Wildlmöer ^npiger und lageblsll
mit LkjWek osm schwgrWälö AM TüßkZjMng öes Vdersmls Muendmg
M Uili>bs
M smtlicher ftmkienW
LeleMo A N
: BezugLvreiS monatlich »tz Mg. Durch dir Vost k im Nackbarorlsverkebr 2.S5 M.. m Württemberg ^ Ä.L? Mk. oierteliäbrlich biezu Besreclaeld no Di«, j
Anzeigen 12 Bfg.. von auswärS iS Pfq. die Petitzekie oder deren Siamn Reklame 25 Vfg. di« V.'tttzrile
wo Ausksmi m der Expedition z
; Bei Inseraten.
erlangen ist, wird für jedes Inserat !Ü Pfg. besonders berechnet. Bei Offerten 20 Pfg.
Kr 141
Donnerstag, reu 18. Juni ISIS
36. ^
Die Antwort der Feinde.
Nun ist es also Wahrheit geworden. Am 1l>. Jn,r 1919, abends OG- Uhr hat der Weltbund der Und, durch den Generalsekretär der sogenannten Friedrnskon- serenz, Dntasta, die Antwort der alliierten und assv .stierten Machte ans die deutschen Gegenvorschläge über geben lassen und damit ist nach der Erklärung von feind licher Seite in den Verhandlungen über den Friedens vertrag^das letzte Wort gesprochen. Deutschland I>ch binnen 7 Tagen — um 49 Stunden ivurde die ustprüng lich auf !) Tage angesetzte Trift nachträglich verlängert -- also bis Momag, den 99. Juni, abends l,G> Uhr. die Erklärung abzngeben, ob es den non der Konrerenz vorgeschlagenen, oder richtiger vorgeschriebenen Triebe» mmehmen will oder nicht. Die Frist) auch die aus 7 Wage verlängerte, ist so kurz bemessen, dass es gar nid" möglich ist, die Friedensbedingnngen auch nur nach der tormalen Seite zu überprüfen und verborgene Angeln und Fallen zu sichten, geschweige denn über die Answir klingen ans die politische, wirtschaftliche, völkische und nwralische Zukunft sich Rechenschaft zu geben. Da Graf Brockdorfs-Nai ryau srüheste>cS ant Dienstag abettd itt Weimar sein konnte und für die Uebersetznng des ab- geällderteil Vertragswortlants und sonstige Borbereitnn- geil wohl auch ein Tag in Rechnung zu setzen ist, da ferner am Freitag voraussichtlich die deutsche Nationalversammlung zusammentreten wird, so bleiben der Reichsregierung etwa eineinhalb höchstens knapp zwei Tage, um über die wichtigsten Fragen schlüssig zu werden, die je über oas Schicksal eimP großen Volks zu entscheiden waren.
Das war gerade die feindliche Absicht: den maßgebenden Stellen in Deutschland sollte von vornherein die Möglichkeit abgehen, sich zu besinnen, sonst wäre das -Triumpfgesühl nicht voll gewesen. Sv haben sie ja dem korrigierten Vertrag - - die sogenannten Zugeständnisse sind so nebensächlich, daß sie im großen und ganzen gar nicht ins Gewicht fallen — einen Begleitbrief beigegeben, der allein für sich die Aufmerksamkeit eines Tages beansprucht. Diese Note ist ein Meisterstück alliierter und assoziierter Kriegskunst: man kann sagen, der Friedensvertrag wäre unvollständig ohne diese „Mantelnote", und das Kriegsende bliebe ohne dieses Dokument ein Torso, ein Rnmpfstnck. Der ganze Geist,
I^sntivicstter l.snge.
N»m«n v»n M«m« Lenzen, g b. !»i Sebreg-ndi.
„Freilick) will ich das. Wir werden nach einige! Feit dein >slobiveeer Pastor eine Mitteilung über eiia angebahnte Ilebereinknnft zwischen Ihne» ' und denn Herrn von Bonndorf auf Kraienfang z„ machen haben und diese darf nicht stattfinde,r, solange uns alte und jede Grundlage dazu mangelt."
„Aber, meiner Seel! Erhard Bonndorf ist freilicu ein Tummkopf. Aber wir würden dennoch in große Gefahr kommen, wenn er nur eine blasse Idee von dem Inhalte des Schriftstückes hätte, das Sie über- slüssigerweise in Ihr ein Schreibtische aufbewahren."
„Nicht überflüssigerweise, Herr Freiherr. Ich ,nuß Sie daraus aufmerksam machen, daß das Schicksal selbst die Zukunft Ihres Hauses in meine Hand gelegt hat, so daß Ihre lind Ihrer Angehörigen Existenz einzig und allein von mir abhäng't. Ans diesem Grunde würden Ew. Gnaden wohl tun, meiner Einsicht zu vertrauen und den - Anordnungen, die ich bezüglich Ihrer sehr heiklen Angelegenheiten zu treffen für nötig erachte, sich mit gutein Willen zu fügen."
So stark das Selbstbewnßksein des Freiherrn ursprünglich gewesen war, und so lebhaft es sich auch jetzt noch gelegentlich äußerte, Lange gegenüber war er ein schüchterner, unterwürfiger Mann, der keinen eigenen Willen, ja nicht einmal eine eigene Meinung zu haben wagte. So fügte er sich auch jetzt demütig und gehorsam seinem Tyrannen, als den er den Richter nicht mit Unrecht betrachtete.
„Ah, mein Freund," sagte er mit ängstlichem Eifer, „wenn Sie wüßten, wie dankbar ich die Fürsorge anerkenne. die Sie mir in meiner etwas verwickelten Lage widmen, Sie würden nicht a» meinem Vertrauen und meiner Verehrung für Sie zweifeln. Wenn manchmal ein Bedenken mir sich aufdrangt, ob ob wie auch richtig handeln, so ist das doch bei de» Gorgen, die mich drMen, Wohl begreiflich."
in dem der Weltkrieg seit langem vorbereitet, angezettelt und dürchgesührt wurde, tritt iu dein Schriftstück, wie in Buchstaben gebannt, in die Erscheinung. Jeder Sah eine bewußte Verkehrung der Wahrheit in ihr Gegenteil: in jeder Redewendung ein Gifttropfen ähender Bosheit: die Wadi der Worte von staunenswerter Raffiniertheit — so komm! eine Anklageschrift gegen alles, was Deutsch ist und war, zustande -- „im Namen der ganzen zivilinerlen Well" —, die» Sah für Sah eine Selbstanklage sein müßle. Im Jahr. 1910 war es, als Llahd George im englischen Unterhaus 2.5 Millionen Pfund Sterling (5tttt Mill, Mark) verlangte, um sie dein damaligen Propagandaminister N o r t he l i i fe zur Verfügung zu stellen. Und als im November l9l8 der Waffenstillstand geschloffen war, da dankte Llopd George vor allem Norlhciiffe, denn er habe zu dem Sieg das meiste beigetrageu. — Ohne Zweifel. Mir den Waffe», die. des Geistes des Begleitbriefs sind, ist Deutschland besiegt worden.
Aber in einem verrechnen sich die „Sieger". Die Wahrheit kann dnrch Gewalt, List oder Trug lange verdunkelt, vielleicht sogar in ihr Gegenteil verwandelt werden. Ja, es ist denkbar, daß durch die Künste der Täuschung eine ganze Welt mehr oder weniger lange in Irrtum versetzt wird. Aber endlich müssen doch auch die verborgensten Fäden ans Tageslich kommen und die scharfsinnigste Entstellung der Wahrheit weichen. Die Geschichte wird die Richterin sein. Für die Gegenwart ist über Deutschland und das deutsche Volk das Urteil gesprochen und es muß, ertragen fein, mag cs gehen, roie es will.
Berlin, 18. Juni. Der überwiegende Teil der Blätter nimmt der Entente-Antwort gegenüber einen Standpunkt ein, daß, wer bisher „unannehmbar" gesagt habe, cs nun mit gleicher Festigkeit sagen könne. Die wenigen gemachten Zugeständnisse ändern nichts an der Unannehmbarkeit und der Unerfüllbarkeit des Ten- felswerks. Ter Begleitbrief sei in einein absichtlich verächtlichen Tvn gehalten und der Geist, den er atme, werde durch die folgenschwerste und gemeinste Schmähung der Weltgeschichte zu rechtfertigen versucht.
Vcvsarlles, l7. Juni. Die Antwort der Alliierten steht natürlich im Vordergrund des Interesses der
> Abendblätter. Tie Aenßernugen der wzialistiscwn Blär- I ter lind in sehr nüchieriiBN Ton gehalten.
Versailles, 17. Juni. Wie Elemeneean mit-- j teilt, hat.der Präfekt des Lwine et Oiwdeparteinenls,
! Ehaleil, bei der deutschen Friedensabordnnng sein Bedauern über die gestrigen Zivnchentälle zum Ausdruck gebracht.
Stockholm, l7. Juni. Die Stockholmer' Abendblätter bezeichnen die Antwort der Entente ans den denlichen' Gegenvorschlag als Urleittspruch - und wenden sich teilweise mit großer schärfe dagegen. „Daglight Allehanda" sagt, das ftanzoiische Volk sei ans einem Paradiesvogel ei» Galgenvogel geworden. Das Bczeick-- nende Gr die Haltung der Enlenle sei in her Erklärung gegeben, in welcher das denliche Volk verbrecherisch genannt wird, weil es gegen feine geievlickw Regierung loyal war. Hak man jemals ekwas Aehnlickws gehört? „Aftonbladel" erblickt in der Antwort den Beweis wofür, daß die Enlenle das Henriche Volk ans jeden ^Full lühmen und versklaven wolle. Die Hallung des Feines brauche Deunchiand nicht von einer entschws enen Ablehnung abzubringen..
Die Vermögenszuwachssteuer.
Der Entwurf eines Gesetzes über die Krieasabgabs vom Vermögenszuivachs ist vom Slacitenansschuk geneh» nirgt und nnrd in den nächsten Tagen der Nationalver- inmmluttg zugehen. Der n-esentlichste Unterschied besteht darin, da,; die Regierung jeglichen Zuwachs über 200000 -rark wegsteuern wollte, während der Staatenansschuß' die GrenZe erst bei 440 000 Mark zwht, in der - Ec- Wägung, daß der Regierungsvorschlag eine zu große. Beschneidung der Entwicklung von Handel, Industrie und Landwirtschaft bedeutet.
Tie Abgabe wird nur erhoben, wenn das Endver- mogen 10GA) Mark übersteigt. Abgabepflichtig ist nur der den Betrag von 5000 Mk. übersteigende' Vermö- genszuwachs. Die Staffelung der Abgabe'stellt sich nach dem Vorschlag des Staatenausschusses wie folgt:
Tie Kriegsabgabe beträgt in der Fassung des Stau- tenansschnises:
für die ersten angefangenen oder vollen 10000 ist. des abgabepflichtigen Vermögenszn-
s
Wachses 10 v. H.,
„Solche Bedenken würden sich freilich aus der Lage, worin Sie sich befinden, erklären lassen, doch müssen sie Ihnen bis jetzt ferngeblieben sein, denn seit ich Ihnen den mißlichen Stand Ihrer Angelegenheiten er- öffnete, haben weder Sie noch ich in bezug auf dieselbe das Geringste getan," meinte Lange mit dem sarka- ' Nischen Lächeln, dessen Anblick der Freiherr wahrhaftig verabscheute. „Um sv mehr hoffe ich, daß Sie dein Vorhaben, dessen Notwendigkeit ich Ihnen des Näheren auseinandersetzen werde, keinen Widerstand entgegensetzen werden."
In dieser Hoffnmw täuschte der Landrichter sich nicht. Herr von Bonndorf ging ans die Vorschläge seines geschätzten Freundes zwar innerlich widerstrebend, äußerlich aber mit ' Bereitwilligkeit ein.
Zum Träger der von diesem „elenden Richter" beliebten „Aktion", wie der Freiherr zähneknirschend insgeheim sagte, wurde Franz Lange ausersehen. Sein Vater erklärte ihm in Gegenwart des Barons, um was es sich handele und was er zu tun habe. Herr von Bonndorf schöpfte aus diesem Gespräch zwischen Vater und Sohn die beruhigende Ueberzeugung, daß der junge Lange keine Ahnung von der wahren Bedeutung' der Sache hatte, in der er auf des Rich- ! terS Geheiß eine freilich unverfängliche Rolle übernehmen sollte. Franz stellte sich mit herzlicher Bereitwilligkeit dem Freiherrn zur Verfügung, um seine scheinbar höchst edelmütigen Ansichten zu fördern.
Am nächsten Morgen trat der junge Mann die ihm aufgetragene Reise nach Kraienfang, dem Gute -es Freiherr» Erhard von Bonndorf. an. ' ^
Am Nachmittag seines Reisetages erreichte Franz eine ärmlich aussehende, kleine <stadt, eine der stillsten und abgelegensten Ortschaften der Provinz Westfalen. Es war' noch ziemlich früh am Lage, und weil der Reisende wußte, daß er nur noch eme starte Meile von seinem Ziele entfernt war wo lte er sich eine Stunde Ruhe gönnen, bevor er den Rest ieinev WeaeS antrat. Er stieg deshalb vor einem Hau,e ab. ^ da« durch ein Schiid „Gasthof zur Post" bezeichne ! vmc-de und trat in die Gaststube. Hier leistete ern j V« s«n«n W»me
schüft, bereitwillig über Land und Leute in der Naw barschaft sich anslassend und hin und wieder eine neugierige Frage stellend.
So verging die Zeit, und Franz begann an seinen Antrag zu denken, als guer über den Platz draußen ein Gefährt heranrasselte. Es war ein alter, häß licher Korbwagen, ohne Verdeck und ohne Federn, mit einem steifen Ackergaule bespannt. Das sehr schadhafte Riemenzeug des Pferde- war gewiß seit Jahren »ich: mehr geputzt worden, und wo es gerissen war, durch Stricke znsammengebunden. Ter Lenker und einzige Insasse des Fuhrwerkes war ein mittelgroßer robuster Mann von etwa dreißig Jahren, der vermöge seines Aeußern nicht übel zu dem Fuhrwerk paßte. Tie ganze kräftige und etwas ungeschlachte Gestalt war das, was der Westfale hanebüchen nennt, ein Wvrttvn, dnrch das ebensowohl Harttmckigkeit wie Steifheit bezeichnet wird.
Der Wirt trat neben Franz, der vom Fenster au» oen Ankömmling betrachtete, und sagte: „Sie fragten vorhin nach dem Gute Kraienfang; der Herr dort ist der Sohn des Besitzers, der junge Baron von Bonndorf."
„Nicht möglich!" rief Franz. Aber der Wirt wandte sich lächelnd und nickte der Tür zu, und Franz hörte, daß er den 'Ankömmling, indem dieser eintrnt. mit „Herr Baron" anredete. Der junge Freiherr begrüßte den Wirt mit den Worten: „Tag, Herr Postmeister. Ich sollte Ihnen ein Kompliment machen von Papa."
Ter Herr Postmeister warf einen schnellen, etwas ichelmischen Blick auf seinen zuerst erschienenen Gast, sprach jedoch ernsthaft: „Ich dante, Herr Baron. Wie befinden sich Se. Gnaden, der Herr Papa?"
„O, gut, gut, und ich sollte " Des jungen Herrn Auge fiel ans den Fremden, und er stockte, verlegen und ärgerlich.
„Sic wollten sagen?"
,,O, nichts, nichts!" versicherte der Baron und fragte flüsternd: „Was für ein Mensch ist das?"
"kln ,Ir»md»r: j>ch kenn« ihn nicht."