bei! die' Beteiligung am Proteststreik der italienischen Sozialisten vom 20. und 21. Juli abgelehnt.
Rom, 15. Juli. Die sozialistische Parteileitung beschloß, am internationalen Sozialistenkongreß in Luzern sich nicht zu beteiligen.
Deutsche Nationalversammlung.
"" A < Weimar, 14. Juli.
Bizeprösident Schultz (S.) hat sein Mandat als Vizepräsident nicdcrgelegt, weil er llnkerstaatsseliretär geworden ist.
Fortsetzung der W a h l p r ii f u n g.
Ilbg. Dr..R aschig sD.d.P.) berichtet über die Wahl im 3. Wahlkrei; stStadt Berlin), wo sich Proteste gegen die Wahlzettel der Liste Scheideinann ergaben weil diese salsch gedruckte Ueberschristen „Liste der Sozialdemokratischen Partei" trugen. Diese Ueberschrift hat ln 31 von insgesamt 831 Stimm- Kreisen zur Ungültigkeitserklärung geführt. Der Wahlpriisungs- ausschnß erblickt in der genannten Ueberschrift kein Kennzeichen im Sinne des Wahlgesetzes und hat die Zettel für gültig erklärt
Der Ausschußantrag wird angenommen.
Präsident Fehrenbach: Der Zleltestenausschuß ist zu der Uedcrzeuaung gekommen, daß. wenn es mit den Reden in der bisherigen Weise fortgcht, wir unserer Bufgabc nicht gerecht werden können. Ich stelle dringend anheim, nur die wirklich absolut notwendigen Reden zu halten.
Eine Reihe von Wahlen wird sür gültig erklärt.
Das Gesetz über die erhöhte Anrechnun g der während des Kriegs zurückgelegten Dienstzeit wird den Haushaltsausschuß überwiesen.
Es folgt die Interpellation Auer und Genossen HS.): „Was gedenkt die Regierung zu tun. um der Not der Zivil- und M i l i t ä r r e n t e n e mp s ä n g e r abzuheifen?
Arbeitsminister Schlicke: Zweifellos sind die gegenwärtigen Rentenbezüge unzureichend. Aber für den Augenblick sind weder die Versicherungsträger noch das Reich in der Lage, größere Mittel bereitzustellen. Ich beabsichtige in nächster Zeit einen Gesetzentwurf einzubringen, der den Bedürfnissen Rechnung trägt.
Major von Werder: Die gesamte Fiirsorgetätigkeit ist jetzt auf eine feste Grundlage gestellt. In letzter Zeit sind nieder beträchtliche Summen für Sie soziale Kriegsbeschädigten- und Dmiterbliebenenfürsorge verfügbar gemacht worden. Die gründliche Reform der Militärversorgungsgesetze ist in Arbeit. Andere Maßnahmen sollen einer größeren Anzahl von vesiorgungsberech. tigten Mitgliedern der Unterklassen zugute kommen.
Abg. Gilzing (Z.): Es ist eine Ehrenpflicht, die materielle Not von denen fern zu halten, die dem Paterland die größten Opfer gebracht haben.
Abg. Erkelenz (D.d.P.): Das Kapitalabsindungsgesetz sollte nicht ausschließlich auf den Grundbesitz zugeschnitten bleiben. Auch eine Kktschüdigung der Kriegsgefangenen, ebenso eine Erhöhung der Entschädigung für die Veteranen der früheren KO.'ge ist wünschenswert.
Abg. Behren s (D.natl.Vv.): Die Entschüdigungsfrage muß zu einem Bekenntnis der Nationalversammlung, zu einer angemessenen Entschädigung der Kriegsbeschädigten werden. Der Zustand muß durch Gesetz geregelt werden.
Abg. W i n n e fe l d ID.natl. Vp.j: Die während des Kriegs eingetretenen Lohnverschiebungen machen auch eine Aenderung dir Renten erforderlich.
Frau Zietz lU.S.P.): Wir verlangen eine grundlegende Besonn des gesamten Versicherungswesens.
Frau Reitze lS.): Das Vaterland hat die Verpflichtung, die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger zu schützen. Das gleiche gilt von den Kriegsbeschädigten.
i. Weimar, 15. Juli,
st Präsident Fehrenbach eröffnet die Sitzung um 9.50 Uhr.
Abg. Thiele (S ) stellt eine Anfrage über das von der Verwaltungsstelle veräußerte tzeeresgut das dem Schleichhandel Vorschub geleistet und da. Erzielen beträchtlicher Zwischenge- wi.rne ermöglicht habe. — Ein Vertreter des Reichsschatzamtes erteilt Auskunft, daß die Zwischengewinne sich in erträglichen Grenzen bewegen und teilweise der Fiskus an dem Verdienst beteiligt werde.
Auf Vorschlag des Abgeordneter' Gräber wird durch Zuruf der Abg. Löbe (S.) zum Vizepräsidenten der Nationalversammlung einstimmig gewählt.
Die zweite Beratung^ des Verfassungsentwurfes mit dem zirräen Hauptteil „Grundrechte und Grundpflich- len der Deutschen" wird fortgesetzt. Artikel 107 be- äi'nmt einleitend: Die Grundrechte und Grundpflichten bilden Richtschnur und Schranken für die Gesetzgebung, die Verwaltung und die Rechtspflege im Reiche und in den Ländern. — "Auf Antrag des Abg. Gröber (3.) wird der Artikel nach kurzer Debatte als entbehrlich gestrichen.
Artikel 108 bestimmt: Alle Deutschen sind vor dem Gesetze gleich: Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte, und Pflichten. Oefsentlich rechtliche Vorrechte und Nachteile der Geburt und des Standes bestehen nicht. : ! elsbezeichnungen gelten nur als Teil des Namens und dürfen licht mehr verliehen werden. Titel dürfen nur als Amts- nr.d Berufsbezeichnung verliehen werden. Akademische Grade sind hierdurch nicht betroffen. Orden und Ehrenzeichen dürfen
»om Staat nicht verliehen werden. 'Kein Deutscher oars von einer auswärtigen Regierung Titel oder Orden annehmen.
Abg. He sinke (D.B.) und Genossen beantragen die Streichung sämtlicher Bestimmungen über die Adelsbezeichuuiig. Titel. Orden und Ehrenzeichen.
Abg. Frau Agnes (Il.S.P.) und Genossen beantrage» folgende Fassung: Der Adel wird abgcschafft. Vorrechte und Nachteile der Geburt und des Standes bestehen nicht.
Die Mehrheitssozialisteu Auer und Genossen beantrage» gleichfalls Abschaffung des Adels und die Gleichstellung de: Männer und Frauen nur in de» staatsbürgerlichen Rechten lnicht Pflichten).
Endlich beantragen di: Mehrheitssozialisteu Frau Iuchacz und Genossen hinter dem Satz über die Gleichstellung von Männern und Frauen den Zusatz: Die Bestimmungen des össent- Zlicheu und bürgerlichen Rechts sind entsprechend zu bezeichnen.
Aus Antrag' Dr. Quar ck (S.) wird über die sozialdemokratischen Anträge betreffend Gleichstellung der Frauen na
mentlich adgestiimut werden.
Nach längerer Aussprache wird der Artikel 108 in der Fassung des Ausschusses angenommen.
Die eiugebrachteu Adäuderuiigsaiiträge werde» abgelehiit.
teilweise in namentlicher Abstimmung ohne viel Stimnieinnelirheit.
Artikel 109 bestimmt, daß die Staatsangehörigkeit im Reich und in den Ländern nach den Bestimmungen des Reichsgesetzes erworben und verloren wird.
Abg. Aß man n (D.B.) richtet einen dringlichen "Appel! ai. die Reichsregieruug alles zu tun. um de« Deutschen, die jetzt gezwungen werden, di: polnische -Nationalität zu erweich»'Mi
späterer Zeit die Rückkehr in den deutschen Staatsm.daiid zu erleichtern.
Artikel 109 wird unverändert »»genomnken ebenso Artikel NO (Frenügigkeit im ganze» Reich.)
Präsident des Reichsiiiiuisteriunis Bauer: Auf de» "Appell des Abg. Aßiiiauii Kami ich erklären, daß die Regierung »ach meiner tlederzeuguiig die 'Auffassung hat daß diesem Wmsche neck Kräften Folge geleistet werden muß. Die Regierung wird fick so bald wie möglich mit dieser Frage beschäftigen.
Artikel 11L bestimmt den Schutz der freien volkslümstche» Ei'.lwickluM der fremdsprachigen Bolksteile.
Abg. Cohn (U.S.P.): befürwortet einen Antrag seiner Par tei statt fremdsprachige Bolksteile zu sagen: „'Rationale Minderheiten." ,
Der Antrag Eohn wird abgelehiit.
" Artikel 113 Handel! von der persönlichen Freiheit deren Beschränkung nur auf Grund von Gesetzen zulässig s.i» soll.
Die Unabhängigen Agnes u. Gen. beantragen dazu die Aufhebung der Ausnahmegesetze gegen die Prostitution.
Nack längerer Debatte wurde der Antrag der Unabhän neu abgelehiit und der Artikel in der Fassung der Kommission an genommen.
Nächste Sitzung Mittwoch 9..50 Uhr vormittags.
ist) Echterdittgen, 1.5. Juli. (Diebstähle.) Aus dem Stall des Ludwig Stollsteimer wurde in der Nacht aus den Sonntag eiu wertvolles Rind und von den landwirtschaftlichen Maschinen die Riemen weggestohlen.
(-) Neuenbürg, 15. Juli. (Berkehxssache.) Ter Krastwagenverkehr Novenbürg—Herrenalb—Wildbad kau» demnächst wieder ausgenommen werden.
(-) Tuttlingen, 15. Juli. (Im Uebermut.) In der Schuhindustrie ist eine Einigung noch nicht erzielt) die Arbeit wurde gestern früh nur in den Fabriken ausgenommen, die die Nachforderung von tO/st Stimden Ferienzeit bewilligten. Me SchlichtungskomMission hat die Forderung der Arbeiter wegen Nachzahlung der Ferienzeit kostenpflichtig abgewiesen. Die Arbeiter wallen eine höhere Instanz anruftn.
(-) Vom Oberland, 15. Juli. (Das Go l d.) Ein Kirchenmeßner fand nach dem Gottesdienst ein Hand-- tüschcheii, das ein altes Jüngferchen in der Vergeßlichkeit hatte liegen lassen. Das Täschchen enthielt 3000 Mart in Gold.
(-) Friedrichshafen, 15. Juli. (Tragisches Ende.) Gestern abend hat sich ein zurzeit hier auf Besuch weilender, aus Straßburg i. E- ausgewiesener Pv- lizeirnt in der Näh^ des Krankenhauses durch einen Schuß in den Kopf das Leben genommen. Auf einer Visitenkarte standen die Worte: „Den Gchmachscieden Dill schlands überlebe ich nicht!"
Württemberg.
(-) Stuttgart, 15. Juli. (Mandats uied erleg nng.) Ter soz. Abgeordnete Dreher, Geschäftsführer des Transportarbeiterverbands, hat wegen tleber- bürdung in seiner Gewerkschaft sein Landtagsmandat nie- deigesegt. Sein Nachfolger im Landtag wird Ärbeiierse- kretär Fette.
l-l Stuttgart, 15. Juli. (General Grönei in Stuttgart.) Jur Besprechung der verschiedenen mit der Ausrückung der Reichswehrbrigade verbundenen Fragen weilte gestern General Grüner in Stuttgart.
(-) Stuttgart, 15. Juli. (Abge lehnt.) Wie der „Sozialdemokrat" 'berichtet, hat das Gericht den Antrag der Verteidiger der wegen Aufruhrs und anderer Vergehen Angeklagten Hörnle und Gen., ihnen von Staatswegen eine Entschädigung für die fünf Monate währende Untersuchungshaft zu gewähren, abgelehiit, in. der Erwägung, daß das Verfahren weder die Unschuld der Angeklagten ergeben, noch auch nur dargetan habe, daß gegen sie ein begründeter Verdacht nicht vorliege.
(-> Wasseralfingen, 15. Juli. (Erzbohrungen.) Tie von der württ. Bergwerks- und Hüttenver>va!tniig am Brannenberg bei Wasseralfingen veranstalteten Bohrungen nach Erzadern sollen zu 'einem befriedigenden Ergebnis geführt haben. Weitere Bohrungen werden zurzeit im Brunnental ausgeführt und ferner sollen bei Westhausen an der Bahnlinie Goldshöfe — Nördlingen Bohrversnche gemacht werden.
(-) Stuttgart, 15. Juli. (Explosiv n.) In der Wirtschaft „zur guten Quelle" in Ostheim erfolgte gestern früh eine Gasexplosion, als nach der Aufhebung der Gassperre der Gasherd angezündet werden sollte. Es wurden Fensterscheiben zertrümmert. Die Bewohner ka- men mit dem Schreckenßdavon.
Baden.
(-) Karlsruhe, 15. Juli. Das Unterrichtsmini- ttrium hat im Hinblick auf die Nachwirkungen des Kriegs )ie Leiter und Lehrer der höheren Schulen angewiesen, An allgemeinen Schüler nur dann von der Versetzung tuszuschließen, wenn die K.asienlehrer übereinstimmend ler Ansicht sind, daß bei den Schülern vorhandene Lücken des Wissens nicht zu ergänzen sind. Durch planmäßige und behutsam fortschreitende Arbeit soll der Renmnisstand und die Leistungsfähigkeit der Klassen allmählich wieder aufgeoaut werden. Für schwächere Schüler könnten Förde.-stunden eingerichtet werden.
(-) Karlsruhe, 15. Juli. Das Kuchenbackoerbot für die Bäckereien bteiüt auch noch weiter bestehen. Der badische 'Gäckerverbaüd hätte jungst um die Aufhebung dieses Verbots nachgesucht. Das Ministerium des Innern hat jedoch nach Fühlungnah::!:: mit dem parlamentarischen Ernähcnngsbeirat das Ge,nch im Hinblick auf die Erilährungs.age abgelehiit.
(-) Durlach, 15. Juli. All der Bahnlinie nach Pforzheim wurdtm letzter Tage zwei Fliegerbomben gesunden, die jedenfalls noch von einem feindlichen Angris' auf Karl ruhe herrühren.
(-) Pforzheim, 15. Juli. In einer der letzten Nächte ertappte die Polizei zwei Männer, die in Säcken gestohlene Schmuckwaren im Gesamtwert von 10000 Mk. trugen. Die Schmuckmnren rührten von Einbruchdiebstählen her. Nicht allein die Diebe sondern auch ihre HelferShener konnten verhaftet werden.
(-) Frcrdnrg, 15. Juli. Eine blutige Familie n t r a g öd i e hat sich am Samstag abend mi Stadttei! Oberwiehre abgespie.t. Nach kurzem Wortwechsel gab der Reallehrer Huber in einer Aufwallung von Eifersucht ans seine Frau und seinen Logisherren, einen 20jährigen Abitucrie-.cken, mehrere Schüsse ab, wodurch beide lebensgefährlich verletzt wurden. Hierauf richtete Huber die Waffe gegen sich selbst und tötete sich aus )er Steile. Er hinterläßt vier Kinder im Alter von 1 bis 13 Jahren.
(-) Schwetzingen, 15. Juli. Nachdem im stüdt. Lebensmittelbecrieb schon vor längerer Zeit 800 Säcke Futtermittel im Wert von 5000 Mk. spurlos verschwunden sind, kamen bei der letzten Kirschensendung 20 Ztr. Kirschen abhanden.
(-) Säckingen, 15. Juli. Der Elternverein der diesigen Rea schule hat das Unterrichtsministerium gezetert, eine Berussberalungsstetle einzurichten, die alle .'inschlägigen Fragen bearbeiten und das Ergebnis regel- mästia den Schu.eitungen übermitteln soll, um diese in
Landrichter Lange.
Roman »sn Maria Lenzen, geb. di Sebregondi.
Nachdruck verboten.
„Fch vante Ihnen, meine Liebe," versetzte die Baronin hochmütig. „Erlauben Sie mir aber, Ihnen zu mgcm, daß ich bei einer Meinungsverschiedenheit mit Baron Bonndorf mich nie nach einer Bundesgenossin um sichen würde."
„Jetzt habe ich Euer Gnaden zu danken für eine zw.!fache Lehre," sprach die Richterin mit trübem Ernst.
„Ich dachte nicht daran, Ihnen eine solche zu erlern, Madame Lange. Wie soll ich also Ihre Bemerkung verstehen?"
„Sie haben- mir erstens gesagt, gnädige Frau, dap es kem noch so warmes menschliches Gefühl, keinen noch so wohlmeinenden, liebevollen Gedanken gibt, die dre Kluft, die uns in Ihren Augen scheinet, zu Überdrucken vermöchten. Und dann Setzen Sie mich erkennen, daß das Band, das Sie mit Ihrem Gemahl verbindet, Ihnen heiliger erscheint, aL jenes, welches Sie an Ihre Kinder knüpft." ^
„Und ist das bei Ihnen nicht der Fall?" fragte,
drften Tell der Rede der Richturin unbeachtend lassend. tue Freifrau.
Baronin. Ich liebe und ehre meinen Mann aus Herzensgrund und anerkenne die Heiligkeit de- Verhältnisses, das uns verwindet. Aber es ist doch immer ein solches, das einen: menschlichen Wahl lemen Ursprung verdankt. Gott selbst aber knüpft das Bano zwychen Mutter und Kind, und es gibt kein (m-fiiy, m der Menschenbrust, das an Kraft und Tiefe au Warme und Innigkeit der Mutterliebe sich vergleichen ließe." ^
„Darin stimme ich Ihnen gern bei. Frau Richre- rrn, erwiderte mch: ungerührt die Baronin. „Aber sollte nicht rede Liebe der Pflicht: untergeordnet wer- aber wie die Mutterliebe, so ist aua,
nie Mntterpflicht die höchste., gnädige. Frau, Sie
haben vorhin meine ängstliche Bitte, mit" mir für das Glück unserer Kinder einstehen zu wollen, zurück- gewiesen. Wohl, handeln Sie für sich allein: aber ^ie 7^ nicht geschehen, daß durch sine ungerechtfertigte Willkür das Glück der Ihnen Teuersten gmähr- det werde."
„Ich bin gewiß, meine Liebe. Sie meinen es gut. Doch bedachten Sie wohl nicht den Sinn, den man leicht Ihren Worten unterlegen könnte. Klingen Sie doch beinahe, als hielten Sie eine Verbindung unserer Kinder mit Ihrem Sohne oder Ihrer Tochter für ein vollendetes Unglück."
„Wer mich und meine Liebs zu meinen Kindern und wein inniges Verhältnis zu ihnen nur im entferntesten kennt, kann niemals meinen Worten eine solche Deutung geben." svrach die Richterm mit ruhigem Lächeln. „Ich bin eine glückliche Mutter und habe zugleich das Recht, eine stolze zu sein. Indes glaube ich nicht zu irren, wenn ich annehme, daß der Standes- unterfchied nicht allein Euer Gnaden, sondern auch dem Baron Rudolph und Fräulein Leonore. selbst wenn sie wünschen, den gnrcn Eigenschaften meines Sohnes und meiner Tochter gerecht zu werden, die vorgeschlagenen Verbindungen mit den Mennigen in abstoßendem Lichte erscheinen läßt. Ich gestehe, daß ich Franz und Elise zu sehr liebe und beiden einen zu hohen Wert zuerkenne, als daß ich den Gedanken zu ertragen vermöchte, daß ihnen da Kälte und Mißachtung begegnen sollten, wo Liebe und Anerkennung ihnen gebühren würde."
„Ihre redliche Offenheit verdient meinen Dank, Frau von Lange," entgegnete die Baronin. „Ich will Ihnen diesen dadurch beweisen, daß ich Ihnen die gleiche Aufrichtigkeit entgegenbrinae. Wenn ich gegen die Heiraten unserer Kinder ankämpfen wollte und dürfte, so sollten Sie von heute an meine Verbündete sein. Denn ich habe Ihre klare Einsicht und Ihren seltenen Wert erkannt. Allein es ist unmöglich dieses einmal beschlossene Verhängnis abzuwenden. Wie wenig Herr von Lange von einem fest gefaßten Beschlüsse abzuwenden ist, werden Sie wissen. Herrn
von Bonndorfs Wille stimmt in dieser Angelegenheit vollkommen mit dem des Herrn Richters überein. 2.azu kommt, daß mein Sohn Ihre Tochter llebens- wert findet, und daß Leonore entschlossen ist, den Wünschen ihres Vaters sich zu fügen. Nun weiß ich zwar mcyt, ob Ihr Sohn und Fräulein Elise "
Die Baronin hielt inne und blickte die Richter m fragend an.
^ Diese erwiderte beklommen: „Franz liebt das Hraulem mrt der vollen Glut und Tiefe, mit der er alles erfaßt. Wäre das nicht"- der Fall, so würde er sich wohl kaum dem Willen seines Vaters unterwerfen. So sehr er ihn ehrt, läßt er sich doch von ihm nicht werter beherrschen, als Recht und Vernunft es gestatten. Ber der großen Zuneigung aber, die mein Sohn für oraulein Leonore hegt, wird er den Wünschen seines Vaters freudig Nachkommen, sobald er die Ueberzeu- gung erlangt, daß es nicht bloßer Zwang ist, waö ihm die Hand der lieben jungen Dame verschafft."
„Und ihre Tochter, Frau von Lange?"
, „Elise scheint bis jetzt kein, anderes Ziel zu haben, cus die Amstcherung des Barons Rudolph zu vereiteln."
„Ha!" rief die Baronin ebenso überrascht wie gereizt. „Welche Ansprüche erhebt denn wohl Fräulein von. Lange noch ?"
„Keine unbescheideneil, gnädige Frau," erwiderte Elisens sanfte Mutter mit ruhiger Festigkeit. „Meine Tochter beansprucht von den Gästen ihrer Eltern nur jene Achtung, die jedes ehrenhafte junge Mädchen zu fordern berechtigt ist."
„Und die hätte mein Sohn ihr vorenthalten?" fragte Frau von Bonndorf, peinlich berührt.
„Er tat es bei seiner ersten Anwesenheit in unserem Hause. Ich habe es ihm längst verziehen, obgleich sein Benehmen auch gegen mich" verletzend war. Elise aber, in der Lebhaftigkeit der Empfindung, die der Jugend eigen ist, wohl tiefer durch das' Auftreten deS jungen Herrn berührt, als ich es war, kann ihr Zürnest darüber nicht verwinden. T'
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