des 13. Juli 1886 an der denkwürdigen Stelle im Starnberger See bis über Brust­höhe im Wasser stand und den Leichnam seines Königs und Herrn aus dem Schlamme auf den Kahn hob. Seit dieser Zeit ist Gumbiller nicht mehr gesund gewesen, und manchmal hörte man von ihm, daß cs ihm wohl auch noch so wie seinem königlichen Herrn ergehen werde. Gumbiller war jüngst mit einem befreundeten Packträger die An­lagen entlang der Isar gegangen, plötzlich zurückgeblieben, das abschüssige Ufer hinunter­gesprungen und in den Fluchen verschwun­den- woselbst man seinen Leichnam bis heute noch nicht fand. Dcr Anblick von Wasser hatte ihn stets sehr unruhig gemacht.

Berlin. (Raubanfall auf offener Straße!") Können Sie mir vielleicht sagen, wie spät cs ist?" Mit diesen Worten trat vorigen Donnerstag ein etwa 33jähriger Mann auf dem Weddingplatz dicht an einen vorüber­gehenden Herrn heran, und als dieser bereit­willigst die Uhr aus d.r Tasche zog, um nach der Zeit zu sehen, zog der Fragesteller plötzlich ein spitzes Messer und stach, gleich­zeitig die Uhr von der Kette reißend, auf den Herrn ein und ergriff sodann die Flucht.

Auf daS Hülferufen des beraubten eilten Passanten dem Thäter nach, welcher in eiliger Flncht die Reinickendorferstraße hinablief. Es gelang den Verfolgern, welchen sich mehrere Schutzleute angeschlossen, schließlich des frechen Burschen habhaft zu werden, welcher sich nun seiner Verhaftung mit aller Gewalt widerfetzte und, erst mit großer Mühe gefesselt, nach dem zuständigen Poli­zei-Revier geschafft werden konnte. Die Uhr befand sich noch in seinem Besitze und wurde dem Beraubten, welcher durch den Messer­stoß eine leichte Verletzung an der Schulter davon getragen, zurückgegeben.

(Mäuseplage in Australien.) Außer von Kaninchen leidet Australien auch von der Mäuseplage. Von Coomebarabran bis Coolah ist jetes Haus voll von Mäusen. Die Tiere kommen schaarenweise und fressen Alles auf. An einem Orte wurden 2 sp. für das Hundert angeboten. worauf in einer Nacht 1000 getötet wurden. Hierauf ging der Preis auf 1 sp. zurück. In einem Hotel wurden mittels einer Mischung von Strychnin und Mehl in einer Nocht 1000 Mäuse vergiftet. An einem anderen Orte fraßen die Mäuse in einer Nacht ein ganz

frisch geschlachtetes Schaf auf, so daß am nächsten Morgen nur die Knochen übrig waren. Wieder war ein Mann lediglich da­zu angcstellt, die Mäuse von den Krippen fernzuhalten, so lang» die Pferde fraßen, und er hatte viel zu thun. Häufig haben die Mäuse schlafende Menschen angefresscn. Auf vielen Feldern ist die ganze Ernte durch die Nagetiere zerstört worden. Niemand, weiß, was gegen die Pest zu thun ist.

(In der Kirche zu Zoltwitz in Sach­sen) befindet sich nachstehende merkwürdige Grabschrift, durch welche ein Witwer seiner verstorbenen Gattin in wenigen Worten ein ehrendes Andenken sicher» wollte. Sie lautet: In Preußen geboren, in Rom kennen ge­lernt, in Frankreich die Ehe versprochen, in Ohlau vollzogen, in Stannewitz gelebt, in Zoltwitz gestorben und begraben, ruht hier mein liebes, gutes Weib Frau Barbara Springsteinin. Sie war ein Weib nach Gottes Wort, das heißt ohne Zorn. Leser, bete für sie, denn solche Weibsleut sind rar. Dieses schreibt Ihr zu bleibenden Ehren Ihr treuer Ehemann Matthäus Springstcin, Feld- waibel. Den 23. Aug. 1741."

Gebeugt, aber nicht gebrochen.

Erzählung von C. Cornelius.

Nachdruck verboten.

9.

Lieber Vater, ich habe heute einen wich­tigen Brief bekommen."

Du einen wichtigen Brief," sagte er lächelnd,woher erhätlst du denn wichtige Briefe, Kind?"

Es war ein Brief von," das Wort wollte nicht über ihre Lippenvon Haupt­mann Waldemar."

Die Züge des Rittmeisters verfinsterten sich.

Waldemar ist, so viel ich weiß, für den Preuhenkönig gefallen. Ist er denn wieder lebendig geworden und fängt auf einmal wieder an, dir Briefe zu schreiben?"

Vor seinem Tode hat er an mich ge­schrieben und mir den Brief durch einen Freund übersenden lassen. Da dieser aber meinen Wohnort anfangs nicht wußte, habe ich den Brief erst jetzt erhalten."

Sonderbar, was hat dir denn dieser Mensch vor seinem Tode noch zu sagen ge­habt? Ich denke, die alte Komödie ist vor 6 Jahren schon zu Ende gespielt! Nun? Wahrscheinlich ein letztes Liebesgeständ- niS. Hätt's ihm doch nicht zugelraut! Er hätte dich auch damit verschonen sollen. Es ireut mich übrigens, Kind, daß du mir die Sacke mittettst."

Das Letztere hätte Adele sicherlich nicht gcthan, wenn der Brief enthalten hätte, was der Rittmeister darin vermutete. Sie be­zwang den Unwillen, welcher sich bei der spöttischen Redeweise des Vaters in ihr regte und entgegnetc ruhig:

Waldemar hat sich im Frühjahr des Jahres 1867 verheiratet, aber seine Frau schon ein Jahr darauf verloren.

Und nun sagt er dir," fiel ihr der Rittmeister ins Wort,daß, wenn er nicht ohne Gnade sterben müßte, er dich als Lücken­büßerin angenommen hätte?Na, ich will'

dir sagen, cs ist allerdings ein tolles Stück, aber er ist ja nun tot und kann dich nicht weiter belästigen."

Die arme Adele! Auf eine solche Aus­legung hatte sie sich nicht gefaßt gemacht. Anstatt den Vater in eine freundliche Stimm­ung zu versetzen, trug der Wein nur dazu bei, die ZorneSadern auf seiner Stirn zu schwellen. Wie sollte das enden! Ein Auf- geben des Gespräches war nicht mehr möglich.

Du irrst, Vater, an dergleichen hat Waldemar nicht gedacht. Er erinnert sich eines Versprechens, welches wir uns einst gegenseitig gegeben und, wenn wir einmal in Noth kommen sollten an einander wenden und helfen zu wollen. Er hinterließ ein kleines Töchterchen von vier Jahren, welches ganz allein auf der Welt steht und bittet mich, für dasselbe sorgen zu wollen. Nun wollte ich dich bitten, mir zu erlauben, daß ich es herhole und bei mir behalte."

Bist du von Sinnen? Eine saubere Geschichte, das. Der Mensch war nicht mehr bei klarem Verstände,, als er den verwünsch­ten Brief schrieb! Ein Versprechen habt Ihr Euch gegeben? So? Davon weiß ich ja gar nichts? Wie konntest du dich unterstehen, dem Menschen etwas zu versprechen I Und er konnte sich doch füglich sagen, daß du den kindischen Einfall längst vergessen hättest. Ihr hattet überhaupt nichts mehr mit ein­ander zu schaffen seit 1866! Und daß er dich vergessen hat, nachdem er geheiratet, ist der größte Skandal I"

Aber das ist ja nun alles vorbei, Vater, du brauchst dich jetzt doch nicht mehr darüber auszuregen. Ich bleibe, was ich bin, ich will fernerhin eben so gut für dich sorgen, wie bisher, erlaube mir nur, daß ich Walde­mars Kind zu mir nehme. Um der kranken Mutter- willen habe ich vor Jahren meinem Glücke entsagt, es war ein schweres Opfer, sie that das ihrige, um es mir zu erleichten, sie hätte mir auch gewiß diese Bitte nicht abgeschlagen."

einem Athem mit dem dieses unglückseligen Hauptmannes. Sprich mir nicht mehr von der Sache, das Kind betritt meine Schwelle nicht und damit Punktum!"

Hastig stürzte Heimdahl den Rest seines Glases hinunter und begab sich polternd auf sein Zimmer.

Vierzehn Tage später trat eines Morgens Arnold Roden durch daS offene Pförtchen in des Rittmeister Garten ein und näherte sich der Grotte, in welcher Adele saß. Er betrachtete einen Augenblick, ohne von ihr bemerkt zu werden, ihr bleiches, ernstes Ge­sicht, aus welchem das eifrige Leben einen Ausdruck tiefer Wehmut nicht verbannen konnte. Ihr Anblick erinnerte ihn an das Bild der mutsr äoloross, dessen Schönheit feine Bewunderung hcrvorgerufcn hatte. Dieses lebende Bild einer Dulderin erweckte zugleich in ihm ein Gefühl der Ehrfurcht. Erst als Adele die Angen aufschlug und ihre schwermütigen Blicke auf ihn fielen, ging er auf sie zu und bot ihr die Hand zum Gruß.

Sein Kommen schien Abelen nicht un­angenehm. Der vergebliche Zweck desselben war, mit dem Rittmeister, wenn es diesem beliebte, auf dieM'ntenjagd gehen zu wollen. Als Adele ihm jedoch sagte, der Vater sei schon den ganzen Morgen in seinen Granit­brüchen, was jetzt häufig vorkäme, eröfsnete ihr Arnold den eigentlichen Zweck seines Kommens.

Mein Vater schrieb mir gestern, ich möge zu Ihne» gehen und mich erkundigen, ob Sic seinen Brief erhalten hätten, und wie cs um seine Sache mit Ihnen stände."

Ich muß Sie um Verzeihung bitten, daß ich noch nicht auf denselben geantwortet habe," erwiderte Adele,Sie können eS sich vielleicht erklären, wenn ich Ihnen sage, daß ich keine Hooffnung habe, meine Absicht, die kleine Hertha zu mir zu nehmen, ausführen zu können, weil mein Vater abgeneigt ist'

Mädchen, entweihe daS Andenken deiner Mutter nicht," rief der Rittmeister zornig aufspringend,nenne ihren Namen nicht in

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Bernhard Hsfmann in Mddad.'