ziert wurde, und tötete 11 Personen; zahlreiche Personen wurden verwundet.
Bremen, 22. April. Bei der Grundsteinlegung zum Kaiscr-Wilhelm-Denkmal sprach der Kaiser bei den drei Hammer- schlägcn folgende Worte: „Dem Heimgegangenen zum Gedächtnis, den lebenden zur Erinnerung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung.
Bremerhaven, 22. April. Beim gestrigen Diner an Bord der Fulda hob der Kaiser hervor, man solle ihm vertrauen, daß er den Frieden schützen werde. Wenn in der Presse mitunter seine Worte anders gedeutet werden, so solle man des alten Kaiserworts gedenken, daß man an einem Kaiserworte nicht drehen noch deuteln solle. Sein Streben sei auf Erhaltung des Friedens gerichtet; Handel und Wandel könnten nur dann blühen, wenn sie durch Frieden verbürgt seien.
NkW-Aork, 22. April. Anläßlich einer Massrntanfe von Baptisten in Springfield (Ohio) stürzte eine Brücke, worauf 2000 Zuschauer standen, ein. 15 Personen wurden getötet, viele Hundert verwundet.
New-Aork, 18. April. 10,000 Arbeiter in den Werkstätten der Zentraleisenbahn
Aus Ruhmeshöhen.
Novelle von F. Stöckert.
Nachdruck verboten.
7.
Was wollte der von ihr, grade der, der ihr verächtlicher erschien wie Alle die andern ; weil sie, seitdem sie in dem Bergschen Hause weilte, täglich mit ansehen mußte, wie er seiner Braut gegenüber, die ihn warm und aufrichtig zu lieben schien, wohl nur Liebe heuchelt». Manchmal erschien eS ihr als der reine Spott und Hohn, wie er seine Rolle als Elvira'S Verlobter mit schalkhaftem Lächeln spielte. O, daß die Liebe oft so blind sein muß, daß Elvira eS nicht durchschaute, wie grausam Hoff mit ihr spielte!
„Ach ich bin des Treibens müde," mit diesen wie einen Seufzer hervorgestoßenen Worten trat Hoff zu Hannah Delio heran.
Es war heute Gesellschaft bei BergS, der Salon mit den antiken geschnitzten Möbeln strahlte in einem wahren Lichtmeer. Elvira schwebte wie eine Elfe von einem ihrer Gäste zum andern, sie hatte soeben eine kunstvolle Sonate auf der Geige vorgetragen, und nahm nun huldvoll die Anerkennung, die man ihr zollte, entgegen. Als sie jetzt an Hoff vorüber kam, schaute er ihr einen Augenblick nach, mit dem spöttischen Zug um die Lippen, den Hannah schon an ihm kannte.
„Haben Sie denn kein Wort der Anerkennung für Ihre Braut?" fragte sic ihn.
„Heute kann ich mir das einmal ersparen, es sind ja genug Kunstvcrehrcr da, die ihr mit faden Schmeicheleien auswarten. Die Wahrheit wäre meiner Braut wohl zuträglicher, aber die darf ich ihr nicht sagen!"
„Die Wahrheit? Wer sucht hier in dem Salon Wahrheit!" meinte Hannah geringschätzig.
„Ich" erwiderte Hoff ernst, mit einem düsteren Blick auf das lichte Antlitz Hannahs, „nur verzweifle ich oft, daß ich sie finde'"
„Hier in diesen Kreisen wohl schwerlich."
„Warum nicht, wenn Sie, Fräulein, den Irrenden geleiten würden, Sie, deren ganzes
Brrantworllichcr Redakteur: Bern
streiken wegen der Entlassung von 80 Mechanikern.
Verschiedenes.
— Stanley — ein Schwabe. Als Stanley unlängst in Paris ankam, gab er den Zeitungen willkommenen Stoff zu allen möglichen Berichten und Untersuchungen. Di: beste Schnüffelnase entwickelte aber jenes Pariser Blatt, daS ihn weder als Amerikaner noch als Engländer gelten ließ, sondern einen der verhaßten Deutschen, oder doch deutsche Abstammung in ihm witterte. Der gute Zeitungsmann muß einmal von dem in Schwaben gebräuchlichen, gemütlichen „le" , welches wir in der Diminutivform den Namen und Dingen anzuhängen Pflegen, gehört haben; denn er folgert mit verblüffendem Scharfsinn : Stanley stammt ab von Steinle — der kühne Afrikareiscndc und Auffinder Liviugfioncs war der Sohn eines Schwaben, der aus dem Lande der „Leber- knöpfle" einstens auswanderte nach den Vereinigten Staaten. Nun, uns könnte cs recht sein!
* *
(Kibitzeier in England.) Auch in
Sein Wahrheit atmet. Dann wäre es vielleicht möglich!"
Hannah errötete. Schon öfter hatte Hoff in solcher Weise zu ihr gesprochen. Sie ahnte, was in seinem Innern vorging, wie sein geistiges Ich nach Befreiung aus den Fesseln rang, die er sich leichtfertig und feinen früheren Grundsätzen entgegen geschmiedet hatte. Von Berko wußte sie, daß sich hinter dieser ironischen Außenseite Hoff's ein Genialer Geist, ein dichterisches Gemüt verschanzte. „Sic hätten Hoff vor 3 Jahren kennen lernen sollen," hatte der Amtsrichter Berko erst vor einigen Togen zu Hannah gesagt, „damals glaubten wir Alle von ihm, daß er einst unter den Rittern des Geistes eine nicht unbedeutende Rolle spielen würde. Welche unvergeßlich schöne Stunden waren eS, wenn er uns einzelne seiner Dichtungen vortrug; welche glühende Begeisterung für alles Hohe und Schöne leuchtete damals in seinem Antlitz. — Eins nur fehlte iym, der feste Alles bezwingende Wille. Nach einigen Täuschungen, die er erlebt, und die ja gerade solchenFiaturcn nie erspart bleib-n, trat die Reaction bei ihm ein. fJch fürchte, er hat alle seine dichterischen Erzeugnisse aus jenen Tagen verbrannt. Narrheiten ^nannte er sie, thörichtc Träumereien, die nicht in diese Welt Hineinpassen." An diese Wort» mußte Hannah fitzt denken. „Den Irrenden sollte sic geleiten," hatte er gesagt. „Sollte ihr die Mission bcschieden sein, seinen Dichtcrgnst auf die verlassenen Bahnen zmückzuführen? Das war wohl eine schöne, aber auch gefährliche Mission."
„Sie meinen natürlich, ich, ein Mann, müsse den W g zur Wahrheit selber finden," fuhr Hoff jetz: fort. „Wäre mir die ruhige Getankenklarheit in de» Dingen, welche das M-nschncheiz am hefligsten bewegen, beschie- den wie Ihnen, dm» würde ich ihn wohl finden. Wer diese Ruhe und Klarheit aber nicht besitzt, und irrt und wieder irrt, den können nur Engel auf die rechten Bahnen zurückgeleiten."
„Nun, der Engel geht Ihnen ja zur Seite, sagte Hannah mit leisem Spott. In
hart, Hosmann.) Druck und Verlag von B e
England sind Kibitzeier eine gesuchte Delikatesse. So teuer wie in diesem Jahre sind sie aber noch niemals gewesen; man zahlte über 5 c/L für ein Stück.
^
Zweierlei.
Als einst zusammen gefahren Wir auf der Eisenbahn,
Da hast — vor langen Jahren —
Du mir es angethan.
Bald lag ich in Ehebanden,
Ein Glück, das kaum ich erhofft:
Heut fahren —doch andcrs verstanden —
Zusammen wir, ach, nur zu oft!
* *
.-. (Konfektions-Lyrik.) Im Innern eines Konfektionsgeschäftes der Kurstraße in Berlin befindet sich ein Plakat mit folgender Inschrift:
„Hängen gebliebene Mäntel,
Stehen gebliebener Wein,
Sitzen gebliebene Jungfrau'«
Können Niemand erfreu»."
« *
-ft
— Um geachtet zu sei», darf man nicht zu sehr geliebt sein.
HoffS Augen flammt eS zornig auf und er emgegnete lebhaft:
„Wollen Sie mich verhöhnen I Sic, die mit Ihren klaren Augen allen Dingen auf den Grund sehen, Sie, die längst ganz genau wissen, was allein mich zu Elvira geführt !"
Hannah sah ernst, fast erschrocken zu ihm auf, und Hoff biß sich auf die Lippen. In diesem Moment trat Elvira zu den Beiden heran.
„Hannah, Du mußt uns ein paar Tänze spielen," bat Elvira, die Tanzlust ist nicht mehr zu zügeln."
„Gern," sagte Hannah und erhob sich.
„Ich denke, Sie sind nicht musikalisch ?" fragte Hoff.
„O, was so zum Tanzen verlangt wird, kann ich allenfalls leisten," erwiderte Hannas lächelnd und setzte sich an den Flügel. Die schlanken Finger schlugen einige volle Accorde an, und dann brauste es durch den Salon, so lockend, so heiter, eine Tanzweise vor einem solchen anmutigen RylhmuS, daß Att und Jung wie elektrisiert davon waren.
„Das ist ja, als ob Oberons Horn ertönte," meinte der Commerzienrat Berg, „da wiedcrstehe wer kann, ich kann es nicht, ich muß auch tanzen!"
Eine der jüngsten Damen zum Tanze bittend, wirbelte der Commerzienrat bald unermüdlich im Saal herum. Diesem erhebenden Beispiel folgten noch mehrere der ältern Herren und Damen, und als nun Hannah endlich ermüdet die Finger von den Tasten des Flügels sinken ließ, und den Kopf umwandte, sah sie zu ihrer Belustigung fast die ganze Gesellschaft in Bewegung, und lauter erhitzte und erregte Gesichter. Nur Hoff erblickte sie nicht darunter, dieser hatte sich, nachdem er pflichtschuldigst eine Tour mit seiner Braut getanzt, in das Nebenzimmer zurückgezogen. Dort saß er nun, den Kopf in die Hand gestützt, die brennenden Blicke auf Hannah gerichtet.
(Fortsetzung folgt.)
rnhard Hosmann in Wildbad,