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Amtsblatt für wildbad

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für das obere Enztal.

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Schrift!.: Th. «a«, beide in Wild»«»

Nr. 284

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Z9xr>5tsg, 13. Dezember :9iY

Die Arrtersuchung de^

Borgeschichte ' des Kriegs.

Ter erste Unterausschuß des parlamentarischen' Un­tersuchungsausschusses der Nalionalversammlung. der sich mit der Vorgeschichte des Kriegs zu befassen hat, hat einen Fragebogen aufgestellt, der an die in Betracht kommen- den Anskunstseprsonen zur schristlichen Gegenäußerung gesandt werden sott. Die darin ausgestellten Fragen haben folgenden Wortlaut

I.) Es ist festznstellen, welches die politische Haltung des .Herrn v. Tschirschky in Wien seit dem Attentat von Se- rajewo war und in welchen! Sinn die politischen und mi­litärischen Stellen der deutschen Regierung auf ihn ein­gewirkt haben.

2) Es ist festznstellen, welche politischen und militärischen Verhandlungen am 5. bezw. 6. Juli in BeMn oder Pots­dam stattgefunden haben.

3) Es ist festzustellen, ob und welche Maßnahmen Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und Staatssekretär v. Jagow ergriffen haben, um über den Fortschritt der Untersuchung in Serajewo nach dem 5. Juli Kenntnis zu erhalten.

4) Es ist festzustellen, ob vor der Ueberreichnng des Ultimatums an Serbien militärische Vorbereitungen unk Rüstungen stattgefunden haben.

5) ES ist festznstellen, ob vor der Ueberreichnng des Ultimatums finanzielle oder wirtschaftliche Vorbereitun­gen stattgefunden haben.

6s Es ist festznstellen, was in st>er Zeit zwischen dem 5. und dem 22. Juli über den voraussichtlichen Inhalt des Ultimatums der politischen Leitung des Deutschen Reichs bekannt geworden ist. '

7) Es ist festznstellen, wann das Ultimatum denn Herrn v. Tschirschky in Wien übergeben, wann es von ihm an! dem Weg nach Berlin gebrächt wurde, wenn es in Berlik im Auswärtigen Amt eingegangen ist, wann und in wel cher Weise die deutsche Regierung gegenüber der österrei chisch-ungarischen Regierung zu dein Ultimatum Stel lung genommen hat.

8) Es ist festzustellen, wann und wie d-as Ultimatum bei den Regierung in München und Dresden bekannt geworden ist.

9) Es ist festznstellen, warum der Bnndesratsansschuf für auswärtige Angelegenheiten zwischen dem Attentat vor Serajewo und dem Kriegsausbruch nicht zusammenge- trelen ist.

War Anregungen zu einer Einberufung nicht Folg, geleistet oder ihnen entgegengearbeitet worden?

Berlin, 11. Dez. lieber die deutschen Borkriegs­akten schreibt Graf Montgelas imBert. Tageblatt" Der sensationslüsterne Teil des Publikums wird den Rand bemerknngen des Kaisers ein besonderes Augenmerk schen­ken. Der ernste Forscher aber wird zu unterscheiden haben s zwischen dem, was während des Lesens als plötzlich! s Eingebung aufs Papier geworfen wurde, und den unter - am Schluß angefügten Verfügungen. Dazu kommt noch l daß auch manche dieser Schlußverfügungen zu spät ein- ? trafen, um noch verwertet zu werden, während ander> >, trotz rechtzeitigen Eintreffens nicht zur Ausführung ge­langten.

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Die Deutschen in Mexiko.

Der Verband der deutschen Reichsangehörigen in Me­xiko hat fünfzig Männern und Frauen in Deutschland j 5600 Mark überwiesen, die bestimmt sind, darbende deut fche Kinder und Frauen zum Weihnachtsfest mit Geld Kleidung, Lebensmitteln oder Heizstofsen zu ve-sehen. Di Spenden sollen gegeben werdenohne Unterschied voi Partei oder Glauben, an die Arbeiterfrau wie an di mittellose Ofsiziersgattin oder die Beamtenwitwe und ihr- ungenügend ernährten Kinder".

Es ist ein besonderer Wunsch der Geber, die ihre Bei­träge anonym zur Verfügung stellten, daß die Vertei­lung nicht durch Behörden, sondern durch von ihnen be stimmte Vertrauenspersonen vorgenommen wird. So if zu erwarten, daß viele bedacht werden können, deren No sonst nicht bekannt wird. Aber nicht nur ans diesem Grun­de müssen wir für die Gabe der Deutschen in Mexiki doppelt bankbar sein. Sie verpflichtet'uns besonders, wei sie vorr Landsleuten kommt, deren Lage gegenwärtig seh: scbwer ist. Ein Hrief, der die Spende begleitet, .sagt- dar ü e > , '

Da jeder Landeskredit fehlt und darum kein Papier­geld ansgegeben werden kann, kursiert im Land nur Me­tallgeld. Tie Papier-Pesos der Revolution waren schließ, lich nur 3 Cents Per Peso mehr wert, und mußten dam eingezogen (aber nicht bezahlt) werden, so daß also Han-, del und Wandel ganz darniederliegen und noch erschwer werden durch die internationalen Beziehung und Hemmun . gen. Trotz dieser elenden Lage gibt es drüben (in Deutsch­land) gewissenlose Leute, die unwissende Deutsch veranlassen wollen, hierher auszuwandern, Hast Du Ge legenheit, so bitte ich Dich, allerorts vor einer Answande rung nach Mexiko zu warnen, wo heute nur Elend unl Not herrschen und alle wohlhabenden Hacendados in di großen Städte flüchteten, wo sie heute leben. Wie solle- da Landsleute, die Land, Sprache und Volk nicht ken­nen, Aussicht auf Erfolg haben? Es ist geradezu ver­brecherisch, solche Leute nach hier zu leiten."

WeM ' vom Tage.

Entscheidende Beratungen.

Berlin, 11.' Dez. Gestern trat der Ausschuß der Nationalversammlung für auswärtige Angelegenheiten zm Beratung der beiden letzten Noten des Obersten Rats zusammen. Die Sitzung, der auch das Mitglied der von Paris znrückgekehrten Sonderkommisslon Simson bei 'wohnte, dauerte von lo Uhr vormittags bis in die Nackn uitlagSslundcu. Nach Beendigung der Besprechung fand mre lange Beratung des Rcichsministerimns statt.

Dis. Schr lsrage.

Berlin, .11. Dez. Die Zentrnmsfraktion der preu- chen Landesversammlung trat gestern zu einer Bespre- hnng der Schulpolitik der gegenwärtigen Regierung zn- ämmen.

Verfahren gegen HaupLmann Kessel.

Berlin, 11. Dez. Die Staatsanwaltschaft hat gegen >en Zeugen im Marloh-Prozeß, Polizeihauptmann v. Kessel, das Ermittlungsverfahren cingeleitet. Kessel vnrde in Hast genommen und vorläufig, seines Dien­te» enthoben.

Grenzschutz im Osten.

Berlin, ll. Dez. Der Oberpräsident von Ostpreußen ienachrichtigte den Oberbürgermeister von Tilsit, daß >er bereits cingerroffcne erste Teil der Eisernen'Division jnr'Verteidigung - der. Grenzen nach Memel geschickt verde. Der Obcrpräsident erwartet, daß dir stark ver­engerten Truppen von der Bevölkerung gut anfgenom- nen werden.

Die dänische Hetze.

Flensburg, 11. Dez. In einer dänischen Versamm­lung in Schafslund bei Flensburg war es durch länische Herausforderungen zu Ausschreitungen gekom- nen. Der Staatskommifsar Köster richtete infolgedessen ßnen Ausruf an die Bevölkerung, gegen die überhand- lehmcnde- Verhetzung der Heimat sich zu wehren.

Lohnbewegung.

Magdeburg, 11. Dez. Verhandlungen des Gewerk- 'chastsbunds der Angestellten von Industrie und Handel nit den Arbeitgebern, send gescheitert. Die Angestellten mten den Reichsarbeitsminister um Einsetzung eines Zchiedsgerjcht's. , '

Berlin, 11. Dez. Gestern ist nach achttägiger Unter- wechung auf der Vulkanwerst in Hamburg, wie derBer- iner Lökalanzeiger" hört,' die Arbeit in dem vorgesehenen imfang ohne Zwischenfall wieder ausgenommen worden.

.Hannover. 11. Dez. Hier tagte eine Versammlung )cr ArbeiteranSschüss: der Kaliwerke der* Provinz; sie wsuchte die Regierung dringend, die Kaliindystrie mit nehr Kohlen zu beliefern und mehr Eisenbahnwagen zu teilen.

Brüssel, ll. Dez. Die Arbeiter der Kohlengruben )er Bvrinage (südnch von Mons in Belgien) sind we- ! ;en Lohnforderungen in den Ausstand getreten.

Servier.st Brr.ru nLondon.

Bremen, 11. Dez. Tie Deutsche Tampsschßfahrts- UesellschastArgv" wird am 25. Dezember ihren regel- näßigen Verekyr zwischen Bremen und London wieder uifnehmen.

Aus dem besetzten Gebiet.

Saarbrücken, 11. Dez. Die französische Behörde

alinuth verhaftet und aus das rechte Rheinuser abge- choben. . '

Die Zurückziehung des Ultimatums. - Hamburg, 11. Dez. Ueber die Zurückziehung des lulmatums an Deutschland wird demHamb. Frem- enbl." aus Gens gemeldet: Die Absendung des Ultima- ums an Deutschland war von der Friedenskonferenz wceits beschlossen, auch die amerikanischen Mitglieder Hai­en zugestimmt, als am Samstag, den 6. Dezember, .. .gens ein Telegramm des Staatssekretärs Lansing r.s Washington eiutraf, Wilson sei unheilbar gei- ...trank, der Senat werde feststellen lassen, ob er noch ä-.ig sei, die Staatsgeschäste zu führen. Das amerika- ti.che Abgeordnetenhaus werde d'en Kriegszustand Dt Deutschland für beendet erklären. Cle­an war aufs höchste überrascht. Das Ultimatum die Note verfaßt, die einige

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wurde zurückgezogen und Zugeständnisse macht.

Cnteutehilse oder Anschluß an Deutschland-

Vi-len, 11. Dez. Wie derKorrespondenz Herzog", n-s Innsbruck telegraphierr wird, werden in der heu­igen Sitzung des Tiroler Landtags drei Parteien, die Lhristlich-Soziale, die Sozialdemokratische und die Deutsch? Nationale Pärrei, gemeinsam eine Anfrage an die En- ente richten, ob diese dem Land Tirol wirtschaftliche Hilfe angedeihen lassen wolle, da es sonst gezwungen -ein würde, seine wirtschaftliche Existenz durch den An-' chluh an das Deutsche Reich, bezw. an Bayern zu retten.

Verstaatlichung der Elektrizität in Oesterreich.

Wien, 11. Dez. Der österreichischen Nationalver- ammlung ist ein Gesetzentwurf über die öffentliche Be- virtschaflung ler Elektrizität zugegangen.

Ben der Friedenskonferenz.

Paris, 11. Dez. Havas meldet, mit Deutschland verde über die Angelegenheit der Schiffsversenkung bei Zcapa Flow erst verhandelt werden, wenn es das Znsatz- noiokoll unterzeichnet habe.

Paris, 11. Dez. General Caonda, der rumänische Bevollmächtigte, hat gestern das Zusatzprotokoll zum. Friedensvertrag von Saint Gcrmain, den Vertrag von Neuilly'und den Vertrag betreffend die Minderheiten n Rumänien unterzeichnet.

Paris, 11. Dez, Laut Havas antwortete der unga­rische Ministerpräsident H n s s a r auf die Aufforderung des obersten Rats, sofort die Bevollmächtigten zum Abschluß >cs Friedensvertrags zu ernennen, die für die Kommis- -ion ausersehcnen Persönlichkeiten seien von Rumänien nternicrt gewesen. Der Oberste Rat gab den Bescheid, w habe sich damit nicht zu befassen, er verlange aber wneut in kurzer Frist die Abscndung der Bevollmäch- ! pen nach Neni'cky.

Washington, 11. Dez. Der Senat hat einen An­trag des Senators Borah angenommen, daß der ge­samte Schriftwechsel Wilsons mit England über das englisch-belgische Abkommen dem Senat vorzulegen sei.

Elemenceau nach London abgereist.

Paris, 11. Dez. Clemencean ist gestern abend -n Begleitung von General Mordaig, seines Kabinettchefs und Berthelots, des Leiters der politischen Angelegenhei­ten^ im 'Ministerium des Innern, nach London abgereist.

Deutsche Wareneinfnhr nach Frankreich.

Paris, 11. Dez. Bei der Beratung über die gefähr­liche Lage der französischen Valuta soll der Ministerrat nach demEcho de Paris" beschlossen haben, grundsätz­lich die Wareneinsuhr aus Deutschland und anderen Län­dern, die die Valuta ungünstig-beeinflussen, vom In­krafttreten des.Friedensvertrags an ohne Förmlichkeiten zu ertauben mit Ausnahme derjenigen Waren, die sich ans den Zolltarif beziehen.

Abänderung des englischen Fremdengesetzes.

Lendo-u, 11 .Dez. Im Oberhaus wurde das Fremden- zesetz bei der zweiten Lesung trotz des energischen Wider­stands der Regierung beträchtlich abgeändert. Lord Vucmaster sprach gegen die Verfolgung der Frem- 2ordkanzler hielt eine gehässige Rede gegen die Deutschen, mußte aber schließlich den Paragraphen, der che Answeisißrg von früheren feindlichen Untertanen vor- sieht, mildern. . Auch der Paragraph, der das Gesetz, wenn nötig, auch auf andere als früher feindliche Unter­lagen anwendet fällt weg.