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Rundschau.

Von der Kgl. Regierung für den Schwarzwaldkieis wurde unterm 23. Oktober d. I. die Wahl de« OberamlSsparkassierS Kübler in Neuenbürg zum Amlspflcger für den OberamtSbezirk Neuenbürg bestätigt.

Aus Stuttgart: Der KricgSmiuistcr Sie! heil ist zum General der Infanterie ernannt. Obcrstkammerhcrr Thumb-Ncuberg wegen vorgerückten Alters unter Anerkenn­ung seiner Dienste dieser Stelle enthoben worden. Herzog Albrecht reiste im Aufträge de« König« nach Berlin, Petersburg und Wien ab, um den Höfen das Notifikations- schrciben über den Regierungsantritt zu über­reichen. Der König empfing den Herzog von Ujest.

Cannstatt, 26. Okt. Heute früh nach

4 Uhr wurde einer althergebrachten Sitte gemäß der Hcrbstbeginn eingcläutct und von

5 Uhr ab eine Stunde lang der Herbst am geschossen.

Plochingen, 25. Okl. Der Sohn de« GaSmeisterS Ernst hier, welcher vor einigen Tagen von einer Maschine herabgeschlcudert wurde und dem einige Rippen eingedrückt worden sein sollen, kann seit gestern wieder seinem Berufe nachgehen.

Ebingen, 24. Okt. Abermals muß au« Heinstetten über ein Unglück berichtet werden. Der 17jährige, bei H. Schlude im Dienst stehende Jakob Eisler geriet in eine Dresch­maschine. Derselbe soll sich ans eine in Be­trieb gesetzte Stange gestellt haben, wo er auSglitt und in die Räder des Zwischenge- triebes siel. Der Daumen der rechten Hand wurde unter den Rädern aufgefunden. Die übrigen Finger dieser Hand sind gänzlich zermalmt. Doch nicht genug, der linke Vor­derarm ist gleichfalls total zerdrückt, da« Fleisch von Bein und Nerven weggerissen, so daß zweifelsohne der Arm abgenommen werden muß.

Künzclsau, 24. Okt. In nicht geringen Schrecken wurde gestern abend die Familie des Kaufmann« Z. von hier versetzt, indem ein weiblicher Dienstbote die Nachricht brachte, unter der Bettlade in ihrem Zimmer hätte sich eine Frauensperson versteckt. Es stellte sich heran«, daß dieselbe aus einem Koffer bereits 66 Mark gestohlen und sich für den Augenblick an den bczcichneten Ort geflüchtet hatte. Die Diebin (Frau eine« Eistnbahn- arbciler«) war erst eine Stunde zuvor aus dem hiesigen Gefängnis entlassen worben,

iit welche« sie nun wieder abgcführt wurde. Da« vorzügliche Oktoberwetter kommt unserem Etsenbahnbau trefflich zu statten; derselbe schreitet rasch vorwärts und ist be­reits die Notbrücke über den Straßendurch­stich außerhalb der Stadt der Benützung übergeben.

Neustadt, 22. Okt. Ein hiesiger Wein- gutsbcsitzer sendete seine geworbenen Leute, da er geschäftlich verhindert war, mit zu gehen, in einen seiner Wingerte um die Trau­ben cinznhcimsen. Bald waren dieselben auch vollständig gelesen. Da aber der Haus­herr erschien, um die geleistete Arbeit seiner Söldlinge zu besichtigen, erblickte er noch die ganze Krescenz auf seinem Gut, denn es wurden die Trauben einer Nachbarin gelesen statt der scinigen. Um nun die heikle An­gelegenheit auf friedlichem Weg zu begleichen, begab sich der bestürzte Gutsbesitzer zu der betreffenden Eigentümerin und teilte derselben die vorgefallene Affaire mit, welche damit endete, daß er die Trauben gegen gute Be­zahlung sein eigen nennen durfte.

Psalzburg, 19. Oktober Al« sich ein in Pfalzburg abgehender Zug einer der großen Curve in der Nähe der Stadt näherte, sah plötzlich der Lokomotivführer ans eine Ent­fernung von 10 Meter mitten im Geleise ein Kind im Alter von 2 bis 3 Jahren stehen, welches ruhig am Finger saugend dem heranbrausenden Zug entgegensah. Nur durch die Geistesgegenwart de« genannten Führers wurde da« Leben de« kleinen Wesens gerettet. Der Zug konnte noch auf einen halben Meter vom Kinde zum Stehen ge­bracht werden. Ein rührende« Beispiel »on Hundctreue ist hierbei anzuführen: An der­selben Stelle lag öfters ein Hund zwischen dem Geleise, welcher sich sonnte und jedes­mal bei Ankunft eines Zuge« sich entfernte; aber als sich heute der Zug dem Kinde näherte, blieb der Hund ruhig neben dem­selben stehen, gleichsam als wollte er es be­schützen.

Der Landwirt Arndt von Mörfelden, der am Samstag Kartoffeln nach'Frankfurt a. M- gebracht hatte, wurde abends auf der Rückfahrt in der Gegend von Mittcldick er­stochen und seiner Barschaft, welche aus ca. 100 ^ bestand, beraubt. Die Räuber leg­ten die Leiche auf den Wagen und deckten sie mit Säcken zu, worauf die Pferde ruhig auf der Landstraße weitergingen, bis sie vor dem Hose Arndt« Halt machten. Arndt hin-

tcrläßt eine Witwe mit 8 Kindern.

Aus Bern, 25. Oktober, meldet man der Fr. Ztg.: Das Dorf Meiringen im Berner Oberland (2809 Einwohner zählend) ist zum größten Teil niedergebrannt. Das Post- und Telegraphengebäude sind milver- brannt, der Bahnhof steht in Flammen. Bei dem Ausbruche des Brandes ging ein starker Föhn.

Bern, 26. Okt. Die durch die FeuerS- brunst in Meiringen verursachte Katastrophe ist sehr bedeutend. Von Meiringen selbst blieben nur wenige Häuser; auch zwei kleinere Ortschaften sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Zahl der durch Feuer betrof­fenen Personen wird auf 1500 geschätzt.

Da« deutsche Kaiscrpaar hat, wie eine Berliner Meldung besagt, für den Prinzen von Wales, der im nächsten Monat seinen 60stcn Geburtstag feiert (er ist ge­boren am 9. November 1841), äußerst präch­tige Festgeschenke bestellt, deren Wert sich auf nahezu 100,000 Mark belaufen soll.

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde in Berlin ein Frauenzim­mer Namenö Hedwig Ritsche in ihrer Keller­wohnung von einem Manne durch Messer­stiche in den Hals ermordet. Der Leib ist der Länge nach aufgeschlitzt.

Prinz Franz Joseph von Battenberg, der Bruder des Grafen Hartenau, suchte um seine Aufnahme in die österreichische Armee nach und wurde vom Kaiser Franz Joseph zum Rittmeister bei dem in Wien garnisonierenden 13. Dragonerregiment er- ernannt.

Der Sektiontrat im österreichischen Handelsministerium, CzelechowSky, wurde in Bregenz bei der Erprobung einer Dockma­schine von dem Antriebseile erfaßt und sofort getötet.

Potsdam, 26. Oktbr. Herzog Albrecht von Württemberg ist gestern nachmittag 12°/i Uhr auf der Station Wildpark cingetroffen und wurde behufs der Notifizierung der Thronbesteigung de« König« Wilhelm II im Neuen Palais vom Kaiser und der Kaiserin empfangen. Derselbe nahm am Frühstück teil und begab sich alsdann zum Stadtschloß, wo er Wohnung nimmt. Adends war Diner bei den Majestäten, woran die württembcrgi- sche Gesandtschaft, der Reichskanzler v. Cap- rivi, Staatssekretär Marschall und andere Notabilitäten teilnahmen.