AbfchieN^gesttch'. Die Nachricht de, ß,Südd. Ztg.", Kriegsminister Tp'errm an u habe sein Entlassungsgesuch eingereicht, wird amtlich als unrichtig bezeichnet.

Zugsansfall. Infolge der Einstellung des ge­samten Sckmellzugsverkehrs in Baden und wegen Kohlen- mangels fallen vom Mittwoch, den 23. April, an die Schnellzüge T 4 Stuttgart ab 4.47 nachm., an Mühlacker 5.36, D61 Mühlacker ab 8.44 nachm., an Stuttgart 9.42 Uhr, D 48 ab Ulm 7.45 vorm., an Stuttgart 9.03, D 53 ab Stuttgart 5.40 nachm., an Ulm 7.45, ans.

Echnellzngseinstellung in Baden. Wegen gänzlichen Ausbleibens der Kohlenzufuhren und wegen des stetigen Rückgangs der noch verfügbaren Kohlen­vorräte fallen vom 49. April ab die Mannheim-Wei­marer Schnellzüge D 37/D 38 ab. Von Mittwoch, den 23. April ab wird im Baden der gesamte Schnell­zugsverkehr eingestellt.

Wegen Köhlcnmangels wird auf sämtlichen rechts­rheinischen bayerischen S.t recken vom Donners­tag den 24. April an der gesamte Personenverkehr ein­gestellt.

Die Reichsfatzstelle wird mit dem' 4. Mai ausgelöst. Tie Verordnungen über die Beschlagnahme von Fässern werden »lit dem 4. Mai außer Kraft ge­setzt, dagegen bleibt die Verordnung über den Verkehr v Fässern noch bestehen.

- Larifabschlrrtz im Tiefdaugcwerbc. Im

Reick-sarbeitsministerium haben mehrtägige Verhandlun­gen über den Abschluß eines Reichstarifsvertrags für das das Tiesbangewerbe stattgcfunden, die am 47. April zu einer Verständigung geführt haben. Ter Vertrag, der in ähnlicher Weise wie her Hochbautarifvertrag eine Er­gänzung durch örtliche Arbeits- und Lohntarife vor-, sieht, bedarf noch der Zustimmung der beteiligten Ver­bände,

Ueberschuß an Kakao. In den Tropenländcrn hal sich infolge des Kriegs und der Schiffsraumnot eine ungeheure Menge von Kakao angesammelt. Die Jahre 1917 und 18 brachten überdies außergewöhnlich große Eruttn, so daß die Pflanzer tatsächlich wegen des lieber- sinfses in Schwierigkeiten sind und die Erzeugnisse zu jedem Preis losschlagen müssen, sobald sich die Verschif- fungsgelegenheit bietet. Es wird daher gewarnt, Kakao zu Wncherpreisen einznkaufen.

- Zigarre« und Tabak ans den Resten der Heeres­verwaltung werden den württ. Konimunalverbäuden dem­nächst zur Verteilung übergeben. Da die Militärper­sonen auch in den Garnisonen seither mit Rauchwaren versorgt wurden, so sind die Reste stark zusammengeschmol- zen und der Anteil, der auf den Kopf der Zivilbevölke­rung kommsn wird, ist kann: nennenswert.

, . t . ..

VA" Württemberg.

(-) Wtnttgart, 24. April. (Schl im nie Vor­zeichen.) Die Staatsregierung wendet sich in einein Ausruf an gediente Männer aller Stände, sich sofort bei den Reserve-SicherheitslruPPen zu melden. Tie Aufstel­lung neuer zuverlässiger Bataillone sei eine dringende Not­wendigkeit, um der Wühlarbeit der Unruhestifter zu be­gegnen. Es ist auch noch ein zweites Aufgebot vorge­sehen, das erst nach Ausbruch von Unruhen-eiuberujeu wird.

(Z Strrtigart, 2l. April. (Zensurmaßnah­men.) Wie wir hören, ist dir Spartakusdruckerei in D e- gerloch und ebenso die Druckerei der ZeiinngDer Sozialdemokrat" in Ltutgart militärisch besetzt worden. Das Erscheinen der dort verlegten Zeitungen und Druck­sachen ist bis auf weiteres verboten.

(-) Stuttgart, 2°1. April.' (S p a rtak u s P r o z e ß.) Auf Einspruch der Verteidiger der Angeklagten im Spar- tatusprozeß, die Ueberseudung der UittersuchuugSakteu zur Einsichtnahme verlangen, ist die Verhandlung gegen Hörnle und Genosieu vorn 23. April aus unbestimmte Jett versckwben worden.

Der LandtagZnbgeordnele und Stuttgarter Gemeinde­rat Engelhardt und sein Freund Groß Hans von der Unabh. Sozialdemokratie haben iheeu Austritt aus Sem Landesausschuß der Arbeiter- und Soldaieuräte Württembergs erklärt, der sich jetzt mit einer Ausnahme «.ns MehrlMSsyzialisteu zusammensetzt.

(-) Stuttgart, l 9. Avril. (S ch w u r geri ch t.) Der verheiratete Kaufmann Aibert Müller'hier vernach­lässigte seine Familie sehr. Obgleich er Vater von drei Kindern ist, unterhielt er Beziehungen zu zwei Frauen­zimmern und es gab daher in der Familie viel Streitig­keiten. Eines Tags beredete er seine Fran zu einem Spaziergang ».nach Gaisburg, auf dem er wieder einen Streit heroorrief. Auf der Brücke über den Kanal beim Gaswerk würgte er plötzlich die Frau und suchte sie in den Kanal zu werfen. Die Angegriffene wehrte sich heftig und d« Leute in die Nähe kamen, ließ Müller von seinem Opfer ab und entfloh. Er wurde darauf ver­haftet. Ju der Gerichtsverhandlung suchte die Frau ihren '"nun möglichst zu entlasten. Die Geschworenen bejahten Äver die Frage ans versuchten.Mord und Müller wurde zu t Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehren­oerluft verurteilt.

(--) LudwigSbirrg, 21..April. (Postdiebstahl.) Rach Erbrechen einer Mauer vom Hof aus drangen Diebe in ne Diensträume des Stadtpostamts und stahlen Werkzei- hen im Betrage von 678.60 Mk., sowie 415.74 Mk. vargeld'.

(-) Leonberg, 49. April. (Rücktritt.) Stadt- chnltheiß Roth ist nach 16jährkger erfolgreicher Tätig­keit aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand getreten.

(-) Lorch, 49. April. (Kr af tw a g e n-B e rb i n »ung.) Die bürgerlichen Kollegien von Antendorf haben »eschlossen, zwischen Alfdorf, Pfahlbronn und Lorch eine lkraftwagenverbindnng d»*rch täglich zweimalige Hin- und Rückfahrten ins Leben zu rufen.

(-) Kirchheim n. T., 24. April. (Oster-ge- 'chenk.) Tie Firma I. G. Battenschlag hat ihren Arbeiterinnen eine Teuerungszulage von je 400 Mk.

"(-) Tübingen, 22. April. (Opfersinn.) Die- nnger Studentenschaft hat sich gleich den Studierenden inderer Universitäten bereit erklärt, zum bewaffneten Grenzschutz im Osten sich zur Verfügung zu stellen. Sic »wartet aber, daß ihnen das Sommersemester nicht ver­loren gehe und daß für sie gegebenenfalls ein Zwischen- emester eingeschaltet werde.

(-) Reutlingen. 2l. April. (Streik.) Vorgestern leranstalteten die Streikenden eine Kundgebung auf dem Üarlspiatz. Ter Elferausschuß ist znrückgetreten, und es cheint, daß bei den meisten die Neigung besteht, die klrbeit wieder ausznnehmen. Die Arbeitgeber verhandeln von Verband zu Verband.

(-) Gmünd, 24. April. (Sperrung.) Der Ge- neiuderat hat einstimmig dem Antrag des Bürgcrrats aeigepflichtet, den Gemeindebeitrag für d5n Arbeiterrat -o lange zu sperren, bis eine ordnungsmäßige Neuwahl oder di^Bestättguug des gegenwärtigen ArbciterratS durch ne Regierung erfolg, ist.

(-) 19. Avril. (Pferdeverkanf.) Die vom

Ulaueu-R w 4 9 versteigerten Pferde wurden bis znm

letzten Stück zum Preis von 1500 bis 3500 Mk. ver­

kauft. Ter Kaufpreis wurde meist in Kriegsanleihe ent­richtet.

(-) Bibevach a. R., 22. April. (Lohn beweg» n fl.) Tic Pslanzrnsetzerinnen in den Tahis'schen Waldungen haben die Arbeit niedergelegt, weil ihnen für eine 9 i/z- stündifle Arbeitszeit nur ein Taglohu von 3.2«) Mk. ver­sprochen ivu-de.

(--) Bal'-igen, 22. April. (Geständnis.) 'Ter vor einigen Wochen unter dem Verdacht, den 12jähriflen Knaben Engen Schäffler ans grauenhasle Weise ermordet zn haben, 'verhaftete Feldgraue Krauß ans NcuUingen hat jetzt den Lustmord eingestanden. Ter Täter ent­stammt einer angesehenen Beamtcnfamilie.

(-) Balingen, 22. April. (Jubiläum.) Rek­tor Link, der am 1. Mai in den Ruhestand tritt, vollendet heute das 40. Jahr ununterbrochener Lehr­tätigkeit in Balingen.

' (--) Tailfingen, 2l. April. (K rie g s nn ter­st ü tz n n g.) Fabrikant Eugen Roller, Inhaber der Fa. Conzelmann u. Bitzcr, hat den ansmarschierten Ange­stellten und Arbeitern eine Kriegsunterstützung von 25000 Mark znkommen lassen.

(-) Schwenningen, 21. April. (Geburtstags- gejchenkck Geh. Kvmnierzienrat I. Kienzle hat an­läßlich seines 69. Geburtstags säuillicheu ül>er 300 An­gestellten eiu Vi'oualsgehalt' und allen Arbeitern einen doppelten Zahlrag gewwährt.

(-) - Tttttlittgen, 2l. April. (Geschmuggelte Ziigarrcn.) Zwischen Süu'liugen und Jmmeudiugen tourde eiu Auto mit zwei Tuttlinger Herren ungehal­ten. Es wällte davonjagen, aber ein Schuß des Grcnz- schn(Kosten traf den Benzinbehälter, ein zweiter streifte den Ehanffeur. Das Auto führte geschmuggelte Schwei- zcrstmupen im Wert von 4547 000 Mk. mit. Auch in Astdors wurde-ein Auto mit 70 000 Päckchen Stumpen abaesaßt. ' . . .

M > Erwerbsstände und die württ.Verfassung

In der am Mittwoch in zwei Sitzungen irr zweit Lesung burchgearbeileckeu württembcrgischen Verfassung sind auch für die Zukunft der Erwerbsstände wichtige Grundgedanken uicdergelegt. Die Schwierigkeit, .die hier zn überwinden war, liegt darin, daß neben dem Anfgreifen neuer politischer Gedanken Demokratie auch -im Wirtschaftsleben Versuche gemacht werden sollten, höhere. Formen der Wirtschaft heranszngestalten. Dabei wollte die Bürgcrpariei bis ans drei Mitglieder ihrer Frak­tion unbedingt an der alten Art festhalken. Sie ver­schloß sich vollständig der doch unleugbaren Tatsache, daß für eine solche konservative Politik nicht nur die Ar­beiter und Angestellten aller Richtungen einfach nicht mit- gehcn und nur weiter verbittert werden, sondern daß auch aus finanziellen Gründen eine weitere Vergesell­schaftung Verstaatlichung mancher Wirtschaftszweige notwendig ist.

Andererseits ging das Bestreben einseitiger Sosia- listen und vor allem der Unabhängigen dahin, nun Plötz­lich und ganz radikal zn rein sozialistischen Formen des Wirtschaftslebens überzngehen. Das führte namrgemäß zu einer lebhaften Beunruhigung Weiler Kreise des bäuer­lichen und gewerblichen Mittelstandes, die auch insofern eine nicht zu unterschätzende Gefahr in sich barg, als auch dieser Kreise sich eine'starke berufliche Mut- und Freudlosigkeit bemächtigen dürfte, zumal diese Stim­mung noch künstlich von agitatorischen Kräften genährt wurde. - .

Es ist das Verdienst des Abg. Conrad H ä » ß - mann, durch eine ausgezeichnete Rede von gestern zn- morgen gedankenmäßig und praktisch eine Brücke her­gestellt zn haben, auf der cs möglich ist, sowohl die Berufszweige zn vertrauensvoller Mitarbeit in der neuen Zeit einznladen, für die sozialistische Formen wohl kaum je in Betracht kommen, wie auch solche Kreise, die mit frohen und hohen Hoffnungen an einen ernsten Ver­such mit Praktischem Wivtühttt s.'.sialisnrus herantrelcn wollen. Die Rede machte gerade mit ihrer hohen Auf­fassung von der eutn'ick'ung-g.ckchichtlichen Notwendigkeit unserer Wirtschaft und mtt dem gerechten Verstellen der geistigen Strömungen der Revoliitionsreit tiefen Ein­druck. Ihr ist es denn auch in erster Linie mit zu danken, daß Deutsche demokratische Partei, Bürgerpartei, Zent rnm und Mehrheitssozialdemokratie sich ans folgenden ! Antrag Haußmanit, den auch die Abgg. Bazille und Walter mituiiterzcichuereit, sich eiisigtcu:

Die Arbeitskraft der Arbeiter und Angestellten ist gegen Ausbeutung und Oiesährdung sicherznstellen: der Klein- und Mittelgrundbesitz wie der kansmännischc und geiverbliche Mittelstand sind gegen Aiifsangimg und Bewucherung zn schützen und wie alle schaffenden. Bernfsstände in ihrer Lebensfähigkeit zn erhalten."

Damit ist die volle Gleichberechtigung der verschie­denen Formen des Wirtschaftslebens auch Kn neuen Volks­staat Württemberg anerkannt und die einzelnen Stände haben erneut festen Boden unter de» Füßen für eine erfolgreiche Zukunstsarbeit. 14 ms o u n v e r st endlicher

l rst, daß Herr Hiller und seine engsten Freunde j trotz dieser Sicherung des Handwerks zum Schttiß gegen ! die ganze Verfassung stimmten. Was Hilst das'nun dem Mittelstand? D.P C.

Die neue württember§ische Verfassung

wurde am Mittwoch nachmittag in einer zweiten fünf­stündigen Sitzung vollends durchberaten und in nament­licher Abstimmung mit allen gegen 6 Stimmen der B ürgcrpartci angenommen. Die Unabhängigen blie­ben der Abstimmung fern. Damit hat die ivürtt. Landes- versnnnittung ein nachahmenswertes Bettviel stärksten Ar­beitswillens gegeben, an das sich auch das Land halten sollte. Obgleich der Abg. Haußmann mit Recht die guten Vorarbeiten des Verfassnngsansichnsies und be­sonders seines Vorsitzenden und Berichterstatters Tr. v. Hieber hervorhob, war es doch auch vom Hause selbst eiu Beweis von straffer Selbstzucht, daß iu zwei Sitzungen von zusammen 90» Stunde» das umfangreiche Werk einer neuen Verfassung fertig wurde. Es folgt zwar noch eine dritte Lesung, ahcr immerhin der WurzclSoden für ein neues freies schwäbisches Volkstum ist, wie Präsident Keil mit Recht betonte, damit bereitet. D.P.C.

D.P.C. Demokratischer Frauentag. Infolge Verlegung des Vertretertags der Deutschen demokratisäien Partei mußte auch der ans Osterdienstag ernbernfenc demo­kratische F r a n e n t a g bis auf weiteres verschoben werden.

D.P.E. WohnnngHbürgschastsgesetr. Zur Be­ratung des Entwurfes des neuen Wohnungsbürgschafts- gesetzes ist durch die Landesversammlung eine Kommission gewählt worden, in welcher den Vorsitz der Abg. Göh- j ring (S.), den stellt'. Vorsitz der Abg. Graf (Zck führt.

' Als Berichterstatter wurde der Abg. Keck (D.d.P.) anf- aestellt. Die Kommission nimmt ihre Arbeiten schon in .r Woche nach Ostern ans und hat die Absicht, die Beratungen raschestens zn fördern.

Die deutsche Bevölkerung.

Im neutralen Ausland hat man sich in letzter Zeit viel mit dem Bcvölkernngsstand im Deutschen Reich, be­schäftigt und allerlei Behauptungen .und Vermutungen über die Zukunft des deutschen Volks anfgisitelik. 'Von In­teresse ist eine umfangreiche Arbeit von Karl Döring in denStudien der Kopenhagener Gesellschaft für soziale Folgen des Kriegs", worin die Bevölkerungsbewegung in Deutschland während des Kriegs abschließend dargestellt wird. Döring schreibt u. a.: Während ohne den .Krieg die Bevölkerung des Deutschen Reiches jetzt zweifellos schon 70 Millionen überschritten *hätte, ist die Einwohnerzahl jetzt, nachdem sie bei Kriegsbeginn 67,8 Millionen be­trug, ans 65 Millionen gesunken. Davon sind 33,9 Mil­lionen weiblichen und nur 3l,2 Millionen männlichen Geschlechts. Von dem Gesamtverlust entfallen rund 3,5 Millionen auf die verminderte Zahl der Geburten und rund 2,l Millionen auf die Zunahme der Sterblichkeit. Die erhöhte Sterblichkeit ist einerseits aus die Verletzung im Kampf, andererseits auf die mangelhafle Ernährung znrückzuführen. Altersaufbau und Geschlechtsverbältnis der deutschen Bevölkerung hat sich vollkommen verändert. Vor dem Kriege kamen ans 1000 Personen männlichen Geschlechts 4024 F-raneiw jetzt ans 1000 Männer 4086 Frauen. In den Altersklassen von 20 bis 50 Jahren cheträgt das Verhältnis statt l 000 zu l005. wie. früher, jetzt 4M0 zu 4155, und in den Jahresklasscn von 20 bis 30 Jahren, die für Eheschließungen besonders in Betracht kommen, ist es noch ungünstiger. Die Zahl der Neuge­borenen ist in den letzten Kriegsjahren unter die Hälfte der Friedenszahl gesunken. Soweit die Sterblichkeit durch die Kämpfe unmittelbar vermehrt worden ist, hat sie mit rund 1,8 Millionen blutiger Verluste die kräftigsten und leistungsfähigsten Jahrgänge betroffen. Die Anzghl der Männer im milttärpflichugen Alter ist von rund 44 ans etwa 12,2 Millionen gesunken. An eine Wiedererholnng ist in absehbarer Zeit nicht zu denken. Der Gesundheits­zustand, der Bevölkerung hat sich infolge von lleberarbei- tnng und Unterernährung außerordentlich verschlechtert

Die Veraukeruttg. T ^ Z

Wir lesen imSchwüb. Merkur":

Der Krieg und die Revolution haben eine ganze Anzabl neuer Worte und Begriffe in die Sprache ge­worfen. DaS ist an sich ganz gut und schön. Weniger schön ist,aber die Verallgemeinerung dieser Begriffe, die allzu häufige Anwendung der neuen Worte an jeder pas­senden und »npasiende» Stelle. Sie werden dadurch abgenutzt und wirken vielfach geradezu erheiternd, dort, wo sie nach Ansicht des Redenden oder Schreibenden, tiefernst geweint sind.' Dns gilt namentlich von den drei Schlagworten von der Psychose, dein Gebot der -Stunde und dem heillosen Begriff verankert! Wer und was wird nicht alles verankert! Man muß sich wirklich Wundern, daß sich zum Verankern immer noch der Grund findet. Aber er findet sieh und wenn es in den Wolken wäre. DaS ist buchstäblich zn nehmen, wenn nur lesen, wie gewisse handgreifliche Erscheinungen der materiellen Welt, schlankweg in metaphysischen Wol­kengebilden verankert werden. Vommonarchischen Prinzip, das im Bewußtsein des Volkes verankert war", schreiten w> furchtlos zurVerankerung der Räte". Die­ser n'nd jener Stautverankert seine Sonderrechte". Wir verankern auch den Reichspräsidenten. Jeden, der uns i" den Weg läuft. Wir Wersen daS greuliche Aukerbi' Mbst bis zum gestirnten Himmel hinauf, in dessen iln- ^ ..Wliclckettdas Gesetz der Gerechtigkeit dauernd verankert / bleibt". ... Alles macht heute Revolution wahrhaftig,

! es wäre angebracht, die famose Verankerung ebenfalls . zu revolutionieren, denn sie ist zur Psychose geworben, deren Heilung eiu Oiebot der Stunde bildet.-