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Ptz. Aahrgs»,.
Leider ist die Stuttgarter Fn'ihvost heute wieder nicht eingeixoffen, was uns zu dieser Ausgabe veranlaßt.
A>tritt kt auf Clemenceau.
^ Paris 19. Fedruar.
"Heute mö gen 8.45 als sich Clemenceau von seiner Wohnung ins Kriegsminisieiium begab feuerte ein Indimdium 5 Nevolverschüsse auf ihn ab die das Verdeck des Kraftwagens durchschlugen. Eine Kugel traf Clemenceau leicht a» der Schulter. Der Ministe Präsident kehrte zu Fuß in seine Wohnung zu ück wo sich ge enwärlig ein Arzt um ihn bemüht. Der Attentäter ist ver' astet.
Wirtschaftliche Lago der Industrie im Reich.
D.P.C. Die wirtschaftliche Lage der Industrie zeig, an Trostlosigkeit ein kaum noch zu überbietendes Bild. Als empfindlichste Schädigung des Wirtschaftslebens tritt nach wie vor die Verkehrsnot in die Erscheinung, auf deren Besserung für lange Zeit, nicht zu rechnen ist. Mangel der Kohlen-, Rohstoffe- und Materiallieferungen (es fehlen nicht nur Sparmetalle, sondern auch Eisenbleche und Eisen), steigende Kosten aller Materialien, Verteuerung dev Produktion setzen die Industrie der schwersten Belastungsprobe aus. In weitgehendem Maße sind einzelne Betriebe, ja ganze Industrien zur Stillegung oder doch zu weiterer Einschränkung der Produktion übergegangen. So hat die Zellstoff- und Papierindustrie größtenteils geschlossen, wodurch die Gefahr einer neuen größeren Papiernot akut wird. Die Ziegeliiidustrie teilt das gleiche Los. Der letztere Umstand kann dazu sübren, daß wegen des langen Herstellungsprozesses für ( 1920 möglicherweise so gut wie gar keine Mauersteine zur Verfügung. stehen. Zn allen diesem Umständen kommt der seit Jahren beobachtete, in letzter Zeit geradezu krisenhaft gewordene Rückgang der Leistungen de^ einzelnen Arbeiters, worüber in erschreckendem Maße u. a. berichten: die Handelskammern der Berg- baubezirke. die Lederindustrie, die Feinmechanikindnstrie.
Daß die außerordentlichen Lohnerhöhungen die Rentabilität der Betriebe nunmehr ausschließen, davon berichten vor allem die Metall-, Zigarren, Oelindustrie, das Baugewerbe, der Salinenbau, das Buchdruckgewerbe und die Lederindustrie, in welch letzterer jetzt die Löhne das Siebenfache der Friedenslöhne betragen. Auch die für de.. Export im Frieden außerordentlich wichtig gewesene elektrotechnische Industrie, die in Friedenszeiten zu ungefähr 50 Prozent Erportindustrie war, steht vor der sicheren Aussicht, dem Ausland gegenüber nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. Die enorme Produktionsverteuerung schließt eine Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt vollkommen aus und eine Ueberscbwemmung des deutschen Marktes mit ausländischen Fabrikaten, namentlich amerikanischen Waren, wird u. a. befürchtet von der Maschinenindustrie, der optischen Industrie, Schuhindustrie, Papierindustrie, Spielwarenindustrie, Porzellan- und Steingutindustrie. Schon jetzt führen die Amerikaner in die linksrheinischen Gebiete Pneumatiks und sonstige Gummiwaren in zunehmender: Menge und zu geringerem Preise, als sie die deutschen Fabriken unter den heutigen Verhältnissen fordern, ein, und suchen diese Waren auch rechtsrheinisch zu verbreiten. Abgesehen von den Herstellungskosten wird vielfach befürchtet, daß der niedrige Markkurs, Deutschlands Kredit, eine Ausfuhr nicht zulassen wird.
Arbeitsmarktlage im Reiche.
D.P.C. Die Arbeitsmarktlage der verflossenen Woche gegenüber der Vorwoche ist im wesentlichen unverändert. Große Nachfrage nach Arbeitskräften besteht nur in der Landwirtschaft, im Bergbau, in der Bekleidungsindustrie (Schuhmacher, Schneider) und Holzindustrie (Möbelschreiner und Stellmacher). Der Widerstand der Arbeitslosen, sogar der ledigen gegen Arbeit auf dein Lande, im Grenzschutz, im Bergbau über Tag, bei Notständsarbeiten und sonstigen Stellet! mit großem Arbeitermangel, tritt täglich mei> in die Erscheinung, ebenso die Beeinflussungen der Arbeitsuchenden in den Hauptindustriezentren durch unzufriedene und unruhige Elemente. — Der weibliche Arbeitsmarkt hat sich weiter verschlechtert; desgleichen stößt die Vermittlung weiblicher Arbeitskräfte aufs Lan^ immer noch auf großen Widerstand. Einrichtungen vo.^ Haushaltungskursen in mehreren Industriezentren suchen diese Schwierigkeiten zu beheben. —In den kaufmänni-
Lin Oeulsester
V»n Stts Rn-M«.
^ ' An demselben Tage aber schien John aus Reichardt gewartet zu haben, asts dieser das Büro verließ. „Well, Sir," sagte er leicht, „Sie sind der Einladung meine Schwester nicht gefolgt — geht mich auch nichts an, und Sie mögen das mit ihr abmachen. Vater äußerte aber gestern abend, daß er Sie gern einmal wieder spielen hörte, und wunderte sich über Ihr Ausbleiben."
„Ich werde kommen, Sir, wenn es gewünscht wird," erwiderte Reichardt, „sagen Sie mir nur den Abend."
Ter junge Frost blieb, von dem Tone des Sprechenden betroffen, stehen und sah diesem ins Gesicht. „Jetzt, Reichardt," sagte er, des andern Arm fassend,, „kommen Sie niic einmal nicht weg, bis ich weiß, was mit Ihnen los ist. Hat Sie etwas in unserem Hause gebissen, daß Sie dort krank wurden und nicht wieder- hin mögen?"
„Habe ich Ihnen denn nicht gesagt, daß Sie mir nur die Zeit angeben sollten?" erwiderte Reichardt, während das Blut leicht in sein Twsicht stieg.
„Zeit! Man komm. AU irgend einer Zeit, wo inan gern hingeht, Sir!" gab John mit einem Kopsschütteln zurück. „Ich will Ihnen nichts entlocken, ivas Sie für ich behalten wollen, aber Sie sind mir seit dem Ge
sellschaftsabend ganz fremd geworden. „Lassen Sie nur, Sir, und bestimm
Minen sie mir euren
Tag
„Gut, so kommen Sie heute und Sie treffen uns sämtlich zu Hause." . ^
Reichardt schlug einige Stunden spater, fast ohne Erregung, den Weg nach Frost's Hause ein. Er war sich jetzt seiner Gefühle völlig bewußt, aber sie lagen bewältigt tief in seinem Herzen und wenn er auch wußte, daß er einem fortgesetzten Verkehr in Margarets Gesellschaft nicht gewachsen war, so glaubte er doch kür die.
Dauer eines"Abends eine volle'Herrschaft über sich bewahren zu können.
Er traf nur den alten Frost in dem Zimmer, in c>as er geiviesen ward. Dieser aber hieß ihn mit sichtlicher Befriedigung sich niederlassen, sprach erst über allgemeines Neuyorker Leben und äußerte sein Befremden als er von Reichardts Zurückgezogenheit hörte. Als aber John geräuschvoll mit der Nachricht von dem bevor- I stehenden Zusammenbruch eines Handelshauses eiutrat, spann sich das Gespräch auf das Geschäftliche hinüber, und ehe Reichardt, der sich bei dein zwanglosen Tone fast heimisch zu fühlen begann, nur wußte, wie er dazu gekommen, sah er sich schon mitten in einer warmen Erörterung über europäische und amerikanische Geschäftsehre, kritisierte er Neuyorker Spekulation im Vergleiche mit deutscher Solidität, und mit einem leisen Lächeln folgte der alte Geschäftsherr seinen Darlegungen.
Das Gespräch war durch Margarets Eintritt unterbrochen, die rasch auf den Gast zutrat. Dieser hatte sich erhoben, hatte nur einen einzigen Blick in ihre Angen, die wie in einer stummen Frage auf ihm richten, geworfen und dann die ihm entgegengestreckte Hand an seinen Mund gezogen, ohne diesmal Widerstand^ zu finden; er wurde sich dessen aber erst später bewußt, denn mit des Mädchens Herantritt war ein Widerschein der ganzen Befangenheit, wie sie sich während des letzten Zusammenseins mit ihr bemächtigt, über ihn gekommen, und jeder Versuch, die Herrschaft über sich zu gewinnen, schuf nur einen Zwang in seinen Bewegungen, dessen er sich bewußt war, ohne ihn von sich streifen zu können. Cr folgte der Aufforderung zum Klavierspiel; er spielte aus seiner Erinnerung, verwebte diese mit seinen eigenen Gedanken und gab allem, was in ihm lebte, Ausdruck; aber es konnte nicht immer gespielt sein, und al^ er sich erhob, überhörte er fast des alten Frost aner kennende Worte vor Margarets wunderbar tiefem Blicke, her an ihm hing, aber zu Boden floh, als er sein
schen Arbeitsmarkt wird es in absehbarer Zeit kaum möglich sein, die kaufmännischen und technischen Angestellten in anderen Berufen unterzubringen, hier kann nur eine vermehrte Wiederaufnahme der Arbeit im früheren Ausmaße helfen. / . ^
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Unabhängige Kommunalpolitik.
D.P.C. In einem Leitartikel „Neues Recht für die Gemeindevertretungen" erhebt die „Freiheit", das offizielle Organ des Spartakusbundes, die Forderung, daß der Magistrat in der Gemeindevertretung abzuschaffen sei und das Zweikammersystem jeder Berechtigung ent- beehre. Etwas anderes sei es, wenn den Arbeiterräten in der künftigen Gemeindeverfassung neben den Stadtoerordneten eine Stellung gewährt würde. Es müßte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, in Fragen, die )as Proletariat angehen, entscheidend einzugreifen. Außerdem könnten sie das Recht erhalten, bei wichtigen Beschlüssen der Stadtverordneten, die ihnen mit den Interessen des arbeitenden Volkes in Widerspruch zu stehen cheinen, Einspruch zu erheben und ein Plebiszit herbei» ;uführen.
In Württemberg gibts nun zwar keinen Magistrat, nan wird sich wohl auch weiter vor ihm hüten. Aber etzt man statt Magistrat Bürgerausschuß, so werden obige Forderungen auch für uns gelten. Statt Demokratie vollen aber die Unabhängigen das Aussichtsrecht eines einzelnen G? .des über die Gemeindevertretung, das heißt :ine Neust ge der alten Standesvvrrechte. Wir verreisen jetzt Arbeitsgemeinschaft der äußersten Rechten ind Linken in der Opposition.
— Luftschiffahrt. Tie Zeppelin-Luftschisfwerft in Friedrichshasen plant für den Sommer 1919 die Einrichtung einer Luftverkehrslinie Berlin—Schweiz, für den eine leichte Art von Zeppelin-Fahrzeugen gebaut werden soll-
— Fleikfieber. Wie der „Bad. Landeszta." von fachmännischer Seite mitgeteilt wird, mehren sich in: besetzten Gebiet die Fleckfieberfälle auffallend. Das französische Oberkommando läßt die ans dem Osten zurück- gekommenen deutschen Soldaten jetzt zur Beobachtung internieren. _ ..- - -
Auge traf. Und eine sonderbare Unterhaltung war es, die jetzt folgte. John hatte sich in einen Lehnstuhl geworfen, schien zu beobachten und ließ nur hie und da ein Witzwort hören; Reichardt hatte eine Bemerkung des alten Frost aufgegriffen und bestrrbte sich etwas zu sagen, ohne doch zu einem freien Gedanken gelangen zu können, und der alte Herr unterbrach ih.., um seiner Ansicht selbst den rechten Ausdruck zu geben; Margaret lauschte den gesprochenen Worten, bald aber Zockten diese gänzlich, und John meinte endlich, es werde dieser Unterhaltung nicht viel schaden, wenn sich Reichardt noch einmal an das Klavier setze, eine Aus- sordernng, der der junge Mann mit erleichtertem Herzen nachkam. AIS er sich aber wieder erhob, hielt er es für das beste, nicht noch einmal den Vermch zu einem Gespräche abzuwarten und sich bei Zeiten zu verabschieden. Ter alte Frost bedauerte, daß er schon ;o jrüh ausbreche, drückte ihm aber mit einer Herzlichkeit die Hand, die Reichardt bis ties in die Seele Wohltat. John meinte, Reichardt sei der wunderlichste Heinrich, der ihm je vorgekoinmen. Margaret erhob sich leicht, als er sich gegen sie verbeugte, ohne inoesjen das Äuge vom Boden zu heben, und als Reichardt die Straße erreicht und sich Zum Heimweg wandte, sn lie er eine Anwandlung sich selbst zu ohrfeigen. „Was können sie über mich denken, als mich für einen gesellschaftlichen Simpel zu halten?" brummte er vor sich hin, „und wie mag sie urteilen?" klang es in ihm, er sprach es /aber nicht aus, und erst nach einer geraumen Weile be- g.mn er wieder einen Halt in sich zu suhlen. „Mögen sie es doch," brummte er aufs neue, „so bin ich wenigstens vor ferneren Einladungen sicher, kann jedem nenen- Kcunpfe aus dem Wege gehen und erhalte^Ruhe — aber es war dennoch ein halbnuterdrücktcr Seufzer, der -ieser Selbströftung folgte.