Streik.
Bern, 20. Aug. „Nouvelliste ve Lyon" berichtet aus Lüttich, daß die Arbeiter der MetaUsabriken von Lüttich und Umgebung die Arbeit niedergelegt haben. Sie verlangen den Achtstundentag und Mindestlöhne.
Bern, 20. Aug. Wie „Progres de Lyon" aus Alexandria erfährt, wurden der französische Admiral Mor- net und sein Adjutant bei einer Kundgebung zu Ehren der französischen Matrosen bei einer Ortschaft in der Nähe von Beirut (Syrien) durch Schüsse schwer verletzt.
London, 21. Aug. Den englischen Blättern zufolge meldet „Philadelphia Ledger", daß ein Generalstreik der amerikanischen Stahl- und Eisenarbeiter vorbereitet werde. Der Streik richtet sich gegen die Stahlgesellschaft und gegen die unabhängigen Stahl- und Eisen-Vereinigungen.
Die „Times" meldet, daß in Kairo gegen alle Erwartung der Streik der Straßeubahnangestellten und Kellner unverändert fortdauert. Am Dienstag streikten 12000 Zigarettenmacher. Die bolschewistische Propaganda sei sehr groß.
Baden.
(-) Karlsruhe, 21. Aug. In einer «ertreter- versammlung des Verkehrspersonals wurde nach dem „Volksfreund" einstimmig erklärt, daß bei den heutigen Verhältnissen der Lohntarif für die bad. Eisenbahner vom März d. I. nicht mehr ausreichend sei und ein Ausgleich durch Teuerungs- und Kinderzulagen geschaffen werden müsse, da ein durchgreifender Abbau der Preise nicht in Aussicht stehe. Die Konferenz sprach ferner die Erwartung aus, daß die Einführung der Betriebsräte auch im Verkehrswesen der Arbeiterschaft das volle Mitbestimmungsrecht bringe.
(-) Pforzheim, 21. Aug. Verhaftet wurde der 38 Jahre alte ledige Goldschmied Wilhelm Hirsch von Ottersweier. Er hat zusammen mit dem früher schon verhafteten Goldschmied Rudolf Lang in Frankfurt a. M. für 70000 Mk. und in Stuttgart für 20 000 Mk. Bronzeplatten für Gold verkauft. Ter genannte Lang hat seinerzeit auch Bronzeplatten für 60 000 Mk. an den Bürstensabrikartten Manz verkauft.
(-) Breiten, 21. Aug. Am Bahnbau Breiten— Kürnbach ist jetzt auch die Strecke Breiten-Knittlingen vegennen.
(-) Bruchsal, 21. Aug. Die Mörder des Waldhüters Decker in Hambrücken konnten bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft hat auf die Ergreifung der Täter eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. Als Täter kommen drei in Militäranzüge gekleidete Männer in Betracht.
(-) Mannheim, 21. Aug. Wie sehr sich der Theaterbesuch am hiesigen Theater gesteigert hat, ergibt sich aus dem statistischen Bericht für den April. Danach wurden im Hostheater außer dem Abonnement im Tagesverkaus 17 900 Karten gegen 8000 i. Vorj. und im Neuen Theater 7668 gegen 3047 verkauft. Tie Roscngartenveranstal- tungen wiesen einen Besuch von 54 600 gegen 4600 Pchyonei' im Vorjahre auf.
(-) Müllhcim, 21. Aug. In den letzten Tagen war unsere Stadt ohne elektrisches Licht und ohne Energie, weil die Arbeiter bei den Elektrizitätswerken in Mülhausen streikten. Auch Waldkirch war ohne jegliche elektrische Energie und Licht. Tie Fabriken, die infolge der ungenügenden Kohlenversorgung keine eigene Kraft besitzen, waren gezwungen, zu feiern.
(-) Wieblingen, 21. Aug. Ter Fabrikarbeiter Gg. Diez von hier wurde, der „Heidelb. Ztg." zufolge, gestern verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis nach Heidelberg abgeliefert. Ter Unmensch hat sich an seiner kaum 'lüjührigen Tochter vergangen. Das Kind ist vor einigen Tagen Mutter geworden.
(-) Konstanz, 21. Aug. Ter Konstanzer Flug - Hasen der Deutschen Luftreederei wurde am Dienstag morgen offiziell erösinet.
I in
Württemberg.
Großholzleute, OA. Wangen, 21. Aug. ( Urlaub.) Unter den zahlreichen hiesigen Sommergästen bemrdet sich zurzeit auch der Staatspräsident Blos mit Gemahlin.
(-> Stnttrart, 20. Aug. (Dia ko nieschule.) Mit^einer stattlichen ^''ahl von Schülerinnen beginnt die Dialonieickiule in Stuttgart am 9. September d. I. ihren 12. Lehrgang. Während die 9 ersten Kurse je nur V, Jahr dauerten, die weiteren sich über PO Jahr erstreckten, ist von nun an für die theoretische Ausbildung ein volles Jahr vorgesehen, woran sich dann die ein weiteres Jahr umfassende praktische Arbeit schließt. Sie wird erlernt in verschiedene» Heimen und Anstalten, beim Ev. Preßverband, bei der Städt. Stellenvermittlung, bei dem Landesverband für Jugendfürsorge, bei der Iugendgerichlshilfe, in der Gemeinde-, Säuglings-, Kinder- und Krankenpflege und ähnlichen Veranstaltungen. Viele der 242 durch die Diakonieschule hindurchgcgaugeneu Mädchen sind schon beruflich tätig. Andere stehen da und dort in freiwilliger Mitarbeit an den mancherlei Werken der inneren Mission.
(-) Stuttgart, 21. Aug. (Tie Versichern ngs an ge stellten.) In einer Versammlung der Vertreter der Versicherungsangestellten und der Angestelltenver- bände Stuttgart, in der Heyman »-München und B ö h- me Bericht erstatteten, wurde eine Entschließung angenommen, in der gesagt wird, die Stuttgarter Versicherungsgesellschaften (Württ. Feuerversicherung, Allg. Deutscher Vcrsicherungsverein und Alte Stuttgarter) seien bestrebt, den Reichstaris für die Versicherungsangestellten unwirksam zu machen. Tie Verbandsleitungen werden beauftragt, mit allen Mitteln (auch mit dem Streik) die Versuche abzuwehren
(--) Stuttgart, 21. Aug. (Bekriebseinschrän- kung der Filderb ahn.) Ta die Neckarwcrke, von denen die elektrischen Linien der Filderbahn gespeist werden, die Kraftstromabgabe eingestellt und die eigenen Anlagen der Bahn nicht genügend Strom für den Vollbetrieb liefern können, müssen aus der Zahnradbahn oon heute an verschiedene Züge aussallen. so am Samstag diejenigen zwischen 12.30 und 2.30 mittags. Am Sonntag wird aus der Zahnradbahn und der Weiusteige nur beschränkter Betrieb möglich sein.
(--) Stuttgart, 21. Aug. (Schwarzschlach - Ueberwachungsbeamte des Kriegswncheramts beschlagnahmten auf einem Fuhrwerk 175 Kilogramm Ochsen- fleißch 128 Kg- Kuhfleisch, 20 Kg. Nierensett, eine Kuhhaut und eine halbe Ochsenhaut, die von einer Schwarz- schlachtung in Uhlbach stammten. Tie Beteiligten, die Metzgermeister G. Wünsch in Uhlbach und h. Wünsch in Stuttgart, wurden zur Anzeige gebracht.
(-)-Feuerbach, 21. Aug. (Keine Kirch weihe.) Wegen der bestehenden Ernährungsschwierigkeitcn wurde von der Abhaltung der Kirchweihe für Heuer nochmals Abstand genommen. Auch der allgemeine Markt soll nicht stattfinden, vielmehr sollen nur solche Geschäfte zugelassen werden, für deren Erzeugnisse ein besonderes Bedürfnis vorhanden ist.
(-) Waiblingen, 21. Aug. (Einbruch.) Bei dem Einbruch in das Anwesen eines Landwirts in Schwaikheim fielen den Dieben eine größere Geldsumme und Kleider in die Hände.
(-) Heilbronn, 21. Aug. (Genossenschaft s- brau er ei.) Tie Eckert'sche Brauerei hier ist durch Kauf an die Genossenschaftsbrauerei Neuenstein a. 5k. übergegangen. Ter Sitz der Genossenschaft wird nach Heilbronn verlegt. Ter Wirteverband, sowie der Konsumverein werden sich an dem Unternehmen beteiligen.
(-) Rotttveil, 21. Aug. (Mordversuch.) Ein 18—20jähriger Bursche überfiel in Deißlingen die 75jäh- rige verwitwete Kath. Merkte. Der Täter schlug mit einem Hammer auf die Greisin ein und ließ erst von seinem Opfer ab, als der 40jährige Sohn dazu kam. Er entfloh durch ein Fenster in den nahen Wald. Die Frau ist bis jetzt bewußtlos: ob sie mit dem Leben davon kommen wird, ist fraglich.
(-) Mergentheim, 21. Aug. (Ende der diesjährigen Kurzeit.) Das Ende der diesjährigen Kurzeit wurde auf 15. September festgesetzt. Bis heute haben etwa 67 000 Uebernachtungen im Bezirk statt- gesunden; außerdem sind bis 15. September noch weitere 4337 Uebernachtungen genehmigt. Alles in allem wird bis Mitte September, eine Zahl von mindestens 75000 Uebernachtungen erreicht werden.
Lokales.
— Tie Bcrteuerung der Ferngespräche nach dem neuen Steuergesetz ist eine sehr beträchtliche. Besonders hart wird dadurch die Presse getroffen, die vielfach genötigt ist, dringende Ferngespräche zu bestellen, wofür die dreifache Gebühr zu entrichten ist. Nach dem l Gesetz sollen Zeitungen keine Vergünstigungen genießen, wie es z. B. bei den Telegrammen noch der Fall ist. Es ist aber doch zu hoffen, daß der Presse auch hier die Berücksichtigung noch zuteil wird; Opfer genug hat sie seither schon auf allen möglichen Gebieten bringen müssen.
i — Haftung der Eisenbahn. Ms Reisegepäck gel- ! ton nur diejenigen Gegenstände, die der Reisende zu sei- ^ nem und seiner Angehörigen Reisebedürfnisse mit sich ! führt,^ also vor allem Kleidung, Wäsche und Toilette- > ^gegenstände. Das Reisegepäck muß durch seine Verpak- kung in Koffer, Reisekörbe, Reisetaschen, Hutschachteln, handliche .Kisten oder dergleichen — als solches kenntlich gemacht sein. Für Verlust von Handgepäck haftet die Eisenbahn nur, wenn ihr ein Verschulden zur Last fällt, für Reisegepäck hastet die Eisenbahn dagegen auch dann, wenn sie kein Verschulden trifft. Zu ersetzen hat die Eisenbahn den Handelswert und in Ermangelung eines Handelswerls den gemeinen Wert des Guts am Ort und zur Zeit der Annahme zur Beförderung, ferner das, was an Zoll oder sonstigen Kosten, sowie an Fracht gezahlt oder noch zu bezahlen ist. Voller Schadenersatz ist zu leisten, wenn der Schaden durch Vor- ,.ch oder grobe Fahrlässigkeit der Eisenbahn verursach wurde. Die Eisenbahn haftet jedoch für den Bering am Reisegepäck nur dann, wenn das Reisegepäck binnen 14 Tagen nach der Ankunft des Zuges, zu dem es aus?, gegeben war, ans der Bestimmungsstation abgesvii wird. Ein fehlendes Gepäckstück gilt nach Ablauf v 3 Tagen nach der Ankunft des Zugs, zu dem es a /geben war, als verloren. Wird das Gepäck spä nieder vorgefunden, so ist der Reisende, wenn ich st n Aufenthalt ermitteln läßt, hiervon zu benachrichtigen Er kann dann innerhalb 30 Tagen nach Empfang der Nachricht verlangen, daß ihm das Gepäck gegen Rück- zahlung des Ersatzbetrags auf einer inländischen Station kostenfrei ausgehändigt werde. Hat der Reisende von seinem Recht innerhalb 30 Tagen nach Empfang der Nachricht keinen Gebrauch gemacht, so kann die Eisenbahn .über das Gut frei verfügen.
— Keine Erhöhung der Fleischration. Tie Meldung eines Korr.-Bureaus von einer Erhöhung der Fleischration von 200 ans 250 Gramm wöchentlich ist nicht zutreffend.
Verhängnisvoller Schuß. In der Nacht zum Donnerstag schoß in Berlin in der Tiergartenstraße ein Posten des Sturmbataillons auf ein Auto- das auf seinen Anruf nicht Halt machte. Von den Insassen wurde ein Frl. Gloner, Tochter des Prokuristen des Bankhauses 8leichröder, getötet, ihre Schwester und der Badearzt, -sr. F-riedländer ans Nauheim schwer verletzt.
— Neberzang der W-Jse-sster.,sM'.a Am 15. und 16. August fand in Hcilbronn eine e r. Besprechung von Vertretern der Ein.zelstaateu über den 'ebergang der dem allgemeinen Verkehr menenden We lerstraßen auf das Reich statt, der nach der Reuhs Verfassung spätestens aus 1. April 192t stattnu.de» soll.
Dabei ist eine weitgehende Klärung der schwierigen hier in Betracht kommenden Fragen erzielt worden. Tie Besprechungen sollen später zusammen mit Vertretern des Reiche fortgesetzt werden.
ep. Bon unseren Kriegsgefangenen. Nach den Mitteilungen der Reichszentrale für Kriegs- und Zivil- gefangene beträgt die Zahl der noch in rumänischen Gefangenenlagern und Lazaretten befindlichen deutschen Kriegsgefangenen 2637. — Das Schweizer Politische Amt teilt mit, daß die französische Regierung sich mit der sofortigen Entlassung der noch in der Schweiz internierten deutschen Militärpersonen einverstanden erklä't hat. Ter Abtransport hat bereits begonnen. — Wie die Rcichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgcsangene mit- teilt, hat sich die Lage der in belgischer Hand befind- i lichen Kriegsgefangenen im Vergleich mit dem verflossenen Winter gebessert. Tie Unterkunft, meist in Kasernen. ist jetzt im allgemeinen zufriedenstellend, während die Bekleidung zu wünschen übrig läßt. Tie Arbeit unserer Leute besteht hauptsächlich in Ein- und Ausladen von Eisenbahnwagen, Wegebauten und Herstellnngsarbeiten in Fabriken, bei der Eisenbahn und den Heeresbetrieben ? und dauert mit einer Mittagspause von morgens 8 bis - nachmittags 5 Uhr. Vorkehrungen znm Abtransport der deutschen Gefangenen sollen von der belgiscpen Regierung bereits getroffen worden sein. Trotzdem wird die Uebermittlung von Geld- und Liebesgaben wie bisher fortgesetzt. — Sämtliche in italienischer Hand be- findliche deutsche Kriegsgefangene, im ganzen 364 Mann, sind in Florenz zum Abtransport in die Heimat bereif gestellt, der voraussichtlich in aller Kürze erfolgen wild Nach einer Mitteilung des englischen Arbeit' Ministeriums waren am 1. Juli in England 3159E deutsche .Kriegsgefangene beschäftigt, davon 22136 in - landwirtschaftlichen,'8821 in militärischen und 638 in verschiedenen anderen Betrieben. Sie erhalten alle dieselben Löhne wie die freien Arbeiter.
Au5 äem Ve^irk.
Wildbad, 82. Ang. (B'tnfst Kci-g»gef..Heimkehr.) Den nach dem lO. Nevem er 1918 zurückuekehrten Krieg»- Gefangenen, die vm den Durch avgslagern ohne beurlaubt ro d>n zu s.rn, entlassen wu-den, können, fall» sie den An-- t ag st-llen, die Ge bührni sse für 8 Wochen ausbezahlt »erden: Vorinwetznmi in »doch, daß der Antragsteller ie vorschriftsmäßigen Eint ff>inasvavie>>- vorzeigt und er acht anderm-niig n it Gebühr issen beurlaubt war.
- Wildbad, 22. Aua. Etz soll ui dt IHN säumt we den, lochmaO aus den heute abend 8V- Uhr im Kursaal zu -ninsi n de- Militär Kil'-.mst >ll Wildbad stattfindenden 0 der- und R ctt'i'v >°o end der Damen L-cie Kraus und Ellen Noe, sowie des H-rrn M >r ow, die fich in der lieben»« i'lstcinüen und u-wige-nütstasten Weise in den Dienst der teu - 'ch,- ee'-lli h b h nzuw isen. Die Kena-nten, wehlbek 6 nten Namen dürf en eine Gewähr d für sein, daß der Abend ein äußerst genußreicher und unterhaltender sein wird. Es wäre zu müns en, daß ein recht zahlreicher Besuch des Abends de>' Militär-Kuranstalt eine erheblich- Lnmrrrc em-ningen wird, die als Grundstock für einen Fond gedacht ist, aus dem Kcaenstande beschafft werden sollen, welche der Unierb Nluna > n > der Kurzweil der Kuranstalt»« -insass-n dienen. Ein »olles HauS wäre auch eine ideelle Entlohnung iür die Vortragenden, dm sich in der dank-n»- wertesten Weise der großen Mühe unterzogen haben, den Abend verzubereiten.
Wildbad, 22. Aug. (Richard Wagner-Abend.) Rach den Segnu-imn -WO egnodeter Natur die Offenbarungen eines der Krößlen im Reiche der Tonkunst. Nach sonnen- seligcn Tagen der Abglanz Wagnerischen Geist's im Kursaal. Orchestrales, gesangliches und vianistischeS Können von derselben warmen und z blreicker Hörerschaft sich mit» leilenden Hingabe an dw Sache . . . Wer so aboerundete und frische Leistuugeu bervorzubringen versteht, wie jüngst unser vielbeschäftigtes Kurorchester in einer der J.chigenien- Ouverturen von Gluck, der mag sich füglich auch einmal an ganz schwierige Aufgaben heranwageii. Die um Hrn. Musik- direktorF r a n tz vereinigten Kräfte beurkundeten ihreAnpass- nngsf.chigkeit und Spiels eudigkeit. ihren Ernst auch dort, wo die mehr theater- als ko»z-rtwäßigen Ansprüche der Kom- vesition weit, sogar gefährlich weil über die derzeitige Belegung des Jnstrumentalkörpers wie über die akustischen