letzten Platz zurück; dort regieren die Wenzel und nicht die Könige!"
— Bei einem furchtbaren Wolkenbrnch, welcher sich über die Stadt Wheeling in West-Virginien entlud, kamen 20 Menschen ums Leben. Der angerichtete Schaden ist groß. Viele Brücken wurden von der Gewalt der Fluten weggerissen.
— Meuchlerischer Ueberfall. Aus Pfarrkirchen wird unterm 17. d. mitgeteilt: Gestern wurde der Gefreite Hesse auf seinem Heimwege von einem Unbekannten überfalle» und ihm der Bauch der Quere nach vollständig durchschnitten, so daß die Gedärme herausdrangen. Ein Darm ist gefährlich verletzt. Der Verwundete lebt zur Stunde noch.
— (Nicht unrichtig.) Der alte M. hat sich heute während einer Kahnfahrt mit Fräulein Elli verlobt. — Ja, ja, cs passieren jetzt zu viel Unglücksfällc aus dem Wasser.
— (Starke Zumulhung.) Frau: Aber Emil, du riechst schon wieder nach Rotwein! Mann: Liebe Frau, Du wirst doch nicht verlangen, daß ich Deinetwegen Palchouli trinke I
— (Sonntagsjägers Ansicht.) „Wozu der liebe Gott nur die Schnepfen erschaffen haben mag? Es trifft sie ja doch keiner."
— (Die günstige Position.) Berliner Junge zu einem Schutzmann: „Ach, kommen Sie doch schnell zu uns, der Vater schlägt die Mutter wieder!" „Warum hat sich denn da nicht selbst zu mir geflüchtet?" „Nee, das geht nicht — jetzt ist gerade sie oben!"
— (Aus der Jnstruktionstunde.) Offizier: „Was thnn Sie, wenn Sie Ihrem Hauptmann auf der Straße begegnen?" — Soldat: „Ich erweise dem Herrn Hauptmann vorgeschriebene Ehrenbezeugung." — Offizier: „Sehr gut auswendig gelernt, mein Sohn. Und was ist Ihnen der Herr Hauptmann schuldig?" — Soldat: „Ach, das ist nicht viel — drei Groschen und fünf Pfennig Hab ich ausgelegt für Stiefelwichse und Putzpulvcr."
— (Das teure Klavier.) Besucher: „Also das ist das Pianoforte, welches Sie Ihrer Frau gekauft haben — was hat es Ihnen gekostet ?" Hausherr (seufzend): „Meine häusliche Ruhe, lieber Freund!"
— (Ein braver Lehrer.) Karl: „Papa
unser Lehrer ist doch recht brav; neulich versprach er uns, wenn wir ordentlich arbeiten, uns eine Freude zu machen." — Papa: „Nun, und worin bestand die? -- Karl: „Krank ist er geworden."
— (Ein Roman aus dem Leben.) Ein junges, elternloses Judenmädchen aus dem Dorfe F. verliebte sich in den schmucken Bürgermeistelssohn von M. Ihr Vormund aber wollte nicht leiden, daß durch eine Verbin ung beider das bedeutende Vermögen, Welches sie besaß, in Christenhände käme und wollte daher ihre Verehelichung mit einem Glaubensgenossen. Am letzten Sonntag sollte nun die Verlobung sein. Wer aber beschreibt den Schrecke», als die Braut am fraglichen Tage verschwunden war? Gleichzeitig war auch ihr Liebhaber von M. mitverschwundcn. Alle Nachforschungen blieben fruchtlos. Dieser Tage nun langte ein Brief aus London an, worin sie ihrem Vormund mitteilt, daß ihr Name nicht mehr Fräulein R. sondern Frau S. sei und sie bitte um Zusendung ihres Vermögens im Beilage von 24000Thalcr.
Gebeugt, aber nicht gebrochen.
Erzählung von C. Cornelius.
Nachdruck verboten.
12 .
„Was gehen mich die andern Menschen an," dachte er im ersten Augenblick, doch als das Schreien nicht aushörtc, warf er die Sense nieder und eilte dem Schreien nach. Als er sah, was vorgefallen war, schritt er ohne Verzug ins Wasser hinein auf die von den Knaben bczeichnele Stelle zu. Das reißende Gewässer hatte den kleinen Frieder schon eine Strecke mit sich sortgeführt und Joseph mußte einige Minuten lang suche», ehe er ihn fand. Seine Kleider hatten sich au den Wurzeln einer alten Uferweide fest- gehackt. Mil aller ihm zu Gebote stehenden Kraft riß Joseph ihn los und trug ihn ans Ufer. DaS Leben schien aus dem Knaben gewichen. Das Wasser triefte ihm aus Nase, Mund und Ohren, die Glieder waren starr und kalt, und blau die Lippen im todeS- blasscn Gesicht. Joseph trug den Kleinen eilig in die Wohnung, riß ihm die nassen Kleider vom Leibe, legte ihn in sein Bett und rieb ihm den Kopf mit Branntwein ein. Die Mühe sollte nicht unbelohnt bleiben. Nach einer Viertelstunde tat Frieder ein paar tiefe Alhcmzüge und schlug die Augen auf. Als er dem Joseph darauf die Händchen entgegenstrecktc und leise: lieber Joseph sagte, bebte dieser vor Freude. Wie lange war eS, seit ihn jemand so genannt hatte,! Nachdem der Kleine >daö volle Bewußtsein wieder erlangt hatte, kochte ihm Joseph einen wärmenden Trank, nach dessen Genüsse er in einen liefen Schlaf verfiel.
Jetzt erst wechselte Joseph auch seine durchnäßte Kleidung. Er fühlte sich tief erschöpft. Er war von seiner Feldarbeit sehr erhitzt gewesen, als er in das Wasser ging, seine zarte Konstitution konnte den jähen Wechsel von Wärme und Kälte nicht vertragen, eine heftige Erkältung war im Anzugs
Zwei Stunden mochten vergangen sein, da erwachte Frieder und verlangte aufzustehen. Joseph hatte seine Kleider am Feuer getrocknet, so daß er sie wieder anziehen konnte Hierauf gingen beide zusammen hinaus. Es war ein seltsames, märchenhaftes Bild, als die beiden bleichen Menschen zusammen im grünlichen bemoosten Steine, welcher von üppigen Farrcn umwuchert war, das Gesäß mit den Mäusen an denen Frieder so großes Gefallen fand, vor sich.
„Joseph, ich möchte wohl immer bei dir bleiben, du bist so gut und es ist so hübsch hier," sagte der Kleine.
Da Joseph nichts erwiderte, sondern ihn nur traurig ansah, fuhr der Knabe fort: „Pfarrers Heinrich und Kantors August haben vom Lehrer Knpfrian tüchtige Schläge bekommen, weil sic dich mit den Mäusen haben ärgern wollen."
„Was sagst du, Frieder, die Jungen hätten mir die Mäuse hingestcllt ? Ich glaubte, deine Mutter hätte cs gethan."
In diesem Augenblicke hörten sie eilige Schritte, und um die Ecke des Hauses bog die schwarze Lisbeth. Sie eilte auf ihr Kind zu, riß eS heftig an sich und eröffnete ihm unter Liebkosungen, daß er zu Hause die Strafe für seine Unvorsichtigkeit empfangen würde.
»Ich gehe gar nicht mit dir, Mutter, ich bleibe beim Joseph, der ist immer gut gegen mich."
Als Lisbeth diese Worte vernahm, überschüttete sie den armen Joseph mit Vorwürfen.
„Du hast mir mein Kind abspenstig gemacht, mein liebes einziges Kind," rief sie leidenschaftlich, „du hast sein Herz vergiftet, dich trifft auch die Strafe dafür. Ach Gott, erbarme dich meines armen Kindes, ich habe gethan, was ich konnte, um cs vor dem Bösen zu behüten I"
„Ich verstehe dich nicht, Lisbeth," erwiderte Joseph. Ich habe Frieder aus dem Wasser gerettet und dafür gewiß keine Vorwürfe verdient, wenn ich auch auf deinen Dank nicht rechnen könnt. Frieder, geh' zu
deiner Mutter und sei ihr gehorsam, sonst mag ich dich auch nicht mehr leiden."
Zögernden Schrittes folgte Frieder der schwarzen Lisbeth.
Das gleichförmige Leben im Hause deS Rittmeisters von Heimdahl war seit einiger Zeit unterbrochen. Die alte Ordnung war wohl zurückgekehrt, aber nicht mit ihr die gewohnte Ruhe. Zweierlei war es, was die Hausbewohner in steter Bewegung hielt. Die Anwesenheit des hinterlasseuen Töchter- chcns des Hauptmanus Waldemar, der kleinen vierjährigen Hertha einerseits und die Anlegung des neuen Schachtes andererseits. Der Rittmeister halte mit Ungeduld zu einer Reise AdelenS zum Zwecke deö Ordnens ihrer Angelegenheit mit dem Obergerichtsanwalt Roden getrieben. Dieser hatte sie für die Zeit ihres Aufenthaltes in M. freundlich in sein HauS ausgenommen und sich bald überzeugt, daß er das Kind keinen besseren Händen übergeben könne. .Einige Möbel und andere Dinge waren zum Andenken zurückbchalten, die übrigen Sachen des verstorbenen Hauplmannö waren sämtliche verkauft worden.
Adele hatte die Summe, welche der Haupt- manu ihr in seinem Testamente vermacht, in Empfang genommen und ihrem Vater übergeben.
Durch diesen Zuwachs seiner Mittel wurde es dem Rittmeister ermöglicht, seinen Plan in Angriff zu nehmen. Mehrere Fachleute aus der Stadt, welche er zu Rate gezogen, kamen und gingen iin Hause aus und ein. Auf dem Berge wurden Vermessungen vorgenommen und Bohrvcrsuche gemacht, Bäume gefällt und Hütten errichtet. Noch vor dem Anfang des Winters hoffte der Rittmeister den Schienenweg von der Höhe des Berges herab vollenden zu sehen, da im Winter die schmalen Bergpsgde oft unpassierbar waren.
Wenn Hcimdahl Abends-, nach Hanse kam, schlief die kleine Hertha gewöhnlich schon, so daß sie ihn nicht weiter belästigen konnte. (Fortsetzung folgt.) :
Stedaktion, Druck und Perlag von Bernhard H «sm ann in Wildbad.