Newark ab. Vor einigen 20 Zähren lebte in Jrvingtvn, einem kleinen Dorfe in der Nähe von dort, ein reicher Grundbesitzer Namens Thomas I. Collins, der w-nigeJahie vor seinem Tode ein junges Mädchen, Namens Emily Goodwin, aus Brooklyn heiratete. Emily Halle ein kleines zweijähriges Mädchen bei sich, ihre Nichte, wie sie allgemein erzählte. Sie schenkte ihrem Gatten einen kleinen Sohn, Henry, und bald nach der Geburt starb Collins, seiner Gattin und seinem Sohne das große Vermögen hinterlassend. In täglichem Verkehr wuchsen Henry und seine Cousine Nelly aus, bis vor zwei Jahren der siebenzehnjährige Henry seiner Mutter seine Liebe zu Nelly gestand. Frau Collins suchte ihm seine Leidenschaft als Jugendlhorheit auszureden. Als er aber fest blieb, schickte sie ihn nach Europa auf Reisen und sagte, daß sie, wenn er nach zwei Jahren wiederkehre, ernstlich mit ihm über seine Liebe sprechen werde. Als Henry abgcreist war, führte Frau Collins Nelly in die Gesellschaft ein und besuchte alle Unterhaltungen und Vergnügungen in dem Glauben, daß NellyS Herz für einen Anderen sprechen werde. Alles war aber vergeblich.
Als Henry zurückkehrte, trat er mit Nelly vor seine Mutter hin und bat auf's neue um ihren Segen. Da brach die arme Frau zusammen und erzählte, daß Nelly ihr eigenes Kind sei und daß sie es, um ihren Fehltritt nicht bekannt zu machen, für ihre Nichte ausgegcben habe. Gebrochenen Herzens wankte Henry in sein Zimmer und wenige Minuten später krachte ein Schuß. Ans einer Kopfwunde blntendj, wurde der Jüngling aufgefunden. Zum Glück ist die Wunde nicht lebensgefährlich. Die unglückliche Mutter ist halb wahnsinnig vor Gram und Schmerz.
Verschiedenes. „General" Booth als Hochzeitsvater. Herbert Booth, der dritte Sohn des Generals der Heilsarmee und Dichter, Musikdirektor und Organisator aller Kundgebungen der Heilsarmee, wurde vor einigen Tagen in der Kongreß Hall, dem Hauptquartier der Armee in Clapton (Ost-London) in Gegenwart von etwa 7000 Salutistcn beiderlei Geschlechts mit Fräulein Corrie Schoch, Tochter eines Majors im holländischen Heere, getraut. Die Braut selber ist Salmisten
und bekleidet in der Heilsarmee den Rang eines „Stabskapitäns". „General" Booth vollzog die Trauung nach dem Ritus der Heilsarmee, welcher mit den Worten schliest: „Die, welche Gott zusammengefügt hat, soll kein Mensch oder Teufel auseinander bringen.
.-. (Reiseonkel im Gebirg.) Wein- reiscnder: Entschuldigung, Herr Wirt, dürfte ich mir erlauben zu fragen, ob Sie schon Ihren Wein für die Kirchweih haben? Sonnenwirt: Do schauts ah, wie de Leut so neugierig sind! Gehts denn dich was ah, du Lackel gscheerter, ob i mein Wein schon Hab oder net? do scheerst di »aus, duLauS- bu vorwitziger!
Gerichtsschreiber : „So, da sind 2^ Zeugengebühr." Zeuge: „Besten Dank, Herr Gerichtsschreiber! Wenn Sic wieder einen Zeugen gebrauchen sollten — ich bin alt und kann nur wenig verdienen — bitte, lassen Sie mirs dann zukommcn."
(Falsch gehört) Souffleur: „Herr Ritter, ein Pilger, der fürbaß zieht, läßt Euch grüßen!"
Schauspieler: „Herr Ritter, ein Pilger, der ein Bierfaß zieht, läßt Euch grüßen!"
Schickscrkswege.
Novelle von Th. Hempel.
Nachdruck verboten.
9.
Während der Gast nun der Einladung der Hausfrau folgte, Platz zu nehmen, benutzte Rosa diesen Zeitpunkt, aus dem Zimmer zu entfliehen. Der Graf unterhielt sich mit seinen Freunden noch von seinem Mün- d l, erzählte ihnen von seinen Reisen und empfahl sich dann mit dem Versprechen, seinen Besuch zu wiederholen, da er einen längeren Aufenthalt in der Residenz geplant.
Graf Salten wollte die Entscheidung seiner Zukunft herbeiführen , die ihm bestimmte Braut kennen lernen und, wenn sie sich gegenseitig verständen, den Willen des verstorbenen Vaters erfüllen.
Bei seinen Verwandten fand er eine liebenswürdige Aufnahme und stand zum ersten Male, seit sie erwachsen, der ihm zur Gemahlin bestimmten Kousine gegenüber. Gräfin Dorothea zeigte nichts von dem, was ein Mädchen empfindet, wenn es zum ersten Male dem Manne gegcnübersteht, welchen ihm das Schicksal bestimmt. Nichts von dem schüchternen Erröten, noch von der holden Verwirrung war bei Gräfin Dorothea zu bemerken, mit ruhiger Freundlichkeit begrüßte sie den Vetter Gras Salten als ihren nahen Verwandten und plauderte unbefangen mit ihm. Er war bald ein häufiger Gast im Hause seiner Verwandten und schien sich hier in dem kleinen Kreis, welcher sich gewöhnlich zur Thcestunde zusammenfand, ganz behaglich zu fühlen. Größere Geselligkeiten verbot Gräfin Dorotheas nicht ganz gutes Befinden. Ohne an einer ausgesprochenen Krankheit zn leiden, fühlte sie sich oft an- gegriff-n und ermüdet und sah leidend aus.
Nach dem ersten Besuche, welchen der Graf bei Doktcr Brand abgestaltet, beabsichtigte er zu seinen Verwandten zu gehen Mit dem festen Entschluß, noch heute um die Hand seiner Kousine zu werten. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihm, daß es gut sei, diese Angelegenheit zum Abschluß zu
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bringen. Er suchte sich einzureden, daß seine Kousine ihm sehr theucr sei. Es schien ihm die beste Garantie für ihr Glück zu geben, daß er nicht eine glühende, leicht ver- lodernde Leidenschaft für sie fühlte, sondern daß er sie mit brüderlicher Liebe an sein Herz nehmen wollte. Mit glühenden Farben suchte er sich auszumalen, wie schön die Zukunft sich gestalten sollte, wenn die Rosen der Gesundheit wieder auf ihren Wangen blühten und ihr Leben ausgefüllt sei durch anregenden, anfrischcndcn Verkehr.
Er war unzufrieden, daß in feine Gedanken sich immer und immer ein anderes Bild hiueindrängte, eine Frauengestalt im schlichten, dunklen Kleid, daS ernste Gesicht mit liefen, dunklen Augen, vom Abendrot beschienen. Diese Augen blickten so fragend, so schmerzlich zum Himmel empor, als habe dies junge Herz schwer am Leben zu tragen, bis die fröhlichen Kinder, welche sich innig an ihre junge Gefährtin anschmiegten, ihr ein freundliches Lächeln abgewanncn. Der Graf fuhr sich über das Gesicht, als wolle er das Bild verwischen.
„Was geht das Mädchen mich an," sagte er verdrießlich zu sich selbst u. stampfte voll Zorn mit dem Fuß auf das Slraßen- pflaster auf, daß Begegnende verwundert den Herren anschauteu, welcher seine Erregung so wenig zu bemeistern vermochte. Schließlich bemerkte er zu seinem Verdruß, daß er in einen ganz unbekannten Stadtteil geraten. Er befand sich in einem wahren^Gewirr von Straßen und vom Himmel herab begann eö zu träufeln. Oder hatte es schon lange geregnet und er hatte cs, in seine Gedanken versunken, nicht bemerkt? Schnell bestieg er einen Mietwagen, um nicht als völlig durchnäßter Brautwerber im Palais seines Oheims anzukonunen. Er lehnte sich in die Ecke des Wagens zurück, um ernstlich zu überlegen, in welche Form er seine Bewerbung kleiden solle. Aber nur zu schnell führten ihn seine Gedanken wieder auf andere Bahnen.
„Welch wunderbarer Wechsel," dachte er bei sich, „erst die bezaubernde Grazie, mit
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welcher Roso in der Thüre erschien, das liebliche Erröten, mit welchem sie das Zim- nach dem gemeldeten Gast überschaute, und dann die steife unnatürliche Haltung, der tiefe Schreck bei seinem Anblick. Er hatte recht wohl gemerkt, daß sie sich zu beherrschen versuchte, um die leisen Ermahnungen der Frau Brand zu befolgen, aber es gelang ihr dies nur höchst unvollkommen. Vermochte sie denn ihren kindischen Haß auch jetzt noch nicht zu überwinden?"
„Ich werde noch einmal hingchen und als Vormund ernst mit ihr sprechen," sagte sich Graf Salten.
Der Wagen hielt, verwundert fast blickte der Graf den Portier an, welcher diensteifrig herbeieilte, um den Schlag zu öffnen. Ach ja, er war hierhergckommen, um die Hand seiner Kousine zu werben, das hatt er ganz vergessen gehabt. Er war erfreut, bei seinem Eintritt in das Theezimmcr, Gräfin Dorothea noch allkin dort zu finden. Er bat sie um ein kurzes Gehör und brachte seine Werbung vor. I» ruhigen Worten bat er um ihre Hand, sein Benehmen gab ihr Mut, auch ihrerseits offen zu sprechen.
„Ich darf Dir wohl eine unumwundene Antwort geben, Arwed, denn aus der Art, wie Du zu mir gesprochen, habe deutlich gesehen, daß Du die Absicht hast, den Vertrag zu erfüllen und der Ungeliebten Deine Hand zu reichen."
„Die Ungeliebte? Nein, Dorothea, Du befindest Dich im Jrrthum, ich habe Dich von Herzen lieb, Deine Nähe thut mir wohl, ich hoffe, Dich glücklich zu machen u. werde alles ausbicten, um Dich an meiner Seite in neuer LebcnSfreudigkeit erblühen zu sehen."
„Ich bezweifle die Wahrheit Deiner Worte nicht, ich nehme ein bescheidenes Plätzchen in Deinem Herzen ein, wie man cS eben einer nahen Verwandten schenkt, man begegnet ihr gern einmal auf dem Wege durch das Leben und entbehrt nichts, wenn man sie jahrelang nicht sieht.
(Fortsetzung folgt.)
r nhsrd H» fmann in Wild-ad.