Aus dem Bezirk

Wlldbad, 15. Juli. Der Einbruchsdiebstahl in der hiesigen Rennbachbrauerei, sowie der Diebstahl in der hie­sigen Trinkhalle hat seine Aufklärung gefunden. Als Täter ist der Zuchthäusler Köhler aus Neckartailfingen, ein schwerer Junge ermittelt. Köhler sitzt z. Zt. in Freuden­stadt, wo er auch Einbruchdiebstähle verübte, hinter Schloß und Niegel. Die gestohlenen Gegenstände, die er auf dem Lande gegen Lebensmittel vertauschte, sind größtenteils sicher- gestellt.

Politischer Wäschetag

Unter dieser Ueberschrift schrribtHnan uns: Am Sonn­tag den 6. Juli feierte im Saale deralten Linde" die Wildbader Sozialistische Partei ihr politisch - moralisches Begräbnis. Nicht deshalb, weil die Feier eigentlich von der U.S.P. veranstaltet war, sondern sie tanzte ihren ei­genen Todesreigen aus der führenden Mitte. Eingangs

der Versammlung sprach der Referent' der U.S.P. über die Ziele und Tätigkeit seiner Partei. Der Redner, und das muß zu seiner Ehre als Wildbader Kind gesagt wer­den, entledigte sich in durchaus sachlicher Redeweise auf dem Boden seiner Partei, wohl mit etwrs monotonem, dialektischen'.Stimmenklang, geschickt und leidenschaftslos, auch im Schlußwort seiner etwas schwierigen Aufgabe, denn sprungbereit standen die Gegner, nicht gegen U.S.P. direkt, sondern im^eigenen Wildbader Partcilager sich mes­send, ilttder^Diskussion ihre zorngeschwellten Stimmen er­hebend. U.S.P.-Schauermärchen wechselten mit unmoti­vierten Kriegshetzern januschauerlicher Couleur, die in der Zuhörerschaft ein Gänsehautempfinden wachrief, ob diesem indianisch klingenden Scblachtgeheul. Als Schlußakkord folgte ein kommunalpolitischerfSeiltLnz, bei dem man sich gegenseitig Purzelbäume und Seitensprünge vorwarf, die man bei nüchternen, politisch klar denkenden Menschen po­litisches Kinderstubengeschwütz nennen dürfte. , Uebrigens

wurde diesen, fdie ^Zuhörerschaft traktierenden Tiraten ein jähes Ende bereitet, indem aus der N »te der Versamm­lung an die Anwesenden der Ruf ergänz, sich ihrer gegen­wärtigen nationalen und kulturellen Pflicht in dieser schweren Zeit bewußt zu werden. Dadurch wurde die Versammlung wieder geistig belebt. Die Tiradensänger duckten sich, und ein Teil zog es sogar vor, das Kampsfeld rühmlos vor­zeitig zu räumen. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten ging die Versammlung aus einander, iunerlich einsehend, sich einer schwankenden Schilfrohrführung anver- traut zu haben. Und als trauriges verzerrtes Traumbild erschien vor dem geistige» Auge der l. Mai, wo unter den Klängen desAlte Kameraden"-Marsches die,rote Fahne hoffnungsvoll flatterte, und Forderungen mit sieges­bewußt stolzer Hoffnung wirkungsvoll beschworen wurden. Der Vorhang fiel und das Drama hat sein vorausgesehenes Ende. Die breite Oeffentlichkeit^ widmet ^diesen armen Sündern ein wohlverdientes lieguiesanitt in paev.

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Ei» Urteil aus dem .Untcrländer"Kurter" über die nach Wildbad verlegte Reformschule:Scho» so mancher Schüler erreichte sein Ziel nicht. Das Mißgeschick ist bedauerlich, kann aber wieder gut gemacht werben. Die Reform schule Hai viele Hunderte von Schülern wieder in Reih' und Glied gebracht. Unser großer Bismarck ist auch wiederholt sitzen geblieben und hat dann in einer Privatschule seine Förderung erhalten. Wer also das Schulziel verfehlt hat, braucht deshalb nicht zu ver­zweifeln. Er wende sich an die Reformschule (Abteilungen: Gymnasial-, Realgymnasial- u. Lberrealschulklasscn), die aner­kennenswerte Ergebnisse erzielt, was sich am Vesten in der Tat­sache wiederspiegelt, daß , die Zahl ihrer Schüler wahrend des Krieges trotz der Absperrung im Festungsbeceich Ttraß- burg-Kehl fast vierhundert betrug. Das Vertraue», das die Reformschule bis in die ,sie» Kreise ge­nießt, ist voilans.gerechrsertigt' .

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Wild'-ad, den 15. Juli 19!9.

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