Berlin, 21. Jan. Die Nordd. Allg. Zig. meldet: Die in Groolsontai», in der Otowigegei d (Südwestafrika) angesiedelten Buren sind ans ihren Antrag nach Genehmigung des Kaisers unter den Schuh des Deutschen Reiches gestellt worden. — Das Blatt teilt ferner mit: Gegenwärtig finden in Zabern und Romans- wcilcc und im Breuschthale seitens französischer Holzhändlcr bedeutende Ankäufe von Brettern und Balken statt, welche von der französischen Regierung bestellt und zur Errichtung von Militär» Baracken an der deutschen Grenze bestimmt sein sollen. Mit der Eisenbahn sind bereits von Romansweiler 5 Wagen nach Nancy, vier Wagen nach Verdun abgegangen; weitere Wagen sind zur Beladung bestellt. Auch in Rosheim und Oberahnheim findest gleiche Verladungen statt. Es kann hiernach keinem Zweifel unterliegen, daß Frankreich an seiner Grenze größere Truppeninassen zusammenzieht, als in den Festungen und Garnisonen daselbst untergebracht werden können.
Brcslan, 2l. Jan. Die „Brest. Ztg." meldet: Das heute vollzählig versammelte Domkapitel stellte 6 Kandidaten für die Furstbischofswahl auf. Die Kandidatenliste wurde sofort an den Kultusminister abgesandt.
— I» Vilbel (Hessen) ist der Unterleibstyphus in außergewöhnlicher Ausdehnung ausgetreten. Es befinden sich zm-zeit liker 120 daran leitende in Beb.-nel »g
Eine freudige Uederr'jchnng wuree am 15 I i. r e>u -- Nachtwächter in Barmen zu teil. Der l2'is Jahre alte Sohn deßselben, welcher eine große Vorliebe für das Violinspiel an den Tag legte, hatte durch einen unglücklichen Fall seine Geige zcr- krochen. Da der Vater nicht im Stande war, ihm eine and>re zu kaufen, so wandte sich der aufgeweckte Junge ohne Vorwisien seiner Elten in einem Briefe an den Kaiser und klagte ihn: in schlichten Worten leine Not. Am Samc-taa ist nun d Wunsche des kleinen Bittstellers dadurch entsprochen worden, faß dkm desselben eine Anweisung aut Erhebung von 25 N. der Steuer- koste zur Anschaffung einer neuen Violine übermittelt wurde.
— In Chemnitz wurde am 18. der Raubmörder S ch r v t h hingerichtet.
Eine Kugel vom Jahre 1870. Man schreibt ans Kyllburg, II. dL: Heute wurde dem hiesigen Einwohner Theodor Schulte, ehemaligem Grenadier und Kämpfer bei St- Privat, wo er verwundet Wurde, eine Kugel, die er im linken Schienbein hatte, ausgenommen. Seit dem 18. August 1870 hatt derselbe die 30 Gr. schwere Chassepotkugel getragen und viele Beschwerden dabei gehabt, welche im letzten Jahre Zunahmen.
— Oberstlieutenant H c, l l a m Klagensurth hat sich und seine Geliebte während einer Kahnfahrt auf dem Wörther-See erschossen.
— Der Ulanen-Lieutenant Bach zeit wurde auf der Wildschwein-Jagd in Galizien von einem unvorsichtigen Jagdgcfährten erschossen.
Mülhausen, 21. Jan. Die Schanz-Arbeiten, verbunden mit Zusommenziehen von Truppen-Abteilungen sollen in Bel fort fortwährend, aber geheim betrieben werden. Der Verkehr mit Besanco» ist ei» lebhafter.
— Glückliches Steden! In diesem bekannten Badeort, der 850 Einwohner zählt, sind im Jahr 1886 nur drei Beerdigungen vorzunehmen gewesen, nämlich die einer alten, achzigjährigen Frau, eines kleinen Kindes und eines todtgeborenen Kindes.
Wien, 21. Jan. Prinz Alexander von Battenberg tritt der Politischen Korrespondenz zufolge seine Reise nach dem Süden morgen oder übermorgen an.
— Ein großer Diebstahl wurde in Laibach im Palais der Oberlandcsgerichtsrats-Witwe v. Gariboldi verübt. Frau v. Gari- boldi war im Deutschen Theater, und als sie gegen 10 Uhr nachts heimkehrte, war ihr erst seit 14 Tagen aufgenommener Diener Abraham Demont aus Ungarn nicht zu Hause. Derselbe hatte den Geldschrank erbrochen und 18,000 Gulden, sowie den gesamten reichen Brillantschmuck gestohlen. Der Dieb wurde in Pragerhof, wohin er geflüchtet war eingefangen, unv dem Gericht in Laibach überliefert. —
— Ein Maurer in Ofen hatte um einen Liter Wein gewettet, daß er über den Eisstoß der Donau nach Pest spazieren werde. Er hat den lebensgefährlichen Gang wirklich auch glücklich ansgesührt.
— Ein von Bozen an die Bank in Neapel gerichteter Geld- bricf mit 60,000 Lire ist unterwegs spurlos verschwunden.
— Bei Turm ist ein Wachtposten bei der Ablösung er'roren aufgefunden worden.
— Die Lawinen haben in Graubünden nun auch Menschenleben vernichtet. Im Lugnezthale wurde ein junger Hirte, welcher das Vieh füttern wollte, von einer solchen verschüttet, lieber ein Lawinenunglück in dem Finstcrmünz an Tyrol angrenzenden Thal Samnaun berichtet man dem Vaterlande: Am 5. ds. gingen 6 rüstige Männer von Samnaun auf einen Berg, um Wildheu nach Hause zu bringen. Auf der Thalfahrt wurden sie von einer Staublawine überrascht. Durch einen glücklichen Seitensprung gelang eS dreien, sich dem Unglück zu entziehen. Ein Vater und seine zwei Söhne wurden aber von der Lawine erreicht und fort gerissen. Der eine Sohn wurde von der rollenden Schneemasse aus die Seite geworfen und war gerettet, während die andern zwei eine Beute des Todes wurden.
— In Venedig wurde eine sozialistische Falschmünzer-Bande aufgehoben.
— In Corleone bei Palermo erschoß kürzlich der zwölfjährige Salvatore Puccio seinen zwei Jahre jüngeren Bruder, weil dieser ihm stets als Muster von Fleiß und Gehorsam vvr- gchalten wurde.
Brüssel, 21. Januar. Vorgestern und gestern haben sehr bedeutende PferdetranSporte aus Dänemark nach Frank«en-i- Lüt l'ch va'si t
.-ama i . . ... : > - p, ... i. l.
London »at!s..»e, ,rch> i ptvi? -ch Feu - , es entuae.r- kae red eine solche Pan k, daß de: d m Dre»,..en > ach d m Ausgange >7 Personen, mein Frauen, gnödnt wurden.
London 20 Januar. 11 r r dl 17 V r» glückten wich kürzlich in Spita'.sncld b-a d m F-em - ärm war ,,' tu Vom ll- m, ocs Kl.'rs w-m'ruen w. d:... . sin .. sich -
Personen N: mru:- GM je eine Namen-' msir'- n Rost »seid, Sä'-bern-arn., 2 Krotowski, 2 GW- ri w-'M Ns, Enis. Wo .ca- dum, Alzan. ES sind zusammen 12 F r >-m Mär-...n. ein Mann !'i>d 3 Knar r umgetommen. Die An'ch'ngStbn- d" -tw 700 Personen sajsnDen Halle war so eng, d-ß n . nur z: P- sonen den Durchgang gestaltete.
-- Wie man aus Konstantinopel schreibt, ist der Urheber deS vor etwa 3 Monaten verübten Revolver-Attentats auf den Großvezier, bekanntlich ein Uhrmacher, der zu zehnjähriger, schwerer Zwangs-Arbeit verurteilt worden war, kürzlich im Gefängnis plötzlich gestorben.
— Der Fortschritt in Brüssel veröffentlicht in einem hochbedeutsamen Artikel die Ansichten des Generals Brialmont über das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Es heißt da: „Ein Entschcidungskampf kann über Kurzem zum Ausbruch kommen. ES ist unmöglich, daß die Großmächte noch lange die erdrückenden Steuerlasten eines Friedens ertragen, während dessen ihre Nebenbuhlerschaft zu immer furchtbareren Rüstungen zwingt. Bald werden die Heere so kolossal sein, wie sie Lerxcs und Cyrus gehabt. Finanziell wird dieser Zustand nicht mehr lange zu ertragen sein und für den Strategen sind solche riesige Streitkräfte am Ende nicht mehr lenkbar. Wenn die Deutschen den Sieg davontragen, so werden Sie gänzliche Abrüstung fordern, ihre Fric- densbedingungen werden härter und wirkungsvoller sein, als im Jahr 1871; Deutschland wird Frankreich eine Armer vvrschreiben, die so gering ist, daß eS in Zukunft nichts mehr von dieser Seite zu fürchten hat; es wird der Friede von Tilsit mit vertauschten Rollen sein. Man kann sicher sein, daß dies der Gedanke Bis- Bismarcks ist; denn er ist ein zu großer Staatsmann, um nicht einem unnatürlichen Zustand ein Ende machen zu wollen, der die Finanzen Deutschlands erschöpft und schwer auf allen Staaten Europas lastet. Frankreich, das seit 17 Jahren in seiner HeereS- Organisation Wunder vollbracht und dessen Reichtum, wenn auch größer als der seines Gegners, doch seine Grenzen hat, wird sich mit um so größerer Energie wehren, als cS sich sehr wohl bewußt ist, daß der Kampf entscheidend für seine Zukunft sein wird. Man kann sich das Unglück nicht groß genug denken, von dem wir bedroht wären, wenn die 2 Kolosse auf einander stoßen und ihre Heere unser Land überfluten würde». Man darf nicht vor pekuniären Opfern zurückschrecken, wenn wir unser Land rette» wollen." — Mit dieser Auslassung im Zusammenhang mag eine Meldung des Frkf. Journ. stehen, worin es heißt, General Brialmont habe den Krieg als nahe bevorstehend erklärt und die Notwendigkeit betont 100 000 Mann zu mobilistern.