Rundschau

Stuttgart, 13. Juli. Seine Königliche Majestät haben, wie wir vernehmen , . dem Hofdaumeister Bayer ans Anlaß des Ablebens j seiner Gattin die allerhöchste Teilnahme aus- sprewen zu lassen geruht.

Friedrichshofen, 15. Juli. Ihre Kgl. Majestäten empfingen heute den Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen und Ihrer Hoheit der Erb­prinzessin Elisabeth von Anhalt, Höchstwelche a» der Kgl. Tafel teilnahmen und gegen Abend wieder nach Schloß Montfart zn- rnckkchrlen. Im Gefolge befanden sich die Hofdame der Prinzessin Luise Gräfin Har­denberg und der Kammerherr Freiherr von Losen, sowie die Hofdame der Erbprinzessin Freifräulein von Ditfurth.

Ludwigslmrg, 15. Juli. Heute mittag begaben sich II. KK. HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm, in deren Ge­folge sich die Hofdame Gräfin Uxkull, Hof­marschall Freiherr v. Plato, dienstthucnder Kammerherr Freiherr v. Naßler und per­sönlicher Adjutant Premierlieutenant Bieber befanden, nach Weinsbcrg, woselbst Höchst- dieselben von den Vertretern des Bezirks und der Stadt auf dem Bahnhöfe empfangen wurden. Die hohen Herrschaften besichtigten zunächst das Kernerhans, sowie die nahe­liegende Kirche und bestiegen alsdann die Weibertreu. Später fand im Gasthof zur Traube ein Diner statt, zu dem die Spitzen der Bezirks- und städtischen Behörden Ein­ladungen erhalten hatten. Um 8'/, Uhr kehrten II. KK- HH. mit Extrazug nach Ludwigsbnrg zurück.

Lndwigsliurg, 15. Juli. Heule abcud fand bei II. KK. HH. dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm in Marienwahl ein größeres Diner statt, zu dem Personen aus Lndwigsburg, sowie vom benachbarten Adel geladen waren.

Kirchheim u. T, 14. Juli. Heute vor­mittag wurde laut Teck-Bote die Frau des Papiermachers Mayer von der Weilheimer Post überfahren. Die Ueberfahrcne soll schwere Verletzungen erlitten haben.

Göppingen, 13. Juli. Heute Vor­mittag wurde eine Frau von hier, deren Mann im Januar d. I. beerdigt wurde, entseelt aus der Fils gezogen. Mau hatte an ihr schon seit einiger Zeit Schwermut beobachtet.

Schömberg, O.-A. Neuenbürg, 12. Juli. In dem von den Brüdern Bäcker und Schreiner Kling gemeinschaftlich bewohnten Hause brach gestern Abend Feuer aus, wel­ches nicht mehr bewältigt werden konnte und das größere Gebäude vollständig in Asche legte. Bei dein herrschenden heftigen Winde war die Gefahr für die mit Schindeln be­deckten Nachbarhäuser eine sehr große und dieselben brannten auch schon stellenweise; cs gelang aber der Energie und Umsicht der Feuerwehr, dieselben zu retten. Der Brand soll durch einen Kamindcfekt ent­standen sein. ^

Nottweil, 11. Juli. Ucber das schwere Unglück, das am Dienstag abend in der hiesigen Pulverfabrik sich zu trug, wird von wohlunterrichteter Seite noch folgendes be­richtet: Nicht der Dampfkessel des Trocken- hauscs, sondern ein Kessel, in welchem das Pulver getrocknet wird, ist explodiert, und zwar, wie man annimmt, weil der betreffende Arbeiter die Temperatur zu hoch steigen ließ.

Außer dem Trockenhaus, das vollständig zer­stört ist, ist noch ein zweites, etwa 3040 Meter entfernt stehendes Gebäude ganz zer­stört und ein drittes in seinem oberen Teile erheblich beschädigt worden. Von den Ar­beitern eines Stuttgarter Geschäfts, die in diesem dritten Gebäude zu thun hatten, wurde der eine von der Gewalt der Explosion zu Boden geworfen und,scheint hierbei auf einen Stein aufgestoßen zu sein, so daß er eine erhebliche Wunde am Rücken erhielt. Er hatte übrigens die Geistesgegenwart, nachdem er niedergeschleudert worden, sich unter eine leere Kiste zu flüchten, um sich vor den uinhcrfliegcnden Gegenständen zu schützen. Ein großes Glück war es, daß die meisten Arbeiter der Fabrik bei der Beerdigung eines Mitarbeiters auf dem Friedhofe abwesend waren und nur wenige in den Räumen der Fabrik sich aufhieltcn, da sonst das Unglück zweifelsohne weit größere Dimensionen an­genommen hätte.

Rottweil, !2. Juli. Heute nacht ging ein aus 10 Eisenbahnwagen bestehender, mit 800 Zentnern Pulver beladener Sondcrzug unter Begleitung eines kleinen Detachements Artilleristen ans der hiesigen Pulverfabrik nach Slraßbnrg ab.

Kuittlillgen, 12. Juli. In dem be­nachbarten Freudenstein erschoß sich der nahe an den Siebzigern stehende Jagdpächter F, derselbe wurde heute in dem unweit seiner Wohnung gelegenen Walde ansgefunden.

Herrenberg, 13. Juli. Der Gäubote, welchen im Verlag von I. G. Braun hier erscheint, ist heute aus Anlaß des 50jährigcn Bestehens mit einem Gedenkblatt begleitet, welches in lebhafter Weise den Gründer und die Gründung der Buchdruckerei in Herrcn- berg schildert.

Wiesbaden, 13. Juli, 10 Uhr 46 M. vorm. Die Königin Natalie erklärt, sie habe Wiesbaden mit dem Kronprinzen ver­lassen wollen, was der Polizeipräsident ver­wehrte. Die Königin erklärt außerdem für unwahr, daS sie Politik getrieben.

Wiesbaden, 13. Juli, 11 Uhr 25 M. Dem Rhein. Kur. zufolge begab sich der Polizeipräsident gestern Abend zur Königin von Serbien und eröffnete ihr, daß er heute vormittag, wenn notsvendig mit Gewalt, den Kronprinzen abholen werde.

Wiesbaden, 13. Juli, 12 Uhr 10 M. Der Kronprinz von Serbien wurde heute vormittag kurz nach 10 Uhr dem Polizei­präsidenten übergeben.

Wiesbaden, 13. Juli, 12 Uhr 28 M. vorm. Der Kronprinz von Serbien wurde von der Polizeibehörde abgeholt und nach dem Bahnhofe verbracht.

König Milan fuhr seinem Sohn entgegen. Der Orientexpreßzug brachte die kleine Gesellschaft, bestehend ans dem König Milan, dem Ministerpräsidenten EristicS und Vertretern der Presse binnen einer Stunde nach Bicskc. Der König war sichtlich er­regt, bemeistcrtc sich jedoch und konversicrte mit heiterer Mine. Nach etwa 20 Minuten kam in der Richtung von Wien der Sepa- ratzug mit dem Kronprinzen. Der König ging ihm entgegen, der Kronprinz winkte vom Fenster heiter lachend seinem Vater zu. Milan sprang in's Coupe, Vater und Sohn hielten sich lange umschlungen und küßten sich fortwährend. Der Zug setzte sich in Bewegung und traf in Biscke um 12 Uhr ein, wo am Bahnhof ein zahlreiches Pub­

likum harrte, welches sich ruhig Verhielt. Im Hofsalon ward das Frühstück eingenom­men und sodann die Fahrt nach Belgrad fortgesetzt, wo um 6 Uhr abends der Zug eintraf. Königin Natalie telegraphierte an den Kronprinzen:Es umarmt und küßt Dich tausendmal zum Abschied Deine treue Mutter Natalie." Die Depesche wurde dem König Milan übergeben. Aus der Umgeb­ung des Kronprinzen erzählt man, derselbe habe sich in Wiesbaden, als die Polizei in die Villa kam, um ihn zu holen, sehr ent­rüstet ausgesprochen und erklärt, daß er nie­mals wieder deutschen Boden betreten werde.

Wien, 16. Juli. Die Königin von Serbien wohnte gestern dem Gottesdienst in der griechischen Kapelle bei, wobei sie der russische Botschafter begrüßte. Beim Verlassen der Kapelle brachten ihr als kgl. Märtyrerin slawische Studenten eine stürmi­sche Ovation dar. Nachmittags hatte der russische Botschafter eine eiustündige Konfe­renz bei der Königin.

Petersburg, 16. Juli. Hiesige Blätter versichern die Königin Natalie der vollsten Sympathie des russischen Volkes.

Kopenhagen, 16. Juli. Der Besuch Kaiser Wilhelms ist offlziell angemeldet. Der Kaiser wird gegen das Ende des Monats erwartet, nachdem er zuvor Stockholm besucht.

Frankfurt a. M., 14. Juli. Man meldet der Fek. Ztg. aus Paris: Der Zustand Boulangers ist bedenklich; man fürchtet für sein Leben.

Wie dieN. H. V." mitteile», haben sich bei dem Fürsten Alexander von Batten­berg nun doch bedeutende Schmerzen im Rücken, Hals und Brust eingestellt.. Jkdcn- falls bedarf der Fürst noch längere Zeit der Ruhe, bis die Folgen des Unfalls gänzlich überwunden sein werde».

München, 16. Juli. Der Liederkranz hat gestern abend im Garten der Gewerbc- ausstellung vor einer Zuhörerschaft von 10,000 Personen bei dem schönsten Wetter und mit großartigem Erfolg konzertiert.

Kimberley, 14. Juli. In der Dia- mantengrubc Debeers ist ein Schacht vom Feuer zerstört, zwei sind gerettet, die Unter­grundswerke sind intakt. 25 Weiße und 200 Kaffern sindtot.

Spandau, 13. Juli. Der Kaiser kam hier mit dem Dampfer Alexandra von Pots­dam her an, bestieg sofort den Zug und setzte die Reise nach Kiel "fort.

Kiel, 14. Juli. Der Kaiser ist hier cingclrosfen und wurde mit ungeheurem Jubel begrüßt..

Paris, 13. Juli. Heute vormittag fand ein Duell zwischen dem Konseilspräsident Floquet und dem General Boulanger statt. Beim ersten Gange wurde Floquet an der rechten Hand, Boulanger am linken Schenkel leicht verwundet; beim zweiten Gang wurde Floquet ganz leicht an der linken Brust, Boulanger am Halse schwer verwundet.

Paris, 14. Juli. Die letzten Berichte über Boulanger lauten bedrohlich. Sehr heftiges Fieber, verbunden mit Theilnahm- losigkcit, ist eingctretcn; der Atem ist flie­gend, zuweilen schwierig. Die Aerzte wagen nicht, daö Leben zu garantiren.

In München hat sich dieser Tage der bisher in der kgl. Hofküche verwendete Livreediencr Gumbiller, jedenfalls im Zu­stande von Geistesgestörtheit, ertränkt. Gum­biller war jener Bedienstete, der in der Nacht