lich oder mündlich unter Vorlage ihrer Militärpapiere, soweit diese noch von Händen sind, ini Staiionsort der betreffenden Landwehrcompagnie zu melden. Bei Unterlassung der Meldung kommen die Bestimmungen des 8 67 des Reichsmililärgesetzcs in Anwendung.
2. Die vorstehend festgesetzte Meldefrist wird für die davon betroffenen Personen, welche sich außerhalb Deutschlands beziehungsweise auf Seereisen befinden, bis zum 30. Sept. 1888 beziehungsweise, wenn dieselben vor diesem Zeitpunkt nach Deutschland zurückkehren oder bei einem Seemannöamte des Jnnlandes abge- mustcrl werden, bis 14 Tage nach erfolgter R ickkehr beziehungsweise Abmusterung verlängert.
3. Diejenigen der unler 1 und 2 fallenden Personen, welche vor vollendetem 20. Lebensjahre in das Heer eingetretcn sind, werden nur dann in die Landwehr zweiten Aufgebots ausgenommen, wenn der Eintritt in das Heer am 1. April 1870 oder später erfolgt ist. Ihre Zugehörigkeit zur Landwehr zweiten Aufgebots endigt mit dem nächsten 31. März nach Ablauf voller achtzehn Jahre seil ihrem Eintritt in das Heer.
Die 4 Wochen, in welchen die Meldungen stattfinden müssen, gehen mit dem 13. März zu Ende; wer bis dahin dieser Pflicht nicht nachgekommcn ist, kann gemäß § 87 des Reichs-Militär- Gesetzcs, abgesehen vo» der etwa noch anderweit über ihn zu verhängenden Strafe, unter Verlängerung seiner Dienstzeit in die nächst jüngere Jahreöklasse versetzt werden. Für abhanden gekommene Militärpapiere der jetzt wieder in Kontrolle tretenden Mannschaften werden Duplikate kostenfrei von den betreffenden Truppenteilen ansgcfertigt.
(Schluß folgt.)
Rundschau.
Heilbronn, 19. Febr. Zu dem würtlembcrgischen Landes- fchießen, welches kommenden Sommer hier stattfinden soll, werden zum Teil jetzt schon Vorbereitungen getroffen. Da der gewöhnliche Schießplatz sehr weit von der Stadt am sogen. Jägerhaus ist, so hat die hiesige Schützengilde beim Gemnndcrat ein Gesuch um Ueberlassung des früher als Schießplatz benützten Terrains beim Schießhaus in der Nähe des Bahnhofs zur Abhaltung des Festes eiligereicht. Diesem Gesuch ist nun in der Sitzung des Gemeinderato und Bürgerausschusses am 17- Februar entsprochen worden. Dtadlbaumcisler Wenzel wird nun die Pläne und Zeichnungen über die auszuführcnden Anlagen, Schießbuden, Scheiben- stände u. f. w. anferligen. — Dem Zweiradverein wurde ebenfalls ein Gesuch um Ueberlassung eines städt scheu Areals an der Dadstraße zur Errichtung einer Rennbahn genehmigt.
Freudenstadt, 18. Febr. Heute nachmittag 3 Uhr wurde der im 43. Lebensjahre verstorbene Bezirksfeldwebcl Maienberger zu Grabe geleitet, wobei der hiesige Veleranenverein übers Grab feuerte. Bei der zweiten Salve ereignete sich leider ein beklagenswertes Unglück, indem ein Gewehrlauf platzte, tvodurch ei» Nebenmann lebensgefährlich am Kopfe, zwei andere an der Hand leicht verwundet wurden. Das betreffende Gewehr, Vorderlader, soll hohl geladen worden sein.
Von der Jagst, 19. Febr. Bei der gegenwärtig im ganzen deutschen Vaterland herrschenden Besorgnis wegen der Krankheit unseres deutschen Kronprinzen dürfte es nicht ohne Interesse fein, zu vernehmen, wie bei einem anderen, dem Einsender dieses bekannten, mit dem hohen Kranken ungefähr in gleichem Alter stehenden Manne aus hiesiger Gegend ein ähnliches Halsüvel Heilung gefunden hat. Der ehemalige Kutscher und jetzige Wirtschaftspächter Bcchmann zum Ritter in Crailsheim wurde vor ungefähr 12—14 Jahren von einer Kehlkopfkrankheit befallen, bei der sich, ähnlich wie beim deutschen Kronprinzen, fortwährend Anschwellungen, schleimige Absonderungen und Atemnot einstcllten, die den Kranken nach vergeblicher Anwendung der verschiedensten Arzneimittel endlich veranlaßten, Hilfe und Heilung im Universitäls- krankenhaus in Tübingen zu suchen. Dort mußte er sich dem Luslröhrenschnitt unterwerfen, worauf die Heilung einen so günstigen Verlauf nahm, daß der hcrgeftellte Patient seither, also 12 Jahre, durch dieses Röhrchen atmet, ohne in seiner Gesundheit und in seiner Geschäftslhätigkeil irgendwie gestört oder behindert zu sein- Nur die Stimme ist etwas heißer geworden.
Freilmrg, 19. Febr. Prinz Ludwig von Baden ist an einer Lungenentzündung hier erkrankt.
— In Zwickau ist der Typhus ebenfalls ausgebrochen und auch dort hat er den Charakter einer Epidemie angenommen. Von der Garnison daselbst sind bisher etwa 40 Mann erkrankt, von
der Bürgerschaft etwa 50 Personen. Bei einzelnen Kranken trat zugleich Genickstarre ein. Mehrere unweit Zwickau belegene Dörfer sind von der Epidemie gleichfalls ergriffen.
— Aus Paris schreibt man unterm 18. ds.t Infolge starken Schneefalles treffen alle Kurierzüge verspätet ein.
— Nach Abbüßung einer 16jährigen Strafe wurde letzte Woche der wegen Mordes zu lebenslänglichem Zuchthaus verur- urteilte George Beascley in London begnadigt, nachdem es sich herausgestellt, daß er das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht begangen hat- Beaseley war bei feiner Verurteilung 27 Jahre alt.
— Aus Madrid, 17. Febr., wird dem Berl. Tageblatt gemeldet: Gestern herrschte hierein starker Schneesturm; heute haben wir eine ungewöhnliche Kälte.
— In Providence bei Newyork fand am 16. ds. eine verheerende Feuersbrunst statt, wodurch eine Anzahl Geschäftshäuser und ein Hotel eingeäschert wurden. Der angerichtete Schaden wird auf 400000 Dollars veranschlagt.
— Donnerstag nachmittag um 1 Uhr 40 Min. ist die Arcole-Brückc in Paris laut Fr. Ztg. mit donnerndem Krachen eingesunken. Ein Schutzmann und eine Frau, die sich auf ihr befanden, ertranken.
— Teilbare Pfennigstücke. Aus Annaberg in Sachsen wird dem Leipz. Tagblt. geschrieben: Bei der Enthüllung des Barbara Uttmann-Denkmals in Annaberg gingen teilbare Pfennigstücke als Andenken von Hand zu Hand. Dieselben bargen in ihrem Innern das Bildnis und eine kurze Lebeusskizze der Begründerin der Spitzenklöppelei im Erzgebirge und wurden von einem Uhrmacher in Annaberg angefertigt. In derselben Weise hat jetzt derselbe Uhrmacher in Annaberg Andenken an die letzte Reichstagsrede des Fürsten Bismvrck hergestellt. Diesmal enthält der Pfennig in der einen Hälfte das Bild unseres großen Staatsmannes, in der anderen Hälfte die Jnnschrift: „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst niemand auf der Welt I 1888."
— Bismarck als Büßer. Man schreibt der Magd. Ztg. aus Nom: Ein Spaziergang zwischen den Geschenken, welche dem Papst zu seinem Jubiläum von der „katholischen Welt" dargebracht worden sind, bietet die köstlichen Ueberraschungen — daß man aber auch den Kanzler des Deutschen Reiches dort antrifft, hat wohl keiner der Besucher erwartet. Und doch, auf einem großen Bronze-Relief, welches die Entscheidung des Papstes in der Karolinen-Frage darstellt, ist Fürst Bismarck zu sehen, wie aus der Hand des ironisch lächelnden Papstes mit demütiger Gebärde das Urteil des obersten Hauptes der Christenheit entgegennimmt. Wohl ist es begreiflich, daß die Kirche einen so dankbaren Vorwurf sich nicht entgehen läßt, daß sie aber so rasch mit einer aus Erz gegossenen Darstellung desselben bei der Hand ist, beweist, welchen Wert sie dem Vorgänge selbst beigelegt: das berühmte Relief in der Peterskirche, welches die Bnfe Heinrichs IV in Canossa darstellt, wurde erst ein halbes Jahrtausend nach Gregors VII Tode auSgeführt.
— Diebesfalle. Eine eigenartige Falle hat sich vor einig n Tagen der Bäckermeister M. in Luckau konstruiert und den Dieb auch damit gefangen. M. bemerkte, daß ihm zu wiederholtenmalen Geld in der Ladenkasse fehlte, und zwar schien es, als wenn der Langfinger, um zu dem Gclde zu gelangen, die Hand zwischen dem Gildschub, welcher unterhalb des Tisches nicht ganz dicht an die Platte anschloß, und der Tischplatte durchzwängie. Um nun den stillen Teilnehmer auf frischer That zu fangen, stellte M. ein Raltenetfcn, dessen Zähne umwickelt wurden, im Geldkasten auf. Gar bald sollte die Mühe belohnt werden, indem eines Tages das Dienstmädchen, welches den Laden auszufegen hatte, plötzlich ein Jammergeschrei erhob. Die Hinzueilendcn fanden ihre Vermutung bestätigt und die Diebin mit der Hand im Eisen.
— (Realistisch.) Man schreibt aus Zürich: Bei der Aufführung des Wildcnbruch'schen „Menonit" im hiesigen Stadtthealer wollte der Schauspieler Raabe sich recht natürlich erschießen lassen und hatie mit dem Darsteller des Mörders die Richtung des Schusses verabredet- Statt zwischen Brust und Arm traf ihn jedoch der brennende Papierpfropfen ans nächster Nähe in den Arm und verursachte eine solche Verwundung, daß sich der Künstler vor Schmerz auf dem Boden wälzte. Das Publikum, das keine Ahnung von dem Unfälle hatte, war entzückt über die Natürlichkeit der Darstellung. Es steht inbeß die baldige Herstellung des Schauspielers in Aussicht.
— (Auch ein Rausch.) „Ich sage Ihnen, ich habe jetzt so lange kein Bier oder Wein mehr getrunken, daß ich jetzt schon bezecht werde, sobald ich — einen Korkzieher sitze."