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Ur. Lv

Samstag, de« 22. Februar 1LN9

Am Erzberger. ,

^ D.P.L. Schwerer denn je lastet seit der abermaligen Verlängerung des Waffenstillstands das Empfinden der drückenden Knechtung des deutschen Volkes auf jednn, der hiefür überhaupt noch empfänglich ist. Verzweifeln Knute man bei dem Gedanken, warum man uns Wehr­losen solange den ersehnten Frieden versagt? Und doch müssen wir die Zähne zusammenbeißen und uns nicht unterkriegen lassen, sondern, wenn auch schweren Herzens, das Unvermeidliche mit Würde tragen. Was sich am Dienstag in Weimar abgespielt hat, ist eine nichts weniger alS erfreuliche Erscheinung. In dieser Stunde, wo jedes Deutschen Herz aufs neue blatet, da rührt man init einer .Rücksichtslosigkeit in dieser Wunde, das; unsere Gegner ihre wahre Freude daran haben müssen. Der einzige Trost dabei ist vielleicht der Umstand, daß die Krisenlttft in der Beziehung nun hoffentlich endgültig gereinigt ist. Und wir wollen den Herrn Heintze und Genossen die Debatte noch einmal verzeihen, wenn sie sich mit der Abfuhr, die sie gestern erhalten, nun auch bescheiden und sich immer bewußt bleibe», daß sie nicht am wenigste» mitschuldig sind, daß wir diese Bedrückungen überhaupt auf uns nehmen müssen.

Die ganze Debatte über die bisher von der Waffcn- stillstandSkommissiou gepflogenen Verhandlungen ist von vornherein 'schon dirrch das n-nverzeihliche Vor schicken des absoluten Parlamentarischen Neulings Dr. Vögler, der dazu noch ein Vertreter der schwer belasteten Schwer­industrie ist, ganz und gar vom sachlichen Boden ans das Persönliche hinübergegleitet. Gegen Herrn Erz­berger persönlich richtete sich der Vorstoß. Das bisherige Resultat der WafseustiUstandskommission hat niemand er­freut, es ist dann auch naheliegend, die Gründe hiefür bei den Personen, die die Verhandlungen führen, zu suchen, und vor allem bei dem Führer dieser Delegation, zumal wenn dies ein Erzberger ist. Herr Erzberger ist seit seinem Hervortreten in der Zemrnmsfraktion eine angefeindete Person, was zum größten Teil in persönlichen Eigen­schaften des Herrn Erzberger begründet ist. Sein Selbst­bewußtsein ist geradezu unglaublich, es hat sich gelegentlick zu solcher Höhe gesteigert, daß selbst seine eigenen Parter- genossen ihm den Rücken kehrten. Er hat sich ans jeder persönlichen Krise herausgewunden und auch gestern ist er als absoluter Sieger hervorgegangen. Mag Herr Erz- herg^r uns sympathisch sein oder nicht, in der Waffen-

s sttllstandsfrage ist ihm jedenfalls das zugute zu halten,

> daß er überhaupt dieses undankbare Amt ans sich ge- l nommen. ans welchen Motiven ist Nebensache. Aber das persönliche Moment, das auch bei der Entgleisung der ,,Franks. Ztg." mitgespielt hat, sollte man von vorn- ! herein ausschalten, die Interpellation der Konservativen war von Anfang an gerichtet, weil sie zu sehr auf diesem Persönlichen fußte.

Aber auch in der Sache haben die Interpellanten absolut den kürzeren gezogen. Die Anfrage Gräfe, die dieSüddeutsche Zeitung" mit grinsendem Lächeln in ihrer Nummer vom 18. Februar in markanter Weise ansgeschlachtet hat, ist zum Ammenmärchen derSchle­sischen Zeitung" geworden, ohne daß dieSüddeutsche Zetung" sich bemüßigt gefühlt hat. in ihrer Mitlwoch- nnmmer ebenso augenfällig davon Notitz zu nehmen. Die Hauptanklage, Erzberger habe unterlassen, Sachverstän­dige zu den Verhandlungen beizuziehen, ist von Herrn Dr. Vögler dahin zugespitzt worden, er habe nicht die richtigen, speziell der Schwerindustrie genehmen Sach- oerständigen zugezogen, ja man kann fast sagen, Dr. Pögler, ein Vertreter der Gruppe Sinne, klagte Herrn Lrzberger an, weil er Herrn Stinnes selbst nicht beige- Wgen. Schlagend wies ihm Erzberger nach, daß Hugo Stinnes durch seine Beteiligung an der Ausbeutung Bel­sens und der Verschleppung der belgischen Arbeitslosen .-pwer Belaste war» -daß - er als Sachverständiger einfach unmöglich war. Auch alle andern Einzelangrifse zerfielen n ein nichts.

Der ganze Aufbau der Anklage mußte den Ein­druck erwecken, daß die Herrn von der Rechten ganz und gar vergessen haben, daß wir besiegt und wehrlos der Willkür unserer Feinde ausgeliefert find. Nicht das allein schmerzt uns, daß uns diese Knechtung auferlegt wird, sondern vor allem auch der Umstand, daß es überhaupt so weit kommen mußte, daß wir gar nicht mehr anders . können, als ja sagen. Statt daß darüber den Herrn ' Vögler und Gen. das Gewissen schlägt, erdreisten sie sich noch, als Ankläger aufzutreten. Conrad Hauß msann hatte recht, wenn er sagte, wir mußten die neuen Zumutungen annehmen, weil die Verantwortung für die Ablehnung noch größer gewesen Ware. Und sind denn .r:cht die Interpellanten selbst derselben Ueberzengung ge­wesen, ihr Führer beugte sich doch ebenfalls den neuen ! Bedingungen? Warum also 2 Tage darauf dieser un- , i erfreuliche Angriff. Es ist und bleibt dabei, den Herrn j

Lin Oeutsesier

Bon Dtts Ruppius.

tzch l«nu mir ja wohl denken," fuhr der andere fort, ohne auf den Einwnrf zu achten,daß Sie nicht j»bt schon eine Zukunft aufgeben würden, du- vor Kurzem Zch M lebendiges Paradies für Sie mar, wenn nicht »ine ganz gewichtige Ursache dafür vorhanden wäre ich werde 'Ihnen aber natürlich nicht abfragen, was Sie verschweigen wollen immer lausen lassen, was sich nicht halten läßt und so sagen Sie mir nur wenig- stens, ob Sie schon andere Aussichten haben, oder ivas Gis sonst zu tun gedenken." .

'Sie gehen zu rasch. Meißner, so weit bin ich noch nicht," versetzte Reichardt, in daS Glas vor sich seyend, als wolle er des andern Blick vermeiden,weiß ich doch noch nicht einmal, wie ich meine Stelle aufkündige» soll, ohne wie ein Narr oder ein Undankbarer zu erscheinen."

Das mögen wirklich viele für die richtigen Be­zeichnungen halten," erwiderte der Kupferschmied trocken, ich sehe aber, wie kalt Sie die Tinge betrachten,, und es wird sich freilich wenig gegen die Unmöglichkeit, in Ihren jetzigen Verhältnissen zu bleiben, sagen lassen."

Es ist so, Meißner:" sagte Reichardt, mit voller Bestimmtheit dem Blicke des Fragers begegnend,ich habe mich gegen Sie ausgesprochen, so weit es möglich war, und so lassen Sie das abgetan sein.

,Gut! aber Ihr ferneres Unterkommen ist damit nicht abgetan," warf der andere, sich jetzt ereifernd, ein, und danach haben Sie zu sehen, ehe Sie zur Kündigung gehen. Mr. Frost, denke ich, wird wenig Lust haben, Ihrer Ausdauer ein großes Zeugnis auszustellen; der Geschmack zum Porterspielen wird Ihnen jetzt wohl auch vergangen sein; Bekanntschaften haben Sie schwerlich schon genug, um etwas anderes ergreifen zu können "

Ich weiß altes, was Sie sagen wollen, unter- brach Reichardt den Sprechenden und keß den KM schwer j

in die Hand sinken,ich habe mir das schon selbst gesagt, 1 und doch werde ich mich dem Glück oder Unglück über­lassen müssen"

Gut, so sind wir damit fertig ein anderes Bild!" rief der Kupferschmied, mit einer eigentümlichen Mischung von Aerger und Humor.Das gnädige Fräulein vom Schisse ist wieder hier, wenn Sie es noch nicht wissen sie scheust aber jetzt im Ernste eine gnädige Fran gewor­den zu sein."

Wer Mathilde?" fragte Reichardt überrascht.

Der andere nickte.Ich begegnete ihr gestern Mittag am Broadway, wie sie in Sammt und Seide einen alten Gentleman mit sich schleifte. Ich hätte gerne gesehen, ivas sie bei meinem Anblick für ein Gesicht ziehen.oe, aber sie bogen ins Prescott-Haus ein, eben als ich mich bemerkbar machen wollte."

Reichardt sah, wie von einepl Gedanken berührt, in des Erzählers Augen.Und Sie sind sicher, daß Sie, lieh nicht getäuscht haben?" fragte er.

Ich denke, wenn man fast eine Viertelstunde brauch', um sich zu überzeugen, ist man ziemlich sicher!"

Reichardt schien noch immer seinen früheren Ge- U verfolgen.Ziehen Sie Ihren andern Rock an. Meißner," sagte er endlich,wir machen ihr einen Bestich!"

, .Ich?" rief der Kupferschmied sich wie entsetzt von sturem iLckuhl erhebend,soll mich der Himmel bewahren! Zn memer Bekanntschaft mit ihr steht nichts von einem ^ergip mein nicht; sie hat mir auf dem Schisse meine j Gedanken über ihre Verhältnisse vom Gesicht ablesen -öunen."

Aber ich versichere Sie, daß sie gegen mich mit der g:vplen Freundlichkeit von filmen gesprochen hat!"

Das ist ihre Sache, ich mag aber solche Frauen­zimmer nicht, die ans Spekulation nach Amerika gehen und sich da lieber einen reichen Granbart einsanaen, als zu leben und zu arbeiten wie die andere Jugend"

Me ß. er."

S 6 . pahrgaag.

von der Deutschen VMksPartei war es nicht so sehr um die Sache zu tun, als um die Person Erzbergers. Um' einer persönlichen Anfeindung willen haben sie dem deut­schen Volk, seinen Feinden und der Welt das unerfreuliche Schauspiel gegeben, daß die gestürzte Schickste eines be­siegten Volkes, seinem Unterhändler in der »ngerechtfertigt- Kan Weise in den Rücken fällt. Herr F-öch muß sich ^ ins Fäustchen lachen, wenn er davon liest. Der Erfolg der ganzen Debatte wird der sein, daß sich Foch sagt, ich bin aus dem rechten Weg mit dieser Knechtung des deutschen Volkes. Statt daß wir das in ruhiger Stille ausmachen, schlägt man diese unsere Schwäche in alle'- Öffentlichkeit breit. Es ist ein trübes Thema, das hie. erörtert wurde, ohne daß auch nur im geringsten etwas daran zu ändern war. Für künftig wird, wie schon letzt­mals, die letzte Entscheidung die der Nationalversamm­lung sein, ob die Waffenstillstandskommission dem Ans wärtigen Amt unterstellt wird oder nicht. Jedenfa kann nichts als Arbeit uns noch retten und jedes e.. lichen Deutschen Pflicht ist es, hier mitzuwirken. Und uo.g eines, und das geht Herrn Dr. Vögler und seine Freunde sthr nahe an: das fremde Kapital im deutschen besitz- muß zur Verfügung gestellt werden zur Be­zahlung der einzusührenden Lebensmittel. ,

Paris, 20. Febr. In der Kammer sagte Vizeprä­sident Mottestier, Frankreich hege große Verehrung für Clemenceau, da er so viel zmn Siege beigetragen und einen so opferwürdigen Frieden errungen habe.

Prinz Joachimabgeschoben".

München, 20. Febr. Wie dieNeue Ztg." mel­det, ist Prinz Joachim von Preußen, der mit feiner Ge- mahlin gestern hier festgenommen wurde, an den gestrigen Vorgängen nicht beteiligt- Er wird unter Bedeckung über die Gnmze nach Preußen abgeschoben werden.

Es wird immer toller.

Hof, 80. Febr. Bei einer Kundgebung wegen der Aahrnngsmittel- und Kohlennot zogen gestern Soldaten und Arbeitslose zum Rathause, holten den Oberbür­germeis... Neusten heraus, der gefesselt im Zuge mit- zehen mußte, nmd schleppten beimHofer Anzeiger" den Chefredakteur mit fort. Beim Oberbürgermeister hielt ne Menge Haussuchung nach Nahrungsmitteln, aber vergebens.

Nun ja, da? ist ein Punkt, in dem wir noch niemah übereingestimmt haben, also lassen wir die Sache, und Sie. gehen allein. Werden wenigstens gleich hören können, waS aus dem Menschen geworden ist, den Sie damals in St. Louis Sie wissen ja! Dummes Zeug!" unterbrach sich der Redende, als Reichardts Gesicht sich in der Plötz­lich wachgernsenen Erinnerung verfärbte,wir hätte, längst irgend eine Andeutung, wenn nicht alles in Ord­nung wäre! aber noch eins," fuhr er fort, als sich der andere erhoben hatte, und faßte dessen Hand,ich be eine Art Ahnung, waS Sie so schnell zu der Gnä­digen treibt tun Sie keinen raschen Schritt, der Sie aus Ihrer jetzigen Stellung bri"ien könnte, Reichardt! Ich weiß nicht, welche Mücken .' ynen im Kopse stecken; aber wenn Sie mit dem alten Herrn wie mit dem jungen so stehen, wie Sie sagten, so kann es doch gar nichts geben, was sich nicht ausgleicheil ließe. --- Denken Sie daran, wie schwer erlangt wird, was sich so leicht ausgeben laßt!"

Reichardt drückte mit warmer Empfindung die ihm gebotene Hand.Sie sind ein lieber, treuer Freund, Meiß­ner, und Sie wissen, wie ich es anerkerume," sagte er, wenn ich Ihnen aber auch alles zeigen wollte, was in mir lebt, so würden Sie meine Gesühlsweise doch eben so wenig verstehen, als ich oft die Ihrige; glauben Sie mir, was ich tun werde, m n ß ich tun, um meiner selbst willen!"

So gehen Sie denn Ihren Weg 's ist schon richtig,- wir nicht einer wie der anderressiird, der Herrgottiimrd ja aber wohl Kostgänger von meinerSorte auch notwendig haben!" erwiderte der Kupferschmied, und man wußte nicht, war cs Aerger oder Weichheit, was in seinem Tone klang.Wenn Sie aber einmal wieder Ihren VorteilIhrer Gesühlsweise" halber weg- grswßen haben, und Sie wissen nicht mehr, wie sich zu besten, sv denken Sie wieder daran, wo der Kupferschmied :i Hanse ist!" Er nickte kräftig mit dem Kopfe, stürzte b-n Reff seine? Vieres hinab und geleitete dann schweigend den andern nach dem Aistaavge.