Hot sM dairtit «mch aba«surch«l. Mnn darf nur dm-an erinnern, was z. «. für daS Dchunt^eng von Tabak- waren bezahlt wird. Eine Zigarre, für die heute ein Kreis von 8t) Pfennig verlangt wird, hakte man früher nicht für 6 Pfennig gekauft. Selbst bei den rationierter Waren, bei Eiern, Milch, Zucker, Erdöl usw-, ist der Preis ganz gewaltig gestiegen. Aber, wie gesagt, man nimmt die je Preise hin als etwas Unabänderliches und fügt sich seufzend darein. Nur wenn die Zeitungen ihre Bezugs- und Anzeigengebühren erhöhen, wird es noch mannigfach als unbillig empfunden. Als ob dir Zeitungen nicht auch von der allgemeinen Teuerung, den Lohnerhöhungen usw. berührt würden! Um nur eures anzuführen. Das Druckpapier kostete 1914 10.50 Marl der Zentner, jetzt 70 Mark und wird bald noch vrel teu­rer sein. Das Raummeter Papierholz wurde 1914 mit 12 bis 15 Mark bezahlt, jetzt werden 100 brs 150 Mark geboten. Die Zeitungen konnten ihre Gebühren nicht entsprechend der fortschreitenden allgemeinen Teuerung erhöhen, sie haben lange die steigenden Unkosten selbst übernommen. Das ersieht Man daraus, daß die heuti­gen Gebühren in den meisten Fällen noch nicht das Dop­pelte der Friedenszeit ausmachen, während die Unko­sten durchschnittlich um das Fünf- und Sechsfache ge­stiegen sind. Außerdem ist die Zeitung vielleicht das ein­zige gewerbliche Erzeugnis, bei dem man nicht von Kriegs"- undElendsware" reden kann. Dem Gehalt nach haben die Zeitungen in der harten Schule der letz­ten fünf Jahre mindestens nicht abgenommen. Die Zei­tungen stehen also unter Zwang, wenn sie daran gehen, auf den nächsten Vierteljahrswechsel ihre Gebühren zu erhöhen. Das möchten alle Leser Wohl bedenken.

Deutsche Nationalversammlung!

Berlin, 11. Dez.

Dem Hause lag heute der Gesetzentwurf vor, der das Privileg der Reichsbank auf weitere 10 Jahre verlängert, den Gewinnanteil des Reichs neu regelt und einige Aen- derungen im deutschen Bankgesetz vorsieht, die nach der neuen Zeitlage erforderlich erscheinen. ' Der Entwurf wurde einem Ausschuß überwiesen. Ohne erhebliche Aus­sprache wurde dann der Rest des Gesetzes über das Reichs­notopfer mit den Stimmen der Mehrheitsparteien und der Unabhängigen nach den Beschlüssen des Ausschusses mit geringen Abänderungen angenommen. Ein sozial­demokratischer Antrag, das land- und forstwirtschaftlich! Grundvermögen nach dem Verkaufs wert zum Not­opfer heranzuziehen, wurde abgelehnt. Es wurde aus- geführt, daß heute von Kriegs-- und Revolutionsgewinn­lern geradezu wahnsinnige Preise für Grundbesitz be­zahlt und so die Grundstückspreise im allgemeinen aus eine unnatürliche Höhe getrieben werden. Wenn die Vermögensabgabe im Verhältnis zu dem übertriebenen Verkaufswert, der auch einmal wieder anders werden muß, zu entrichten wäre, so wäre die Folge, daß bald der ganze Grundbesitz zerschlagen und der deutsche Boden ebenso ausverkauft würde, wie so viele Dinge in gegenwärtiger Zeit- Es bleibt also dabei, daß nach den Beschlüssen des Ausschusses die Vermögensabgabe aus land-- und forstwirtschaftlichem Grundbesitz in einer Frist von 50 Jahren nach dem Ertragswert zu ge­schehen hat. Für die Fideikommisse wurde die Milde­rung angenommen, dah das gebundene Vermögen und das persönliche Vermögen des Inhabers getrennt veran­lagt werden sollen.

- Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr nachm, i Fortsetzung der 2 . Beratung des Gesetzentwurfs über das

Rotopfer.

Abg. Dr. Braun-Franken iS.): Me gestrigen Szenen bewie­sen nur, daß die Rechte den Mann fällen will, der mit beispiel­loser Energie Deutschland aus seinem finanziellen Elend reiten will. Herr Hugenberg, der die Beamten des Kriegsministeriums Korrumpiert hat, will von Korruption reden. Hugenberg hat Landesverrat getrieben, indem er ein Stück wertvollen Landes dem Feind anbot. Es ist nicht zu befürchten, daß die Entente Hand aus das Notopfer legt. Zu dem Entwurf haben wir nur wenig Adänderungsanträae.

Abg. Farwick (Z.): Zu schonen find bei der Anspannung des Besitzes die Familie und die werbende Arbeit, und das ist im Gesetz geschehen. Die Zwangsanleihe ist innerlich unhaltbar. Ich erkläre namens aller Parteien aus den besetzten Gebieten: Wir verwahre» uns dagegen, verschachert zu werden. Wir sind noch nicht tot. Wir wollen noch 15 Jahre das Elend der Besetzung tragen,- aber wir bleiben deutsch.

Abg. Dr. Peterfen (D.d.P.j erklärt, daß seine Partei in der 2. Lesung für das Gesetz stimmen werde, für die 3. Lesung aber ihre Stellungnahme sich Vorbehalte.

Ab^ Dr. Becker (D.Vp.): Der Betrag von 2pz Milliar­den jährlich durch den Besitz wäre aufzubringen durch eine laufende Abgabe vom Vermögen auf Grund wiederholter Veranlagung des reinen Vermögens, nach progressiv steigenden Steuersätzen und weiter nach Steueranleihen, die nach der Vermögensabgabe umzuleaen wären.

Minister Erzberger: Der Weg,' den der Antrag Rießer-Becker vorschlägt,- ist eine sehr schwankende Brücke. Gewiß gibt es Bedenken gegen den Entwurf, aber es sind starke Gründe, die uns zwingen, diese Bedenken hintan zu setzen. Dem hohen Lied des Egoismus, das Abg. Hugenberg gestern gesungen hat, setz« ich entgegen das hohe Lied der Solidarität des sozialen Geistes, Wer den Gedanken der Solidarität nicht anerkennt, hat den Geist der deutschen Umwälzung überhaupt nicht begriffen. Der ungeheure Gegensatz zwischen den großen Vermögen und der Ver­mögenslosigkeit ist auszualeicken. Die großen Massen der Ar­beiter ertragen es nicht mehr, oie großen Pcrmöqensansammlungen »or und während des Kriegs bestehen zu lassen. Sie müssen adaebaut werden. Das ist der leitende Gedanke des Notopfers Ohne dasselbe wird es keine Ruhe und keinen wirtschaftlichen' Aufbau bet uns geben. Nur steuerliche Gerechtigkeit kann zui Ruhe, zur Arbeit, zur Aufwärtsbewcgung führen. Die Vor­lage will den Vermöaensstand vom 31. Dezember 1919 zui Grundlage einer erheblichen Vermögensabgabe machen. Diese: Vorschlag vermeidet die Nachteile der Ärnstadt'schen Zwangs- anieihe, die in einem halben Jahr 30 Milliarden Mark an- dem Wirtschaftsleben herausnehmen will und dafür Papier aus- gibt,- das etwa 5 Milliarden wert ist. Das ist unmöglich Die großen Vermögen bringen vielleicht durchschnittlich 4 Proz Zinsen; denn es sind dabei Anlagen, die Z,-büßen brauchen. Du Zwangranleihe würde diese Vermögen erträgnislos machen. De: Entwurf entzieht den Gesamtoermögen LL Milliarden Mark jährlich einschließlich der Zinsen. Uebrigens sieht das Notopfei Erleichterungen vor, bei eventueller Verringerung des Vermögen« in den nächsten 3 Jahren. Demgegenüber baut sich die Zwangs- anleihe ebenfalls auf dem Stand vom 31. Dez. 19 auf, ave> di» Zwangsanleihe kann nachher überhaupt nicht zurückgenommer oder verändert werden. Dem Abg. Farwick verspreche ich, daß die Familien und die werbenden Kräfte bei der Au» kübruna de» Gesetze» geschont werden sollen, ebento die kleine»

Münek. »ei mittlÜM BMtöaen (i>ls 200 S00 Mit») weroek bei 4'oder mehr Kindern Erleichterunaeii gestattet. Der Ent­wurf muß aus finanziellen, tnnerpolttffchen und wirchhaftttche. Gründen schnellstens verabschiedet werden.

Abg. Wurm (U.S.P.): Die Anträge der Rechten gehen mu dahin, den Massen die schwersten Lasten aufzuladen. Sn (ach rechts) wollen verhindern, daß etwas zustande kommt was uns wenigstens in etwas aus dem augenblicklichen Unglmi herausbringen kann. Wir bewilligen keinen Pfennig, der di- arbeitenden Klassen belastet. . . ^ ^

Abg. Hugenberg bemerkt persönlich: Ich habe Herrn Erz berge« vorgeworfen, daß seine Politik zur Besetzung de« Ruhr gebiets führen könnte. Ich habe diese nicht gewünscht. Da« glaubt von mir dort auch niemand.

Narb weiteren persönlichen Bemerkungen d:r Abg. Heim (b.k P.), Dr. Stresemami (D.Dp.), .Dr. Braun (S.), Katzemtei, «S.i folgt die namentiiche Abstimmung über den Antrag Becker- Rießer auf Zurückverweisung der Vorlage an den Zehnerauspi un, Es stimmen ab 279 Abgeordnete. Der Antrag Becker-Riege wird mit 286 gegen 48 Stimmen abgelehnt.

Z 1 des Gesetzes wird nach Ablehnung eures Zusatzaniüig! Arnstadt in der Kommissionsfassung angenommen. Ohne iän gere Aussprache wird eine Reihe von Paragraphen nach de Fassung des Ausschusses und unter Annahme eines Abä.rde- ttlügsairtrags Dr. Blunck (Z.) angenommen. Bei 8 ö will de: Abg Gruber lS.) auch das kirchliche Vermögen unter dm Notvvfer bringen. Von den Sparkassen sotten nur die der Gemeindeverbttnden gehörenden Anstalten srci sein.

Minister Erzberger: Bezüglich der Sparkassen wäre cs mb recht, wenn Sie zur Regierungsvorlage zunickkehrten. Wem Sie aber den polnischen Vereinen, Turnvereinen usw. Steuerfrei heit gewähren, so müssen Sie diese auch den Kirchen geben Sonst märe die,es Gesetz ein ausgesprochen kirchenfeindliche: Akt. Ein Gesetzentwurf über die allgemeine Besteuerung de: Toten Hand wird demnächst fertiggestellt. >

Der sozialdemokratische Antrag, die Kirche mit dem Not opser zu besteuern, wird abgelehnt.

8 5 wird im übrigen in der Ausschußsassunz angenommen.

Nächste Sitzung morgen Nachmittag 1 Uhr.

Berlin. 10. Dez. Im Betriebsräteausschutz der National­versammlung wurde bei der heutigen Sitzung u. a. ein An trag des Zentrums und der Demokraten einstimmig angenom­men, durch den für die Bildung der Betriebsräte eine Trenuuni zwischen Fabrik- und Hrlm-i beiter» herbeigeführt wird. Weite wurde auf einen sozialdemoir. scheu Antrag hi» eine Aendernn, in den Bestimmungen über dir Endzahl der Betriebsratmit­glieder getroffen, die die Höchstzahl aus 30 festsetzt.

Der Steuerausschutz der Nationalversammlung erörterte bei Antrag Trimborn betreffend den Entwurf eines Gesetzes übe: Steuernachsicht (Generalpardon). Reichsfinanzminister Erzbergei führte aus, daß er keine unüberwindlichen Bedenken dariioe: habe, tz 1 des Entwurfs wurde darauf mit einigen Aenderungei angenommen, wonach der Steuerpflichtige wie auch seine Erbei straflos bleiben, wenn er ans eigenem Antrieb spätestens bs der ersten Veranlagung zur Steuererklärung, falls er eine solch nicht abgegeben hat, auf öffentliche Aufforderung sein Vermögei und seine Einnahmen richtig angibt. -

Wie verlautet, wird die Nationalversammlung uock vor Weihnachten sämtliche Steuergesetze einschließlich de, Notopfers erledigen. ..

Auf der Tagesordnung steht zunächst die 1. Beratung de» Ge­setzentwurfs betreffend die Amderung d:s BauLgesetzrs.

Reichsbankpräsiden! Havnstcin begründet die Vorlage, di« eine Verlängerung d:s Privilegs der Neichsbank für das kam- mende Jahrzehnt fordert und die Beteiligung des Reichs am Rein­gewinn der Bank neu regelt, sowie die Organisation der Ban­ken den durch de» Friedrnsschkuß geschaffenen Verhältnissen anpassen will.

Abg Dernbnrg (D.d.P.) beantragt Urberweisung des Ent­wurfs au den 6. Ausschuß.

Das Haus stimmt der» zu.

Es folgt die Fortsetzung der 2. Beratung des Reichsnotopfers.

Eine Reihe von Paragraph:» wird pach den Ausschußbeschlüs- sen angenommen. Bei Z 17 werden auf Antrag Blunck (Z.s die von, Ausschuß gesetzten Absätze 3 und 4 (bezüglich vor Geseilschafisvermögen bei eingetragenen Genossenschaften) wie­der gestrichen.

Zu 8 18 bekämpft Abg. Dr. Quarck (S.) die Zusätze de- Ausschusses, welche infolge einer Verbindung zwischen der Rech­ten und dem Zentrum ein Privileg für landwirtschaftliche Grund­stücke in das Gesetz hineingebracht haben. Ein entsprechende! Antrag Dr. Braun-Löbe (S.) will die bezüglichen Absätze wie­der streichen.

Aba. Farwick (Z.) tritt für den Antrag Blunck ein, die von den Sozialdemokraten beanstandeten Absätze der Kommissions­fassung zu streichen, dafür aber einen Absatz einzufügen, wonach aus die Bestimmungen der Retchsabgabenordnung Bezug genom­men werden sott.

Abg. Becker-Hessen (D.Vp.) tritt für die Ausschußsassung ein

Abg. Blunck (Z.): Der einzige reelle Wertmesser für Grund­stücke ist doch schließlich ihr Ertrag. Wenn das Notopfer mii 5 Proz. verzinst werden mutz, müssen wir das Zwanzigfach« des Ertrags als Ertragswert für Grundstücke einsetzen.

Der Antrag Blunck wird angenommen.

Bei 8 18s bemerkt Minister Erzberger: Der Vermägens- stand der Reeder kann nicht nach dem augenblicklichen Wert be­messen werden.

§ 5 und S 29 werden unverändert angenommen. Bei 8 3Z bemerkt anläßlich eines Antrags Mumm (D.natl.Vp.), welcher abaelehnt wird. Minister Erzberger, daß auch bet der Be­zahlung noch nicht getilgter Beträge des Notopfers für Verstor­bene durch deren Erben, soweit Lebensversicherungen in Betracht kommen, möglichst Erleichterungen und Entgegenkommen seitens der Behörden statthaben sollen.

Auf Antrag Blunck wird ein 8 85 s angenommen, wonach die Aktiengesellschaften usw. die zur Barzahlung der Abgaben erforderlichen Mittel aus den gesetzlichen Reservefonds entneh­men dürfen.

Der Rest des Gesetzes wird nach den Ausschußbeschlüssen an­genommen.

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Berlin, 12. Dez.

Nack Erledigung einiger Anfragen begründet Minister Schif­fer den Entwurf über Teuerungszuschläge zu den Gebühren der Rechieanwälte und Gerichtsvollzieher. Abg. Dr. Lattmann (D. natl.Vp.) begründet die Abänderungsanträge, die aus einer inter­fraktionellen Besprechung mit Amvaltsvertretern herrühren. Die Anträge bezwecke» eine H.etzung der Stufen für die Ge­bührensätze, wodurch die letzteren sich erhöhen. Abg. Hanß- mann (D.d.P.) beantragt dar Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Januar 1920.

Das Gesetz wird mit den Abänderungsanträgen und dem Antrag Haußmann in allen drei Lesungen angenommen.

Hierauf wird das Gesetz über die Eisenbahnaufsicht und die vorläufige Regelung der Luftfahrt in allen drei Lesungen ange­nommen.

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Im Betriebsräteausschuß wurde aufgrund eines sozialdemo­kratischen Antrags das Wahlalt« auf 18 Jahre festgesetzt Wählbar zum Betriebsrat sind Arbeitnehmer beiderlei Geschlechts von 24 Jahren an.

Der oer 2 . Lesting des Betricbsrategesrtze» im Ausschuß der Nationalversammlung wurden die strittigen §8 34 und 35 im wesentlichen nach den Beschlüssen in erster Lesung erledigt. Damit ist die Entsendung von einem oder zwei Mitgliedern des Be. triebsrats in den Aufsichtsrat auch in zweiter Lesung angenom- men. bezüglich der Bilanzvoriaae wurde beschlossen, daß es sich .dabei lediglich um Betriebsbilanzen und Betriebsgewinn- und Verlustrechnungen handelt, und daß diese Bestimmung nur Anwendung findet, bet Betrieben mit mindestens SO Angestell.

<chcr Antrag, der die Lohnbuchervoriagc nur als Unterlage zur Durchführung von Lohnbewegungen utw Tarifverträgen fordert. Bis auf die Entscheidung Uber einzelne noch strittige Punkte wurden die übrigen Bestimmungen des Gesetzes in 2. Lesung angenommen. '

Bei der 2. Beratung des Ninsatzstsuergesetzes »n Steueraus­schuß der Nationalversammlung wurde die Iiiseratensteuer aus 10 Proz. festgesetzt. Dieser Satz ermäßigt sich jedoch nach einem Antrag Waldstein aus 2 Proz. für die ersten 100 000 Mark der geßimieu Inseratemimiahme, auf 3 Proz. für die nächsten Iw 000 Mark usw. dis 9 Proz. Nach einem Antrag Dr. Spahn (Z.j wurde die Plakatsteuer aus 5 Proz. festgesetzt. Die Hotel- und Depststeuer beträgt 10 Proz., doch kommen bei der erste- ren bet einem Tagesentgelt bis zu 5 Mark nur der allgemeine Steuersatz von Ist- Proz. zur Anwendung.

WürtL. Landtag.

" Stuttgart, 1i. Dez.

Nach mehrwöchiger Unterbrechung nahm heute der Landtag sein« Vollsitzungen wieder auf. Für den verstorbenen Abg. Gröber tr» Gutsbesitzer Adorno-Kaltenberg in das Haus ein. Die Staat» anwaltschaft Stuttgart ersucht, ein Verfahren gegen den Redakteur derSchwöb. Tagwacht", Aba. Pslüger, wegen Beleidigunj des Schulrats Frey-Heilbronn einleiten zu dürfen. Der Antraz wurde dem Geschäftsordnungsausschuß überwiesen. Auf der Ta- gcsordnung standen verschiedene Anfragen, die zum Teil zurü« gestellt, zum Teil schriftlich beantwortet werden.

Eine Anfrage der Mehrheitssozialtsten betr. Beitreibung ver­fallener Einkommensteucrbeträge kam zur Besprechung. N»> Abg. Winkler (S.) wünschte andere Termine sür die Bezah­lung der Steuern. Demgegenüber führte der FinanzmmiitH Liesching ans, daß die Termine für die Steuererhebung n!H hinausgeschoben werden können, namentlich nicht in das neu, Steucrjahr hinein. Eine Stundung hätte nur einen Sinn, wen« die Steuerzahlung im nächsten Steuerjahr leichter fallen würde Dies treffe nicht zu. Die sinkende Valuta habe die Preise fii, die Lesenbmiitel usw. gesteigert, noch sei Kein Ende abzuss- hcn. Die Sperrung des zweiten Teils der Beschaffungszulag, der Bcamten bedeute lediglich eine Fürsorge, damit der Beamt- seine Steuer zahlen könne.

Darauf werden die Anträge des Finanzausschusses zu verschiede­nen Eingaben behandelt. Bei der Eingabe des Stuttgarter Gau verbauds der Heimarbeiterinnen über Beibehaltung der Heim- arbeit entwickelte sich eine grundsätzliche und ausgedehnte Erör­terung über die Heimarbeit. Der Antrag de» Finanzausschus­ses, von der Abg. Frau Hill« (S.) begründet, will die Ein- gäbe dem Staatsministerium zur Erwägung überweisen. Eil Antrag der Diirgerpartei verlangteB rrckttch iqung" ter Cinaabe Vom Zentrum sprach Frau Pro'essor Rist für die Erhaltunc der Heimarbeit in dem Sinn, daß es den Müllern ermöglich wcrden müsse, im Hause etwas zu verdienen. Auch der Abg Groß (Z.) wünschte nicht eine Beseitigung, sondern eine Re­form zur Gesundung der Heimarbeit. Fräulein Kaufsmann »ist Abg. Fischer (D d.P.) wünschten, daß die Heimarbeilerinner Graensiand besonderer Fürsorge werden und daß beim Arbeits- mnststrrium Fachausschüsse für diese gebildet werten. Abg H:rbs (B.P.j erklärte für die Arbeitgeber, daß in einer Zeit, wo keim Arbeitskraft entbehrlich ist. nicht au di: Abschaffung der Heim­arbeit ncdacht werden könne. D:w Vertretern der bürger­lichen Parteien asqeniil-er führten die sozialdemokratischen Spre­cher. Abg. Zcriiicke, Pfillger und Frau Hitter aus, daß di, Hrimarbett zu den schlechtest bezahlten Arbeitsleistungen zähle daß sie Eeisacnheit zu kapitalistischer Ausbeutung biete, das sie soziales Elend herbeiführe und daß der Antrag aufBerück- sichtiaung" - diese Zustände verewige. Der Antrag der Bürger- rartei anf Berücksichtigung fand jetzoch gegen die Stimmen de? Svzlaldemvkra'en und einiger Demokraten Annahme. MW Sitzung Freitag 4 Uhr.

^Neues vom Tage.'

Die deutsche Antwort.

Berlin, 12. Dez. Die deutsche Antwortnote auf beiden letzten Noten des Obersten Rats ist gestern « Paris gesandt worden. Die Antwort ist so entgegenkorri mend gehalten, daß man sich in Berlin der Hoffmrch hingibt, der Oberste Rat werde damit einverstanden sei« Die Hungerblockade. s

Berlin, 12. Dez. Die Reichsregierung läßt einen B» richt über die Wirkungen der englischen HungerblockiB ausarbeiten. Nach den bis jetzt vorliegenden amtlich« Feststellungen hat die Hungerblockade unter der Zivit bevölkerunst über 3 Millionen Opfer gefordert. a

Die Industrie gegen das Neichsnotopfer. § Berlin, 12. Dez. Ter Hauptausschuß des Reich? Verbands der deutschen Industrie faßte in seiner gestriger Sitzung einstimmig folgende Entschließung: Der Haupt auSschuß verwahrt sich nachdrücklich gegen die übereilt und Planlose Art der Regierung, die Steuerlasten zi erheben. Die deutsche Industrie sei auch zu schwerer Abgaben von Besitz und Einkommen bereit, sie warne ab« davor, die ganze deutsche Wirtschaft blutleer zu machen wie es durch das Reichsuotopfer und die neuen Steuer gesetzentwürfe geschieht. Entscheidend sei die Tatsache, das keinerlei Sicherheit sür die Verwendung der eingehender Milliarden besteht. Solange damit gerechnet werden müsse, daß die Feinde sie als Abschlagszahlung auf ihre im ganzen Umfang noch gar nicht bekannt gegebenen Ent schädiguugsforderungen in Anspruch nehmen, müsse eine« solchen Eingriff in den Bestand des deutschen Produk tionskapitals scharf widersprochen werden.

Der Neichsverband der deutschen Industrie hat g» gen das Betriebsräte g es etz Widerspruch erhoben. Oberst Nerrrhard außer Dienst.

Berlin, 12. Dez. Nach amtlicher Mitteilung ist Obers Reinhard mit dem gestrigen Tag aus dem Dienj der Reichswehr ausgeschieden und mit der gesetzlicher Pension zur Disposition gestellt worden. Die Blättei erinnern daran, daß die Niederschlagung des Spartakisten aufstands in Berlin der Umsicht und Tatkraft Rein­hards zu danken gewesen sei.

* Aus dem besetzten Gebiet. °

Essen a. R., 12. Dez. General Michel, der Kom­mandant des von den Belgiern besetzten Gebiets, ha die deutsche Regierung benachrichtigt, daß er den Uebe» schuß deutscher Kohlen, die nach Holland ausgrführt wer­den, für das besetzte Gebiet fordere. Aus diesem Grün, ist che deutsche Kohleneinfuhr nach Holland von 20000k Tonnen ans 80 000 Tonne» (monatlich?) eingeschränk worden.

Der -Lnish-österreichische Warenverkehr. Wien, 11. Dez. (Korr. Bureau.) Infolge des vor der deutschen-Regierung verfügten Erfordernisses eine: Einfuhrbewilligung sür Einfuhrsendungen nach Deutsch land wird auch die Einfuhr von deutschen Waren nack Oesterreich vom 20. Dez. 19 ab an die Erfordernis vor Einfuhrbewilligungen gäunden. ------