— Die Sozialdem okrateii stellen im I.Wahlkreis den Schreiner Karl Kloß, im lil. den Gemeinderat Kitttcr in Heil- bronn, und im IX. (Nottweil rc.) de» Schriftsteller Hascuclevcr als Kanditate» ans.
— In Lichtenthal bei Baden-Baden erhängte sich ein elfjähriges Kind and Furcht vor Strafe.
— In Greifswald fand laut telegraphischer Meldung gestern den 25. ds. Mts. ein Pistolenduell statt, das einen unglücklichen Auögang halte: Ounä. inaä. Junten wurde von dem Oanä. msä. Klück gefährlich verwundet.
— DaS aufreizende Gebaren zweier Russen in einer der besseren Weinstuben der Friedrichsstadt in Berlin erregte in der Nacht vom Sonntag einen großen Lärm. Einer der Russen brachte plötzlich ein lautes Hoch auf den russischen Kaiser aus und rief den Anwesenden zu, sich zu erheben. Als diese natürlich ruhig sitzen blieben, wurden mehrere derselben von den Russen thätlich angegriffen, so daß eine allgemeine Schlägerei entstand, die erst durch polizeiliches Einschreiten zu Ende kam. Die Russen wurden nebst einem Begleiter zur Wache gebracht.
- Ein junger Forstcleve aus Treis bei Cochem a. d. Mosel kam in eigentümlicher Weise um's Leben. Um einen an- geschossenen Fuchs vollends zu töten, schlug der Verunglückte mit dem Gewehrkolben auf den Kopf des Tieres. Bei - dieser Gelegenheit entlud sich jedoch der noch geladene Lauf des Gewehres sind die Kugel drang dem Forstmann in den Leib. Nach kurzer Zeit war er eine Leiche.
— In Nensitz bei Münchengrätz ist gestern die Papier-Fabrik von Karl Mcnzell gänzlich niedergebrannt.
— In Homel (Rußland) wurde der Kommandeur der 4. Batterie der 41 Art.-Brigade Oberst Grinewski ermordet und sein Leichnam ins Wasser geworfen. 'Neun Personen wurden als des Verbrechens verdächtig verhaftet.
Pest, 23. Jan. Der Fidelio in Belgrad bringt Enthüllungen über eine Verschwörung gegen König Milan; ungarische Serben sind in die Sache verwickelt; die ungarische Regierung hat die Untersuchung ciiigelcitet. — Der Honvedminister hat eine Vorschrift erlassen, wonach das erste Aufgebot des Landsturms als Ersatz- Reserve zu gelten hat.
Bellinzona, 24. Jan. Ernste Unruhen fanden nach der N. Z. Ztg. in Stabio wegen der Einsetzung des Pfarrers statt. Die Frauen beohrfcigten den Sindaco Dr. Belloni. Die Regierung hat eines ihrer Mitglieder mit einer großen Anzahl Landjäger an Ort und Stelle geschickt, um die Ordnung wieder herzustellen.
— Eine Verstärkung der bulgarischen Armee ist angeordnet, jedes Regiment wird um eine Druschiua verstärkt.
Venedig, 24. Jan. In der vergangenen Nacht wurde hier ein heftiges Erdbeben verspürt, bis jetzt sind jedoch keinerlei Schäden bekannt geworden.
— In Palermo hat ein Vater sein zweijähriges Kind in rohester Weise mißhandelt und getötet.
verschiedenes.
— Ans Gothcnbnrg schreibt man der Voss. Ztg.: Die Bevollmächtigten der Kirchengcmeinden Gothenbnrgö haben nunmehr der Einführung der Leicheuverbrennung zngestimint. Auf den Antrag des hiesige» Leichenverbrennnngsvereins haben die Bevollmächtigten in ihrer letzten Sitzung mit 30 gegen 14 Summen beschlossen, daß dem Verein auf dem hiesigen Kommunalkirchhofe ein Platz zur Errichtung eines LeicheuverbrennungSofens überlassen werden soll. Während Dompropst Rosell und zwei andere Geistliche gegen den Antrag sich erklärten, sprach ein älterer Pastor sympathisch für denselben. Der Hauptredner für die Bewilligung des Platzes war aber der Bürgermeister Dr. Svanberg. Die Mitglieder des hiesigen Leicheiiverbrennungsvereins gehören fast durchgängig den besten Gesellschaftsklassen an.
— Die Aufregung, welche die bereits gemeldete Zahlungsunfähigkeit deS Notars Gandar in Rcmilly hervorgerufen hat, ist eine hochgradige und derart, daß Gandar sich am Montag morgen, begleite! von Verwünschungen und öffentlich beschimpft, i» Gegenwart eines Gendarmen nach Metz begeben und seine Verhaftung beantragt hat, da er für ieine persönliche Sicherheit das Schlimmste befürchten mußte. Nach der einen Version betragen die Passiven anderthalb Millionen Franken, denen Aktiva annähernd gleicher Höhe gegenüberstehen sollen, worunter sich allerdings eine große Menge uneinbringlicher Posten befinden; nach anderer Lesart sollen die Schulden die Höhe von drei Millionen überschreiten, während die Aktiva, das persönliche Vermögen Gandars inbegriffen, kaum den vierten Teil betragen würde.
Wie dem auch sei, schwer empfindet die Bevölkerung diesen neuen finanziellen Zusammenbruch, bei dem die Ersparnisse von Hundert Arbeiter engagiert sind, nachdem erst vor acht Jahren ähnliche Verhältnisse durch den Bankerott des Banquiers Joly in Nemilly hervorgcrufen waren. Als ein Milderungsgrund mag der Umstnüd gelten, daß Gandar, der durchaus den Eindruck eines Dudermannes machte und dessen Hausstand auf das Notwendigste eingerichtet war, zum Teil das Opfer seiner eigenen Gutmütigkeit geworden ist, die ihn wohl in häufigen Fällen zu sträflicher Nachsicht gegen seine Schuldner getrieben hat. Gandar ist über den Stand seiner Verhältnisse vollständig im Unklaren. Er befindet sich jetzt im Untersuchungsgefängnis in Metz.
— Der Geschützfabrikant Whitworth ist laut Telegramm in Monteearlo gestorben.
— Der, wie gemeldet, in Monte Carlo verstorbene Sir Joseph Whitworth war einer der ersten Mechaniker dieses Jahrhunderts. Er war der Schmied seines Glückes. Gegen den Willen seiner Eltern, die ihn zum Baumwollspinner ausbilden wollten, zog er nach London, arbeitete für geringen Lohn bei verschiedenen Mechanikern und ließ sich dann in Manchester als Werkzeugfabrikant nieder. Er führte die allgemeine Schraube ein und veranlaßte alle Maschinenbauer, deren Erzeugnisse bis dahin besonder» Größenverhältnissen folgten, sich gleicher Schrau- benwcrtc zu bedienen und dadurch die Ausbesserung aller Maschinen auf der ganzen Erde zu erleichtern. Später warf er sich auf die Herstellung von Flinten und Geschützen, deren Schußgenauigkeit er in erstaunlicher Weise bestimmte; indessen drang er merkwürdigerweise damit bei der Regierung nicht durch, obgleich sie ihm die Baronct-Würde verlieh. 1869 gründete er Stipendien für Ingenieure und Mechaniker, die sogenannten Whitworlh- Stipendien im Werte von 100,000 Pfund Sterling.
Raffinement des Geizes. In einem englischen Städtchen, so schreibt man der T. R-, ist vor Kurzem ein Mann im Alter von 68 Jahren gestorben, der allgemein für dürftig gehalten wurde, weil er eine elende Dachstube bewohnte, wie ein Bettler gekleidet gieng und sich mit der geringsten Kost, und diese auch nur in geringem Maße, begnügte. Nach seinem Tode fand man ein Vermögen von gegen 5000 Pfund Sterling (100,000 ^), teils in barem Gelde, teils in zinstragenden Papieren, die, nach einem bei den Gerichten nicdergelegten Testament die 6 Kinder, 4 Söhne und 2 Töchter, seines vor ihm im Auslände verstorbenen Bruders, welche ebenfalls sich alle im Ausland befinden, zu gleichen Teilen erben. Sein einziger Gaumenluxus war Kaffee. Er benützte aber diese Bohnen dreifach. Zuerst stopfte er sie in eine Pfeife und rauchte sie ungebrannt als Tabak bis sie gehörig gebrannt waren, nachdem er sie dann gemahlen und als Getränk benützt, trocknete er den Satz, und dieser diente ihm als Surrogat des Schnupftabaks.
Testament. In London starb vor kurzem der Millionär Brooc und vermachte seinen beiden enorm reichen Neffen je eine Summe von 500,000 Pfund Sterling. In seinem Testamente schrieb er: „Meine Neffen wissen das Geld zu schätzen; sie werden es nicht ausbrauchen, wie meine ärmeren Verwandten dies thun würden." Der ältere der so reich bedachten Brüder erklärte, eine solche Verfügung sei die größte Ungerechtigkeit. Im Einverständnisse mit seinem Bruder ließ er bald nach dem Hinscheidcn des Millionärs sämtliche Verwandte zu einer Mahlzeit laden' und jeder fand zu seiner angenehmen Ueberraschung unter seinem Teller Bankanweisungen im Betrage des Erbes, das, falls kein Testament gefunden worden wäre, auf den einzelnen hätte entfallen müssen.
— In Rom wurde am 23. Januar morgens der Banquier Vansittart, Chef des Bankhauses Vansittart und Compagnie auf der Piazza di Spagna Nr. 10, tot in seinem Bette aufgefunden. Er war früher der Beschützer der beiden Schwestern Romako gewesen, die bei ihrem Selbstmorde einen an Vansittart gerichteten Brief hintcrlassen hatten, worin sie ihm für die ihnen zngewendcten Unterstützungen danktep. Kurz vor dem Ende der beiden Mädchen hatte sich aber Vansittart von ihnen zurückgezogen. Man worauf die Nachricht von seinem Tode anfangs geneigt, anzunehmen, daß er gleichfalls einen Selbstmord begangen habe. Aber durch die ärztliche Untersuchung wurde festgestellt, daß Vansittart einem Herzschlage erlegen ist, nachdem er schon jahrelang an einer Herzkrankheit gelitten. Immerhin ist es aber möglich, daß die Aufregung über das schreckliche Ende der Schwestern Romako seinen Tod beschleunigt habe.