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Miklwoch, dev Itz Frbruar IttlS

88. Iairryavs.

ES ist ausgefallen, daß über die großen Kundgebung^., in München am letzten Sonntag so wenig, uni nicht zu sagen: nichts bekannt wurde. Die Regierung Eisners hat offenbar keine Meldungen von Belang hinausgehen lassen und die Zeitungen unter Beobachtung gestellt. Und doch weiß man genau, daß in München und Nürnberg und damit vielleicht in ganz Bayern ein Kampf von ent­scheidender Bedeutung sich abspielt, vorläufig ohne viel Pulverdampf und Blut, weil der Kampf noch nicht viel über die. erste Entwicklung hinausgekommen ist. Aber man darf sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß die Lunte schon am Pulverfaß liegt. Es handelt sich kurz gesagt um den Existenzkampf des Rätesystems irn all­gemeinen und um die Machtstellung Eisners im be­sonderen. Beide führen den Kamps zwar bislang noch scheinbar getrennt, aber ersichtlich mit dem gleichen Zweck. Die Volksstimsnung in Bayern, darüber kann kaum ein Zweifel sein, ist gegen die Räte ebenso sehr wie gegen die Herrschaft Eisners eingenommen; nichts ist so be­zeichnend, als daß bei den Landtagswahlen in Bayern weder Eisner noch sein aus Hamburg herbeigekommener Freund und Finanzminister Jaffe irgend ein Landtags­mandat in Bayern zu erobern vermochten, obgleich beide in einer ganzen Anzahl von Bezirken ihre Namen auf die WahlzeUel setzen ließen. Nun hat der Minister für das Heerwesen, Roß Häupter, der Volksstimmung Rech­nung tragend, eine völlige Umbildung des Heerwesens aus der Grundlage derVolkswehr und der allgemeinen Dienstpflicht in Aussicht genommen und dabei Zustim­mung des größeren Teils des Ministeriums, namentlich auch von Seiten des Ministers Auer gefunden. Der A.- und S.-Rat München setzte dem Plan sofort den heftigsten Widerstand entgegen. Die Einrichtung einer Bürgerwehr ,..it geordneter Verwaltung würde die A.- und S.-Räte entbehrlich machen und sie jedenfalls der politischen Macht entkleiden; die Räte aber sind die einzige Stütze der Herr­schaft Eisners, der zwar am liebsten auch ohne die Macht­ansprüche der Räte regieren möchte, diese aber doch zurzeit nicht entbehren kann. Der Versuch, Roßhaupter und seiiw Weiße Garde" im Ministerium zu stürzen, ist bis jetzt nicht gelungen, offenbar weil eben die Mehrheit der Re­gierung zu Roßhaupter steht. Die Katastrophe durch Ge­walt herbeizuführen, wie wahrscheinlich geplant war, ließ sich auch nicht durchführen, weil sowohl Mebrheitssoz ia- >

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V»n Ttts NupviuS.

"Fast eine Stunde mochte er bereits seinen Platz ins 8üro eingenommen haben, und er begann sich eben zu vundern, daß sich der Kassier noch nicht eingestellt hatte rls John aus dem vorderen Raume ins Kassenzimmei. :rat und die Tür hinter sich zuzog.Nun. die Krank­heit vorüber?" rief er launig, an den arbeitenden Rei- hardt herantretend, warf aber den Kopf zurück, als er in das Gesicht des Aufblickenden sah.By George, Sie sehen schlecht ans, Mann," sagte er,was ist denn los mit Ihnen? ich denke doch nicht, daß sie im Geschäft Streiche wie gestern Abend machen werden?"

Hat keine Gefahr, Sir," erwiderte Reichardt mit :inein halben Lächeln.Ich bin völlig wieder wohl, und senke mich auch so zu halten!"

Well, Sir. das ist gut aber wegen gestern Abend," versetzte der andere, noch immer das bleiche Gesicht des Deutschen betrachtend,es hat mir etwas Mühe gekostet, sie Gesellschaft über Ihr Davonlaufen zu beruhigen; die Mädchen schienen sich sämtlich für Sie interessiert zu haben." Reichardt fühlte seine Brust enger werden; ei glaubte, hören zu müssen, wie sich Margaret geäußert, und kaum wußte er, sollte er es wünschen oder fürchten.

John aber brach mit einem:Doch die Hauptsache, weshalb ich kam!" ab und zog die Stirn in Geschäfts­falten.Mr. Bell wird für zwei oder drei Tage ab­wesend sein," fuhr er fort,ob er krank ist, ob er Hoch­zeit mit seiner Wirtin machen will, oder was sonst los ist, weiß ich nicht. Vater hat seine Zustimmung gegeben, und es fragt sich jetzt nur, ob Sie glauben, während der Zeit allein fertig werden zu können."

Ncichardt sah überrascht auf, und seine Backen fingen an, sich wieder zu röten. -,Jch denke", erwiderte er,wenn mir so viel Vertrauen geschenkt werden soll i

^ ^ r 2 - l lptecn als Gewerkschaftler und sonstige Kreise der zum ' machte, daß" das Ministerium gewisse Garantien gebe,

L e? -sLrtegsZMttMD m Badern. Putsch ausersehenen Demonstration am Sonnlag mit dem daß die Unterhändler für den Waffenstillstand mehr unter

' ausgesprochenen Zweck desSchutzes der Regierung" Einfluß und Aufsicht des Auswärtigen Amts kommen, also doch wohl Roßhaupters, Auers usw. -- sich anschloßen. s Bei der Entscheidung über Annahme oder Ableh- Dre Überrumpelung war also in ihrem Erfolg mindestensg der Waffenstillstandsbedingungen am Sonntag wa- -weifelhaft, und so begnügte sich Eisner, an der Spitze xxnach derVoss. Ztg." nur wenige Mitglieder der

oes Zpges zu erscheinen. In Nürnberg dagegen p. Reichsregierung und der zu den Beratungen zugezogenen

die Überraschung durch die Spartakisten besser gelungen. - Fraktionen in Weimar anwesend, die meisten waren übe, Ber einem Umzug, der nacv den üblichen Versammlungen '

veranstaltet wurde, fielen die auch aus Berlin bekannten Schüsse gerade in dem Augenblick, als die Spartakisten vor dem ins Auge gefaßten Gebäude, in diesem Fall dem Generalkommando, angekommen waren. Mittels zufällig vorhandener Handgranaten, Maschinengewehre usw. wird das Haus gestürmt, besetzt und Nürnberg ist nun in den Händen einer kleinen spartakistischen Minderheit. München wäre es, wenn nicht dort die Nichtspartakisten etwas vor­sichtiger gewesen wären. Wer die Lunte liegt am Pulver­faß. Der Kongreß der A.- und S.-Räte Bayerns, der gegenwärtig in München tagt, hat die Fanfare geblasen. Er steht ganz unter dem Einfluß der Bolschewisten Levien- Mühsam-Landauer und er wird die erste Gelegenheit er­greifen, seinen Willen zur Macht durch eine neue Ueber- rumpelung durchzusetzen, die Mehrheitssozialdemokratie und Bürgertum vielleicht weniger vorbereitet trifft als am 16. Februar. »Es ist - ein Kriegszustand in Bayern, der Lur Entscheidung drängt und der auch deshalb das Interesse herausfordert, weil er typisch sein wird für manche andere Reichsteile. Wollen sich die gemäßigten Elemente , der Bevölkerung vor der Gewaltdiktatur einer kleinen, aber entschlossenen Minderheit bewahren, so müssen sie wachsam und einig sein.

/ Neues vom Tage.

Die Unstimmigkeit.

Weimar, 18. Febr. Gestern nachmittag fand nach Schluß der Sitzung der Nationalversammlung eine mehr­stündige Beratung des Ministeriums statt, der auch Grat Brockdorff-Rantzau beiwohnte. Brockdorff führte Klage, daß das Ke.binett die Waffenstillstandsbe- dittgnngeu gebilligt habe, die er in seiner Rede in der Nationalversammlung als schlechthin unannehmbar bezeichnet habe. Das Ministerium bat Brockdorfs, sein Amt vorläufig weiterzufübren, was dieser davon abhängig

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Vertrauen handelt es sich jetzt nicht, das haben Sie vom ersten Tage an m noch größerem Maße besessen, als ich selbst vielleicht, wenn ich auch heute noch nicht weiß, wo der Haken steckt. Also ich übergebe Ihnen in aller Feierlichkeit die Kassenschlüssel. Vater empfiehlt Ihnen nur noch, Beils Bücher unberührt zu lassen und nur ein Hilfsbuch zu führen."

Reichardl Halle mit einem Gefühle, das sein ganzes Innere hob und allen Schmerz der letzten Nacht in den Hintergrund drängte, die Schlüssel ergriffen und verließ sein Pult.Ich hoffe, das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen, Sir," sagte er,und ich bitte Sie nur noch hier zu bleiben, bis ich den Kassenbestand mit dem Abschluß verglichen habe."

Nach einer Stunde saß Reichardt wieder allein und blickte wie in tiefen Gedanken über seine Bücher weg.Ich werde sein Vertrauen rechtiertigen, weiß ich auch nicht, woher er kommt," sagte er leise vor sich hin,ich werde es rechtfertigen, solbst da, wo es am bittersten und schwer­sten ist. Las ist der gute Geist, der die bösen von mir halten soll!"

18.

Drei Worben waren vergangen, W chm, von denen Reichardt meinte, daß sie ihn fünf Jahre älter gemacht, und doch hatten sie kaum etwas von besonderer Bedeu­tung gebracht. Bell hatte nach seiner Rückkunft mit deutlich ausgedrü.ltem Befremden R ichardis selbständige Verwaltung seines Amtes bemerkt, hatte eine lange Prü­fung des von diesem geführten Kassenbuchs vorgenommen und dem alten Frost, als dieser lächelnd gefragt, ob alles in Ordnung sei, kopfschüttelnd erwidert, er sehe bis jetzt noch nichts Unrechtes, indessen lasse sich das nicht im Augenblicke beurteilen, und er liebe es nicht, Unverantwortliche mit Geschäften voller Verantwortlich­keit zu betrauen, worauf jener mit einem leichten Kopf­nicken bemerkt, daß alles Geschehene unter seiner eige­nen Verantwortlichkeit erfolgt sei, was wohl genügen . werde. Dem Kassierer schien es indessen nicht zu ae- j

den Sonntag fortgereist. Dadurch sei es nicht möglich gewesen, der Entschließung der Re­gierung die breite Grundlage zu geben, die für die so überaus wichtige Maßnahme er- sorde rlich war. (!)

Katastrophale Wirkungen.

Berlin, 18. Febr. Der Vertreter der Marine- Jnter.ssen bei der deutschen Wafsenstillstandskoikunission in Spaa, Kapitän zur See Vanselow, hat um seine Entlastung gebeten, da er überzeugt sei, daß die am 16. Februar vom Minister Erzberger in Trier Unter­zeichneten und von der Reichsregieruna gebilligten Waf- senftillstandsbedingungen eine vernichtende Katastrophe in militärischer und wirtschaftlicher Beziehung für Deutsch land bringen werden.

* Hindenburg für Ludendorff.

Weimar, 18. Febr. Auf die verletzenden Aeu- ßerungen Scheide manns über General Luden­do rff in der Nationalversammlung hatte ein Stabs« offizier Ludendorffs sich beschsverdesührend an General- feldinarschall von Hindenburg gewandt mit der Bitte, die gegen den abwesenden General gebrauchten Beleidi­gungen zurückzuweisen. Hindenburg hat der Bitte ent­sprochen und lautTagebl." an den Ministerpräsidenten Scheidemann ein Schreiben gerichtet, in dem er die Verunglimpfung Ludendorffs auf das entschiedenste zu rückweist. Das Schreiben wurde durch Flugpost befördert.

Rücktritt.

" Berlin, 18. Febr. Der Vorstand der Nachrichten­abteilung des Auswärtigen Amts, Heilbronn, wirkt zurücktreten.

Wehrschule.

Berlin, 18. Febr. Demnächst soll an Stelle der bisherigenKriegsschule" eineWehrschule" in Pots­dam eröffnet werden. Zum Kommandanten wurde Oberst

nügen, wenigstens sah Reichardt sein Hilssbuch, ohne in die Bücher übertragen zu werden, zur Seite gelegt; sah Belts eigentümliche Schroffheit gegen sich im Zunehmen, und ein Gefühl von Bitterkeit hatte sich in Reichardt fest',Il­se tzen begonnen, daS ihm alle Arbeitslust zu nehmen drohte.

Reichardt war am Ende der Woche nach langem Ratpflegen mit sich selbst zu dem Entschlüsse gelangt, sich um keine Miene des Kassierers mehr zu kümmern, und wenn auch ohne Freude, so doch ohne steten Aerae- einer Pflicht nachzuleben, als sich ihm John beim .neu des Büros anschloß.Meine Schwester. Sie sehen, Reichardt," sagte er,sie hat Sie schon im Laus der Woche erwartet, ich habe Sie aber entschuldigt und ihr eine so herzzerreißende Schilderung von Ihrem leiden­den Aussehen gemacht, daß sie seitdem Ihrer mit keinem Worte mehr erwähnt hat kommen Sie aber doch ein­mal abends!"

Reichardt hatte nur zwei kurze Blicke in das Gesicht des Sprechenden geworfen; als er sich aber jetzt von diesem trennte, mußte er sich die eigentümliche Miene wieder vorstellen, mit der jener zu ihm getreten war. Ahnte er etwas von dem, was in Reichardts Innern oorging, und ließ im Stillen seinen Humor spielen?

Tie zweite Woche hatte ihren Anfang gleich der ver­gangenen genommen, nur daß Reichardt sich bestrebte, die möglichste Gleichgültigkeit dem Wesen des Kassierers entgegenzusetzen und diefen nur in Fällen, wo es sich nicht umgehen ließ, als überhaupt anwesend zu betrach­ten, und er fühlte schon nach den ersten zwei Wochen, daß sein Verfahren nicht ohne Wirkung blieb. Keiner schien sich mehr um den andern zu bekümmern. Reichardts Erfahrung ermöglichte es ihm, seine Arbeit ohne Fragen zu verrichten, und Bell schien von des andern Tätigkeit nur Notiz zu nehmen, wenn dessen Arbeiten aus seinem '"ulte lagen. i ,