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ClNUlstatt, 22. April. Der ArbcitSaus- stand der Fornur in der Streichceswe» Eisengießern ha! gestern begonnen und cs streiken 45 Mann.

Lndwigölmrg, 22. April. Sieben Bur­schen von Koruwestheim wurden gestern durch den hiesigen Stativ,wkommandaulen Euler und seine Mannschaf! hier eingeliesert. Die­selben haben einen Stainmheimer mit Baum- pfählcn lebensgefährlich verletzt; die Hirn­schale desselben soll zertrümmert sein. Zn Hoheneck hat die Rckrut-mmusterung einige unangenehme Folgen gehabt. Ein dortiger Rekrut kam mit zwei seiner Kame­raden in Streit. Er zog das Messer und versetzte dem einen derselben einige Stiche in den Kopf, dem andern durchstach er die Nase. Der Missethäter ist in Haft genom­men morden.

Von der Eyach, 22. April. Gestern nachmittag stürzte der Bauer Andreas Hipp von Wiesenstctten, OA. Horb, der auf seiner Wiese das Abrechstroh zusaminenschaffle, tot zu Boden nieder. Ein Herzschlag hatte ihn getroffen. Er stand in den angehenden 40er Jahren und hinterläßt eine Frau mit drei Kindern.

Steinheim im Stubenthal, 22. April. Gestern mittag fuhren sämtliche Ortsvor­steher des Bezirks von der Amtsversamm- lung zu Heidenheim ans in 15 Gefährten hierher, um dem hiesigen Ortsvorsteher Straub, welcher am 9. Mai sein Amt nic- derlegen will, eine Abschiedsfeuer zu veran­stalten. Oberamtmann Filscr toasticrte beim gemeinschaftlichen Festmahl auf den Gefeier­ten, nachdem er dessen pflichttreue Amtsthä- tigkeit und seine Verdienste als langjähriges Ausschußmitglied der Amtsvcrsammlung her- vorgehoben hatte. Weitere Toaste folgten. Straub steht 42 Jahre lang im Amt, und sein segensreiches Wirken wird bei der Bür­gerschaft noch lange in gutem Andenken bleiben.

Asperg, 23. April. Auf dem hiesigen Friedhofe wird gegenwärtig die Ausgrabung der Gebeine der in den Jahren 1870/71 auf Hohenasperg Verstorbenen und hier be­erdigten französischen Soldaten vorgenommen. Die Totengeheine, die seither in 50 Einzel­gräbern ruhten, werden nun in einem von der französischen Negierung gekauften ge­meinsamen Grabe Aufnahme finden. Der alte Denkstein wird auch die neue Ruhestätte zieren. Derselbe trägt in französischer Sprache die Widmung:Dem Andenken der in den Jahren 1870,71 gefallenen französische» Soldaten von ihren Landsleuten gewidmet, li. I. k. Hebr. 11,16." Die Unkosten für die neue Anlage werden wie seither von der französischen Regierung bestritten.

Bretzseld, 22. April, Gestern abend hat sich der schon .länger geistesgestörte I. Kircherer, Bahnhofrestaurateur hier, vom Hause entfernt. Sein Leichnam wurde heute früh aus der an seiner Wiese vorbeifließe ir­den Brettach gezogen.

Horb, 24. April. Gestern mittag starb während der Fahrt auf der Strecke Eutingen Horb eine circa 4050 Jahre alte, etwas mager »nd kränklich aussehcnde Frau. Die­selbe war im Besitze einer Fahkarte für die Route KarlsruheTübingen. Nachdem sie in Eutingen den Wagen gewechselt, um über Horb nach Tübingen zu gelange», wurde sie, kaum 1 Kilometer von Eutingen ent­

fernt, wahrscheinlich von einem Herzschlag getroffen. I» der Reisetasche der Verstor­benen fand sich außer einer Flasche Wein nnd einem Strickzeug nichts vor, was auf ihre Persönlichkeit schließen ließ.

Die bei Backnang von dem Zug überfahrene Frauensperson ist Christine Lös­felhardt, die geisteskranke Tochter des Wald­schützen in Wüstenroth.

Dononrieden, OA. Ehingen, 21. Apr. Heber eine hiesige Familie ist letzten Sams­tag großrs Leid gekommen. Das jüngere Kind derselben setzte sich auf den Deckel des mit siedendem Wasser gefüllten Waschkcssels. Der Deckel brach ein und das Kind wurde so schrecklich verbrannt, daß es unter großen Schmerzen bald darauf verschied. Dieses Vorkommnis erzählte die Hirschwirtin Wtw. Steinle in Ehingen des Abends den an­wesenden Gästen, als sie plötzlich selbst leb­los vom Stuhle stürzte. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein rasches Ende bereitet.

Urach , 18. April. Schreinermeister Rocker, der schon letzten Winter 2 Kinder Vom Tode des Ertrinkens rettete, hat jetzt, dem D. V. zufolge, einen älteren Mann, der infolge Häusl. Zwists sich in einem tiefen Brunnen gestürzt hatte, mit eigener Lebens­gefahr gerettet.

Ulm, 23. April. Heute vormittag wurde bei einem Rangier-Manöver auf dem hiesigen Bahnhöfe der ledige Ankuppler Pankraz Lersch von hier überfahren und getötet. Gestern früh wurde einem hiesigen Gärtner aus seiner Wohnung die Summe von 107 Mark von seinem eigene», 20 Jahre alten Sohn gestohlen. Bei der Verhaftung des Diebes halte dieser die entwendete Summe bereits mit einem Verwandten geteilt.

Der Schulknabe Wilh. Boß zu PreugeSheim (bei Frankfurt a. M.) 12 Jahre alt, hatte sich am Samstag mit seinem 8 Jahre alten Bruder gezankt nnd geschlagen, weshalb er vom Vater gestraft wurde. Der Knabe Verließ darauf, wie die Fr. Ztg. be­richtet, die elterliche Wohnung und wurde nach langem Suchen an einer Leiter in der Scheuer erhängt aufgefunden.

Morning Post spricht von Doku­menten, welche Kaiser Wilhelm vom Für­sten Bismarck verlangen soll. Das Ber­liner Tageblatt vermutet, daß dieselben die Einsetzung einer Regentschaft betreffen.

Der Neichöanzeiger bestätigt, daß die Einfuhr lebender Schweine ans Dänemarck auf dem Seewege behufs Schlachtung in den AnknnftShäfen vom Reichskanzler unter be­stimmte» Vorsichtsmaßregeln gestattet ist.

In weiten Kreisen ist es mit großem Beifall begrüßt worden, daß derReichsan- zeiger" über den Inhalt des letzten Krön» rates eine Mitteilung gemacht hat, ein Her­gang, der von der bisherigen Gepflogenheit tiefster Geheimhaltung über Verhandlungen des preußischen Ministcrrales oder gar deS Kronrates so weit abweicht, daß man un­streitig damit vor einer vollständigen Aen- derung des Systems steht. Der Begriff Schulsrage" ,st freilich sehr vieldeutig. Man will nicht annehmeu, daß es sich um den Antrag Windhorst's gehandelt habe, da diese Angelegenheit zu einfach liegt und die Stel­lung der Regierung zu ihr ohnehin bekannt genug ist. Hiernach möchte man eher glauben, daß die Angaben, welche von einer Reform des höheren Schulwesens wissen wollen, mehr thatjächliche Unterlage habe, als man bisher

angenommen hat. Eine freudige Ueberrasch- ung war ferner die Mitteilung, daß der Kronrat sich auch mit der Frage der Errich­tung eines Denkmals für Kaiser Friedrich beschäftigt hat. Bis jetzt, so hebt dieM. Z." hervor, war amtlich davon noch nicht die Rede. Alles, was in dieser Richtung geschehen ist, beschränkt sich auf Anregungen, welche von den Berliner städtischen Behör­den ausgegangen, aber längst wieder in den Hintergrund getreten waren. Es wird nun für möglich gehalten, daß die Frage vor den Reichstag gebracht werde, wo sie sicherlich allgemeine Zustimmung finden wird.

Aus Berlin, 22. April, schreibt man dem St. N. Tgbl.: Die Unterbringung unv Verpflegung der Hunde zu der vom 15. bis 18. Mai in Berlin staitsindcndm gro­ßen internationale Hundeausstellung kostet allein gegen 15,000 ^ Ein einziger Aus­steller hat seine Hunde in einer englischen Versicherungsgesellschaft während des Trans­portes und der Dauer der Ausstellung mit 40,000 ^ versichert. Die Gesamtwcrt- summe der Hunde, die zur Ausstellung ge­lange», dürfte eine Million Mark bedeutend übersteigen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß diese Ausstellung die bedeutendste wer­den wird, die je in ihrer Art staltgefunden hat.

Wie aus Berlin berichtet wird, wur­den am vorigen Sonntag in der Nähe des Wassertums am Hippodrom die Leichen zweier Erschossenen, .eines Mannes in den 50er Jahren und dicht daneben diejenige einer etwa 10 Jahre jüngeren Frau, arttgefundcu. Der Mann war der Kaufmann E. Roch, Teilhaber eines am Schiffbauer-Damm ge­legenen Holz- und Kohlengeschästs, der, wie es scheint, zuerst seine Frau durch einen Revolverschuß in Herz und dann sich selbst durch einen Schuß in den Mund getötet hat. Rückgang in den Vermögensverhältnissen, die früher sehr gut gewesen sind, dürfte daS Motiv der That bilden.

Wie derTemps" berichtet, fand in KotvNU ein zweistündiger Kamps der Fran­zosen mit den Dahomeyern statt, dor denen sich die Franzosen nach Porlonovo zurück­zogen. Die Dahomeycr folgten nnd kehrten schließlich wieder in ihre ursprünglichen Stell­ungen zurück. Die Franzosen hatten fünf­zig Leichtverwundete; aber auch die Daho- mehischen Verluste waren beträchtlich. -

(Ermordung eines Gcnsdarmen:) Der Gendarmeriepostenführer Adalbert Ab- hulla aus Ottcnschlag, welcher Donnerstag 10 Uhr Nachts einen Patrouillengang ange­treten hatte, wurde, wie aus Krems (Oester­reich gemeldet wird, auf der Straße zwischen Ottenschlag und Elsenreith mit vielen Wun­den bedeckt bewußtlos aufgefunden, Das Dienstgewehr lag eine weite Strecke abwärts. Abhnlla ist bald darauf gestorben. Der Mord wvrde wahrscheinlich auS Rache verübt.

Jffferso» Davis, der frühere Prä­sident der konföderierten Staaten, hat Schul­den im Betrage von 45,000 Dollars hin­terlassen.

Wien, 24. April. Aus Bielitz wird gemeldet: 4000 feiernde Arbeiter durchzog-m gestern abend die Hauptstraßen von Bialas lärmend und johlend. Das Militär konnte die Massen nur schwer zerstreuen. Die Ar­beiter demolierten sämtliche Schnapöläden. Das Militär feuerte, weil es hiezu provy-