, eine würdige ältere Dame, dir Witwe eines Onkels Elisabeths, wetteiferten tn den Honneurs für ihren Gast. Die eigen­artigen Umstände, denen das kleine Gastmahl seine Entstehung verdankte, vergrößerten im hohen Maße die Geselligkeit und Baron Töp pen war in der hoffnnngsfreudigsten Stim­mung.

Als dann Abends gegen zehn Uhr Eli­sabeth ihren Wagen anspannen ließ, um dem Baron die Heimkehr zu erleichtern, denn die liebenswürdigen Gastgeberinnen wollten um keinen Preis zugeben, daß der Baron zu Fuß bei finsterer Nacht den Heimweg antrete, Wie er die Absicht hatte, so wöhnte sich Töp- pcn seinem Glücke so nahe, daß er sich fast zärtlich von Elisabeth urd deren Tante ver­abschiedet hätte.

Bald wurde auch die glückliche Errett­ung des allgemein verehrten Fräulein Baum- garlen ans Lebensgefahr durch eine mutige That des Barons Toppen in der Bevölker­ung bekannt, und man deutete den intimen Verkehr, welchen Baron Töppen in der Folgezeit häufig auf Schloß Ternau zu haben schien, allgemein dahin, daß wohl kein anderer als Baron Töppen die schöne und liebenswürdige Erbin vielfacher Millionen hcimführen werde.

» »

*

Gnädiges Fräulein I Darf ich auf einige Minute» Gehör unter vier Augen bitten?"

Mit diesen Worten trat einige Wochen nach dem vorerwähnten Varfalle eines Vor­mittag» der Bergwerksdircktor Riese, der ver­traute Geschäftsleiter der Baumgarten'schcn Werke in Elisabeth» Salon auf Schloß Ternan, wo sich der ehrwürdige alte Herr bereits halte anmelden lassen.

Sehr gern, mein lieber Herr Direktor I" erwiderte Elisabeth und trat mit demselben in ein anstoßendes Erkerzimmer, wo Nie­mand das Gespräch belauschen konnte.

Nun reden Sic, Herr Riese I Hier hört uns Niemand!" begann Elisabeth.

Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, wenn ich wage, über Tinge mit Ihnen zu red-», die eigentlich nicht gerade zu meinen geschäft­lichen Obliegenheiten gehören," Hub der alte Beamte mit ernster Miene an.Das lang­jährige Vertrauen, welche» Ihr seliger Va­ter mir schenkte und welches ich die Ehre habe auch bei Ihnen zu genießen, gnädiges Fräulein, verpflichten mich aber, Ihnen einige Eröffnungen zu machen, die ich für sehr wichtig halte. Darf ich frei reden I"

Sprechen Sie, Herr Riese," erwiderte Elisabeth freundlich, aber doch nicht ohne eine gewisse Erregung und schob dem alten Herrn einen Stuhl zu.

Nun, mein verehrtes Fräulein, ich will mich kurz fassen," entgegnetc Riese treuher­zig.Es ist jetzt allgemein das Gerede un­ter den Leuten, daß Sie, unsere verehrte Herrin, sich demnächst mit dem Baron Curl von Töppen, dem Cie sich wegen des be­kannten Vorfalles dankbar Verpflichtet fühl­ten, verloben würden."

Elisabeth antwortete mit keiner Silbe auf diese Behauptung, aber eine verräterische Röte stieg in ihrem schönen Antlitz empor, und »ach einer kurzen Pause fuhr der alte Berg­werksdirektor fort:

Ich will nicht in Abrede stellen, daß Baron Töppen ein liebenswürdiger Herr, ein mutiger Cavalier ist und alle salonfähigen Tugenden besitzt, will mir auch nicht anmaßen, verehrte» Fräulein, auf Ihre Herzensange­legenheiten Einfluß üben zu wollen, aber

wenn Sie nicht etwa Ihre Besitzungen ver­kaufen, sondern dieselben behalten und mit ihrem künftigen Gemähte weiter leiten wollen, dann ist Baron Töppen kein Mann für Sie."

Erleichtert und gespannt blickte jetzt der alte Vertrauensmann der Baumgarten'schen Familie auf seine junge Herrin, deren Lip- pen seltsam zuckte, als sie leise sagte:

(Fortsetzung folgt.)

* Etwas über den Canarienvogel. Der Canarienvogel, unser allerliebster Stubcn- frcund, wird leider in den meisten Fällen nicht richtig gefüttert und erreicht infolgedes­sen selten ein hohe-Alter. Es ist eine irrige Ansicht, daß pures Rübsamenfutter zur Er­haltung des Vogels ausreichend sei. Eben­so hat man, wo ein Mischfuttter verwandt wird, von dem einen oder anderen Samen zuviel oder zu wenig genommen und dadurch das gerade Gegenteil bewirkt, als wie mit einem erprobten richtigen Mischfutlcr. Auch ist schließlich für manche die Herstellung des­selben zu umständlich. Um diesen Uebelstän- den abzuhelfen, hat ein Fachmann, Hoflieferant Gustav Voß in Köln, von seinem, nach speciellen Angaben deS weltbekannten Orni­thologen Dr. Ruß zusammengcstrllten preis­gekröntenSingfuttcr" bei Carl Wilh. Bott in Wildbad eine Verkaufsstelle zu Orig.-Preisen errichtet. Dasselbe ist namenl- lick wahrend der Mauser und bei solchen Vögeln, welche im Gesänge zurückgeblieben sind, von überraschender Wirkung. -- Ein ausführlicher Prosp ct über die Behandlung der Stubcnvögcl wird in den nächsten Tagen - erscheinen und umsonst in obiger Handlung verabreicht.

Merks.

Ein Meisterlügner weiß sich immer, seist bei Uebertrctung vom elften Gebot, zu wen­den wie eine Schlange und ist so frech, sich dabei gar noch als einen Engel des Lichts auszuspielen IAuSgklogen lügt er immer noch I"

Wahrhaftigkeit ist weniger ein Zweig, als eine Blüte der sittlichen Manncsstärke. Schwächlinge müssen lügen.

Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hosmann.) Druck mW Verlag von Bernhard Hofmann in Witdbab.