Hiesiges.

Wildbad, 20. Juli. Mit dem 4 Uhr- Schnellzug traf gestern S. H. der regierende Herzog Ernst von Sachsen-Altendurg mit Gefolge und Dienerschaft hier ej». Derselbe nahm im Hotel Klumpp Absteigequartier.

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Eßlingen, 22. Juli. Heute Vormittag wurde hier in der Stadtkirche nach beendetem Gottesdienste der Missionszögling Gottlieb Wieland, gebürtig von Hedclfingen, O.-A. Cannstatt, ordiniert. Derselbe wird jetzt nach einer 6jährigen Vorbereitung im Mis- sionöhausc zu Basel und nach einem kur,°n Anfenihalt in England seinen Dienst als Missionar auf deutschem Gebiet in Kamerun antreten, unterstützt und begleitet von dem gleichfalls in Basel herangebildetcn Missionar Bastian.

Elllilgen, 11. Juli. Die beiden Inhaber der Maschinenfabrik in Balingen, Roller und Mehrer, gerieten in Streit und im Verlauf desselben versetzte der erstere dem letzteren mit einem Eisenstück einen Hieb auf den Kops, so daß dieser bewußtlos zu Boden sank. Au seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Thäter wurde festgenommeu. Vorgestern verschied hier ein 18jähriges Mädchen, das als ein Opfer des Heimwehs zu betrachten ist. Zn der Hoffnung, als krank nach Hause geschickt zu werden, trank es Phosphor von Zündhölzern im Wasser aufgelöst und erlag den Folgen seiner Un­überlegtheit.

Von der Jagst, 22. Juli. Den säch­sischen Turnern wurde gestern nachmittag auf ihrer Reise nach Stuttgart beim Ein­tritt in das württemb. Gebiet eine freund­liche Ucberraschung zu teil: Aus dem Bahn­hof Crailsheim wurde die frohe Schar, bei der auch viele Damen waren, durch Stadt­schultheiß Sachs und durch den Vorstand des Braunenberggaus, Kaufmann Karl Bür­ger, mit Ansprachen und durch die in «or- pors Vertretenen beiden CrailSheimcr Turn­vereine mit Musik begrüßt. Nach einem Aufenthalt von etwa 20 Minuten ging der Exlrazug, aus etwa 40 Wagen bestehend, über Hessenthal weiter.

Crailsheim, 20. Juli. Prälat v. Ege aus Hall nimmt gegenwärtig Prüfungen an den hiesigen Volksschulen vor; bei der von ihm geleiteten Bezirksschnlversammlung waren 50 Lehrer und 14 Geistliche anwesend- Die Schülerzahl im ganzen Bezirk beträgt gegen­wärtig 4266- Gestern wurde ans dem Tempelhofe das Jahresfcst abgehalten. Als Hanptprediger trat Prälat v. Ege auf- Die Anstalt zählt gegenwärtig 55 Seminaristen und Präparanden, welche von 6 Lehrern unterrichtet werden; Waisenkinder sind es 53. Das Ganze wird von Inspektor Remp- pis geleitet. Liebesgaben sind im verflossenen Jahre außer Naturalien und sonstigen Sachen an Geld 12,179 cingegangen.

Kölligsbroilll, 18. Juli.' Gestern abend war Waldschütz Kuhn von hier, Vater von 8 Kindern, in der Brenzschen Wirtschaft zu Aufhansen. Dort war auch ein schwach­sinniger, 13 Jahre alter Knabe, den seine Mutter mit dorthin nahm. Diesen interes­sierte das Gewehr des Jägers und er brachte diesem die Waffe aus der Ecke. Der Jäger glaubte seine Waffe sei nicht geladen und wollte den''Knaben erschrecken; als er auf diesen zielte, krachte es zum Schrecken aller

Anwesenden. Der Schuß war dem Knaben i» die Brust gegangen; er hauchte sogleich sein Leben aus.

Ulm, 21. Juli. DaS Konnte des Miner WirtSvercins hatte gestern abend eine Sitz­ung zur Entgegennahme des Rechenschafts- be.ickts und der Neckmungsabhör über den 3. Verbandslag der Gastwirte Württembergs, die in voriger Woche hier Versammelt waren. Das Ergebnis der Recknung war ein sehr erfreuliches und kaum erwartetes, da sich Ausgaben und Einnahmen nahezu decken, ob­wohl der Besuch des Verbandstages infolge der ungünstigen Witterung ziemlich beeinträch­tigt war.

Berlin, 23. Juli. Es sollen hier die erfreulichsten Berichte über die Erfolge der Kaiserreise nach Petersburg und über die entgegenkommende Haltung, der man dort in allen maßgebenden Kreisen begegnet sei, vorliegen. Nach einer Meldung des Ber­liner Montagsblatts soll in Hamburg eine Vorstellung des Gedankenlesers Cumberland haben ausfallen müssen, weil sein Impresario, Dr. Carlotta, der eigentlich Ehrenberg heißt, angeblich auf auswärtige Requisition aus politischen Gründen verhaftet worden sei. Dr. Carlotta t>at auch in Stuttgart als Impresario Cumberlands und als dessen Gehilfe bei den Produktionen des Gedanken­lesers auf.

Peterhof, 23. Juli. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich, beide in Marinenni- form, sowie Staatsminister Graf Herbert Bismarck und das ganze Gefolge wohnten gestern dem Gottesdienste in der St. Petri­kirche bei. Nach dem Gottesdienst begaben sich der Kaiser und Prinz Heinrich in die russische Schloßkapelle, wo der Kaiser und die Kaiserin von Rußland und der Groß­fürst-Thronfolger sie erwarteten. Kaiser Wil­helm bot der Kaiserin den Arm, Kaiser Ale­xander, Prinz Heinrich und das übrige aller­höchste Gefolge folgten. Beim Eintreten in die Kapelle wurden die Herrschaften vom Großfürsten Alexis empfangen. Nach Schluß des Gottesdienstes zogen sich die Allerhöch­sten Herrschaften in die inneren Gemächer des Schlosses zurück, woselbst ein Frühstück eingenommen wurde. Vor dem Schlosse spielte die Hofmusikkapelle. Kaiser Wilhelm zeigte sich mehrmals auf dem Balkon.

Neupeterhof, 23. Juli. Dem Gottes­dienste wohnten Gestern Kaiser Wilhelm, die russische Kaiserfamilie und Prinz Hein­rich bei. Nachdem Dejeuner fand eine Spazierfahrt und abends 7 Uhr Galadiner und sodann großartige Parkbeleuchtung statt. Um II Uhr begaben sich die Herrschaften mittels Extrazugs nach Kraßnojc-Selo, wo übernachtet wurde. Heute werden dieselben dem Exerzieren beiwohnen.

Stockholm, 21. Jnlt. Die von der Stadt Stockholm am Ladungsplatz zu er­richtende Ehrenpforte wird 40 Fuß hoch sein. Oberhalb des Rundbogens wird sie mit dem deutsche» Reichswappen, deutschen Mariue- fahnen, Guirlanden und Blumen reich ge­schmückt. Wegen Kaiser Wilhelms verspäte­ter Abreise von Petersburg wird die Pacht Hohenzvllern" erst Mittwoch Vormittag hier erwartet.

Ueber einen Raubmordversuch wird aus München unterm 22. Juli berichtet! Am gestrigen Morgen verbreitete sich plötz­lich in der Stadt die Meldung von einem mörderischen Überfall, dessen Opfer ein ge­

achteter Bürger geworden. Die Kunde muffe um so mehr Schrecken und Aufregung Her­vorrufen, als der Schauplatz der Frevelthat sich im Herzen der Stadt befindet. Der Polizeibericht sagt: In vergangener Nacht wurde der Gastwirt Niedermaier, Lederstraße 13, als er nach Schluß des Geschäftes mit der Tageskasse sich in seine Wohnung bege­ben wollte, von dem 20jährigen vaziercnden Kutscher und Taglöhner Mich. Stcigcnberger, welcher sich versteckt gehalten hatte, überfallen und durch 11 Messerstiche schwer verletzt. Der Thäter wurde von binzugekommenen Bäckergesellen und Studenten bis zum Ein­treffen der Gendarmerie festgehalten.und ist verhaftet.

Von einer Diebsbande wurde das städtische Psandhaus iu Ostende in arger Weise ausgeplündert. Dabei wurden an Gold- und Schmucksachen für mehr denn 100,000 Francs gestohlen. Der Polizei ist es gelungen, vier verdächtige Personen fest- znnehmen, die zu jener Diebesbande gehören sollen. Alle vier waren im Begriff abzu­reisen, der eine zu Schiff nach England, die andern nach Paris.

Man meldet aus Lemberg: Im Kcllermagazin des Kaufmanns Hübner ex­plodierte ein Faß mit Terpentinöl, wobei 13 Personen schwer verletzt wurden.

Der spannische Dampfer Asturiano, mit 8850 Faß Peeroleum beladen, ist laut B- T. bei Rouen total verbrannt; sechs Mann fanden den Tod, zwei sind schwer verwundet.

Ein Verbrechen eigener Art wird aus Deggendorf gemeldet: Am Dienstag nach­mittag verkaufte die Gattin des HutmacherS Weiß einige Hüte. Während des Kaufab­schlusses fand sich nun ein Brusche im Laden ein und ließ sich, nachdem die übrigen Käufer sich entfernten, eine Anzahl Hüte vorlegen. Während der Musterung der ver­schiedenen Hüte vollzog der Bursche an jedem einzelnen derselben mit einem Taschentuche die Manipulation des AbstäubenS und zwar in der Weise, daß der verursachte Wind ge­gen Frau Weiß wehte. Plötzlich fühlte sich letztere unwohl und sank besinnungslos um. Der Gauner hatte die Frau durch sein Fächeln mit dem Tuche, worin sich ein Be- täubungsstosi befand, unschädlich machen wollen. Ein zufällig dazugekommener Lehr­ling des Kupferschmlkdmeisters Müller ver­scheuchte den Gauner.

(Skat.) Als kürzlich der König von Sachsen, von der Jagd zurückkehrend, auf der Station D. einen kurzen Auf­enthalt hatte, siel ihm die ordengeschmückte Brust des Hrn. Bürgermeisters auf.Wo­für dies wofür jenes?" fragte er.Und dies an der Uhrenkette, wozu dient denn das?"Majestät", antwortete der Bürger­meister etwas verlegen,dies ist ein allge­meines Erkennungszeichen für Skatspieler, das heißt für den stets gesuchtendritten Mann".Das ist ja reizendI" rief der König. Dieses Abzeichen muß auch ich mir verschaffen, um gelegentlich einmal den dritten Mann" machen zu können." Schnell gefaßt erwiderte der Bürgermeister: Majestät, das Letztere ist unmöglich, denn in Sachsen ist und kann der König allezeit nur der erste Manu sein." Lächelnd drohte der König mit dem Finger und sagte: Im Skat ist daS ein ander Ding; da muß ich wohl oder übel häufig auf den